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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung

Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Nummer 77

Alteusteig, Dienstag, den 2. April 1948

8 3. Jahrgang

Regierungserklärung im schwedischen Reichstag

England und Frankreich waren entschlossen, den Krieg von Schweden aus zu führen

Stockholm, 1. April. Die schwedische Regierung hat am Mon­tag in den beiden Kammern des Reichstages eine Erklärung über die politischen und diplomatischen Ereignisse während des finnisch-russischen Konfliktes und über die Haltung Schwedens hierzu abgegeben.

Die Regierungserklärung enthält im wesentlichen einen historischen Rückblick auf die Ereignisse, die zumeist bekannt sind. Leber die Haltung der Westmüchte enthält die Erklärung jedoch eine Reihe außerordentlich interessanter neuer Mitteilungen, so über die Tatsache, daß der französische Ministerpräsident Dala- Ner am 2. März, also zu einer Zeit, als bereits Gespräche über Len Frieden zwischen Finnland und Rußland geführt wurden, dem schwedischen König eine Mitteilung über die Stärke der französischen und englischen Truppen zugehen ließ, die nach Finnland geschickt werden sollten, sowie über die Frage der Durchfahrt dieser Truppen durch Schweden. Der schwedische König sprach in seiner telegraphischen Antwort den Wunsch aus, die von den Westmächten geplante Aktion möge nicht zustande kommen, da er wegen ihrer Konsequenzen äußerst besorgt sei. Der König fügte hinzu, daß nach wie vor Versuche gemacht wür­den, einen für Finnland annehmbaren Frieden zu erzielen.

Am gleichen Tage, also am 2. März, richtete der britische Ge­sandte in Stockholm im Aufträge seiner Regierung eine münd­liche Auslage an den schwedischen Außenminister, in der er er­klärte, die Regierungen in London und Paris seien der Auffas­sung, daß die einzige Weise, in der sie Finnland wirksame Hilfe leisten könnten, die Entsendung englischer und französischer Trup­pen sei. Diese Truppen müßten norwegisches und schwedisches Gebiet passieren. Die britische Regierung beabsichtige, um förm­liche Genehmigung des Durchmarsches zu bitten. Die britische Regierung sei sich dessen bewußt, daß die schwedische und norwe­gische Regierung befürchten könnten, daß dieses Vorgehen eine starke Reaktion in Deutschland auslösen könnte.

Für diese Eventualität seien die englische und die französische Regierung bereit, Schweden und Norwegen weitgehende mili­tärische Hilfe zu leisten und die Vorbereitungen seien schon weit vorgeschritten.

Diese britische Darlegung wurde am selben Tage vom hiesigen französischen Gesandten im Aufträge seiner Regierung unter­stützt. Jedoch wurde die Anfrage von der schwedischen Regie­rung am 2. und 3. März mündlich abschlägig beschieden. Am 5. März ließ die finnische Regierung über die schwedische Regie­rung und deren Gesandten der Moskauer Regierung Mitteilen, Latz sie die bereits früher übermittelten russischen Vorschläge im Prinzip annehme und eine Mitteilung über Zeit und Ort für die Erörterung der Verhandlungen erwarte. Sie schlage gleich­zeitig den Abschluß eines Waffenstillstandes vor, und zwar brachte der schwedische Gesandte in Moskau den Termin des 8. März 12.00 Uhr vormittags in Vorschlag. Der Vorschlag für einen Waffenstillstand wurde jedoch russischerseits nicht angenom­men. Am 6. März wurde die Sowjetregierung dahin unter­richtet, daß die finnische Regierung beschlossen habe, eine Abord­nung von fünf Personen nach Moskau zu schicken.

Am 8. März wurde der hiesige britische und französische Ge­sandte durch den schwedischen Außenminister über Schwedens Beitrag zur Eröffnung der Friedensverhandlungen informiert. Dabei wurde hervorgehoben, daß ein deutsch-schwedischer Kon­takt in dieser Frage nicht vorgekommen sei. Gleichzeitig unter­strich der Außenminister, daß die Gerüchte von einem schwedischen Druck auf Finnland unwahr seien.

Obgleich die Friedensverhandlungen weitergingen, überreichte am 12. März 12.00 Uhr mittags, wie in der schwedischen Regie­rungserklärung festgestellt wird, der britische Gesandte in Stock­holm dem schwedischen Außenminister folgendes Schreiben: Gemäß Instruktion von Seiten des britischen Außenministers beehre ich mich zur Kenntnis zu bringen, daß die britische Regie­rung von der finnischen Regierung ein eindeutiges Ersuchen er­halten hat, daß die britischen und französischen Regierungen an die schwedischen und norwegischen Regierungen einen sofortigen Antrag stellen möchten, die Durchfahrt britischer und französi­scher Truppen nach Finnland über schwedisches und norwegisches Staatsgebiet zuzulassen. Unter diesen Umständen habe ich die Ehre, um die Einwilligung der schwedischen Regierung zu er­suchen für baldige Durchfahrt solcher Truppenverbände über schwedisches Staatsgebiet". Eine gleichlautende Mitteilung wurde vom britischen Gesandten in Oslo übergeben.

Zn der schwedischen Regierungserklärung heißt es hierzu: -Zm Hinblick auf das vorgeschrittene Stadium, das die Moskauer friedensverhandlungen erreicht hatten und hinsichtlich dessen, wie mir (Außenminister von Günther) der Außenminister Auner ausdrücklich versichert hat, von finnischer Seite bei den Mmächten lein Ersuchen «m Hilfe gemacht worden sei, ent- Wrete ich dem britischen Gesandte», daß man die Sache ans sich i«»hen lasse« solle, wenigstens bis zum nächsten Tage. Schon

am Abend desselben Tages wurde der Friedeusvertrag in Mos­kau unterzeichnet."

Ueber die früheren Aktionen der Westmächte wird in der Regierungserklärung mitgeteilt, daß auf die französischen und britischen Memoranden vom 27. bezw. 28. Dezember, in denen Finnland ein indirekter Beistand zugesichert worden war, die schwedische Regierung mitgeteilt habe, daß Schweden bereit sei, mit allen Mitteln Finnland zu helfen, jedoch mit Aufnahme einer militärischen Intervention. Am 13. Januar fragte die britische Regierung in Stockholm an, wie sich Schweden zur Frage der Durchreise durch schwedisches Territorium stelle. Die schwedische Regierung antwortete darauf am 23. Januar, daß sie keine Hindernisse für die Durchfahrt einiger hundert britischer Freiwilliger mit Spezialausbildung durch Schweden sehe. Diese Freiwilligen sollten jedoch keine aktiven Posten in den Streit­kräften der Westmächte bekleiden und sich in Zivil und in kleinen Gruppen nach Finnland begeben. Zu der Frage der Entsen­dung schwedischer Truppen wird in der Regierungserklärung fest- gestellt, daß bereits auf eine Frage des damaligen finnischen Außenministers Erkko anläßlich der Zusammenkunft der nordi­schen Staatsoberhäupter in Stockholm Staatsminister Hansson geantwortet habe, daß man nicht auf schwedisches Eingreifen mit Truppen auf Aaland rechnen dürfe. Im Falle eines Krieges zwischen Finnland und der Sowjetunion sei auf Hilfe durch schwedische Truppen nicht zu rechnen. Spätere Anfragen der finnischen Regierung wurden ebenfalls ablehnend beantwortet.

Schnellzug erfaßt Personenkraftwagen. Ein schweres Ver­kehrsunglück ereignete sich am Bahnhof Urmitz. Ein mit vier Personen besetzter Kraftwagen wurde beim Passieren des kurz oberhalb des Bahnhofes befindlichen lleberganges «on einem aus Richtung Köln kommenden Schnellzug er­faßt. Der Wagen wurde vollkommen zusammengedrückt und auf die Seite geschleudert. Drei Insassen waren sofort tot, der vierte starb nach der Einlieferung ins Krankenhaus.

Newyork, 2. April. Die Veröffentlichungen des deutschen Weißbuches hat, nach den am Montag in Newport eingegange­nen Provinzzeitungen zu urteilen, im ganzen Land außerordent­lich tiefen und nachhaltigen Eindruck hervorgerufen, der durch gelegentliche Ableugnungsversuche nicht geschmälert wird. Vom Atlantik bis zum Pazifik bringen sämtliche Blätter auf den Frontseiten lange, teilweise wörtliche Auszüge aus den in den Warschauer Archiven gefundenen Urkunden, die allen aufrechten Amerikanern reichlich Stoff zum Nachdenken über die Machen­schaften geben, die nach weitverbreiteter Ansicht Amerikas ur­eigensten Interessen zuwiderlausen.

In einem zweispaltigen Leitaussatz schreibt die angesehene Baltimore Sun":Die Dokumente erschienen unleugbar authentisch, aber die zitierten Aeußerungen Vullitts könnten Amerika unmöglich zum Kriegseiutritt auf irgend einer Seite verpflichten, weil weder der Präsident noch irgend einer seiner Untergebenen gemäß der amerikanischen Verfassung dahin­gehende Bindungen eingehen dürre, denn ein solches Recht besitze ausschließlich der Bundeskongreß. Die europäischen Diplomaten, die sich auf private Ansichten der Bullitt und Kennedy zuge- schriebenen Art verließen, seien entweder naiv oder völlig unfähig.

Der auflagenreichePhiladelphia Jnquirer" spricht voner­staunlichen Beschuldigungen" und bedauert, daß erst kürzlich wieder ein anderer USA.-Diplomat, nämlich Cromwell, ein Bei­spiel schlimmster Indiskretion lieferte. Für alle amerikanischen Diplomaten im Ausland gelte die Instruktion, sich bei Kriegen zwischen Dritten striktester Unparteilichkeit zu befleißigen, und auch Cromwells Verhalten stelle eine flagrante Verletzung dieser Weisung dar. Es sei absolut zwingend, daß die amerikanischen Diplomaten auch in Privatunterhaltnngen ihre Zunge hüteten. Gerade der Fall Cromwell beweise, welch große Verlegenheiten der amerikanischen Regierung durch sorglos geäußerte Worte bereitet werden könnten. DerJnquirer" erinnert dabei an den Weltkriegsbotschafter Page, der Englands Interessen vor die Amerikas stellte und hierdurch eigentlich die satirische Umfrage auslöste, welches Land er eigentlich am Hofe von St. James vertrete' Amerikas Diplomaten müßten in Wort und Tat genau so neutral sein wie ihre Regierung und dürsten keiner fremden Nation auch nur den leisesten Grund für die Annahme geben, daß Amerika in ihre Streitigkeiten, die Amerika nichts angingen,

Der Wehrmachtsbericht

Großer Erfolg der deutschen Jagdflieger Wertvolle Anf- klärungserbnisse

Berlin, 1. April. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Im Westen geringe Spähtrupptätigkeit «nd schwaches Artilleriefeuer.

Südlich Saarbrücken über französischem Boden kam es am Nachmittag des 31. März zu verschiedenen grLße - renLnftkämpfen zwischen deutschen «nd französischen Jagdflugzeugen. Trotz zahlenmäßiger Ueberlegenheit der Franzosen schossen die deutschen Jäger ohne eigene Verluste sieben Moräne-Flugzeuge ab.

Tagsüber wurde über Ostfrankreich und der Nordsee bis zu den Shetland-Inseln aufgeklärt. Die eingesetzten Flug­zeuge kehrten mit wertvollen Ergebnissen unversehrt zurück.

Englischer SVOV-Tonuer funkt SOS.

Amsterdam, 2. April. Wie amerikanische Rundfunkstattonen melden, hat in der vergangenen Nacht der englische Fracht­dampferKing Edward" (5224 BRT.) SOS.-Signale ausge­sandt. Der Dampfer, der sich mitten im Atlantik befindet, hat um sofortige Hilfe und Entsendung eines Schleppers gebeten.

Wie englische Flieger das Recht der Neutralen mißachten Berlin, 1 . April. Wie Reuter aus Lharleroi meldet, landete am Morgen des 1. April auf einem Feld in der Nähe von Char- leroi ein britisches Flugzeug. Während der Flieger seinen Mo­tor laufen ließ, erkundigte er sich bei Bauern, wo er sich befand und stieg wieder aus.

Mit welcher hochnäsigen Verachtung sich die englischen Flie­ger über die Rechte der Neutralen hinwegsetzen, geht allein aus der Tatsache hervor, daß vorstehende Meldung sogar noch von dem englischen Nachrichtenbüro Reuter gemeldet und verbreitet wird, ohne daß dieses Büro es für nötig hält, irgend ein Wort der Entschuldigung oder Erklärung für diesen Neutralitätsbruch zu finden.

verwickelt werden könnte. Amerikas Friede hänge von Ameri­kas absoluter Neutralität ab, und Friede fei Amerikas kostbar­ster Besitz.

Die beiden führenden Lhikagoer TageszeitungenDaily News" undTribüne" widmen den Enthüllungen gleichfalls spaltenlange Berichte.

Abgeordneter Fish beantragt fünfköpfigen Untersuchungsausschuß

Washington, 2. April. Der republikanische Abgeordnete Hamilton Fish brachte am Montag im Unterhaus die an- gekündigte Entschließung ein, welche die Einsetzung eines fünf- köpfigen Ausschusses innerhalb von 30 Tagen zur Nachprüfung der im deutschen Weißbuch enthaltenen Korrespondenz verlangt.

Senatsausschnß fordert Untersuchung -er Kriegspropaganda in USA.

Washington, 2. April. Der Auswärtige Ausschuß des Bun-i dessenats hat einstimmig einen Entschlietzungsantrag des demo­kratischen Senators Clark gebilligt, in dem eine Untersuchung der innerhalb der Vereinigten Staaten betriebenen, auf Weg­ziehung der USA. aus der Neutralität abzielenden ausländischen Propaganda gefordert wird. Für diese Untersuchung, die wahr- ! scheinlich auch vom Senatsplennm beschlossen werden wird, sollen ! 25 000 Dollar ausgegeben werden. An der Spitze der aus sieben ' Senatoren bestehenden Untersuchungskommission würde wahr- ^ scheinlich Clark selbst stehen, der schon dem bekannten Senats- ausschuß zur Untersuchung des Munitionsgeschäftes angehört hat, der vor einigen Jahren sensationelle Enthüllungen über die Praktiken im internationalen Waffenhandel während des Welt­krieges erbrachte.

Weitere amerikanische Pressestimmen

Washington, 1. April. Sämtliche Blätter behandeln weiter­en auf der ersten und den weiteren Seiten in spaltenlangen Berichten die Berliner Enthüllungen über die polnischen Doku­mente sowie die Reaktion in den Vereinigten Staaten, die zwischen empörten Rufen nach Untersuchung der Schuldigen amerikanischen Diplomaten, scharfer Kritik Roosevelts und Ver­suchen, die sehr peinlichen Dokumente teils als gefälscht hinzu­stellen, teils zu bagatellisieren schwanken. Um so bedeutsamer ist der große Leitartikel der Hüll nahestehendenWashington

Erregungüber die WarschauerDokrumentein USA.

Vom Atlantik bis zum Pazifik ist das Weißbuch die Sensation Amerikas