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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Nummer 76
Al 1 ensteig, Montag, den 1. April 1940
6 3. Jahrgang
Das deutsche Weißbuch - eine Weltseusatiou
Erregung in USA. über die Rolle der Botschafter in Paris und London
Berlin, 31. März. Die Veröffentlichung der polnischen Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges in dem neuen deutschen Weißbuch hat in der ganzen Welt stärkstes Aufsehen erregt.
Zn den Vereinigten Staaten schlug das Bekanntwerden des sensationellen Inhaltes des neuen deutschen Weißbuches wie eine Bombe ei«. Unter Riesenschlagzeilen oerössentlicht die gesamte USA.-Presse die im Auszug verbreiteten amtlichen polnischen Dokumente. Der Bericht der „Associated Preß" bemerkt ».a., die Veröffentlichung könne die Welt überzeugen, daß die Bereinigten Staaten laut Beschluß Roojevelts, Bullits und Kennedys schließlich aus Seiten Englands und Frankreichs in den Krieg eintreten würden. Die Sprecher des amerikanischen Rundfunks machten verzweifelte Anstrengungen im Zusammenhang mit dem Weißbuch, Deutschland unlautere propagandistische Absichten zu unterschieben. Während der Inhalt des Weißbuches vielfach nur flüchtig gestreift wurde und der Umstand, daß die polnischen Originaldokumente authentisch sind, einfach unterschlagen oder angezweifelt wurde, zitierten einige Sprecher zur Bekräftigung von Dementis der Hauptakteure Roosevelt, Potocki »nd Vullit sogar englische und französische Pressestimmen, dis nach den alten Spielregeln der westlichen Lügenpropaganda die Echtheit der Warschauer Urkunden bestreiten.
Auch in den Kreisen des amerikanischen Kongresses wird das deutsche Weißbuch lebhaft erörtert. Der Vorsitzende des Außenausschusses des Senats, Pitt man, unterschob Deutschland propagandistische Absichten. Der demokratische Senator Pepper erklärte, es handele sich um deutsche Propaganda und der demokratische Senator Byrnes erklärte, es handle sich um die Frage, ob die Dokumente echt seien, und er nehme <m, daß jemand Vullit diesbezüglich befragen werde. Der republikanische Abgeordnete Fish erklärte, die Beschuldigungen seien so ernster Natur, daß der Außenausschuß des Unterhauses eine Untersuchung einleiten sollte. Falls Roosevelt geheimes Einvernehmen oder Bindungen mit fremden Regierungen einging, um Amerika in den Krieg zu verwickeln, sollte öffentlich Anklage gegen ihn erhoben werden.
Den bisher stärksten Beifall zollte dem deutschen Weißbuch der demokratische Senator Hüll, welcher erklärte, er sei überzeugt, daß Vullit die ihm nachgesagten Aeußerungen gemacht habe. In Bordeaux habe Vullit seinerzeit ähnlich gesprochen. Senator Hüll kritisierte sodann die USA.-Diplomaten, denen Tees und Cocktails die Zunge lockerten, die aber nie bei den Soldaten in den Schützengräben zu finden fein würden.
Die italienische Presse unterstreicht schon mit Ueberschriften wie „London hat seit 1935 den Krieg gegen Deutschland vorbereitet", daß die Dokumente den eindeutigen Nachweis der englischen Kriegsschuld erbringen. Das halbamtliche „Eiornale d'Ztalia" spricht von „unwiderlegbaren Dokumenten" und betont gleichzeitig, daß die Dokumente den Beweis der englisch-französischen Versuche erbringen, einen Block gegen Deutschland zu bilden, in den auch Rußland und Schweden einbezogen werden sollten. Schon seit dem August 1938 haben zwischen gewissen europäischen Kanzleien, vor allem zwischen London und Paris, ein Schriftwechsel über die Vorbereitung des Krieges stattgesunden. — „Tribuna" bemerkt: Aus den Dokumenten, die in jeder Beziehung unanfechtbar seien, gehe unmißverständlich Hervor, daß Frankreich und England, aber besonders England, seit 1934 an den Krieg gegen Deutschland "nd auf seine Einkreisung hinarbeitete. „Lavoro Fasest"' schreibt, es bleibe abzuwarten, welche Wirkung die Veröffentlichung aus das Weiße Haus ausüben werde, nachdem das Weiße Haus, wenn auch nur indirekt, über die Personen seiner Botschafter, die jedoch alle persönliche Freunde des Präsidenten Roosevelt seien, auf der Anklagebank erscheine. -- „Teuere" uberschreibt seine zweispaltige Veröffentlichung mit den Wor- "Pilsudski sagte zu Eden, daß England gut daran täte, für Osteuropa nicht zu interessieren." „Piccolo" trägt eine lleberschrift: „London bereitete seit 1935 den Krieg gegen Deutschland vor" und setzt darunter die Schlagzeilen: „Druckversuche Edens auf Pilsudski" und „Französisch-englische Ver- uche eines antideutschen Blockes", „Warum Bannet torpediert wurde."
Das neue deutsche Weißbuch hat in der Schweiz geradezu vnsatlrnell gewirkt. Der Eindruck, daß es sich bei dieser Ver- »nentlichung um einen politisch-diplomatischen Vorgang von allergrößter Bedeutung und noch nicht absehbarer Tragweite sandelt, ist unverkennbar. Dabei wird die Rolle der amerika- aischen Diplomaten im Jahre 1939 besonders herausgestellt. Die Amerikaner hätten sich die Sache vollends zu eigen gemacht und auf eine Verbindung Polens mit den Alliierten eingewirkt Es ai Überaus wichtig, daß diese Tatsachen ins Rampenlicht Europas und der Welt gezerrt würden. In politischen Kreisen hält wan mit dem Urteil vorerst noch zurück, verheimlicht jedoch nicht, °as das neue deutsche Weißbuck auf die weitere politische Entwicklung einen starken Einfluß haben dürfte.
Auch aus allen anderen europäischen Lanvtstädte» lieaen
Nachrichten vor, daß die deutschen Veröffentlichungen größtes Aufsehen erregten und die Rolle der Kriegshetzer klarstellten.
Wachsendes Interesse an den deutschen Enthüllungen
Berlin, 31. März. Das gewaltige Interesse, das die Weltöffentlichkeit den deutschen Enthüllungen über die Vorgeschichte des Krieges schon am ersten Tage ihres Vekanntwerdens ent- aeaengebracht hat, hält nicht nur an, sondern steigert sich darüber hinaus, wie Pressestimmen aus den verschiedensten Ländern zeigen.
Moskau: Die von deutscher Seite eingeleitete Veröffentlichung hat in Moskauer politischen Kreisen stärkste Aufmerksamkeit hervorgerufen. Die amtlichen Stellen haben von den ersten Auszügen aus der neuen Publikation Kenntnis genommen, deren geradezu sensationeller Inhalt in Moskau aus um so größeres Interesse stößt, als die damit erneut enthüllte Kriegsvorberei- rung der Westmächte and Polens auch die sowjetische Außenpolitik direkt berührt. Viel Beachtung haben ferner diejenigen Dokumente gesunden, welche die von Amerika im Laufe der letzten Monate vor Kriegsausbruch verfolgte Politik tu einem ganz neuen und wie man hier feststellt, wenig „friedliebenden" Lichte erscheinen lassen.
Brüssel: Das Weißbuch findet in Belgien starke Beachtung. Mehrere Morgenzeitungen haben bereits Zusammenfassungen des Inhalts veröffentlicht, die die Bedeutung der aufgesundenen polnischen Originaldokumente für die Aufhellung der Kriegsursache hervorheben. Meldungen aus Washington, wonach die Leröffentlichmig in zuständigen Kreisen Nervosität ' Drusen hätte, werden gleichfalls hervorgehoben.
Amsterdam: Die gefundenen peinlichen Dokumente beschäftigen auch sie holländische Sonnlagspresse. Der Nieuwe Rot-erdamsche Courant" weift darauf hin, daß Roosevelt zwar am Anfang des Krieges formal eine strikte neutrale Haltung angenommen habe, aber in der Zwischenzeit eine Reihe von Ausfassungen geäußert hätte, die zeigen, daß er zum mindesten Sympathie für die Westmächte habe. Wenn e: zum dritten Male wiedergewählt werde, bestehe die Möglichkeit, daß seine Sympathie für die Westmächte noch deutlicher zutage treten werde. Die endgültigen Folgen des Eindruckes der Veröffentlichung in den Vereinigten Staaten seien jedoch noch nicht zu übersehen.
Wehrrnachlsbericht vom Samstag
Steuer erfolgreicher Fliegerangriff auf englischen Geleit» zug — Ern Kreuzer durch Bombentreffer beschädigt, ei» Handelsschiff versenkt — Luftkämpfe an der Westfront — Drei feindliche Jäger zur Notlandung gezwungen
Berlin» 36. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
ImWesten wurden mehrere Vorstöße feindlicher Spähtrupps abgewiefen.
Die Luftwaffe fetzte ihre AufNäruugsflüge trotz ungünstiger Witterung bis in die Abendstunden über de» Nordsee, gegen die britische Ostküste »ud über Frankreich fort.
Hierbei wurde ein feindlicher Eeleitzng nördlich Flamborough Head angegriffen. Ein den Eeleitzng sichernder Kreuzer wurde durch Bombentreffer beschädigt, ein Handelsschiff versenkt und ein anderes getroffen. Ei« deutsches Flugzeug kehrte von diesem Unternehmen nicht zurück.
An der Westfront kam es zu Lnftkämpfen zwischen deutschen «nd französischen Jagdflugzeugen. Drei feindliche Jäger vom Muster Moräne erhielten schwere Treffe« und mußten unmittelbar hinter der feindliche« Linie not- landen. Ein deutsches Jagdflugzeug wurde abgeschofse«.
Eines der am Vorlage als vermißt gemeldeten Aufklärungsflugzeuge ist von einem deutschen U-Boot in der Nordsee treibend gesichtet worden. Die Besatzung wurde an Bord genommen, das Flugzeug versenkt.
Weyrmachtsbericht vom Sonntag
Berlin, 31. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
An der Westfront zwischen Mosel und Rhein kam es am 29. und 39. März mehrfach zu Zusammenstößen eigener «nd feindlicher Spähtrupps im Vorfeld. Nördlich gelang es einem Stoßtrupp, mehrere Gefangene einzubriugen.
Sonst keine besonderen Ereignisse.
Reue Enthüllungen ü-er die Kriegsvorgeschichte
Sensationelle Funde in den Archiven des polnischen Außenministeriums
Das Auswärtige Amt oerössentlicht, wie bereits gemeldet, in eurem neuen Weißbuch eine Reihe amtlicher polnischer Original- Dokumente, die nach der Besetzung Warschaus in deutsche Hand gefallen sind. Wir behandelten bereits Dokument 11, das einen Bericht des polnischen Botschafters in Paris an den polnischen Außenminister vom 29. März 1939 enthält. Darin wird eine Unterhaltung des polnischen Botschafters mit dem USA.-Botschaf- rer in Paris, Vullitt, geschildert. Der USA.-Botschafter sagte damals, er habe seinen Kollegen in London angewiesen, zu Lhamberlain zu gehen, um diesen zu einem wirksamen
Großer Erfolg deutscher Jäger
Ohne Verlust in mehreren größeren Luftkämpfe» sieben französische Jagdflugzeuge abgeschofse»
Berlin, 1. April. Am 31. März fanden über der französischen Front mehrere größere Lustkämpfe statt. Deutsche Jagdflugzeuge, die zur Grenzüberwachung eingesetzt waren, stießen an verschiedenen Stellen «ms Jagdflugzeuge des neuesten französischen Musters. Insgesamt kämpften 25 Messcrschmittflugzeuge gegen 38 Moräne. Die deutschen Jäger trogen einen großen Erfolg davon. Sie schossen ohne einen einzigen Verlust sieben französische Jagdflugzeuge ab.
Im einzelnen spielten sich folgende Kämpfe ab: Bei Put- lingen standen in zwei Treffen acht Mesferschmitt-Flugzeugea acht Moränen gegenüber. Dabei wurde eine Moräne über dem Ort Putlingen znm Absturz gebracht. Ans einer weiteren Moräne rettete sich der Flugzeugführer durch Fallschirmabsprung. Ein Luftlampf faud südlich von Saargemüud statt, und zwar griffen neun Meflerschmitt-Flugzeuge zwanzig Moräne an. Ein französisches Jagdflugzeug schlug brennend in der Nähe Saargemünds auf, ein anderes montierte infolge der Beschußwirkung in der Luft ab. Ueber Mörchinge« kam es ,«« Kampf zwischen acht deutschen und acht französischen Jägern. Ein französischer Flugzeugführer sprang nach Beschuß i« Fallschirm ab. Ein französisches Flugzeug geriet in der Luft in Brand. Ein drittes französisches Flugzeng trndelte und stürzte z« Baden, da anscheinend der Führer tödlich getrosten war.
Vündnismit Polenzuveranlassen. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika seien im Besitz von Mitteln, mit denen sie einen Zwang auf England ausübcn könnten.
Dokument 12 ist ein Bericht des polnischen Botschafters in London an den polnischen Außenminister vom 29. März 1939. Der polnische Botschafter gibt darin eine Unterredung mit dem USA.-Botschafter in London, Sennedy, wieder, in der Kennedy der Aeberzeugung Ausdruck gab, daß England Pole» bei einem Krieg gegen Deutschland helfen werde. Der polnische Diplomat berichtet weiter über Gerüchte, nach denen der USA.- Botschafter Lhamberlain gegenüber betont habe, „daß die Sympathien Amerikas für England im Falle eines Konfliktes i» hohem Matze von der Entschiedenheit abhängen werde, mit der sich England der europäischen Staaten annehmen werde, die von Deutschland bedroht sind." >
Dokument 13 ist ein Bericht des polnischen Gesandten in Stockholm an seinen Außenminister vom 15. April 1939. Darin wird der Versuch des englischen Handelsmrnisters Hudson geschildert, Schweden dazu zu überreden, i« Kriegsfälle alle Rohstofflieserungen an Deutschland einzustellen.
Dokument 15 ist die Aufzeichnung eines polnischen Handels-- rates über eine Unterredung mit dem USA.-Botschafter in London, datiert vom 16. Juni 1939. Der USA.-Botschaft« Kennedy hat hiernach erklärt, er werde Lhamberlain und Halifax gegenüber darauf bestehen, daß England Polen loiorr mit Bargeld helfe.
Der „Völkische Beobachter" schreibt u. a. zu dieser Veröffentlichung.
Das dritte deutsche Weißbuch über die Vorgeschichte des heutigen englischen Krieges ist von einer ganz besondere» Art. Wir verdanken es dem glücklichen Umstand, daß di« letzte Polenregierung infolge ihrer überstürzten Flucht an» Warschau nicht mehr in der Lage war, die dokumentarische« Spuren ihrer Bankerottpolitik zu vernichten. Wir habe» im Palais Brühl, in dem Herr Beck residierte, ganze Wagenladungen von unbezahlbarem Material gefunden, das nicht nur seinen letzten Besitzer, sondern noch verschiedene andere Regierungen und Einzelpersonen kompromittiert.
Schon die erste Sichtung, deren Ergebnis das Auswärtige