Nr. 67

vqwarzwälder Lageszerniug

Seit« I

Mit einem Schlage ist die Stille des Waldes zerrissen. Eine Gewehrsaloe knattert. Maschinengewehrgarben fegen in die Reihen des Spähtrupps. Vom Feind überfallen. Wie vom Erd­boden verschwunden sind die Männer.

In der Nacht hat sich der Gegner hier auf die Lauer gelegt, »m im Morgengrauen den deutschen Spähtrupp beim Vorgehen abzufangen. Das Feuer verstärkt sich. Augenblicke, die über Leben und Tod entscheiden! Vom Feind selbst ist nichts zu sehen. Also aus die Mündungsfeuer gezielt. Höchstens 2S Meter be­trägt der Abstand.

Me stark mag der Gegner sein, wie groß ist die feindliche llebermacht? In Sekunden mutz der Entschlutz gefaßt sein. Rechts neben dem Leutnant wird ein Unteroffizier getroffen. Er will sich zusammenraffen, will weiter feuern es geht nicht. Dann hat es den linken Nebenmann erwischt.

Leutnant Roser richtet sich für einen Augenblick auf, zieht «ine Handgrantae ab und schleudert sie ins Dickicht. Darauf hat dir zusammengeschmolzene, in seiner Kampfkraft geschwächt« Trupp nur gewartet.Sprung auf! Marsch, marsch!" Nein, die»

, ser Spähtrupp des Leutnants Roser zieht sich nicht zurück. Er stürmt! stürmt, daß die Franzosen das bleiche Entsetzen packt. Vergebens versucht sich der Gegner festzubeitzen, er mutz weichen. Schritt für Schritt zieht er sich kämpfend zurück. Mit einem Male ist der Wald zu Ende, der Feind mutz auf die offene Lichtung hinaus. Darauf aber haben wir gewartet. Schon hämmern unser« ME.s ihren Totengesang. Prächtig wie jeder einzelne Mann sich schlägt. Rechts, abseits gestaffelt, hat ein Schütze das MG. über das Knie gelegt und feuert wild in die 40. 50, 60 und mehr Franzosen, und die übrigen Feldgrauen um Leutnant Roser zie­len mit eisernen Nerven, wie auf d-m Schietzstand, über Kimme und Korn auf den türmenden Feind. Noch einmal versucht der Gegner, den Rückzug zum Stehen zu bringen, um den an und für sich bereits gescheiterten Angriff noch einmal ausnehmen zu kön­nen. Ein feindliches MG. soll in Stellung gebracht werden, aber da ist schon ein bayerischer Unteroffizier da. Mit der Maschinen­pistole knallt er den Mann am ME. ab. In die Stirn getroffen, bricht der Franzose blutüberstörmt zusammen

Die Schießerei hat deutsche Kameraden herveigeholt. Ein Späh­trupp, der auch im Niemandsland unterwegs war, hat den flüch­tenden Feind umgangen und packt ihn von der linken Flanke. Unsere Infanteristen leisten ganze Arbeit. Vollkommen geschlagen ist der Feind.

Fünf Tote fallen in unsere Hand, sechs Verwundete und zwei Unverletzte müssen den Weg in die Gefangenschaft antreten. Da­neben wurde eine ganze Reihe von Waffen erbeutet.

Auf dem Wege zum Eesechtsstand berichten uns die Gefange­nen von ihrer Aufgabe:Ausgesuchte Männer der Kolonial- tnsanterie, die zu diesem Unternehmen zusammengezogen waren und eine Elitetruppe darstellen, hatten den Auftrag, im Rahmen einer gewaltsamen Erkundung Gefangene zu machen. Um Mit­ternacht war der Zug in Stärke von mehr als 60 Mann aus der Bereitstellung bereits aufgebrochen"

Ihr Hinterhalt wurde ihnen zum eigenen Verhängnis. Ein« handvoll deutscher Soldaten unter Führung eins jungen Offi­ziers hat ein grotzangelegtes feindliches Unternehmen nicht nur erfolgreich abgewehrt, sondern den Feind völlig geschlagen. Un­sere eigenen Verluste betrugen zwei Verwundete.

Einmal mehr muyte der Feind die Ueberlegenheit des deut­schen Infanteristen anerkennen, der an allen Stellen das Nie­mandsland beherrscht. Der hohe Ausbildungsstand der Späh­truppmänner, die Entschlußkraft und der Snneid des Leutnants Roser, der vorbildliche Kameradschaftsgeist der von allen Seiten zu Hilfe eilenden Infanteristen und die eisernen Nerven aller haben den Einsatz einer handvoll Männer zu einem Husarenstück deutscher Infanterie werde» lasten und der deutsche» Soldaten- gefchichte ein neues Ruhmesblatt hinzugefügt.

Kurt Mittelmann.

Piratenstück eines französischen Kriegsschiffes. Der portu­giesische Marineminister gab bekannt, daß der portugiesische AfrikadampferCassequel" bei seiner Einfahrt in den Tejo- sluß, von Portugiestsch-Afrkka kommend, von einem franzö­sischen Kriegsschiff angehalten und aufgebracht worden fei.

Italienischer Besuch am Oberrhein

(PK.) Auf seiner Reise durch das Eeneralzouvernnu ut und an die Westfront, die Generalleutnant der faschistischen Miliz, Melchiori, auf Einladung des Führers unternommen hat, er­reichte der Gast am Donnerstag abend die Hauptstadt des badi­schen Oberlandes, Freiburg im Breisgau. zum Besuch des Front­ab',chnittes am Oberrhein. 2n feiner Begleitung befanden sich der Militärattache der italienischen Botschaft in Berlin, Gene­ralmajor Marras, und mehrere Herren vom Oberkommando der Wehrmacht. Am Freitag morgen nahm die Besichtigungsreise ihren Fortgang. Der Abfchnittskommandant in Freiburg be­grüßte die Gäste und begleitete sie auf der Fahrt entlang des Rheins. Beim Besuch einer Reihe von Bunkern gingen die Gäste wiederholt in die Festungswerke hinein, um sich von der Ein­richtung der Kampfräume sowie der llnrerbringung der Vunker- beiatzungen einen Eindruck zu verschaffen. Besonderes Interesse fanden beim Durchmarsch durch die Gräben die verschiedene« Stellungen und Beobachtungsstellen vor allem aber auch der ausgezeichnete Ausbau der Gräben unl. Stellungen selbst. Der Ausbau aller Verteidigungsw-rke rief bei den Gästen unein­geschränkte Bewunderung hervor. Die Besichtigung emer Batte- ciestellung mit allen ihren Einzelheiten schloß die Frontsahrt rm Oberrhein ab. Hopf.

Italien-Reife res ungarischen Ministerpräsidenten

Rom, l8. März. Der ungarische Ministerpräsident Teleky wird, Meldungen der Vudapester Korrespondenten der römischen Press« infolge, am Dienstag früh 7 llhr die ungarische Hauptstadt oer- asten, um sich zusammen mit seiner Gemahlin nach Italien zu »egeben. In Begleitung des Miniestrpräsidenten werden sich linige hohe Beamte des Außenministeriums befinden.

Araber werde» z»m französi che» Kriegsdienst gepreZi

Tanger. 18. März. Aus Fez erfährt man. daß Araber be­stimmter Jahrgänge in Französisch-Marokko, die sich nichtfrei- willig" in die französische Armee ernreihen lasten wollen, ver- hastet wurden. Es kam verschiedentlich zu heftigen Zusammen­stößen zwischen den französischen Werbern und ihren arabische« Opfern.

Eisenbahnunglück durch Felssturz

IS Tote und 3V Verletzte in Jugoslawien

Belgrad, 18. März. 15 Tote, 10 Schwer- und 20 Leichtverletzte sind bei einem Eisenbahnunglück zu beklagen, das sich Sonntag früh 5 Uhr auf der Strecke KarlovacLaibach bei dem Dorf Laiuka ereignete. Auf den Personenzug von Karlovac stürzte im engen Tal der Kulpa ein schwerer Felsblock und ritz den zweite» Wagen, in dem sich 15 Personen befanden, ganz und den dritte« Wagen zur Halste in die direkt unter dem Bahndamm vorbei« fließende Kulpa, die au dieser Stelle durch das Stauwehr eine» benachbarten Elektrizitätswerkes besonders ttes ist. Der ein« Wagen verschwand sofort im Wasser; die Insassen ertrankeu sämtlich. Im anderen Wagen konnten zehn Fahrgäste mit schwe­ren und 20 mit leichten Verletzungen geborgen werden.

Am Ende des Zuges waren sechs Wagen mit Soldaten an- gehängt, die glücklicherweise sofort zu Hilfe eilen konnten. Wäh­rend der Rettungsarbeiten löste sich ein zweiter Felsblock uiü» ritz die Lokomotive sowie den Postwagen in die Tiefe

Furchtbares Bergwerksunglück in USA.

73 Tote, 100 Verletzte

Newyork, 18. März. In einem Bergwerk in Elairevillo (Ohio) ereignete sich am Samstag eine Kohlenstaubexplosion, die furchtbare Folgen hatte. 73 Bergarbeiter, die infolge der Explosion verschüttet wurden, wurden am Montag als tot auf­gegeben. 100 Bergarbeiter konnten gerettet werden. Sie haben alle Verletzungen davongetragen.

Zwei Dolbsfchüdlinge hingerichlet

Berlin. 18. Mräz. Am 16. März ist der 1890 in Willkasfel. Kreis Lötzen, geborene Heinrich Mtchalowski Hingerichtei worden, den das Sondergerickt Königsberg (Preußen) als Volks« fchädling zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt hatte. Michalowski, ein asozialer Meiych, der schon 26mal vorbestraft ist, mißbrauchte dre Hilfsbereitschaft der Ehefrau eines zum Heeresdienst Eingezogenen zu schwere» Betrügereien, gab sich dabei als hilfsbedürftiger Polenflüchtliug aus und erweckte bewußt d-n Anschein, als ob die Flüchtling« keine staatliche Unterstütz >ng erhielten, sondern auf Vettel a» gewiesen seien.

Ferner ist am gleichen Tage der 1895 in Erünfließ (Kreis Ret» denburg) geborene Gustav Poerschke hingerichtet worden, d«u das Sondergerrcht Königsberg (Preußen) als Volksschädling und Gewaltverbrecher zum Tode und dauernden Ehrverlust verurteilt hat. Poerschke, ein schwer vorbestrafter Gewohnheitsverbrecher, der im Oktober 1939 aus der Strafhaft entwichen war, verübt« in der Folgezeit unter Ausnutzung der Kriegsverhältniste 32 Ein­brüche. Bei einer ihm drohenden Festnahme schoß er auf feine Verfolger. Auch bei seiner endgültigen Festnahme versuchte «r auf die Kriminalbeamten zu schießen.

Französischer Dampfer in der Themse-Münduug «ach Explosion gesunken

Amsterdam, 18. März. Wie gemeldet wird, ist der franzö­sische DampferCapitaine Augustin" (3137 BRT.) in der Themse-Mündung nach einer Explosion gesunken.

Kleine Nachrichten ans Mer WM

Empfang zu Ehren Molotows. Der deutsche Botschafter Eras von der Schulenburg veranstaltete am 17. März eine» Empfang zu Ehren des Vorsitzenden des Rates der Volks­kommissare und Außenministers Molotow. An dem Emp­fang nahmen von sowjetrussischer Seite ferner teil: die beiden stellvertretenden Außenkommissare Dekanosow und Loiowski sowie mehrere Vertreter des Außenkommissariats.

Konferenz der Baltenstaaten. Die 11. Konferenz der Außenminister der baltischen Staaten fand am Samstag ihren Abschluß. Ueber das Ergebnis der Konferenz wurde eine amtliche Verlautbarung herausgegeben, in der es u. a. heißt: Die drei Außenminister haben mit Genugtuung fest­gestellt, daß reale Fortschritte aus allen Gebieten einer gegenseitigen Beziehung zu verzeichnen feien. Die bisher gemachten Erfahrungen zeigten, daß die P o l i t i k der Neutralität in vollem Maße ihrer festen Entschlossen­heit entspricht, außerhalb bewaffneter Konflikte zu bleiben und ihre Unabhängigkeit und Sicherheit zu gewährleisten.

Kein Heimaturlaub für das britische Expeditionskorps» Nach einer Reuter-Meldung teilte das englische Kriegs­ministerium mit,infolge einer unvorhergesehenen Verzöge­rung" werde die Eewä -ung von Heimatur'aub für das Ex­peditionskorps in Frankreich zeitweilig aufgehoben. Ueber die Art derVerzögerung" wird keine Angabe gemacht.

Wieder ein JRA.-Anschlag in London. Die Angestellten des Luftwarnungsdienstes im Londoner Bezirk Paddingtoa wurden am Sonntag früh durch eine heftige Explosion un­sanft aus dem Schlaf geweckt. Reuter berichtet, daß sich nach der Explosion ein Hagel von Trümmern und zerbrochenem Glas über sie ergossen habe. Man nimmt in London an, daß es sich auch hierbei um einen Bombenanschlag der iri­schen Nationalisten handelt.

Zwe» Posener Theater. Im Einvernehmen mit Reichs­minister Dr. Goebbels hat der Reichsstatthalter und Gau­leiter Greiser Karl Peter Heyser aus Baden-Baden als Intendant nach Posen berufen, und zum musikalischen Leiter des Posener Stadttheaters Hanns Roessert au» Halle a. S. ernannt. Damit ist in der Entwicklung des kul­turellen Lebens in der Hauptstadt des Warthegaues ein weiterer wichtiger Schritt getan. Mit Beginn der kommen­den Spielzeit werk n dann zwei Häuser ihre Pforten össnea.

Einer von LaMmarü!

Von Felix Neumann 36. Fortsetzung

Sie sah zu ihm auf und blickte ihn groß an. a s haben Sie getan?"

Wie zweifelnd das klingt! Mein Gott, was muß ich im Drange der Geschäfte versäumt haben, daß ich kaum noch Vertrauen vorfinde. Vor fünfzehn Jahren, Cordula, schenkte ich Ihnen das Eichhorn und baute Ihnen mit Schweiß und Mühe den Käfig. Heute aber handelt es sich nm größere Dinge, aber glauben Sie mir" seine Stimme wurde weichdas Knabenherz damals und heute das des Mannes redet dabei die gleiche Sprache und folgt dem gleichen Trieb!"

Co saßen sie noch eine ganze Weile wie Bruder und Schwester beieinander. Sie ahnten nicht, daß es eigentlich mehr war, oder wollten es nicht wissen!

Und kurz bevor Heini am Spätnachmittag zur Heim­fahrt rüstete, trat Cordula an den Tisch, setzte einen schma­len Pappkarton nieder, der mit bunten Herbstblumen ge­füllt war, und sagte:

Wir wollen einige Zeilen an Sophie Liegnitz diesem Gruß beifügen. Sie wird sich freuen, daß wir bei unserer Zusammenkunft hier ihrer gedachten!"

Fast zwanzig Jahre kannte Heinrich Eordula.

In diesem Augenblick aber erst entdeckte er in vollem Umfange die Feinheit ihres Denkens und die Tiefe ihres Gemütes.

In einer kurzen Eedächtnisstunde hatten sie vielleicht eine kleine seelische Untreue an der Fernweilenden be­gangen. Diese Aufmerksamkeit nun sollte die Sühne sein.

Heinrich erhob sich. Die Blicke der beiden trafen sich.

Er küßte mit fast demütiger Innigkeit die schmale zarte Hand.

10. Kapitel

Vor dem großen, neu erworbenen Theater der Stella und Iduna am Kurfürstendamm drängten sich am Sonn­abend-Abend große Menschenmassen.

Der Ansturm der Neugierigen, die die Anfahrt der Prominenten sehen wollten, war so groß, daß es selbst Liersch-Natt nur mit Hilfe einiger Beamten gelang, seinem Wagen den Weg zu bahnen.

Sophie und ihre Mutter waren von Leipzig herüber­gekommen, denn sie hatten noch nie einer Filmurauffüh­rung beigewohnt.

Das Theater war bis auf den letzten Platz besetzt. Alles, was in Berlin Rang und Titel besaß, war vertreten. Liersch, der etwas im Hintergründe saß, kannte die Namen und erklärte seiner Braut alles.

Kurz vor Beginn der Vorstellung stand plötzlich das halbe Parkett auf und reckte die Hälse.

In der Eckloge im ersten Rang erschien die Parchan in einem Abendkleid mit Pelzüberwurf, so daß selbst den ver­wöhntesten Damen für einen Augenblick das Mündchen be­wundernd offen stand. Und hinter der vereinsamten" ein Schweif von Verehrern.

Heinrich, wer ist das?"

Sophie wandte den Kopf zum Verlobten.

Die Gaby Parchan, die im ,Blauen Diadem' die Haupt­rolle spielt. An dieser Abendtoilette hat sich mindestens ein Mann halb ruiniert!"

Es wurde dunkel, das Orchester setzte ein, die Vorstellung begann.

Liersch-Natt war sehr ruhig.

So ging es ihm immer. Tage vorher quälten ihn Zwei­fel; war der Augenblick aber erst da, dann nahm er die Dinge eben, wie sie liefen.

Und es wurde das, was die beiden Gesellschaften so dringend brauchten und ersehnten: Ein ganz großer, ganz nachhaltiger Erfolg!

Nicht ein Triumph, der sich aus der Augenblicksstim­mung des Publikums ergab und dann bald wie Schnee an der Sonne dahinschmilzt, nein, der tosende Beifall, dieses minutenlange Klatschen zeigte, daß Liersch mit diesem Werk etwas ganz Besonderes geschaffen hatte.

Ein Kritiker sagte zu seinem Kollegen:Die Befürch­tung, daß dieser Liersch-Natt die .Mette von Marienburg' nicht wieder erreichen werde, hat sich nicht erfüllt. Er ist über sein eigenes Werk noch hinausgewachsen."

Und am Schluß kam es zu einer Szene, die zweifellos eigenartig war, im Berliner Theaterleben ihresgleichen suchte und darum unter allgemeiner Heiterkeit und fröh­lichem Schmunzeln drei Tage das Gespräch der Reichshaupt­stadt bildete.

Als der donnernde Beifall der begeisterten Zuschauer die Künstler an die Rampe rief und sie immer und immer wieder erscheinen mußten, als Tostary in die Loge stürzte und Liersch-Natt zur Bühne schleppte, weil die Rufe Liersch-Natt, Liersch-Natt" kein Ende nahmen, da wußte die Gaby Parchan, was sie zu tun hatte, um sich beliebt und populär zu machen.

Als Heinrich sich inmitten seiner Mitarbeiter verneigte, drückte die Diva einen der großen Sträuße, die sie erhalten hatte, Heinrich in die Hand. Dann umarmte sie ihn, küßte ihn und winkte ins Parkett hinab, als ob sie in Demut und Bescheidenheit sagen wollte:Nicht uns gilt die Ehre, sondern diesem genialen Leiter des Ganzen!"

Ein brausendes Gelächter und Bravorufen durchtobte das Haus. Gaby Parchan war die unbestrittene Herrin des Abends!

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Heinrich hatte es abgelehnt, nach der Vorstellung ein großes Fest zu veranstalten. Die Darsteller und Mitarbei­ter wollte er an einem der nächsten Tage zu einer kleinen intimen Feierlichkeit in einem guten Weinlokal vereinigen. Heute gesellten sich den beiden Damen aus Leipzig nur noch Frau Natt zu, Tostary, der besonders belohnt werden sollte, und die beiden Direktoren der Stella und Iduna.

Man saß in einem reservierten Raum des vornehmen Restaurants und sprach den Abend durch, aber so zufrieden alle sein konnten, es drängte sich etwas Frostiges in die Stimmung.

Mit großen Augen blickte Sophie oft fragend in die Runde und blieb forschend auf Heinrichs Antlitz haften. Auch die alte Reichsgerichtsrätin blieb einsilbig und zurück­haltend. Ihr war die Szene, wie die blendend schöne Gaby ihren künftigen Schwiegersohn ungeniert vor zweitausend Menschen küßte, schwer auf die Nerven gefallen.

(Fortsetzung folgt )