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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Nummer 68

Altenfteig, Samstag, den 18. März 1948

8 3. Jahrgang

..Lage beträchtlich geändert"

Anhaltender großer Katzenjammer in London und Paris

Der WehrmachlsLericht

Berl i n. 18. März. Das Oberkommando de, Wehrmacht gibt bekannt:

Keine behinderen Ereignisse.

Zur Lage

Die erste Märzhälfte 1910 hat in der großen europäische« luseinandersetzung Entscheidungen gebracht, die wie Schlag« »us die Kriegshetzer in England und Frankreich nieder- prasselten. Die Kanonen an der russisch-finnische« Kriegsfront verstummten, der Frtede ist abgeschlos­sen und durch kein englisches Störungsfeuer mehr aus der Welt zu schaffen. Die Kriegsausweitungspläne der Pluto- Katen, in denen London und Paris die einzige Möglichkeit sehen, an Deutschland militärisch heranzukommen, find im Korden zunächst einmal gescheiter» Die Hoffnung, daß nun aber die Krieg^ausweitnngsabsicht aufgegeben wird, ist falsch. Wir müMn damit rechnen, daß London und Paris ihre Anstrengungen in Zukunft noch verstärken werden, um über andere Länder vermutlich zunächst im Süden den Krieg, Len sie allein nicht gewinnen können, auszudeh- »en und Deutschland irgendwie zu treffen.

Nur so ist die Unterbindung der deutschen Kohlenlisfe- rungen zur See nach Italien zu verstehen. Nach englischer Auffassung ist Italien wirtschaftlich leicht unter politischen Druck zu setzen. Insbesondere glaubte man »n dem Mangel an Kohlen einen Schwächepunki gefunden zu haben. Die Unterbindung der Einfuhr deutscher Kohle über Holland «ach Italien bedeutete daher nichts anderes, als daß nach der Erfolglosigkeit der bisherigen diplomatischen Verhand­lungen mit Italien nunmehr der wirtschaftliche Druck an­gesetzt werden sollte. Das Ziel war dabei. Italien zunächst «inmal zum Import englischer Kohle zu zwingen, um es «uf diese Weise wirtschaftlich so weit abhängig zu machen, daß man ihm eines Tages auch politische Vorschriften «rachen sonnte. Diese Pläne übersahen freilich, daß erstens das Italien Mussolinis nicht mehr das Italien von 1914 ist, daß zweitens die Achse BerlinRom fester ist als je, «nd daß drittens die Leistunglkrast des nationalsozialisti­schen Deutschlands bei weitem die des kaiserlichen Deutsch­lands übertrifft. Man hatte eben wieder einmal nur wirt­schaftlich gerechnet. Das deutsch-italienischeKoh- lenabkommen hat einen Strich durch die englische Planung gemacht und stellt eine Großtat ersten Ranges dar. Durch einen beispiellosen Entschluß des Führers wird die italienische Kohlenversorgung aus Deutschland auf dem Landwege fichergestellt. Italien braucht nun überhaupt keine englische Kohle mehr. Der jährliche italienische Kohlenver­brauch von 12 Millionen Tonnen wird voll von Deutschland gedeckt. Es entsteht also ein Güteraustausch wie nie zuvor. 6o stellt dieses Abkommen nicht nur die Abweisung des englischen Erpressungsversuches an Italien dar, sondern «ine Festigung der Achsenpolitik, die durch den Besuch des Reichsautzenministers in Rom in dieser Woche ihren sicht­baren Ausdruck fand.

Die Beendigung des russisch-finnischen Krieges hat das Bild im Nordosten Europas geändert. Der Widersinn einer Beherrschung des Ostraumes von London und Paris aus, der Europa seit 20 Jahren nicht hat zur Ruhe kommen lassen, muß endlich ausgelebt haben. Der Ostraum gehört den Ostvölkern und nicht den westlichen Plutokratien. Die These hat einen gesunden und natürlichen Sinn. Und ihre Anerkennung wird gegen die Londoner und Pariser Irr­lehren ein- für allemal erzwungen werden müssen, damit Europa sich endlich der friedlichen Arbeit des Wiederauf­baues widmen kann. Dazu gehört, daß keines der Ost­völker sich mehr, in mißverstandenem Geltungsdrang, den westlichen Eeldsack-Jnteressen zur Verfügung stellt gegen die Interessen des eigenen Lebensraumes Das ist der tiefere Linn des Geschehens im Norden. Neue Grenzen sind ge­zogen worden, aber die finnische Republik ist in ihrer Exi­stenz so wenig bedroht, wie die drei Randstaaten, die sich ohne Krieg mit Rußland geeinigt halten. Die neuen Gren­zen stellen im großen and ganzen den Zustand von 1721 wieder her. Damals gehört- Finnland, das erst in der na- poleonischen Aers russisch wurde, noch zu Schweden. In dem damaligen nordischen Kriege war das jetzige Leningrad gegründet worden, und die Grenzen de« Vertrages von Nystad trugen den gleichen strategisch«« Notwendigkeiten Rußlands Rechnung, wie letzt der Berkaa «m Moskau.

Zu Gunsten Deutschlands verlagert"

Washington, 16. März. Welch tiefen Eindruck der Abschluß des russisch-finnischen Friedensvertrages auf die hiesige Regie­rung gemacht hat, geht aus einem Leitartikel der Hüll nahe­stehendenWashington Post" hervor, welche am Freitag erklärt, daß das Zcitelement infolge des russisch-finmscheu Friedens sich zugunsten Deutschlands verlagert habe. Dies sei vielleicht die wichtigste Folge dieses Abkommens. Solange Rußland gegen Finnland kämpfte, war ständig die Möglichkeit gegeben, Laß zwei 'neue Kriegssronten geschaffen wurden, in Skandinavien und im nahen Osten. Gleichzeitig bestand bei den kleinen Neutralen von Schweden bis Griechenland Ungewißheit, wes Brot sie essen, wes Lied sie singen sollten. Der russische Sieg über Finnland änderte diese Lage beträchtlich.

Aber noch wichtiger sei das Maß der wirtschaftlichen Stabili­sierung, die durch obiges Abkommen bei den kleinen Staaten entstanden ist, die in der Zone des deutschen Einflusses liegen. Diese werden, so führt das Blatt weiter aus, unvermeidlich enger in Len Wirtschaftskreis Deutschlands gezogen. Die eng­lisch-französische Blockade festigt Deutschlands wirtschaftliche Herrschaft in Mitteleuropa. Maschinen und Fertigwaren, die Deutschland sonst nach Uebersee exportierte, stehen jetzt zum Ab­satz in Europa zur Verfügung und ein Warenaustausch großen

Von englischer Seite ist Deutschland der Vorwurf gemacht worden, Finnland den Russen ausgeliessrt zu haben. Schon die Vedinungen des Friedensschlusses zeigen, daß hieran kein wahres Wort ist. Die Engländer selbst haben wohl­weislich das schon angekündigte Weißbuch über ihre ge­scheiterten Verhandlungen in Moskau nicht veröffentlicht. Wir leben in einer Zeit, in der sich die Lebensräume der Völker neu bilden, was die von England geführte Reaktion zu verhindern sucht. Wir ziehen aus dieser Schlappe des Westens den Schluß, daß wir nun mit einer noch größeren Gewißheit des Erfolges, wie sie auch das Ergebnis der rö­mischen Besprechungen des Reichsaußenministers ist, gegen diesen Westen kämpfen. Wenn Daladier jetzt die Schweden anklagt, die Ausweitung des Krieges mitverhindert zu haben, so bedeuten diese Worte nur, daß es Franzosen und Engländern nicht um Finnland ging, sondern um das schwe­dische Erz. Es ging ihnen ferner darum, Rußland mit einem Krieg zu beschäftigen, der den deutsch-russischen Warenaus­tausch stören sollte. Es ging ihnen darum, das Spiel in Finnland, dann in Rumänien zu wiederholen, um uns dort vom Oel abzuschneiden.

Nicht weniger stark wirkt auch die Tat des ind'io.eii Frei­heitshelden in London in der Weltöffentlichkeit nach. Sie zeigte mit radikaler Deutlichkeit, daß von einer Befriedung Indiens oder gar einer erneuten Aussaugung des viel­geprüften Landes für egoistische britische Kriegszwecke nicht die Rede sein kann. Daß auch dieSchüssedesindi- jchenFreiheitskämpfersauf verantwortliche eng­lische Persönlichkeiten nicht geringere politische Bedeutung besitzen, zeigt die Fassungslosigkeit, mit der die Tat in allen englischen Kolonialkreisen, vor allem auch in USA., aus­genommen worden ist. Sie richtete sich zunächst gegen alte Sünden des englischen Vorgehens in dem indischen Riesen reich, die besonders der erschossene frühere Gouverneur der Provinz Pundschab, Sir Michael O'Dwyer, au? dem Ge­wissen hat. Aber daß ein Inder diese Vergeltung in London ausübte, »st zugleich ein Beweis dafür, wie wenig die na­tionalen Inder die verbrecherische Hinmetzelung ihrer Ei­kern und Großeltern in vergangenen Jahrzehnten vergessen haben. Das heutige Indien ist mit seinen politischen Zie­len und mit seinen unbedingten Zweifeln an der englischen Ehrlichkeit in der Erinnerung an die blutbefleckte Ver­gangenheit aufgewachsen. Es wünscht die Enttäuschungen des Weltkrieges nicht noch einmal zu erleben. Dafür sind die Schüsse von London ein unzweideutiaes Zeichen

Die Märztage haben im Dritten Reich immer Geschieht, gemacht. Auch in diesem Jahr sehen wir Entwicklungen heranreifen, die eine entscheidende Wendung des Kriege« bedeute« können. Daß das nur in der Richtung der Führer- Worte vom Heldengedenktag am letzen Sonntag sich voll­ziehen wird, dafür bietet uns die Führung des Reiches un> unsere stolze Wehrmacht, deren Ehrentag wir begehe»», sichere Gewahr.

Maßstabes wird durch die Unterbrechung des .normalen Welt­handels gefördert und erleichtert.

Die Blockade also, auf die Engländer und Franzosen sich bis­her verließe», schwäche nicht, sondern stärcke die deutsche Wirt­schaft. Inzwischen spüren die Westmächte, so schließt das Blatt, diesen Krieg am eigenen Leibe. Das zeigt sich in Schiffs»«»- lüsten, im Niedergang der für England absolut lebenswichtige« Ausfuhr und in der Finanzfrage. Die Anzeichen gehen dahin, daß je länger die gegenwärtige Kriegsart dauert die deutsche Wirtschaft stärker und die Wirtschaft der Westmächte immer schwieriger wird.

Herr Halifaxgarantiert- wieder

Berlin, 15. März. Als wollte er die Lächerlichkeit der poli­tischen Situation Englands und Frankreichs nach ihrer blama­blen Niederlage im Norden unterstreichen, richtete der englisch« Außenminister Lord Halifax aus Anlaß des Jahrestages der böhmisch-mährischen Protektoratsgründung eineBotschaft" a« das tschechische Volk, in welcher er ihm eine neue englische Garantie" anbietet mit der Versicherung derfesten Entschlos­senheit der Westmächte, die Freiheit der Tschechei wieder herzu­stellen". Offenbar um die komische Wirkung seines Earantie- angebotes zu erhöhen, fügte Seine Lordschaft, dasKriegsziel Englands" mit einer Kaleidoskopdrehung wieder einmal völlig neu darstellend, hinzu, daß die Verbündetenja nur zu diesem Zweck zu den Waffen gegriffen hätten".

Vielleicht glaubte Herr Halifax mit diesem etwas derben. Llownfpaß die Aufmerksamkeit etwas von dem Elend ablenken zu können, das in London und Paris über die nordische Kata­strophe der Herren Chamberlain und Daladier herrscht. Dann hat er sich freilich vergebens bemüht. Namentlich die Pariser Presse macht nicht den leisesten Versuch mehr, etwa den tollen Dreh Londons auch nur zum Schein ernst zu nehmen, wonach im Norden einzig und alleinDeutschland eine Niederlage" erlitten hätte. Das Chaos von Enttäuschung und Bestürzung hält an. Die Blätter widerhallen von Vorwürfen gegen die französische und englische Regierung. Es riecht hier und dort nach Krisis.

Ein grairfamer Schlag-

Oessenüiche Bestürzung niemals stärker als jetzt"

Brüssel, 15. März. Aus den Kommentaren der Pariser Presse zum Abschluß des finnisch-russischen Konfliktes spricht auch weiterhin die Bestürzung, die sich der Westmächte bemäch­tigt hat. Man versucht zwar die Schuld den kleinen neutralen Mächten, insbesondere Schweden, in die Schuhe zu schieben, aber man hält auch nicht mit einer scharfen Kritik an der Haltung der französischen und der englischen Regierung zurück.

Man brauche sich nicht zu verheimlichen, so schreibt das Oeuvre", daß die Lösung der finnischen Frage für Frankreich ein grausamer Schlag sei. Man behaupte, Schweden trage die Schuld. Sicherlich habe die schwedische Regierung den schlimmsten Fehler begangen, indem sie die Durchfahrt französi­scher und englischer Truppen nach Finnland verweigert habe. Frankreich habe jedoch nicht genügend Autorität gehabt, um sich , in Stockholm Gehör zu verschaffen. Leon Blum schreibt im Populaire", das sranzösische Volk habe das Gefühl, von einem Unglück und einer Niederlage betroffen worden zu sein. Hier­aus erkläre sich auch die Bestürzung der Oeffentlichkeit, die be­unruhigt darüber sei, daß der Wille Englands und Frankreichs nicht genügt hätte, das Schicksal Finnlands in ihrem Sinn« ficherzustellen".

Der ehemalige Minister Frossard schreibt in seinem Organ La Justice": Wir sollen zumindest den Mut haben, zuzugeben, daß die Westmächte einen sehr harten Schlag eri halten haben. Ich weiß nicht, ob der Ministerpräsident gena» über die Reaktion des Mannes von der Straße unterrichtet ist. Ich mache ihn aber darauf aufmerksam, daß die öffent­liche Bestürzung niemals stärker war als jetzt. Sie findet Worte des Schmerzes und der Wut.

Der Außenpolitiker derEpoque" fordert «ine prompte Ant­wort der Westmächte, die darin bestehen müßte, die schwedischen Eifenlieferungen an Deutschland zu unterbinden. (!) Di« Alliierten, so schreibt dieOrdre", könnten nicht länger tatenlos bleiben. In militärischen Kreisen sei man fast einstimmig der Ansicht, daß Frankreich und England einen Vorwand fänden, die Front zu vermehren. (!)

Gedrückte Stimmung i« London

Die filmische klebergabe auch ein schwerer Schlag für England"

AmsteiLa«, 15. März. Die Londoner Blätter befaßen sich auch am Freitag noch in starkem Maße mit der durch den Mos­kauer Friedensschluß in ÄanLinavien geschaffenen Lage. Da­bei geht aus den Kommentaren deutlich hervor, daß di« pluto- kratifchen Kriegshetzer das Scheitern ihrer Inter ventionsplän«

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