Amtlich« vekanntmachun-en.
Amtskörperschaft Cal».
Bestellung von Zuckerfuttermitteln.
Die Viehbefitzer und namentlich die Pferde- befitzer werden wiederholt auf die Verwendung von Zuckerfutlermitteln als Ersatz für Haber « s w. hin- gewiesen.
Die Oberamtspflege nimmt bis IS. Juli Bestellungen auf Znckerschuitzel und Zuckerfutter entgegen. Nach diesem Zeitpunkt eingehende Bestellungen können nicht berücksichtigt werden, auch werden Bestellungen von Zuckermelasse nicht angenommen.
Die Herren Ortsoorsteher werden ersucht, die Pferdebefitzer auf Vorstehendes aufmerksamzu machen, Bestellungen entgegenzunehmen und letztere der Oberamtspflege zu übersenden.
Calw, den 8. Juli 1915.
Reg.-Rat Binder.
Bekanntmachung des stellvertretenden Generalkommandos XIII. (K.W.) Armeekorps.
Es wird Hiemil verboten, entwichene Kriegsgefangene oder entwichene Zivilgefangene feindlicher Länder auf- zunehmen, verborgen zu halten, zu verpflegen oder sie sonst aus irgend eine Weise mit Rat oder Tat bei ihrem unbefug
ten. Die russischen Stellungen von heute sind in vergrößertem Maßstabe dieselben wie im August vergangenen Jahres mit Ausnahme der linken Flanke der Russen, die nach Südgalizien hält. In einer Frontausdehnung von 65 Kilometern marschieren die Deutschen nach Nordosten. Diese Front wurde ursprünglich von Zamosc nach Sokal begrenzt-. Die Schnelligkeit, mit der sie vorwärts kommen, beweist, daß sie wenig Widerstand finden. Was die Russen demgegenüber machen wollen, entzieht sich natürlich der öffentlichen Besprechung., und je mehr sich der kritische Augenblick für die Russen nähert, desto lakonischer werden die Berichte des Großfürsten Nikolaus. Es scheint, daß er die Deutschen auf ihrem Vormarsch nicht sehr behindern will, um ihnen anderwärts wieder bester Widerstand zu leisten.
Bor dem entscheidenden Schlag.
(WTB.) Berlin, 8 .Juli. Aus Zürich wird dem „Lokalanzeiger" gemeldet: Der Petersburger Berichterstatter des „Temps" meldet seinem Blatt, daß jeder Tag die Russen der unvermeidlichen großen Schlacht näher bringe, der die Russen geschickt auszuweichen wußten, um Zeit zu gewinnen, sowie die Ortsbedinguingen abzuwarten, durch die ihnen der Endsieg (?) verbürgt wird. Topographische Beschaffenheit dieser bevorstehenden Schlacht sei russischer- seits Defensioostellung am spitzen Winkel nach Westen gewendet, wo Warschau die Spitze bildet. Die Absicht, die Stadt gänzlich zu räumen, liegt bis jetzt noch nicht vor, obwohl bereits viele Büros geschlossen seien und eine gewisse Anzahl Bewohner Warschau verlaßen habe. Die bisher getroffenen Maßnahmen lassen vermuten, daß man zu einer energischen Verteidigung der Festung entschlossen ist. Die strategische Lage des befestigten Lagers von Warschau, das einen Vorsprung auf die russische Front bildet, sei von großer Bedeutung für die Lage der russischen Armee. Ein erbitterter Widerstand sei aus rein militärischen' Gründen geboten. >
(WTV.) Berlin. 9. Juli. Nach einer Kopen-^ Hagener Meldung des „Verl. Tageblatts" meldet die „Morning Post" aus Petersburg, daß man dort nicht an eine Schwächung der deutschen Armee zu Gunsten der Westfront glaube. Man fürchte vielmehr, daß Rußland jetzt einen entscheidenden Stoß zu erwarten habe. Zivilisten dürfen Warschau nur noch in besonders streng überwachten Ausnahmefällen passieren.
Arras brennt.
Genf, 8. Juli. Die Brände im ganzen Stadtgebiete von Arras wüten fort. Immer neue Explosionen verhinderten jeden Versuch zur Eindämmung der rapid um sich greifenden Verheerungen. Die wenigen in Arras zurückgebliebenen Familien entflohen gestern nacht. Der Rest der nicht rechtzeitig fortgeschleppten englischen Heeresvorräte wurden vernichtet. Nach Zerstörung der Kathedrale von Arras mußte mangels eines günstigen Ausguckpunktes die Artillerie der Verbündeten eine andere Aufstellung erhalten.
Die schweren italienischen Verluste am unteren Isonzo.
Graz, 8. Juli, lieber die schwere Niederlage der Italiener in der Schlacht am unteren Isonzo meldet laut „D. T." die „Grazer Tagespost" aus dem K. K. Kriegspressequartier noch folgende Einzelheiten: Die
Angriffe des Feindes erfolgten ohne Rücksicht auf die ins Riesenhafte gehenden Verluste. Ob der König wie bei Plava befohlen hat, Eörz und das Plateau
t«n Jerubieiben von der Uebenvachungsstelle, der sie zage- wiesen find, zu unterstützen.
Wer von dem Aufenthalt eines solchen Gefangenen Kenntnis hat, ist verpflichtet, hiervon der nächsten Polizeibehörde Mitteilung zu machen.
Zuwiderhandlungen werden gemäß 8 9 d des Preuß. Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft, falls nicht nach den allgemeinen Strafgesetzen, insbesondere auf Grund der 88 120, 12 l, 257 R.E1.G.B. ein« höhere Sras« rintritt.
Der Versuch der Uebertretung dieses Verbots unterliegt ebenfalls der Bestrafung.
Da» Verbot tritt mit Tage der Verkündigung in Kraft.
Stuttgart, den 5. Juli 1915.
Der stell», kommandierende General: von Marchtaler. »
Vorstehendes Verbot wird hiemit zur allgemeinen Nachachtung bekannt gegeben.
Talw, den 8. Juli 1915.
K. Oberamt: Binder.
Beschlagnahme von Bier und Bierfässern.
Auf Grund § 9 Buchstabe b des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 wird nachstehende Verfügung zur allgemeinen Kenntnis gebracht: 8 1. Sämtliche in Würtemberg befindlichen Brauereien haben 15 Prozent ihrer Biervorräte und ihrer künftigen
Biererzeugung zur Verfügung der stellv. Intendantur des Xlll. Armeekorps zu halten. Diese Biermengen werden mit sofortiger Wirkung beschlagnahmt. — 8 2. Sämtliche in Württemberg befindlichen Brauereien haben auf Ansordern der stellv. Intendantur Xlll. Armeekorps die zur Beförderung des beschlagnahmten Bieres erforderlichen Bierfässer und das hierzu benötigte Eis bereit zu stellen. — 8 3. Sämtliche in Württemberg befindlichen Brauereien haben bis 10. Juli 1915 an die stellv. Intendantur Xlll. Armeekorps in Stuttgart mitzuteilen a) welche Biervorräte vorhanden sind, b) wie ihre durchschnittliche Jahreserzeugung an Bier ist, c) welche Biermengen auf Grund bestehender Lieferungsverträge an die im Inland befindlichen Truppenteile durchschnittlich im Monat geliefert werden. — 8 1- Etwaige Befreiungsgesuche solcher Brauereien, welche nur für den Verbrauch ihrer eigenen Wirtschaft brauen, sind an die stellv. Intendantur des XIII. Armeekorps zu richten.
Stuttgart, den 5. Juli 1915.
Der stell», kommandierende General: von Marchtaler.
Die Herren Orlsoorfteher
haben obige Verfügung den in ihren Gemeinden ansässigen Vierbrauereibesitzern zur Nachachtung zu eröffnen.
Calw, den 7. Juli 1915.
K. Oberamt: Binder.
von Doberdo müsse genommen werden, koste es was es wolle, weiß man nicht, allein in Linien bis zu 20 hintereinander stürmten die Italiener vor. Es war ein fürchterliches Morden; fürchterlich, aber nicht für uns, wird die Reaktion sein. In zwei Tagen wurden zwei feindilche Divisionen auf die Schlachtbank geschickt und zum Schluß setzten die Italiener ihre ganze dritte Armee, fast 250 000 Mann, ein, die einen sehr beträchtlichen Teil ihres Bestandes eingebüßt hatte. Infolge der Ereignisse am Isonzo sind, wie der „Nat.-Z." berichtet wird, aus Venedig mehrere Eisenbahnzüge mit wertvollen Kunstschätzen aus der Bibliothek des Dogen-Palastes in das Innere Italiens gegangen. Sie wurden von Truppen der Mailänder Garnison begleitet. Die Flucht der Wohlhabenden aus Venedig ist allgemein.
Italienische Besorgnis.
Zürich, 8. Juli. Nach Berichten der schweizerischen Blätter aus Venedig herrscht dort große Besorgnis über das Vorrücken der Oesterreicher. Der Luzerner „Tagesanzeiger" bestätigt, daß die österreichischen Linien sich stellenweise am Tage bis 4 Kilometer vorschieben, es seien auch keine Anzeichen für einen größeren Umschwung der Kriegslage zugunsten der Italiener bisher wohrzunehmen.
Die „Blockade" der Adria.
Mailand, 8. Juli. Der „Secolo" berichtet, daß die Durchführung der Blockade der Adria am Dienstag begonnen hat. Die Blockadewtrkung erstreckt sich über die ganze Adria nördlich der Linie Ortran- Io—Asptrola. Die Schiffahrt in diesen Meeren ist den Handelsschiffen jeder Nationalität versagt. Ein Tonderdekret regelt die Konzessionen, die für die Handelsschiffahrt gewährt werden können.
Die Italiener in Libyen.
- Berlin, 8. Juli. Aus Genf wird der „Täglichen Rundschau" gemeldet: Mitteilungen in französischen Blättern bestätigen, daß die Lage in Lybien immer beunruhigender erscheine. Die Italiener haben jetzt die Höhen von Macellata verlassen müssen und halten nur noch die der Küste benachbarten Gegenden.
Don unseren Feinden.
Die albanische Frage.
Köln, 8. Juli. Der „Köln. Zeitung" zufolge erklärt die „Times", daß sich aus der Besetzung Sku- taris durch die Montenegriner eine interessante diplomatische Lage ergeben habe. Am 21. 6. teilte die montenegrinische Regierung ihren Vertretern im Auslande mit, daß gemäß den Beschlüssen der Mächte Skutari als unverletzlich gelte, und daß die montenegrinischen Truppen, die unweit der Stadt lagerten, keinen Versuch machen wollten, hineinzudringen. Die Absendung der Depesche wurde verzögert Die Mitteilung an die britische und französische Regierung erfolgte erst am 26. 6. Am 1. 7. wurden jedoch die verbündeten Regierungen durch die montenegrinische Regierung verständigt, daß auf Veranlassung der Bevölkerung Skutaris die montenegrinische Armee in Skutari eingezogen sei. Die „Köln. Zeitung" erfährt, interessant sei aus den ausführlichen „Times"-Be- richten der Hinweis, daß die Besetzung Valonas durch die Italiener und die des Teils von Epirus durch die Griechen Verletzung des Landesabkommens bedeutet habe. Ferner ersieht man, daß man in England nicht die fröhlichsten Gesichter zu diesen Vorkommnissen gemacht hat.
Köln, 8. Juli. Die „Köln. Volkszeitung" meldet aus der Schweiz: Der „Corriere della Sera" unterstellt, anscheinend offiziös, der deutschen Politik, die wirksam von Oesterreich unterstützt werde, sie suche die letzten albanischen Ereignisse auszunützen. Diese seien aber nicht derart, daß sie Zwietracht unter den Verbündeten stiften würden. Italien habe in Risch und Cettinje wißen lassen, es akzeptiere keine vollendeten Tatsachen in Albanien. Die jüngsten serbischen und montenegrinischen Besetzungen in jenem Lande betrachte Italien als nicht geschehen. Gleiches gelte für die griechischen Besetzungen.
(WTB.) Berlin, 9. Juli. Aus Chiasso erfährt der „Berl. Lokalanzeiger": Die Türmer „Gazetta del Popolo" meldet aus Risch: Der Einzug der Serben in Dnrazzo erfolgte unter begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung. Die Serben sind überzeugt. daß ihre diesmalige Besitznahme von Durazzo endgültig ist. Die Montenegriner haben das ganze Gebiet bis zum Weißen Drin besetzt und die Bevölkerung ohne Widerstand zu finden, entwaffnet.
Die Aegypter gegen England.
(WTB.) Konstantinopel. 8. Juli. Wie die Blätter von zuständiger Seite erfahren, haben sich die lllemas und Notabeln in Aegypten in Ausübung der ihrem religiösen Amte zustehenden Machtbefugnisse versammelt. Nach einer Aussprache beschlossen sie, bei der britischen Regierung vorstellig zu werden, um zu verlangen, daß diesem Kriege gegen den Kalifen in Anbetracht der Tatsache, daß dieser Krieg ihre religiösen Gefühle verletze, ein Ende gesetzt werde.
Die Neutralen.
Was tut Schweden?
Köln, 8. Juli. Die „Köln. eZitung" meldet von der italienischen Grenze: Die Abfahrt der schwedischen Flotte gegen die Insel Gotland im Baltischen Meere hat nach Petersburger Berichten des Mailänder „Secolo" in Petersburg starkes Aufsehen erregt. Der schwedische Gesandte habe beruhigend erklärt, die Bewegungen seien lediglich auf das letzte See- treffen bei Gotland zurückzuführen. Ferner erklärte der Gesandte, er sei ermächtigt, formell zu versichern, daß Volk und Regierung von Schweden durchaus friedliche Gesinnungen hätten. Die Lage Schwedens sei freilich außerordentlich schwierig geworden durch die drakonischen Maßregeln Englands. Der schwedische Handel und das wirtschaftliche Leben im allgemeinen litten darunter gewaltig.
Mißbrauch der griechischen Flagge.
Berlin, 8. Juli. Aus Genf wird der „Täglichen Rundschau" gemeldet: Nach einer Meldung des „Temps" aus Athen hielt ein griechischer Torpedobootszerstörer auf hoher See einen wahrscheinlich italienischen Dampfer an, welcher die griechische Flagge mißbrauchte und Bannware an Land führte, und brachte ihn nach Korfu.
Die Kriegslieferungen werden zu Hause gebraucht.
(WTV.) Berlin, 9. Juli. Mehrere amerikanische Unternehmer, die vor Monatep Munitionslieferungsverträge mit Frankreich abgeschlossen hatten, zahlten, wie dem „Berl. Lokalanzeiger" aus Gens gemeldet wird, Reugelder, weil die vorhandenen Arbeitskräfte für Washingtoner Lieferungen benötigt würden. Neue französische Munitionsbestellungen