Deutscher Heldenmut und Pflichttreue.

(WTB.) Stockholm. 6. Juli. Die Blätter stel­len den ausgezeichneten Eindruck fest, den die Besatz­ung desAlbatros" auf die schwedische Bevölkerung machte, und erzählen zahlreiche Züge von Helden­mut und Pflichttreue bis zum letzten Augenblick. Be­sonders wird der aufopfernden Tätigkeit des Schiffs­arztes Dr. Karillon gedacht, der trotzdem er selbst durch mehrere Granatsplitter schwer verletzt worden und zeitweilig besinnungslos war, nicht müde wurde, Anweisungen für das Verbinden der übrigen Ver­wundeten zu, geben. Ohne ein Wort der Klage ist Dr. Karillon bald darauf aus dem Transport zum Krankenhaus gestorben. Einer der am schwersten Verwundeten lieh.Dagens Nyheter" zufolge, den Tod vor Augen, durch einen Kameraden an seine Mutter, die durch den Krieg bereits den Mann und einen älteren Sohn verloren hat, telegraphieren, dah auch er die Ehre der deutschen Flagge mitgerettet habe, während das Schiff und eines seiner Beine ver­loren gegangen seien.

Von unfein Feinden.

Die Südafrikaner auch noch.

WTB Pretoria. 7. Juli. Amtlich wird ge- meldet: Die britische Regierung hat das Angebot Südafrikas, ein Truppenkontingent mit schwerer Artillerie auf den europäischen Kriegsschauplatz zu schicken, angenommen. Das find also größtenteils Buren vom Schlage Botha's, für die das deutsche Volk im Burenkriege so viele Sympathien übrig gehabt hat.

Mobilmachung in Finnland?

EKG. Stockholm. 7. Juli. Berichte aus Hel- stngfors halten die Nachricht aufrecht von einer allgemeine Mobilisierung der Finnländer. Finn­land selbst wurde als Gefahrenzone erklärt und ist von allen Ausländern zu räumen.

Die Sündenböcke.

Berlin, 7. Juli. Aus Chiasso wird demLok.- Anz." gemeldet: Der Korrespondent desSecolo" in Bukarest meldet, daß die Niederlage der Russen auf Verrat von Generälen deutschen Geblüts (!) beruhe. Nach der Hinrichtung des Obersten Mjassojedow habe sich herausgestellt, dah die Schuld an der Niederlage der Russen in Ostpreußen den russischen General Rennenkampf treffe. Nachdem ihm ein erstesmal ver­ziehen worden war, habe er einen neuen Verrat bei Lodz begangen, das in die Hände der Feinde gefallen war, weil er zu spät eingetroffen sei. Rennenkampf fei jetzt im Gefängnis.

Die Neutralen.

Die Verproviantierung der Schweiz.

Von der schweizer Grenze. 6. Juli. Das Schwei­zerische Volkswirtschaftsdepartement erläßt ein Rund­schreiben an die Kantonsreqierungen, in dem es, ge­stützt auf die während der bisherigen Kriegszeit ge­machten Erfahrungen, die Aufmerksamkeit der Re­gierungen aus verschiedene Fragen der Verprovian­tierung des Landes lenkt, zu deren Lösung Kantons­und Gemeindebehörden beitragen sollen. Insbeson­dere macht das Departement aufmerksam auf die Notwendigkeit, der aller Voraussicht nach im Laufe des Jahres wiederkehrenden Petroleumnot zu begeg­nen, indem überall, wo irgendwie möglich, Petro­leum durch Gas und Elektrizität ersetzt wird. Zu diesem Zweck soll insbesondere auch den kleineren Ge­meinden der Anschluß erleichtert werden. Ferner er­sucht das Departement, darauf hinzuweisen, daß die Zivilbevölkerung nach dem Beispiel der Truppen sich mit Rücksicht auf die Schwierigkeit der Schlachtvieh­schlachtungen im Fleischgebrauch nach Möglichkeit einschränkt. Als besten Ersatz für das Fleisch bezeich­net das Departement den Käse, der an die Verbrau­cher auch im nächsten Winter zu einem bescheidenen Preise abgegeben werden soll.

Die amerikanischen Kriegslieferungen.

Rotterdam. 7. Juli. Die neuen Fabriken zur Herstellung von Kriegsmaterialien aller Art, die in den letzten Monaten in den Vereinigten Staaten errichtet wurden, werden nach Mitteilungen hier ein­getroffener amerikanischer Blätter fast ohne Aus­nahme mit englischem Kapital erbaut. Die Firma Morgan u. Co. gibt den Gesellschaften, die größere Kriegsaufträge erhalten haben und nicht über die erforderlichen Betriebseinrichtungen verfügen, hohe Barvorfchüsse, die sich bei einzelnen Firmen auf Mil­lionen belaufen und die später auf die Lieferungen berechnet werden.

Haag. 7. Juli. DenTimes" wird lautLok.- Anz * 'gemeldet, daß der Deutsche Bund eine Ver- ssttnmluNg fti Detroit abhiett, Ädrin viele Universi- tütsprofessoren 'und' Geistliche der evangelische Kirche zugegen waren. Die Versammlung beschloß, ihren Wnflutz bei der amerikanischen Regierung an­zuwenden, damit die Ausfuhr von amerikanischem Kriegsmaterial »erboten würde. Ein angenommener Beschluß fordert die Einberufung einer außerordent­lichen Tagung der Kongreße zu jenem Zwecke

Zum Hlorhanschlag auf Morgan.

WTB. Rewqork. 7. Juli: Reuter meldet: Holt hat sich dadurch das Leben genommen, daß er aus dem Fenster des Gefängnisses sprang, als der Wär­ter einen Augenblick seine Zelle verließ und die Türe offen geloffen hatte. Holt war sofort tot.

Vermischte Nachrichten.

Fürst Hohenlohe stellvertretender Botschafter in Konstautinopel.

Berlin, 7. Juli. Der deutsche Botschafter in Konstantinopel, Fvhr. v. Wangenheim, sieht sich auf ärztlichen Rat genötigt, wegen eines Herzleidens einen sechswöchigenUrlaub zu einer Kur in Bad Nau­heim zu erbitten. Zu seiner Vertretung wird Fürst Hohenlohe-Langenburg als Botschafter in außer­ordentlicher Mission nach Konstantinopel entsandt werden, um während der Abwesenheit des Frhrn. v. Wangenheim dessen Geschäfte zu führen. Damit aber in dieser kritischen Zeit der wichtige Konstantinopeler Posten nicht verwaist erscheint, wird er einen voll­gültigen Vertreter erhalten, nämlich den Fürsten Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, den einstigen Re­genten von Koburg-Gotha und zeitweiligen Leiter des Kolonialamts. Fürst Ernst zu Hohenlohe-Langen­burg verfügt über mancherlei verwandtschaftliche Be­ziehungen. die ihm seine Valkanmiffion erleichtern können. Seine Gattin ist bekanntlich die ältere Schwester der Königin von Rumänien und auch mit Zar Ferdinand von Bulgarien ist er verwandt. Das wird dem Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg es er­möglichen. auch über die Sphäre von Konstantinopel hinaus seinem Vaterlande mit Nutzen zu dienen.

Zur Reform des preußische« Landtagsmahlrechts.

ImDeutschen Kurier" befaßt sich Reichstagsabge­ordneter Dr. Böhme mit der Frage der Reform des preußischen Landtagswahlrechts. Er geht davon aus. daß für eine gewisse Vorreform in dem jetzt geschloffenen Landtag, die von verschiedenen Seiten gefordert wurde, Voraussetzung war. daß die Regierung dafür ihre volle Autorität in die Wagschale warf, um gegenüber dem Widerstreit der Parteien ein Mindestmaß von Reform zur vorläufigen Erledigung zu bringen. Dr. Böhme sagt dann: Die Regierung hat den günstigen Augen­blick nicht benutzt und wird nach Beeidigung des Krie­ges vor einer Aufgabe stehen, die deshalb, weil dann Autorität und Machtmittel unendlich geringer sind, zu ungleich größeren Schwierigkeiten für sie führen dürfte. Denn darüber ist wohl kein Zweifel, daß die preußische Staatsregierung und an ihrer Spitze Herr v. Bethmann Hollweg, eine auch historisch so weit über den Durch­schnitt gebildete Persönlichkeit, die große Aufgabe er­kannt haben, die auf dem Gebiete der inneren Politik der preußische Staat ganz in erster Linie hat. Diese Aufgabe ist die Einordnung des bisher abseits stehen­den größten Teiles der Arbeiterschaft als mitarbeiten­den, aber auch mitbestimmenden Faktor in unser öffent­liches Leben. Der große Augenblick, in dem ein ganzer Stand seine soziale und politische Gleichberechtigung er­langt, dem Naumanns Lebensarbeit gegolten hat, ist gekommen, nicht auf dem Wege allmählicher innerer Umwandlung, sondern durch das elementare Ereignis des gewaltigen Völkerkrieges. Daran können Resolutio­nen einzelner Gruppen derjenigen Partei, in der die Mehrheit der Arbeiterschaft ihre politische Vertretung erblickte, nichts ändern. Das gewaltige Leben der Ge­genwart geht darüber hinweg. Es ist zu verstehen, heißt es in dem Artikel weiter, daß diejenigen, die politisch die Macht in Händen halten, nicht leicht auf einen Teil davon verzichten werden, aber für den Staat sei die freudige Mitarbeit von Millionen auch in Friedens­zeiten wertvoller, als das zeitweise Grollen doch immer­hin recht kleiner Kreise, die nicht lernen wollen, zur rechten Zeit im Interesse des Staatsganzen Opfer zu bringen. Möge der Staatsmann, dem es beschicken ist, an führender Stelle in der weihevollen Stunde zu stehen, in der die Einordnung der deutschen Arbeiterschaft mög­lich ist, sich wappnen mit der eisernen Energie eines Freiherrn v. Stein und die Widerstände überwinden, die nur anknüpfen an das traurige Werk derjenigen, die vor 100 Jahren alles taten, um die lebendigen Kräfte des zu neuem Leben erweckten preußischen Staates nie­derzuhalten. Das namenlose Unglück, das über Preußen und Deutschland nach den Befreiungskriegen durch die Reaktion kam, hätte niemals platzgegriffen, wenn ein Staatsmann die Geschicke Preußens gelenkt hätte, der zur Grundlage seiner Politik das hoffnungsvolle Ver­trauen zu den guten und großen Kräften seines Volkes gemacht hätte.

Ein gemeinschaftliches Zollgebiet in Polen.

(Ä?TB.)' Berlin, 6. Jüli. Das Verordnungs­blatt der kaiserlichen Zivilverwaltung für Polen links der Weichsel veröffentlicht das Ueheremkom- men betreffend die gemeinschaftliche Erhebung von Zölle« in dem deutschen und dein österreichisch-unga­rischen Berwaltüngsgebiet Polens links der Weich­sel. Danach bilden die beiderseitigen VerwaltUngs- gebiere in Russisch-Polen links der Weichsel ein ge­meinschaftliches Zollgebiet. Die Zolleinnahmen wer­den nach Abzug von 20 vom Hundert für die Zoll­erhebung und Grenzbewachung zwischen den beiden Teilen je zur Hälfte geteilt.

Eine notwendige Verordnung in Belgien.

(WTB.) Brüssel, 6. Juli. Der Generalgouver­neur erläßt eine Verordnung, nach det mit Gefäng­nis bis zu einem Jahr Lehrpersonen, Schulleiter und Schulinspektoren bestraft werden, die während der Dauer der Besetzung im Unterricht oder bei sonstigen Veranstaltungen der Schule deutschfeindliche Um­triebe oder Kundgebungen dulden, fördern, veran­lassen oder veranstalten. Die deutschen Behörden sind befugt, zur Verhinderung derartiger Manifestati­onen die Schulräume zu betreten und den Unterricht zu überwachen. Nach der Verordnung werden auch diejenigen bestraft, die die Ueberwachungsmaßregeln, Ermittelungen und Untersuchungen erschweren und verhindern. Zuständige Gerichte für derartige Ueber- tretungen sind die Militärgerichte. Es ist bekannt, daß trotz der Nachsichtigkeit der deutschen Behörden die Belgier immer und immer wieder sich zur Auf­lehnung gegen die Organe der Ordnung Hinreißen lassen. Unsere Feinde würden im umgekehrten Falle sicherlich weniger geduldig mit der deutschen Bevöl­kerung verfahren. Aber auch der deutsche Gedulds­faden reißt einmal.

Von derKönigsberg".

(WTB.) London, 7. Juli. Ein aus Ostafrika angekommener Reisender berichtet, die Deutschen hät­ten den Hafen von Dar-es-Salem geschloffen, indem sie ein Trockendock und ein kleines Kanonenboot quer in der Flußmündung versenkten. Der Kreu­zerKönigsberg" liege unbeschädigt 15 Meilen strom­aufwärts am Rufidjiflnß. Er könne von den eng­lischen Schiffen nicht erreicht werden. Die Engländer versuchten den Kreuzer zu torpedieren, aber dieKö­nigsberg" sei durch eine Schlammbank geschützt, in der der Torpedo stecken blieb.

Humor im Felde.

Daß unseren Soldaten draußen im Felde trotz der schwersten Kämpfe der Humor nicht verloren ge­gangen ist, das beweist wieder eine Feldpostkarte, die dem Verein Karlsruher Presse (Journalisten- und Schriftsteller-Verein) von einem seiner 16 im Felde stehenden Mitglieder zugegangen ist. Der humor­volle Journalist, der seine bisher im Dienste der so­zialdemokratischen Partei geführte spitze Feder mit dem gewiß nicht minder scharfen Schlachtschwert ver­tauscht hat, schreibt:.24. Mai, Pfingstmontag.

Liebwerte Kollegen! Meine Einverleibung zu den Leibgrenadieren möchte ich als weiteres erfreuliches Auspirium für die künftige Entwicklung der deut­schen inneren Politik buchen. Dahingegen aber läßt die Polemik der Gegner hier am Lorettoberg jede Sachlichkeit vermissen: Kampfesart und Kampses- mittel lasten sogar den letzten badischen Landtags­wahlkampf weit hinter sich zurück. Aeuherst lärmend geht es zuweilen zu, nicht nur persönlich, beleidigend und grob sind die Gegner zueinander (siehe Schopen­hauer: Disputationsregeln), sondern wiederholt schon kam es zu Tätlichkeiten. Mein Erscheinen z. B. wurde mit 3 Schrapnell und 2 Granaten begrüßt, was ich als äußerst illoyal bezeichnete, da die Herren Gegen­paukanten noch gar nicht wußten, mit welchen Ab­sichten ich mich genähert hatte. Im übrigen feierte ich das Pfingstfest mit einem Hemdwechsel und Wa­schen eines, vielmehr des Handtuchs. Ich logiere zurzeit mit noch 7 Mann in der Küche eines Hauses in der Avenue Grand Conds. Lager: Stroh, Kopf­polster: Tornister, Decke: Mittelbadische Nachrichten, die ich zufällig gefunden habe. Sonst aber: Hei lewet noch! Mit 10000 42-Zentimeter Grüßen Ihr H. W.

Die Befreiung der türkischen Fra«.

Die Konstantinopeler ZeitungTuran" brachte vor einiger Zeit einen bemerkenswerten Leitartikel Der Krieg und unsere Frauen", der sich in ähnlicher Weise mit der stillen hingebungsvollen Tätigkeit der türkischen Frau in der Pflege der Kranken und Verwundeten und anderen Arten der Hilfeleistung im Kriege beschäftigt, wie dies auch andere Blätter der türkischen Hauptstadt letzthin mehrfach taten. Ein neues Moment in dieser Äeuherung ist die Einsicht, daß man Frauen, die sich jetzt st) tüchtig zeigen, längst