Herzogs Joseph Ferdinand dauern die Kampfe fort. Eingetroffene russische Verstärkungen, die an meh­reren Stellen zum Angriff vorgingen, wurden unter grohen Verlusten zuriickgeschlagen. Die Eefangenen- zahl hat sich noch weiter erhöht. Am Bug und in Ostgalizien ist die Lage unverändert. In den Käm­pfen an der unteren Zlota-Lipa wurden vom 3. bis 5. Juli 385V Russen gefangen.

Italienischer Kriegsschauplatz. An der Schlachtsront im Görzischen trat zunächst ziemliche Ruhe ein. Nach dem vorgestrigen Siege hatten un­sere Truppen noch einige zaghaft geführte Nachtan­griffe gegen den Eörzer Brückenkopf und die Plateau­stellungen abzuweisen. Gestern eröffnete der Feind neuerdings ein heftiges Geschützfeuer, dem nachts wie­der vergebliche Vorstöße schwächerer Kräfte folgten. Italienische Flieger warfen auf Triest Bomben ab, ohne erheblichen Schaden anzurichten. Im Krn-Ge- biet griff der Gegner eine Felskuppe, der schon früh­ere Anstrengungen gegolten hatten, abermals an. Die braven Verteidiger schlugen den Angriff wie im­mer ab. Vor unserer Stellung ist ein Leichenfeld. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet dauern die Kämpfe stellenweise fort.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Auf den Höhen östlich von Trebinje fand in den letzten Tagen ein für unsere Truppen erfolgreiches Gefecht statt. Im Angriff eroberten einige unserer Ables­ungen nach kurzem heftigen Kampfe eine montene­grinische Vorstellung und trieben die Montenegriner auf die nächsten Höhen zurück. Tags darauf ging etwa eine montenegrinische Brigade nach starker Ar­tillerievorbereitung zum Gegenangriff vor, erlitt je­doch im Feuer unserer Truppen derartige Verluste, dah sie nach einiger Zeit auf die Hauptstellung, aus der sie vorgebrochen war, zuriickging. Mehrere un­serer Flieger griffen mit Bomben und Maschinen­gewehrfeuer erfolgreich in den Kampf ein.

Der Stellvertreter des Chefs des Eeneralstabs:

von Höfer, Feldmarschalleutnant.

Die Beschießung von Arras.

Genf, 7. Juli. Der Norden und der Osten von Arras haben lautLokalanzeiger" durch Granaten infolge der seit Montag nacht fortgesetzten deutschen Beschießung am schwersten gelitten. Die Brände wüteten noch am gestrigen Abend weiter fort. Die Engländer find durch Zerstörung ihrer in Arras lie­genden Hauptvorriite in allen ihren Unternehmungen stark gehemmt. Die Erwartung der französischen Armeepresse, daß die heutige Joffre-Note eine glän­zende Revanche für die bei Fey-en-Heye und im Hauptteile des Priesterwaldes erlittene Schlappe enthalten werde, blieb unerfüllt. Die deutsche Ar­tillerie erschwert nach französischen Privatmeldungen durch weiterhin beherrschendes Feuer jede Neugrup­pierung französischer Truppen.

Die vergeblichen italienischen Angriffe am unteren Isonzo.

Berlin, 7. Juli. Aus dem K. und K. Kriegs- pressequa-rtier meldet dieB. Z": Wie vorauszu­sehen war, haben die Italiener abermals verzweifelte Versuche gemacht, um einerseits über Sagrado gegen Görz vorzudringen, andererseits unsere Front an der Adria bei Monfalcone aufzurollen. Die Angriffe find vollständig mißlungen. Der Ort Monfalcone ist wenig beschädigt. Eines der Oelreservoirs ging vor einigen Tagen in Flammen auf und brennt noch immer. Bekanntlich schossen italienische Torpedo­boote, bevor sie durch unsere Artillerie vertrieben wurden, auf die Adriawerke. Aeußerlich sind die Fabrikgebäude wenig beschädigt. Es kann heute kaum noch einem Zweifel unterliegen, daß diese Front nicht wird zum Weichen gebracht werden können. Diese Zuversicht drückt sich auch bereits in dem Benehmen der Bevölkerung der betreffenden Gebiete aus. Die Bevölkerung von Triest beginnt allmählich wieder zurückzukehren und hat unter der Leitung der Gattin des Statthalters bereits in großem Umfang Liebes­gabenaktionen eingeleitet. Dabei gewinnt die Stadt immer mehr ein österreichisches Aussehen. Die ita­lienischen Uniformen der Beamten und Diener der Stadt werden durch solche ersetzt, die den Wiener Ma­gistratsuniformen ähneln. Völlig normal ist auch das Leben in Görz, obwohl die Italiener in der letz­ten Zeit mehrfach Schrapnells in die Stadt gestreut haben.

Russische Greueltaten.

(WTB.) Berlin, 6. Juli. Folgender Fall von unerhörter Barbarei ist durch vier vereidigte Zeugen­aussagen festgestellt worden: In der Gegend von Jednorozeo wurde am 16. Juni ein schwerverwun­deter deutscher Soldat an dem Pfahl eines russischen Drahthindernisses mit einem Draht angebunden vor­gefunden. Der andere Teil des Drahtes war ihm

Amtlich« vekauutmachungeu.

Die Gemeindebehörden

werden, soweit sie noch im Rückstand sind, an di« sofortig« Erledigung des oberamtlichen Erlasse« vom 18. Juni 19l5 Lalwer Tagblatt Nr. 141

betr. Kriegsgefangene für die Getreideernte,

erinnert.

Calw, den 7. Fuli 1915.

K. Oberamt: Binder.

um den Leib geschlungen und vorn in Höhe des Kop­pelschlosses zusammengedreht. Der Schwervevwundete wurde aus seiner qualvollen Lage von Kameraden, die das Gelände nach Verwundeten absuchten, befreit und nach dem deutschen Schützengraben verbracht, wo er bald darauf starb.

Basel. 7. Juli. Einem Privattelegramm des Sonderberichterstatters derBaseler Nachrichten" aus Lemberg zufolge brennen die Russen auf ihrem Rückzug alles nieder, rauben und morden. In Ko- marna veranstaltete eine Kosakennachhut ein großes Judengemetzel. 75 Juden werden vermißt; 27 Leichen wurden gefunden.

Einstellung der Dardanellenangriffe?

EKG. Frankfurt, 7. Juli. DieFrkf. Ztg." meldet aus Paris: DieAgence Havas" verbreitet eine Londoner Information, die in ihrer kurzen und geheimnisvollen Fassung darauf abzielen könn­te, die Oeffentlichkeit auf eine Einstellung der englisch'französischen Operatiouen an den Dardanellen, wenigstens in der jetzigen Form und an den jetzigen Angriffspunkten vorzubereiten.

Das Seegefecht von Gotland.

Die schwedische Protestnote an Rußland.

(WTB.) Stockholm. 7. Juli. Die schwedische Regierung veröffentlicht folgendes Communiquß: Nachdem am 2. Juli die Nachricht von Gotland ein­gegangen war, daß das deutsche MinenschiffAlbat­ros" bei Kuppen innerhalb der Oestergarnsholme bei Gotland auf Land gesetzt, sowie daß dieses Fahrzeug von russischen Kriegsschiffen innerhalb des schwe­dischen Gebiets beschossen worden sei, wobei Geschosse über die Holme gingen und in geringer Entfernung vom Lande einschlugen, erhielt der Gesandte Seiner Königlichen Majestät in Petersburg sofort Befehl, bei der russischen Regierung kräftig gegen diese Ver­letzung des schwedischen Territoriums und damit der Neutralität zu protestieren. Gleichzeitig wurden der hiesige russische und der deutsche Gesandte schriftlich über das Geschehene unterrichtet und außerdem mit­geteilt, daß auf Grund der von den Behörden von Gotland eingegangenen Berichte die nötigen Jnter- nierungsmaßnahmen getroffen worden seien. Am 3. Juli ging von dem Kommandanten auf Gotland ein Bericht über den Vorgang ein, in der Hauptsache folgenden Inhalts: Am 2. Juli 7 Uhr 40 Minuten morgens wurde im Nebel etwas außerhalb der Bri- terna-Glockenboje ein Fahrzeug entdeckt, das den Vordermast verloren hatte und fast still lag. Dieses Fahrzeug wurde dann als der deutsche Minenkreuzer Albatros" festgestellt. Die ganze Zeit hindurch hörte man Geschützdonner von See. Nach einiger Zeit wurde eine Explosion an Bord desAlbatros" be­merkt, der unmittelbar darauf sich in Fahrt setzte, nördlich um den Vriterna-Erund steuerte, dann wei­ter um Oestergarnsholm und im Oestergarnssung, die ganze Zeit von zwei russischen Kreuzern heftig be­schossen wurde, die ungefähr gleichzeitig mit der oben­erwähnten Explosion nordöstlich und südöstlich der Glockenboje entdeckt wurden. Der erstgenannte der russischen Kreuzer (Vasantyp) verfolgte und drehte schließlich auf 57 Grad 28 Minuten 20 Sekunden nördlicher Breite und 19 Grad östlicher Länge, also auf schwedischem Seegebiet, bei, immer heftig auf Albatros" schießend, der außerdem die ganze Zeit von dem anderen südöstlich der Glockenboje still lie­genden russischen Kreuzer beschossen wurde. Um 8 Uhr vormittags liefAlbatros" auf Strand gleich unterhalb der Signalstation und wenige Minuten vorher, als er sich auf 57 Grad 25 Minuten 36 Se­kunden nördlicher Breite und 18 Grad 57 Minuten östlicher Länge befand, schossen die russischen Schiffe die letzten Schüsse gegen ihn ab. Eine gliche Anzahl russischer Geschosse sauste über Oestergarnsholm und dicht am Leuchtturmplatz vorbei, sodaß das Leucht­turmpersonal sich veranlaßt sah, den Platz zu ver­lassen und Schutz in einer Höhle auf der Westseite der Insel zu suchen. Verschiedene Geschosse fielen nach Berechnungen nur einige Hundert Meter vom Lande bei Kuppen ins Wasser. In Uebereinstimmung mit dem erhaltenen Auftrag legte der Gesandte Brand­ström am 3. Juli bei der russischen Regierung Pro­

test ein, worauf die russische Regierung sowohl direkt qenübev dem Gesandten als auch durch den hiesi­gen russischen Gesandten eine Erklärung folgenden Inhalts abgab: Nach dem vom russischen Komman­dierenden Admiral erngeyangenen Bericht konnte der Vorfall, der Gegenstand des schwedischen Protestes war, sich nur infolge des zufällig herrschenden Ne­bels (!) ereignen. Er verhinderte, die Beschießung genau zu regulieren. Die russische Regierung drückte das lebhafte Bedauern über das Geschehene aus und versicherte, daß sie völlig entschlossen sei, gewissen­haft die schwedische Neutralität zu achten. Im gegen­wärtigen Falle liege nur eine bedauerliche Unacht­samkeit vor. Es sei den Betreffenden bestimmte Wei­sung gegeben,, in dieser Beziehung ihre Aufmerksam­keit zu verdoppeln, um eine Wiederholung solcher Ereignisse unmöglich zu machen. Bor Empfang die­ser Erklärung hatte die schwedische Regierung in einer Note an den hiesigen britischen Gesandten den In­halt des oben wiedergegebenen Berichtes mitgeteilt und unter Wiederholung des Protestes die Hoffnung auf eine schnelle zufriedenstellende Erledigung dieser unangenehmen Angelegenheit ausgedrücki.

Der deutsche Bericht.

(WTB.) Berlin, 7. Juli. Gegenüber dem rus­sischen Bericht über das Seegefecht bei Gotland am 2. Juli geht uns von maßgebender Stelle folgende Schilderung zu: Unsere leichten Streitkräfte. die in der Nacht eine vorgeschobene Stellung besetzt gehal­ten hatten, fuhren am 2. Juli morgens mit südlichem Kurs zurück. Das Wetter war namentlich nach Osten zu unsichtig, strichweise sogar neblig. Gegen 6 Uhr früh erhielten plötzlich aus einer im Südosten steh­enden Nebelbank herausAugsburg" undAlbat­ros", die nahe von einander standen, Feuer und ge­wahrten auf 70008000 Meter Entfernung die un­deutlichen Umrisse von 4 feindlichen Schiffen, die später als Admiral Nakaroff, Basan, Vegatyr und Oleg ausgemacht wurden.Albatros", der gegenüber diesen großen Kreuzern keine Gefechtskraft besaß und ihnen auch an Geschwindigkeit unterlegen war, erhielt Befehl, sich nach der schwedischen Insel Got­land zurückzuziehen, währendAugsburg" die beiden weiter östlich stehenden KreuzerRoon" undLü­beck" herbeirief und inzwischen, im Vertrauen auf seine höhere Geschwindigkeit versuchte, das Feuer der Gegner vonAlbatros" ab und auf sich zu lenken und den Feind in Richtung der herankommenden Ver­stärkungen zu ziehen. Die feindlichen Kreuzer ließen aber nicht vonAlbatros" ab, sondern vereinten auf ihn ihr heftiges Feuer. Ein Entkommen war für ihn wegen seiner geringen Geschwindigkeit nicht möglich. Nach zweistündigem Gefecht, das die Russen trotz ihrer Ableugnungen auch nach Erreichen der schwe­dischen Hoheitsgewüsser nicht abbrachen, wie die dienstlichen deutschen Meldungen in Uebereinstim­mung mit den schwedischen Zeitungsberichten feststel­len, mußte der Kommandant sein von zahlreichen schweren Treffern leck geschossenes und in sinkendem Zustande befindliches Schiff bei Oestergarn auf den Strand setzen. Mährend dieses Vorganges waren zunächstLübeck", dannRoon" aus östlicher Rich­tung, in dem unsichtigen Wetter auf den Kanonen­donner mit höchster Fahrt zufahrend, an die Schluß­schiffe des Gegners herangekommen und hatten in das Gefecht eingegriffen. Der Feind richtete sein Feuer hauptsächlich gegen das ihm nächste und schwächste SchiffLübeck", doch erzielte er keinerlei Erfolg, auch nicht, als ihm von einer Nebelwand her­aus gegen 8.30 Uhr vormittags sein neuester und schnellster KreuzerRurik" zu Hilfe kam.Roon" undAugsburg" stießen auf diesen vor. umLübeck" zu entlasten, was zur Folge hatte, daßRurik" ab­drehte. Das Gefecht, in dem die Russen nach eigenem Eingeständnis, wahrscheinlich durch die schwere Ar­tillerie vonRoon" Beschädigungen erlitten haben, endete gegen 10 Uhr, wo der Gegner infolge des un­sichtigen Wetters im Norden außer Sicht kam, bevor weitere Verstärkungen von uns auf dem Kampfplatz erscheinen konnten. Trotz der lebhaften und dauern­den Beschießung durch die an Zahl und Gefechtskrast weit überlegenen russischen Schiffe haben unsere Kreuzer, abgesehen vonAlbatros", keinen einzigen Treffer erhalten.

Die Pflege der verwundeten Deutschen.

Stockholm, 7. Juli. Wie Svenska Dagbladet aus Wisby meldet, war der Zustand der verwun­deten Deutschen Matrosen unverändert. Die Be­völkerung pflegt sie aufs Beste. Mit Blumen, Büchern und Erfrischungen kommen sie von allen Seiten. Die Königin sandte den Verwundeten im Militärlazarett Rosen. 60 Mann liegen dort, da­von 36 schwer verwundet, doch keiner hoffnungs­los. Die Internierten fühlen sich verhältnißmäßig wohl. Am Strandungsplatz ist alles ruhig. Schwe­dische Torpedojäger halten beimAlbatros" Wacht.