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Russische Kritik

an den verlogenen Phrasen der Westmächte

Moskau, 8. Febr. Ein bemerkenswerter Artikel derPrawda" entlarvt das scheinheilige Kriegsziel der Westmächte, die davon reden, nach dem gegenwärtigen Krieg eine neueeuropäische Föderation" zu schaffen, die allen Staaten Europas angeblich Frieden und Glück bringen würde. Man wisse, so schreibt das Blatt, daß die gegenwärtigen Pläne des englisch-französischen Kriegsblocks darin beständen, die neutralen Staaten in den Krieg hineinzuziehen. Zu diesem Zweck wür­den alle Mittel angewendet und die Methoden sowohl der Peitsche wie des Zuckerbrotes benützt. Die Peitsche bestehe in den wirt­schaftlichen Repressalien, in dem diplomatischen Druck und in der Beschlagnahme der Handelsschiffe. Die neutralen Staaten wür­den wahrhaft die Peitsche genug zu spüren bekommen. Jedoch die Methode der Peitsche sei ungenügend, denn die neutralen Staaten würden stck trotzdem nicht beeilen, Kanonenfutter für England zu liefern. Deshalb habe man auf seiten der West­mächte die verführerische Idee dereuropäischen Föderation" vom Stapel gelassen, die die Rolle des Zuckerbrotes zu spielen habe. Jedoch, so fährt das Blatt fort, man kenne diese Melodie bereits aus dem Weltkrieg. Schon damals hätten die englisch-französischen Imperialisten von denVereinigten Staaten Europas" gespro­chen, ja es sei aus diesen Verheißungen der Völkerbund hervorgegangen,der nichts anderes war und nichts anderes ist als ein gefügiges Instrument der Entente, eine Waffe zur Unterdrückung der kleinen und abhängigen Länder und zur Be­festigung der Weltherrschaft des englisch-französischen Imperialis­mus".

Den heuchlerischen Phrasen über die angeblich von den West­mächten erstrebteeuropäische Föderation" stellt diePrawda" die wahren Kriegsziele Englands und Frank­reichs gegenüber, die in letzter Zeit immer offener in der Presse ausgeplaudert würden. DieTimes" schreibt z. V., daß nur die Zerstückelung Deutschlands und die Wiederherstellung der alten deutschen Fürstentümer, die unter der Kontrolle der Nachbarstaaten stehen müßten die Sicherheit Europas garantie­ren könne. Die französischenHyänen der Feder" träumten vom politischen Testament Richelieus", von der völligen Auflösung Deutschlands und von der Zerstückelung Zentraleuropas. Ein bekannter englischer Professor des Völkerrechts schreibt, das Kriegsziel der Westmächte bestehe darin,die Schöpfung Bismarcks unschädlich zu machen, den massiven deut­schen Koloß zu zertrümmern, die politischen Knotenpunkte zu zerreißen, die die deutschen Provinzen mit Preußen verbinden, mit anderen Worten, das einige, zentralisierte verpreußte Deutsche Reich durch ein dezentralisiertes Deutschland, das aus einzelnen Staaten bestehe, zu ersetzen".

Die englische ZeitungPicture Post" gehe noch einen Schritt weiter: Sie verlange bereits nicht allein die Zerstückelung Deutschlands, sondern erkläre, daß Deutschland nach dem Kriege überhaupt völlig von der Landkarte Europas verschwinden müsse. Den Vogel schießt jedoch der berüchtigte Pertinax ab, der im LondonerDaily Telegraph" das Hirngespinst von einer öst­lichen und einer westlicheneuropäischen Föderation" entwickle, die beide unter er politischen und militärischen Kontrolle Frank­reichs stehen müßten, eines Frankreichs, dessen Grenzen nicht am Rhein, sondern weit jenseits des Rheins verliefen, wobei den neutralen Staaten die Ehre zufallen würde, diesem System des durch die englisch-französische Militärmacht okkupierten Territo­riums Deutschlands derwestlichen Föderation" beizutreten. Das seien also dieKonturen" des künftigen Europas in der Phan­tasie der englisch-französischen imperialistischen Presse. Dies fei das Bild, das man sich in England und Frankreich von der europäischen Föderation" mache.

Nach Gandhis Ablehnung

Schwere Enttäuschung in London

Amsterdam, 8. Febr. Der vorläufige Abbruch der Verhand­lungen zwischen Gandhi und dem indischen Vizekönig ist für englische Kreise in Indien überraschend gekommen, wie die Times" in einem Bericht aus Delhi meldet, und habe große Enttäuschung hervorgerufen.

Es habe sich herausgestellt, daß die Kongretzpartei von keiner ihrer Forderungen abgegangen sei. Das Blatt berichtet von einer Versteifung der Haltung in maßgebenden Kreisen der Kongreßpartei. Die Erklärung Gandhis, der die unüberbrück­baren Gegensätze zwischen der britischen und der indischen Auf­fassung in größter Schärfe betonte und auf die Aussichtslosig­keit weiterer Verhandlungen hingewiesen hat, macht nunmehr alle Hoffnungen auf eine Lösung des indischen Problems hin­fällig. Gandhi hat die Einzelheiten seiner Besprechungen mit dem Vizekönig der indischen Oeffentlichkeit bekanntgegeben und mitgeteilt, daß England die grundsätzlichen Forderungen des Kongresses auf die Selbstbestimmung verweigert.

Moskau, 8. Febr. DieTaß" berichtet von neuen englischen Repressalien gegen die Anti-Kriegsbewegung in Indien. So habe die Polizei in Kalkutta in letzter Zeit mehrere Groß­razzien auf Anti-Kriegsliteratur unternommen. Ungefähr 100 Hausdurchsuchungen seien in öffentlichen Organisationen, Stu­dentenvereinigungen usw. durchgeführt worden. Auch in den Gebäuden des sogenannten bengalischen Provinzbauernbundes, des bengalischen Provinzkomitees der Gewerkschaften, der Kal­kuttas! Straßenbahnergewerkschaft und mehrerer studentischer Organisationen seien Hausdurchsuchungen durchgeführt worden. Ferner wurde eine Reihe von indischen Verlagen in Kalkutta durchsucht.

Dr. Ley besucht deutsche Textilfabriken

Sachsenfahrt des Reichsorganisationsleiters

Chemnitz, 8. Febr. Am Mittwoch, dem zweiten Tag seiner Sachsenfahrt, widmete Reichsorganisationsleiter Dr. Ley seine Aufmerksamkeit Betrieben der Textilindustrie im Zwiüau-Elau- chau-Chemnitzer Bezirk. Der Bericht des Betriebsführers einer Meeraner Tuchweberei, eines hauptsächlich auf Export ein­gestellten Unternehmens, gab Aufschluß über die Leistungen deutscher Betriebe. Das gleiche zeigte eine Werdauer Tuch­fabrik. Bei der Besichtigung ihrer Werkhallen wurden Dr. Ley nähere Aufschlüsse über die Verarbeitung, Güte und Anerken­nung der Zellwolle bei der Verbraucherschaft gegeben. Dr. Ley sprach zu den beim Mittagessen versammelten Arbeitern und Arbeiterinnen des Werdauer Werkes, mit denen zusammen er die Mahlzeit einnahm.

Am Nachmittag sprach der Reichsorganisationsleiter im Kau/-

Schwarzwiilder Tageszeitung

männlichen Aerelnsyaus zu Chemnitz zu Betriebssührern aus den Kreisen Chemnitz, Stollberg, Flöha, Glauchau, Rochlitz, Zwickau, Plauen und Aue. Nach einem Abriß der deutschen Geschichte seit dem Westfälischen Frieden sprach Dr. Ley dann über das Kräfteverhältnis zwischen Deutschland und seinen Gegnern und kam auch hier wieder zu dem Ergebnis, daß das deutsche Volk mit der größten Zuversicht in diesen Kampf gehen könne, da alles getan worden sei, um den Sieg zu erringen. Zum Schluß wandte sich der Reichsorganisationsleiter an die Betriebssichrer und brachte ihnen ihre große Verantwortung zum Bewußtsein. Jeder einzelne müsse mit allen Kräften an der Erringung des Sieges Mitarbeiten, möge der Krieg dauern so lange er wolle. Deutschland werde nie nachgeben, und am Ende des Kampfes stehe der Sieg.

Mietzinssenkung bet verringerter Sammelheizung

Berlin, 8. Febr. Der Reichskommissar für die Preisbildung hat für den Fall, daß der Besitzer eines Miethauses mit Sam­melheizung diese aus Gründen der Kohlenversorgung ein­schränken muß, folgende Mietzinssenkung angeordnet:

1. Die Kosten der Sammelheizung sind vertraglich im Miet­zins einbegriffen: hier ist der Mietzins um 20 v. H. der Monats­miete zu senken, solange die Heizung in den Monaten, in denen nach dem Mietvertrag geheizt werden muß, stillgelegt ist. Wird die Heizung nur eingeschränkt, ist die Miete entsprechend der geminderten Zimmertemperatur, mindestens jedoch um S v. H., zu senken. sAls mittlere Zimmertemperatur gilt eine Tempe­ratur von 18 Grad Celsius für die Zeit von 822 Uhr.)

2. Die Kosten der Sammelheizung sind nicht im Mietzins ein­begriffen, sondern es ist dafür ein für die Heizmonate zu zah­lender Pauschalbetrag vereinbart: hier entfällt dieser Betrag, solange die Heizung stillgelegt ist. Der Pauschalbetrag ist ent­sprechend der verminderten Zimmertemperatur, mindestens je­doch um ein Viertel, zu senken, solange die Heizung eingeschränkt wird. Keine Anwendung findet diese Regelung auf diejenigen Falle, in denen die Kosten der Sammelheizung nach dem tat­sächlichen Verbrauch auf die Mieter umgelegt werden. Ebenso wie bei der Warmwasserversorgung kann ferner auch bei der Einschränkung der Heizung von einer Mietzinssenkung abge­sehen werden, wenn die Stillegung oder Einschränkung an nicht mehr als insgesamt drei Tagen im Monat erfolgt '

Der Vermieter, der die Mietzinssenkung nicht in der vor­geschriebenen Weise durchführt, verstößt gegen die Preisstop- verordnung und macht sich strafbar. Ueber Streitfragen, die sich aus der Anwendung der vorstehenden Richtlinien und bei un­billiger Härte ergeben, entscheidet die zuständige Preisbehörde endgültig. Die Preisbehörde soll jedoch nur in besonderen Aus­nahmefällen angerufen werden. Es wird erwartet, daß sich die Parteien gütlich einigen.

Probealarm!

Jedes herankommende Flugzeug wird als Feind betrachtet

(PK.) Wir haben noch frisch in Erinnerung, wie erfolgreich unsere Flieger wichtige Ziele angriffen. Es ist klar, daß Bahn­höfe an der Front als Gefahrenzonen behandelt und gegen einen Angriff aus der Luft gesichert werden. Ein Bahnhof ist nun einmal nicht zu tarnen, aber eine entsprechende Abwehr wiegt diese Schwäche auf.

Der Bahnhof hinter der Front, an dessen Gleisanlagen wir uns jetzt aufhalten, sieht aus wie jeder andere. Der Zugverkehr nimmt seinen normalen Verlauf und sogar der Mann mit dem Zeitungswägelchen ruft seine Zeitungen auf dem Bahnsteig aus, genau wie sonst auch. Ein Leutnant der Luftwaffe geht zwar da drüben auf und ab, das ist das einzige, was uns daran erinnert, daß wir hier im Operationsgebiet sind. Aber vielleicht wartet er auch bloß auf einen Zug...

Auch wir gehen mit diesem Leutnant auf und ab. Und plötz­lich verschwinden wir irgendwo in einem gemütlich eingerich­teten warmen Raum, der sich alsbald als die Befehlsstelle einer Einheit der Flak entpuppt, die an dem Bahnhof Stellung be­zogen hat. Der Leutnant nimmt den Hörer ab.Die Geschütz­führer zu mir!"

Soviel Geschütze hier in der Nähe, trotz des normalen Zug­verkehrs? Der Leutnant lächelt verzeihend.So wie die getarnt sind, können sie ja gar nicht erkannt werden. Ich selbst flog mit einer Maschine über den Bahnhof, aber ich konnte auch in verhältnismäßig geringer Höhe unsere Stellungen kaum unter­scheiden. Dem Feind ist es unmöglich, sie zu erkennen. Bevor er übrigens Gelegenheit hat, etwas zu sehen, haben wir ihn sehr wahrscheinlich heruntergeholt...!"

Wie es etwa aussehen würde, wenn er heruntergeholt wird, zeigte ein Probealarm. Von den Meßgeräten her, die ständig bemannt sind und das Nahen eines Flugzeuges anzeigen, auch wenn für das menschliche Ohr noch vollkommene Ruhe herrscht, tönt plötzlich ein Signal. Ein Mann huscht über zwei, drei Gleise, verschwindet. Mit einem Male tauchen hier und dort die schwarzen Gestalten der Kanoniere auf, die sich blitzartig um ihr Geschütz sammeln. Das Summen von Motoren wird hör­bar und schon schwenkt ein Geschützrohr mit einem Ruck nach rechts in die Höhe. Langsam steigt es höher, während die Ka­noniere aus den Munitionsbehältern eine Granate nach der andern heranbringen.

Erst nach einer Weile entdecken wir am Himmel in großer Höhe einen Punkt. Es ist ein deutsches Flugzeug.Wir be­trachten grundsätzlich jedes herankommende Flugzeug zunächst als Feind und verhalten uns darnach", meint der Leutnant. Solche Probealarme haben wir schon an einem Tag etwa fllnfzigmal gemacht. Fünfzigmal Probealarm bester klappen kann es überhaupt nicht mehr! Wir wünschen offen gestanden oft, es möchte doch wirklich einmal ein richtiger Feind kom­men ..."

Ebenso schnell und geheimnisvoll wie sie gekommen waren, verschwanden die Männer auch wieder nach Beendigung des Alarms. Irgendwo wird ein Motor abgestellt und nichts auf dem Bahnhof erinnert daran, daß sich hier jedem Flugzeug drohende Rohre entgegenrichten, denen kein Feind entgeht.

Und wenn man etwa den Leutnant um Auskunft bittet, der da drüben auf und ab geht und vielleicht auf einen Zug war­tet, dann wird er sagen:Flakstellungen in der Nähe dieses Bahnhofes? Ach, was Sie nicht sagen! Schauen Sie sich doch einmal um, wie soll man denn hier eine Flakstellung rin­bauen..." Arnim Eichholz.

Nr. 34

Hochrvaffer!

Nächtlicher Alarm bei der Bauksmpagnie

NdZ. (PK.-Sonderbericht.) Die Männer der Baukompag­

nie machen sich in ihren Quartieren fertig, um ein paar Stunden Ausgang für den Abend auszunutzen. Draußen ist, mit Verlaub gesagt, ein Sauwetter. Mit dem Mondwechsel ist auch das Wet­ter umgeschlagen. Die eisige Kälte ist gebrochen, in kurzen Stun­den ist das Thermometer um 20 und mehr Grad gestiegen.

Mitten in die Ausgangsvorbereitungen schrillt das Telephon auf der Schreibstube der Baukompagnie. Aus den umliegende» Ortschaften, die am Ausgang der unzähligen kleinen Seitentäler liegen, wird Hochwasser gemeldet. Das Wasser, das von oben herabkommt, hat die Eisdecke der Wasserlüufe schnell zusammen­geschoben, und aus den Bächen und Rinnsalen sind bald reißende Ströme geworden. Alarmbereitschaft wird befohlen,Verflucht!" kommt es von den Lippen der Männer der Vaukompagnie, da ist also der Ausgang wieder mal so richtig ins Master gefallen. So ein Soldatenfluch, der stets von ganzem Herzen kommt, wird aber die Stimmung niemals beeinträchtigen. Das wissen die Männer selbst, was hier auf dem Spiele steht, und sie sind es gewohnt, gerade beim schlechtesten Wetter auszurücken, wenn es gilt einzugreifen und irgend eine Gefahr abzuwenden.

Der Alarm läßt dann auch nicht lange aus sich warten. Ober­halb einer größeren Ortschaft hat sich das Eis zu maimshohen Barrieren gestaut und ineinandergeschoben. Links und rechts brausen die Wasser nun vorbei und haben die Straßen und Fel­der in weniger als zwei Stunden weithin überflutet. Ein brei­ter, reißender Strom ist aus dem sonst so harmlosen Flüßchen geworden. Unaufhörlich rinnt dazu der Regen und weicht von oben alles auf. Die Männer der Baukompagnie sind im Eil­marsch aus ihren Quartieren ausgerückt und mit ihren Wasser­stiefeln und Kapuzenumhängen ausgerüstet. Die Nacht ist lange hereingebrochen. Gespenstisch leuchten die Fackeln der Kameraden, die an den gefahrvollsten Stellen verteilt sind. Ein paar Mann halten die Fackeln, die anderen gehen den Eisschollen, die in nicht abreißender Folge von oben kommen, mit Hacken und Haken zu Leibe. Es muß unter allen Umständen vermieden werden, daß sich die Schollen vor den Brücken wieder stauen und übereinander türmen. Es ist ein einzigartiges Bild wie die Männer hier Leim Fackelschein arbeiten, im Nebel schon ein paar Schritt weiter nur in Umrissen zu erkennen.

Für die Ortsbewohner ist auch höchster Alarm gegeben. Müh­sam kämpfen wir uns durch das reißende und rauschende Wasser vor. Von der Straße ist nichts mehr zu sehen und zu erkennen. Nur an der Vaumreihe können wir den Weg verfolgen. Die Häuser links und rechts stehen wie Inseln. In den Fenstern sehen wir die Frauen, die gespannt der Arbeit der Männer folgen. Sie stnd daheim geblieben, um im gegebenen Augenblick Hand aazulegen, wenn es gilt, Vorräte aus den Kellern zu bergen oder Türen und Kellerfenster abzudichten. Schritt um Schritt arbeiten wir uns vor. Das Wasser läuft uns bald in die Knobel­becher oben herein. Ein Feuerwehrmann aus dem Ort erklärt uns treuherzig, daß die Leute das hier gewohnt sind. Heute aber könnten sie ganz beruhigt bleiben, denn sie hätten ja die Soldaten da und die würden ihre Sache schon machen. Und so vergeht Stunde um Stunde. Lange nach Mitternacht läßt der Strom etwas nach, so daß ein Teil der Männer abiücken kann. Die zurückbleibende Wache erlebt das erste Morgengrauen, bis auch sie abrücken kann. Das Wasser hat Luft, so kann es langsam ablaufen. Es ist geschafft.

Undurchdringlich lastet der Nebel über dem Flußtal. Als wir zum Fluß Vorkommen, ist von dem Hochwasser weiter zurück nichts mehr zu merken. Breit und ruhig, wenn auch mit dem hier ge­wohnten schnellen Tempo, zieht der Strom seinen Weg. Und an seinen Ufern halten unsere Feldgrauen die Wacht.

Walter Hopf.

Brotkarte kein Freibrief für Verschwendung

ZdR. Dank der Erfolge der Erzeugungsschlacht und der vor­sorglichen Vorratswirtschaft des Reichsnährstandes verfügen wir über eine gesicherte Brotversogung, die es uns ermöglicht, die Brot- und Mehlrationen für die Bevölkerung sehr reichlich zu bemessen. Aus diesem Grunde gibt es eine ganze Reihe von Verbrauchern, die beim besten Willen nicht die Brotmengen auf- essen können, die sie auf Grund der Brotkarte erhalten. Diese reichliche Zumessung darf nun aber keineswegs dazu führen, daß mit dem Brot verschwenderisch und achtlos umgegangen wird. Die Brotkarte darf unter keinen Umständen als ein Freibrief für Verschwendung angesehen werden. Das darf schon deshalb nicht geschehen, weil Brot das Ergebnis harter und schwerer Bauernarbeit darstellt.

Leider ist die Erkenntnis, daß Brot gerade in Kriegszeiten be­sonders sorgfältig behandelt und geachtet werden muß, noch nicht restlos Allgemeingut aller Verbraucher. Sonst wäre es nämlich unmöglich, daß sich immer wieder in den Abfalleimern verschim­melte und vertrocknete Vrotreste finden. Besonders nach Fest­tagen läßt sich häufig die Beobachtung machen, daß Vrotreste, ja sogar trockener Kuchen, in größeren Mengen fortgeworfeu werden. So hat man z. V. bei der Berliner Müllbeseitigungs­gesellschaft die Feststellung gemacht, daß zu gewissen Zeiten die Brotreste in den Abfalleimern in erheblichem Maße zugenommen haben. Sicherlich handeln viele Verbraucher durchaus nicht bös­willig dabei und glauben daß das Brot, das in die Abfalleimer gelangt, nicht restlos verloren ist, weil es durch die NSV. dem Ernährungshilfswerk zugeführt wird. Dabei vergißt man leider, daß das Brot ausschließlich der menschlichen Ernährung dienen soll, und daß es geradezu einer Umgehung des Versütterungs- verbots für Brotgetreide gleichkomwt, wenn Brot zu Viehfutter herabgewürdigt wird.

In einem gut geführten und sparsamen Haushalt sollte über­haupt kein Brot umkommen oder fortgeworfen werden. Wenn Brot vertrocknet oder schimmelig wird, so ist das lediglich ein Zeichen dafür, daß es unsachgemäß aufbewahrt wurde. Und wenn wirklich einmal ein Vrotrest etwas hart wird, so braucht man ihn aus diesem Grunde noch längst nicht in den Abfalleimer zw werfen; aus Vrotresten lassen sich viele schmackhafte und gesunde Speisen, wie Brotsuppen oder Brotpuddings und vieles andere Herstellen. Außerdem sollte man es sich auch zur Regel machen, nie mehr Brot im Hause zu halten oder abzuschneiden, als wirk­lich verbraucht wird. Ganz falsch ist es natürlich, auf jeden Fall die Brotkarte restlos auszunutzen, ohne Rücksicht darauf, ob wirklich so viel gegessen wird. Die überzähligen Brotkarten soll man vielmehr der NSV. rechtzeitig zur Verfügung stellen, damit diese Marken an Volksgenossen wcitergegeben werden können, die einen besonders großen Vrotverbrauch haben.

Sehr notwendig ist es auch, daß wir unsere Kinder noch mehr