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Schwarzwälder Tageszeitung

Nr. 290

Deutschlands wirtschaftliche Ueberlegenheit

Line Rede des Reichswirtschaftsministers Funk in München

München, 10. Dez. Im Rahmen der Hochschulwoche der Tech­nischen Hochschule München sprach am Samstag nachmittag im dicht besetzten großen Hörsaal der Technischen Hochschule und in Anwesenheit vieler Ehrengäste aus Partei, Staat und Wirtschaft Reichswirtschaftsminister Funk überDeutschlands kriegswirt­schaftliche Ueberlegenheit".

Reichsminister Funk führte u. a. aus:Es bedeutet zur uns eine gewisse Genugtuung, wenn wir sehen, wie unsere Geg­ner, die sich immer so sehr ihrer freiheitlichen Methoden gerühmt haben, nun unter dem Zwange der Not versuchen, einen nach dem anderen der oft verlästerten nationalsozialistischen Wirtschafts­grundsätze anzuwenden, aber mangels Autorität und entsprechen­der geistiger Voraussetzungen mehr Verwirrung als Nutzen stif­ten. Wir wollen die Reibungen, die der improvisierte Kontroll- apparat in England mit sich brachte, durchaus nicht überschätzen, müssen aber doch feststellen, daß in den britischen Zeitungen stän­dig Klagen über das schlechte Funktionieren oieser neuen Be­hörden veröffentlicht werden. Deutschland besaß bei Kriegsbeginn 4ine gut eingespielte Organisation, in die sich die Maßnahmen der wirtschaftlichen Mobilmachung leicht eingefügt haben. Hierbei kommen uns die großen Vorzüge einer autoritä­ren Staatsführung zugute. Unser Volk ist durch die Erziehungs­arbeit der Partei an eine straffe Lenkung gewöhnt und beizeiten mit der Notwendigkeit gewisser Einschränkungen vertraut ge­macht worden. Wir wissen alle, worum es geht, und daß wir «ine einzige Schicksalsgemeinschaft bilden, aus der sich keiner aus- schließen kann. So bietet die deutsche Wirtschaft heute das im­ponierende Bild eines ungeheuren, auf höchsten Touren laufenden Betriebes, in dem ein jeder seine Lanze Kraft rückhaltlos für das gemeinsame große Werk einsetzt."

Grobe Vorräte Berbranchsregelnng

Zu den einzelnen Problemen übergehend, wies der Reichs- Minister auf die Vorräte an Nahrungs- und Genußmitteln hin »nd unterstrich, daß eine sorgfältig durchdachte Verbrauchsrege­lung durch das Marken- und Bezugsscheinsystem die Gewähr bietet, daß jeder das Seine erhält und daß keine sinnlose Ham- °sterei lebenswichtige Waren knapp werden läßt, dik bei gerechter Verteilung in ausreichender Menge vorhanden sind Anschließend behandelte der Reichswirtschaftsminister den Bedarf an lebens­wichtigen industriellen Rohstoffen, der so weit wie irgend mög- » lich aus eigener Erzeugung gedeckt wird. Die Grundlage ist der Vierjahresplan, durch den sich unser'e Rohstofflage we­sentlich gebessert hat.Dabei wird der Vierjahresplan", so führte der Minister wörtlich aus,erst seine volle Auswirkung in näch­ster Zukunft finden. Gewaltige Werke sind in den letzten Jahren entstanden, deren Betrieb im Anlaufen ist. Zahlreiche Anlagen werden noch fertiggestellt oder ausgebaut. Ueberall befindet sich die Produktion in einem ununterbrochenen steilen Anstieg."

Auch der Autzenhandel sei nie vernachlässigt worden, denn hier hoffte uns England durch seine Blockade tödlich treffen zu können. Bereits in den ersten beiden Kriegsmonaten sei die englische Ausfuhr nach Angaben der englischen Wirtschaftszeit- schriftEconomist" um 40 v. H. zurückgegangen. Dazu würden selbst im feindlichen Ausland bereits Zweifel über die Wirksam­keit des Blockadekrieges gegen Deutschland laut, und man beginne zu erkennen, daß sich die Voraussetzungen gegenüber 1914 doch wesentlich verschoben haben. Deshalb suche man nun unter Vei- feitestellung aller völkerrechtlichen Bedenken nach neuen Mitteln, uns zu vernichten.

Ein Schritt auf diesem Wege", so fuhr Funk fort,ist die AusdehnungderBlockadeausdieAÜsfuhrdeut- fcher Waren über dritte Länder, wodurch in erster Linie der neutrale Transit- und Veredelungsverkehr schwer ge­troffen wird. Hierdurch hofft England diese Länder in die feind­liche Vlockadefronk einreihen zu können Es ist aber selbst nicht in der Lage, ihnen für den Handelsverkehr mit Deutschland aus­reichenden Ersatz zu bieten. Das hat man bei den Neutralen überwiegend klar erkannt. Zahlreiche Stimmen aus diesen Län­dern versichern, daß man dort weder gewillt noch in der Lage ist, auf den großdeutschen Markt zu verzichten und wir erleben es, daß mit dem Ausfall englischer und französischer Lieferungen immer mehr Aufträge nach Deutschland gelegt werden. Unsere ganze Wirtschafts- und Außenhandelspolitik ist seit Jahren dar­auf gerichtet, uns von solchen Zufuhren unabhängig zu in a ch e n, die uns im Ernstfall unterbunden werden können, und das ist auch in hohem Maße gelungen.

Rußland als Rohstofflieferant

Die Zeiten, da wir weitgehend vom Welthandel abhängig waren, sind glücklicherweise vorbei. Es ist eine merkwürdige Ironie der Geschichte, daß ausgerechnet England, das Welt­handelsland. seit 25 Jahren alles tut, diesen Welthandel so gründlich wie nur möglich zu zerstören. Erst die Blockade des Weltkrieges, der Raub der deutschen Kolonien, der Raub des deutschen Privateigentums, später, als es galt, einen neuen Welt­handel aufzubauen, die Errichtung hoher Zollmauern, die Ab- fchließung des Empires durch die Ottawa-Verträge, die Wäh­rungsabwertung und das jahrelange Spiel mit dem schwankenden Psundkurs. Jetzt soll anscheinend mit der abermaligen Blockade in schärfster Form der freie Weltandel endgültig ruiniert werden, damit in Zukunft die Diktatur des britischen Kapitalisten durch den fairen Wettbewerb junger, tück rer Nationen nicht mehr gestört wird. Aber aber solche Methoden ist das 20. Jahrhundert doch schon hinausgewach- fen. Wir haben jedenfalls für unseren Handel bereits Wege ge­funden, die von England nicht gestört werden können und haben diesen Handel auf der Grundlage der Gegenseitigkeit nachhaltig ausgebaut." Zu den natürlichen Austauschbeziehungen mit dem Süd osten kommt nun noch nach dem Vertragswerk mit der Sowjetunion das riesige russische Reich mit seinen unermeß­lichen Rohstofsvoräten und seinem großen Fertigwarenbedarf.

Für das, was uns der lleberseehandel nicht mehr zu geben vermag", betonte der Minister weiter,werden wir zum guten Teil in Rußland Ersatz finden. Die Verhandlungen, im Geiste der Verständigung und des Entgegenkommens geführt, haben sich gut angelassen. Der große Futtergetreide­abschluß ist bereits bekanntgegeben worden. Namhaste Posten an Erzen, Metallen, Erdöl, Baumwolle und Wolle find uns zugesagt. Auch hier arbeitet die Zeit für uns. Die russische Erzeugung ist außerordentlich steigerungssähig und wenn fich der Austausch erst einmal eingespielt hat, ist, mit regelmäßig zunehmenden Lieferungen zu rechn-n, ,

Während wir im Weltkriege von drei Seiten eingeschlossen

waren, stehen uns heute für unsre Versorgung der gesamte euro­päische Kontinent östlich Frankreichs und weite Teile Asiens zur Verfügung. Mag England getrost an den Eingängen der Nord­see auf der Lauer liegen, in dem weiten mittel- und osteuro­päischen Raum wird sich ein reger und vielseitiger Güteraustausch vollziehen, bei dem jeder auf seine Kosten kommt und jeder das erhält, was er braucht."

So habe sich unser Außenhandel in den ersten Kriegs- monaten noch recht zufriedenstellend entwickelt. Gleichwohl blieben noch erhebliche Umstellungsschwierigkeiten zu meistern. Besondere Aufmerksamkerl verdiene die Rohstoffver­sorgung der Ausfuhrindustrie. die zur Aufrechterhaltung unserer Lieferfähigkeit sichektzestellt werden muß. Da wir mit unseren Rohstoffvorräten haushälterisch umgehen müssen, sei auch auf dem Gebiete der industriellen Rohstoffe eine Bewirtschaftung erforder­lich, die in den-Händen der Reichsstelle liege. Mit der Rohstoff­bewirtschaftung müsse auch eine sinnvolle Lenkung des Arbeits­einsatzes Hand in Hand gehen, bei der im Einvernehmen mit den Militärbehörden zwischen den militärischen und den wirtschaft­lichen Notwendigkeiten ein befriedigender Ausglech gefunden werde.

Keine Inflation!

Das Finanzierungsproblem pflege, so fuhr der Minister fort, die Gemüter im allgemeinen lebhafter als alles andere zu be­schäftigen. Den Kern des Problems stellte er folgendermaßen dar: Außer den unehrlichen Mitteln der Inflation bestehen prak­tisch zwei Finanzierungsmöglichkeiten: die systematische Heran­ziehung von Ersparnissen und die Besteuerung. Im ersten Falle appelliert man an die freiwillige Mitarbeit, wahrend Steuern einen zwangsweisen Eingriff darstellen. Steuetn haben den Vorteil, daß mit ihrem Eingang die Kriegsausgaben endgültig gedeckt sind, während Anleihen verzinst und später getilgt werden müssen. Die nationalsozialistische Kriegsfinanzierung wird von den beiden Grundsätzen beherrscht, daß eine Geldent­wertung vermieden und die Duldung von Kriegsgewinnen unter­bunden werden soll.

Wir werden dafür sorgen, daß die Ersparnisse des deutschen Soldaten und des deutschen Arbeiters ihre« Wert behalten und werden es nicht dulden, daß irgend jemand sich am Kriege be­reichert. Es ist notwendig, die Wirtschaft im Kriege flüssig zu erhalte» und insbesondere die Kreditkraft der Banken nachhaltig zu starken. Der Geldmarkt hat denn auch die Mittel zur Bestrei­tung der durch Steuern nicht gedeckten Ausgaben ohne Schwierig­keiten hergegeben. Daß der Kapitalmarkt heute wieder durchaus für größere öffentliche Emissionen aufnahmefähig ist. haben die glatte Unterbringung der Reichsbahuanleihe und der folgenden Jndustrieanleihen gezeigt. Ob so etwas zur Zeit in Frankreich möglich wäre, erscheint sehr zweifelhaft.

Der Schwerpunkt unserer Kriegsfinanzierung liegt im übrigen bei den Steuern. Dabei hält sich die Belastung durch die neu eingeführten Steuerzuschläge durchaus in erträglichen Gren­zen. Der Steuerdruck darf auch nicht übermäßig gesteigert wer­den, denn das hätte ja nur zur Folge, daß jede Wirtschafts­initiative, auf die wir trotz aller staatlichen Regelung gerade jetzt nicht verzichten wollen, gelähmt wird. Auch dem deutschen Arbeiter soll nicht mehr zugemutet werden, als er billigerweise tragen kann. Demgegenüber wiegen die Lasten, welche dem Ar­beiter heute zum Beispiel in Frankreich aufgebürdet werden, für diesen um so schwerer, als er nicht den gleichen sozialen und wirt­schaftlichen Rückhalt wie der deutsche Arbeiter besitzt."

Unser Vertrauen unerschütterlich!

Dann faßte der Minister den Kern des Finanzierungsproblems in folgende Sätze zusammen:Wenn bewußt auf eine stärkere Anziehung der Steuerschraube bisher verzichtet wurde, so konnte dies nicht zuletzt im Hinblick auf die Selbstdisziplin der Bevölke­rung geschehen. Das Vertrauen des deutschen Volkes in die Reichsführung ist unser stärkstes Kriegskapital. Die national­sozialistische Regierung kennt das deutsche Volk genau genug, um zu wissen, daß die für den täglichen Bedarf nicht erforderlichen Einkommensteile vorwiegend gespart werden, sei es durch Ein­zahlung bei den Sparkassen und sonstigen Kreditinstituten, sei es durch Abschluß von Lebensversicherungen und ähnlichem. Es wird aber notwendig sein, den Sparanreiz im Kriege durch ge­sunde und vernünftige Sparmethoden zu erhöhen. Das Kriegssparen muß zu einer nationalen Pflicht des deutschen Vol­kes erhoben werden! Auf diese Weise wird vermieden, daß die freie Kaufkraft sich auf den Verbranchsgütermärkten m Ausver­käufen auswirkt. Unter diesem Gesichtspunkt hat das Marken- und Bezugsscheinsystem auch eine große währungspolitische Be­deutung, indem es durch Zuteilung bestimmter Mengen eine preistreibende Konkurrenz unter den Kauflustigen ausschaltet. Darüber hinaus ist 'die Preiskontrolle verschärft worden. Auch hier stand in der Vehördenorganisatton des Preiskommissars und der Preisprüsungs- und Preisüberwachungsstellen bereits seit einigen Jahren ein gut eingespielter Apparat zur Verfügung."

Sinn, Plan und Ziel der nationalsozialistischen Kriegswirt­schaft kennzeichnete Rcichsminister Funk am Schluß wie folgt: Diese Kriegswirtschaft ruht auf den festen und sicheren Grund­lagen unseres Staates, unseres Bodens und unserer Arbeit. Gleichwohl wäre es gefährlich, sich über die Schwierigkeiten der uns gestellten Aufgaben, die ein Höchstmaß von Energie und Opferbereitschaft verlangen, Täuschungen hinzu­geben. Wir verzichten auf einen billigen Optimismus, wohl aber besitzen wir im Vertrauen auf unseren Führer die Gewißheit, diesen Kampf sicher und siegreich durchzustehen. Für jeden, der die Mentalität unserer Gegner kennt, war es klar, daß einmal der Tag kommen würde, an dem wir gezwungen sind, das von unserem Führer geschaffene Großdeutsche Reich mit der Waffe in der Hand zu verteidigen.

Die Mächte, die sich unseren Aufstieg aus der tiefsten Erniedri­gung von Versailles stets entgegenstemmten, haben diesen Krieg gewollt. Wir wollen ihn nicht, aber wir werden ihn zu führe« wissen. Die Gerechtigkeit unserer Sache gibt uns die Gewißheit, daß die Abrechnung keinen anderen Ausgang haben kann als unseren volle», endgültigen Sieg. Unser Denken und Fühlen, unser Leben und Schaffen wird heute von einem einzigen Wort beherrscht, und dieses Wort heißt Sieg! In diesem Wort ist aber auch inbegriffen der tiefste und aufrichtigste Herzens­wunsch von 80 Millionen deutschen Männern. Frauen und Kin­dern, der Inbegriff unseres Sorgens und Höffens, unseres Glau­bens und Vertrauens: Heil unserem Führer!"

Rückführung der Volksdeutschen aus dem Sowjetgebiet

Umfangreiche organisatorische Vorbereitungen des deutsche« Kommandos. Großzügige Unterstützung durch die Sowjetbehörden

Krakau, 9. Dez. Wie bereits gemeldet, haben sich die deutschen Beauftragten für die Umsiedlung der Volksdeutschen aus dem ehemaligen Galizien und Wolhynien mit ihren Mitarbeitern auf ihre Arbeitsstellen in der Sowjetzone begeben. Nach ein­gehenden Verhandlungen zwischen der deutschen und der sowjeti­schen Delegation und nach gründlichen Vorbereitungen der deut­schen Beauftragten und ihrer Mitarbeiter beginnt damit die praktische Durchführung der Umsiedlung. Etwa in einer Woche werden bereits die ersten Transporte an der deutschen Jnteressengrenze eintreffen.

Der Hauptbevollmächtigte, der Reichsregierung für die Um­siedlung, Hoffmeyer, machte dem Vertreter des DNV. im Scnderzug auf der Fahrt zwischen Krakau und Przemysl nähere Angaben über die Durchführung der Aktion.Man rechnet, so führte der Hauptbevollmächtigte ausdaß über 100 000 Volksdeutsche aus freiem Willensentschluß den Marsch ins Großdeutsche Reich antreten werden. Die bisherigen Wohnsitze dieser Volksdeutschen ver­teilen sich auf ein riesiges Gebiet, das von der lettischen bis zur rumänischen Grenze, also in Breitengraden gesehen etwa von der Höhe von Königsberg bis zur Tiefe von München reicht. Es ist klar, daß eine solche Arbeit bis ins kleinste gehende Vor- . bereitungen notwendig machte, um diese Völkerwanderung in geordnete Bahnen zu lenken. Andernfalls wären, zumal in der Zeit des harten östlichen Winters, katastrophale Folgen auf dem Gebiete der Versorgung und Unterbringung von Menschen und Tieren sowie in gesundheitlicher Beziehung unvermeidlich. Dank der Vorbereitungsarbeiten kann ich jedoch schon heute feststellen, daß es gelingen wird, alle Schwierigkeiten zu überwinden und das große Werk bis zu dem vertragsmäßig festgesetzten Termin, dem 1. März 1940, zu vollenden."

Der Hauptbevollmächtigte macht sodann nähere Angaben über den Ablauf der Aktion. Darnach besteht das deutsche Kommando aus nur 300 Männern, die sich über den erwähnten großen Raum verteilen. Man hat das gesamte Gebiet in sieben Bezirke unterteilt, (3 Bezirke im ehemaligen Wolhynien, 3 Bezirke in Galizien und 1 Bezirk im Narew-Gebiet). An der Spitze jedes Bezirkes steht ein Gebietsbevollmächtigter, dem wiederum Orts- bevllmächtigte für jeweils 6 Gemeinden und der notwendige Mitarbeiterstab unterstehen. Der Hauptbevollmächtigte hat sei­nen Sitz in Luck, an der Grenze zwischen dem neuen Gebiet der Sowjetukraine und Sowjetrußland Unter den Mitarbeitern befinden sich insbesondere auch Aerzte und Sanitäter zur gesund­heitlichen lleberwachung der Transporte Etwa 50 Personen­kraftwagen stehen dem Kommando zur Verfügung. Außerdem werden Kraftwagenkolonnen zum Heranbolen der Menschen ein­gesetzt. Für eine große Zahl der Volksdeutschen-Transporte stellen die Sowjetbehörden dankenswerterweise Beförderungs­mittel zur Verfügung, während der Rest der Deutschen die Reise bis zur Grenze wie in allen Zeiten im Treck, also mit Fuhr­werken, zurückleaen muß. Daß diese Volksdeutschen, die manches zurücklassen müssen, woran ihr Herz hängt, sich aus freien Stücken zu dieser im Winter doppelt beschwerlichen Reise bereit erklärt haben, ist nicht nur ein leuchtendes Bekenntnis ihres Deutschtums, sondern auch ein Beweis seafllr. daß es ein kerniges, gesundes Vauerngeschlecht ist, das nun wieder heimkehrt ins Eroßdeutsche Reich.

Für den Uebertritt der Volksdeutschen über die deutsch-sowje­tische Jnteressengrenze sind vertraglich zehn llebergangs- stellen vorgesehen, von denen voraussichtlich nur fünf Stellen deutscherseits in Anspruch genommen werden. Auf den deutschen Grenzübergangsstellen ist in ausreichendem Maße für Auffang­möglichkeiten gesorgt. Hier setzt auch die Arbeit der NSV. zur Betreuung der Volksdeutschen ein. Die Heimkehrer werden dann zunächst in große Sammellager geleitet, von wo sie allmählich ihrem neuen Siedlungsraum in den befreiten Ost­gebieten zugeführt werden.

Der Hauptbevollmächtigte der Reichsregierung hob noch beson­ders hervor, daß die Sowjetbehörden im Geiste der deutsch- sowjetischen Zusammenarbeit alles getan haben, um die Durch­führung der Aktion zu erleichtern. Die Volksdeutschen Heim­kehrer werden von allen sonst üblichen Erenzformalitäten befreit werden. Darüber hinaus haben sich die Sowjetbehörden bereit erklärt, die Bahntransporte bis zu den deutschen Grenzbahn- hvsen durchzuführen. So kann man das ist der abschließende Eindruck der Unterredung mit dem Hauptbevollmächtigten gewiß sein, daß dieses große Friedenswerk der Rück­führung deutschen Blutes ins große Reich der Deutschen trotz aller Härten auch in diesen Gebieten erfolgreich durchgeführt wird.

Geburten und Eheschließungen

Das Statistische Reichsamt veröffentlicht einen Bericht über die Bevölkerungsbewegung in den Großstädten im dritten Viertel­jahr 1939, der erstmalig Zahlen über'die Entwicklung im erste» Kriegsmonat enthält. Die Heiratshäufigkeit, die lcho» im Juli und August erneut zugenommen hatte, stieg nach Kriegs­beginn infolge der beträchtlichen Anhäufung von Kriegseheschlie- tzungen weiter stark an. In den 66 Großstädten des Altreichs wurden im September über 9400 oder fast 50 Prozent mehr Ehen geschlossen als im September 1938. Die auf 1000 Einwohner be­rechnete Heiratsziffer erreichte den außergewöhnlich hohen Wert von 16,8 gegen 11,5 im Vorjahr, Insgesamt wurden nn dritten Vierteljahr in den Großstädten 77 000 Eheschließungen gezählt, 18 500 oder nahezu ein Drittel mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Auch in den ostmärkischen Großstädten trat eine erneute Zunahme der schon sehr hohen Heiratshäufigkeit ein, die Eheschließungsziffer stieg hier durchschnittlich auf 24,8 je 1000 Einwohner. Auch sonst nahm die Bevölkerungsentwicklung einen günstigen Verlauf. So steigt die Geburtenzahl ununter­brochen weiter. Im September wurden in den Großstädten des Altreichs wieder rund 5 Prozent mehr Kinder geboren als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Geburtenziffer stieg aus 17 je 1000. Für das dritte Vierteljahr ergeben sich 7000 Geburten mehr und für 1939 insgesamt bisher 18 600 oder über 7 Prozent Geburten mehr als im Vorjahre. Die Auszahlung von Ehe­standsdarlehen erreichte im Juli und August mit je etwa 27 000 Auszahlungen einen vorläufigen Höhepunkt. Insgesamt wurden im dritten Vierteljahr fast 74 000 Darlehen ausgezahlt, 6600 mehr als im Vorjahre. Für über 80 000 Kinder wurden wieder Darlehensviertel erlassen, und somit wurden in den mit Dar­lehen geschlossenen Ehen wieder fast 12 000 Kinder mehr geboren als im Vorjahre. Insgesamt sind bisher in Deutschland 1,37 Millionen Ehestandsdarlehen ausgezahlt und 123 Millionen Darlehensviertel erlassen worden.