Nr. 290
Schwarzwäldcr Tageszeitung
Seite 3
Versammlung der Ortsgruppe Altensteig der NSDAP.
Eine politische Versammlung in der Kriegszeit? Mancher fragte sich, warum, wofür? Doch nie war eine solche begründeter und richtiger als gerade jetzt. Der Soldat steht an der Front, in seiner Einheit, in der großen Kameradschaft der Soldaten. Dort empfängt er seine Parole. Und wir von der Heimatfront? Gewiß, viele sind in den Gliederungen der Partei zusammengefatzt und marschieren ohnedies in gleichem Schritt. Aber andere nicht, und deshalb ruft die Partei die Heimat zu Versammlungen, in denen immer von neuem die Parole ausgegeben und die Volksgenossen neu ausgerichtet werden.
So konnte der stellvertretende Ortsgruppenleiter Frey gestern abend im „Grünen Baum" nach langer Zeit wieder eine Versammlung, diesmal mit Pg. Entenmann aus Calw als Redner, eröffnen. Dieser sprach über die heutige politische Lage.
„Das Schicksal hat das Volk aufgerufen, das Vaterland zu verteidigen. Der Hatz und Neid der Verbrecherwelt der Menschheit waren schon in aller Zeit die Zerstörer der deutschen Einheit. Die britischen Weltbeherrscher konnten doch nur existieren, wenn Deutschland schwach war und die ungeheuren in ihm ruhenden Kräfte nicht zur Entwicklung s und Auswirkung gelangten. So befehdeten sie den Nativ- i nalsozialismus im innenpolitischen Kampf, wie auch jetzt ! im außenpolitischen. s
Und wer sind die Gegner, wer ist der Feind: der Jude, ? das internationale Frejmaurertum und das mit beiden identische englische Verbrecher- und Parasitentum.
Als Hitler nach innen gesiegt hatte und der deutsche Adler mächtig seine Schwingen hob, waren es dieselben Kampfmittel, die man gegen das nationalsozialistische Reich anwandte, wie einst gegen die nationalsozialistische Bewegung. Erst verlachen, dann boykottieren und dann Anwendung von Gewalt.
Das erste Fiasko erlebten sie in der letzten Phase ihres Kampfes, als sich Rußland yicht vor ihren Wagen spannen ließ; das zweite, als Polen in einem einzigartigen Blitzkrieg niedergeschlagen wurde. Erst sagten sie scheinheilig „Polen muß geholfen werden", dann ging es gegen den „Hitlerismus" und für die unter dessen „Joch seufzenden" Deutschen. Und nun haben sie ganz die Maske fallen lassen, nun heißt es: Vernichtung des deutschen Volkes.
Die gleichen alten Heuchler und Lügner sind es» die Deutschland mit denselben Waffen wie einst: Lüge, Verleumdung, Verrat, Mord und niedrigste Verbrechen zerschmettern wollen, um es für immer zu vernichten.
Aber die Rechnung ist ohne den Wirt gemacht. Heute steht England ein anderes Deutschland als anno 14 gegenüber, nämlich ein eherner Block von fanatischen, tm Nationalsozialismus geeinten Deutschen, die wissen, daß sie für die Existenz und für das Lebensrecht des deutschen Volkes kämpfen.
„Lernen wir", so rief der Redner den versammelten Volksgenossen und -genossinnen zu, „aus der Brutalität der Gegner, weiche Regungen und jegliche Sentimentalität aus unseren Herzen auszuschließen. Es geht um Sein und
Nichtsein. Es ist lein gottgewollter Zustand, daß Verbrecher die halbe Welt besitzen und die ganze Welt beherrsche«. Daß das Recht bei uns und das Schicksal mit uns ist,'bewies von neuem das Scheitern des Verbrechens der eng-' lischen Mordbanditen, die durch den Kauf eines Verräters unseren Führer morden wollten. Wir wissen, daß unser Führer Europa ein anderes Gesicht geben und der Welt den Frieden erkämpfen wird. Mit der Rückführung der in aller Welt zerstreuten deutschen Volksgenossen in ihre in Eroßdeutschland bereitete Heimat hat der Führer ein Werk von geschichtlicher Größe begonnen. Daß er es beenden wird, wissen wir.
Das britische Verbrechertum hat durch Anwendung brutalster Gewalt mit dem Blut anderer Völker unter Gebrauch der unwürdigsten und schmutzigsten Mittel das Imperium geschaffen. Jetzt spricht das Schicksal. England hat zum Schlag gegen Deutschland ausgeholt. Jetzt wird es selbst geschlagen für immer und ewig. Heute stöhnt die Welt noch unter der Knute der Briten, morgen wird sie aufatmen. Die Achse Berlin—Rom steht fest. Sie hat sich in den vergangenen drei Monaten glänzend bewährt. Und die Welt erwacht und erkennt ihren Feind."
Es liegt nun an uns, den entscheidenden Schlag mit unerbittlicher Härte und hinreichender Wucht zu führen. Das deutsche Kriegsziel ist: Kampf bis zur endgültigen Vernichtung des britischen Imperiums! Ein gerechter Weltfrieden!
Und in diesem Kampf wollen wir alle Kräfte in die Wagschale werfen. Wir wollen glauben und kämpfen mit einem Willen, einer Entschlossenheit und Unerbittlichkeit ohnegleichen.
Und alles, was geschieht, sei es nun dis Art und Weise der Einberufungen oder etwas anderes, soll uns nicht zum Gegenstand von Auseinandersetzungen und Meckereien sein, wissen wir doch: Was der Führer tut, ist immer recht.
Vor allem soll die Jugend uns Alte immer als Vorbilder sehen. Wir wollen ihr Vorbild sein im Glauben und Kämpfen, im Opfern und Dienen. Der Glaube hat in den letzten Jahren Berge versetzt. Auch jetzt wird unser Glaube siegen, denn Glaube, vereint mit Willen und Opfertum, führt immer zum Sieg. Gott wird unsere Waffen segnen, weil wir an den Führer, an Deutschland, an den deutschen Sieg glauben und für ihn zu jedem Opfer bereit sind."
„Die Reihen dicht geschlossen", sangen dis versammelten Volksgenossen nach den zündenden Worten Pg. Entenmanns und alle wußten, es gilt von neuem Tuchfühlung zu nehmen, um in alter Treue, mit frischer Kraft und von neuem Glauben beseelt weiterzumarschieren.
Pg. Frey gab diesem Gefühl Ausdruck, indem er zu weiterer eiserner Pflichterfüllung aufrief. Zum Schluß las er noch einige an die Ortsgruppe als Dank für die vor einigen Wochen den Soldaten gesandten Feldpostpäckchen eingegangenen Feldpostbriefe vor, dis alle in inniger Weife Liebe zur Heimat und den Dank an die Kameraden der Heimatfront bekundeten.
Ass Stadt und Land
Altensteig, den 11. Dezember 1939.
Unnötiger Papierkrieg
Anträge und Gesuche an Wehrmacht-Dienststellen
Das Wehrkreiskommando (Stellv. Generalkommando V. Armeekorps) macht darauf aufmerksam, daß es zwecklos ist, Anträge auf Entlassung von Soldaten, Unabkömmlichkeits-Erklärungen, Beurlaubungen usw. an die höheren Dienststellen wje Wehrkreiskommando (Stellv. Generalkommando), oder Wehr- ersatz-Jnspektion zu richten. Derartige Anträge sind an den Truppenteil (bei Feldtruppenteilen an die „Dienststelle Feldpostnummer . . .") oder an das zuständige Wehrbezirks-Kommando -g richten. Das Wehrkreiskommando muß die Anträge doch nur wieder an den Truppenteil oder das Wehrbezirks-Kommando zurückreichen. Das kostet Zeit und vermehrt unnötig den Papierkrieg.
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— Keine schweren Feldpostpakete. Der Reichspostminister gibt bekannt, daß es nach Lage der Verhältnisse nicht möglich ist, zu Weihnachten Sendungen von Privaten im Gewicht von mehr als 1 Kilogramm zur Feldpostbeförderung zuzulassen. Entsprechende Anträge müssen abgelehnt werden An dem zulässigen Ueber- gewicht bis zu IVO Gramm wird dadurch nichts geändert.
— Anfragen über Gefallene nicht an die Gräberoffiziere. Das
Oberkommando der Wehrmacht bittet, alle Anfragen bezüglich Grablage, Nachlaßgegenständen usw nicht an die Eräberosfizisre, sondern an folgende Adresse zu richten: Wehrmachtsauskunftsstelle für Kriegsverluste und Kriegsgefangene, Berlin W 30. Hohenstaufenstraße 17 bis 48.
— Letzter Termin: 15. Dezember! Wir haben schon einmal vier Jahre lang Feldpostpäckchen an unsere Soldaten geschickt,
> md fünfmal ist es darüber Weihnachten geworden. Da unsere Feinde es nicht anders wollen, müssen wir es diesmal wieder tun. Als Termin für die Absendung der Feldpostpäckchen ist -er letzte Absendetag der 15. Dezember, wenn sie noch rechtzeitig zugestellt werden sollen. Daraus ergeben sich für den Schenkenden nun Zeitvorschristen, daß er sich möglichst schnell für die richtige Geschenkwahl entscheidet.
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— Kriegsarbeitsrecht in Stichworte». In Berichtigung eines Fehlers in dem genannten Aufsatz muß es richtig unter Ziffer 3 heißen: „Kriegslöhne. Das Verbot. Zuschläge für Nachtarbeit ..." usw. Das Wort Mehrarbeit fällt im Text hier fort. Das bedeutet: Für Mehrarbeit dürfen keine Zuschläge bezahlt werden, dagegen für Nachtarbeit und Sonntagsarbeit.
Sturmbannführer Rilling, der neue Führer der Standarte 414
Der seitherige Führer der Standarte 414, Obersturmbannführer Breitweg, rückte am 9. 12. 39 zum Heere ein. Der Führer dckr Gruppe Südwest hat Sturmbannführer Rilling, seither Führer des Sturmes 17/414 in Herrenberg, mit der Führung der Standarte 414 beauftragt.
Sturmbannführer Rilling ist einer der bekanntesten CA.-Führer der Gruppe Südwest. Als Kriegsfreiwilliger fimd Sturmbannführer Rilling vier Jahre lang an der Front und hat sich vor dem Feinde das EK. I erworben. Seit Frühjahr 1930 gehört er der SA. an und wurde schon im Januar 1931 mit der Führung eines Sturmes betraut. Unter seiner Führung hatte sich die Herrenberger SA. in der Kampfzeit bald in weitem Umkreis einen guten Namen gemacht. Aber auch heute noch ist der Herrenberger Sturm in Haltung und Einsatzbereitschaft vorbildlich.
Rohrdorf, 11. Dez. (Vom Liederkranz.) Der hiesige Liederkranz, gegründet in den letzten Dezembertagen 1840 kann, wenn es die Verhältnisse erlauben, im kommenden Jahr sein lOOjähriges Bestehen feiern. Gegenwärtig ist die größere Hälfte seiner aktiven Sänger einberufen, deren Lücken abex bereitwillig von den alten, früheren Sängern ausgefüllt wurden, so daß der Verein immer noch seine Lebensfähigkeit behauptet und hierzu in wirklich anerkennenswerter Weife von den Gönnern und Freunden des deutschen Männergesanges in der Gemeinde «nterstützt wird.
Rohrdors, 11. Dez. (Unfreiwillige Kneippkur.) Als man diese Tage eine Kuh vom Farren weg wieder heimführen wollte, riß sich das wenig aus dem Stall gekommene Tier los, sprang durch den Kleinkinderschulspielgarten und von da in den unteren, jetzt ziemlich wasservollen Mühlkanal. Dem sofort ihr nachspringenden Farrenh alter gelang es mit Mühe, die aufgeregte Kuh durch Hochhalten ihres Kopses vor dem Ertrinken so lange zu retten, bis weitere hilfsbereite Männer trotz der noch dunklen Morgenstunde herbeieilten. Diese zogen mit einem Spannseil die Kuh aus dem Kanal heraus. Die Kuh trup Rippenbrüche davon und mußte notgeschlachtet werden.
Nagold, 11. Dez. (Hohes Alter.) Am Samstag wurde Frau Marie Kapp geb. Gneiting, Gattin des Tuchfabrikanten Kapp, Leonhardstraße 3, 80 Iahrealt. Die Jubilarin erfreut sich noch geistiger und körperlicher Rüstigkeit.
Nagold, 11. Dez. (T re u d i sns t - Eh r e n z e i che n.) Fräulein Hildegard Ulrich von Baisingen, Tochter des verstorbenen Postagenten Taver Ulrich, wurde für 33jährige Dienst- und Pflichterfüllung bei der Post das Treudienstehrenzeichen verliehen. Die Jubilarin war in ihrer Jugendzeit aus dem Postamt Nagold, und nun ist sie seit fünfzehn Jahren in Schwenningen tätig.
Unterreichenbach, .9. Dez. (Beim Holzfällen verunglückt.) Der 38 Jahre alte Landwirt August Glück war mit Holzfällen beschäftigt. Plötzlich scheuten die Pferde; der Mann kam so unglücklich unter den Wagen, daß er sich eine große FI ei s ch ver l etz u n g am rechten Oberschenkel zuzog. Kinder fanden den Schwerverletzten. Es ist diesem Umstand zuzuschreiben, daß er nicht verblutete. Sanitätsmänner trugen den Verletzten nach Unter- oeichenbach.
Bad Liebenzell. 10. Dez. (D a s n eu e K u r h a u s.) Der erste Bauabschnitt am neuen Kurhaus in Bad Liebenzell ist mit dem Richtfest abgeschlossen worden. Trotz der ernsten Zeit war es möglich, auch in den vergangenen Wochen die vor einem halben Jahr begonnenen Vauarbeiten fortzu- fttzen. Der stattliche Vau, dessen Kursaal für ein Fassungsvermögen von 1000 Personen berechnst ist, läßt bereits seine schöne Form und klare Linienführung erkennen. Mit dem Gauleiter Murr nahmen auch Innenminister Dr. Schund, Finanzminister Dr. Dehlinger, Kreisleiter Wurster, Landrat Haegele und zahlreiche weitere Gäste an der Feier teil.. Nach dem Zimmermannsspruch und dem Richtspruch des Erbauers, Architekt Dr. Eduard Krüger, bekundeten Gauleiter Reichsstatthalter Murr, Landrat Dr. Haegele und Bürgermeister Klepser-Bad Liebenzell durch das Einhämmern von drei Nägeln noch symbolisch ihre Verbundenheit
mit dem Werk, und Bürgermeister Klepser brachte in se^ ner Ansprache den Dank der Liedenzeller Bevölkerung für die Unterstützung und Förderung dieses Baues zum Ausdruck
Stuttgart, 10. Dez. (Zündelnder Junge.) AM Samstag morgen wurde die Feuerwache l nach einem Gebäude der Vöblingerstratze gerufen, wo ein kjähriger Jung« durch Zündeln mit Streichhölzern sich schwere Brandwunde» zugezogen hatte. Beim Zündeln hatte sein Hemd Feuer gefangen, das ihm fast vollständig vom Leib wegbrannte.
Reutlingen, 10. Dez. (90 Büchereien.) Die Büche« spende für die Soldaten an der Front hat auch im Kret« Reutlingen ein schönes Ergebnis zu verzeichnen gehabt. Au« den eingegangenen Büchern konnten 90 Frontbüchereie» von je 80—90 Büchern zusammengestellt werden. Insgesamt wurden über 12 000 Bücher und 3000 Zeitschriftenhefte g« spendet.
Rotenbach» Kr. Calw, 10. Dez. (Iltis im Hühner,' st a l l.) Hier drang nachts ein Iltis in einen Kleintierstall ein und biß 19 Hühner sowie zwei Kaninchen tot. Die Hausbewohner wurden zwar durch das Geschrei der Hühner geweckt, konnten den blutgierigen Räuber aber nicht mehr e« wischen.
Gnadental. Kr. Schw. Hall, 10. Dez. (Mit95Jahre» noch rüst i g.) Am Samstag konnte hier der Einwohne» Christian Köhler in voller Rüstigkeit und Frische seine» 95. Geburtstag feiern. Köhler ist nunmehr der zweite Ena- dentaler Einwohner, der das 95. Lebensjahr überschrit, ten hat.
Aufhausen, Kr. Aalen, 10. Dez. (ZurgroßenArme» abberufen.) Einer der noch wenigen Altveteranen vo» 1866 und 1870/71. Josevb Rotbauvt in Aufhausen, ist im', Alter von 97 Jahren gestorben. Die Ausgestaltung seines
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