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Schwarzwäldcr Tageszeitung

Seile S

die Reichsverwaltung aus Vorschlag des Reichsjustizministers eine weitere Verordnung erlassen, die das Kriegsausgleichsverfahren zum Gegenstand hat. Dieses Verfahren ermöglicht in erster Linie eine Eesamtstun- dung, notfalls aber auch einen Teilerlah der nicht dinglich gesicherten Verbindlichkeiten. Von dem gewöhnlichen Vergleich aber Ausgleichsverfahren unterscheidet dieses Verfahren sich «amentlich dadurch, daß es nach Möglichkeit jedes kreditschädi­genden Charakters entkleidet ist.

Festnahme entwichener Kriegsgefangener

i durch die Zivilbevölkerung

Das Vorhandensein einer großen Zahl von Kriegsgefangenen ist durchaus anders zu beurteilen, als das gemeinhin geschieht. Die Erfahrungen des Weltkrieges haben nämlich gezeigt, wie Kriegsgerichtsrat der Luftwaffe Dr. Waltzog in der Zeitschrift der Akademie für Deutsches Recht ausführt, daß die in deutscher Hand befindlichen Kriegsgefangenen von den Feindstaaten zu Spionage, Sabotage und Arbeitsverweigerung angestiftet wur­den und in großer Zahl den Weisungen ihrer Heimatstaaten nachkamen, um uns großen Schaden zuzufügen. Aus der Zahl" der gelungenen Fluchten im Weltkrieg, die bis zum 10. Oktober 1918 die Ziffer von 107 376 Offizieren, Mannschaften und inter­nierten Zivilpersonen erreicht hatte, ergibt sich, daß die Gefahr der erfolgreichen Nachrichtenübermittlung durch entwichene Kriegsgefangene besonders groß ist. Um so notwendiger ist ihre Ergreifung. Daß die Militärbehörden und die Polizei alles daran setzen, entwichener Kriegsgefangener wieder habhaft zu werden, ist selbstverständlich. Die Frage ist nun, inwieweit die Mithilfe der Zivilbevölkerung hierbei erwünscht und erlaubt ist. Diese Frage ist dahin zu beantworten, daß sogar einePflicht zur Mithilfe vor liegt, die sich aus der allgemeinen Pflicht der Bevölkerung, der Verteidigung des Vaterlandes zu dienen, ergibt. Hieraus entspringt auch, wie in dem Aufsatz fest­gestellt wird, die Befugnis für jeden Volksgenossen zur Fest­nahme entwichener Kriegsgefangener. Es ist jedoch ein Unter­schied zu machen zwischen der Festnahme eines Kriegsgefangenen durch Soldaten oder Polizei und Zivilpersonen. Der Soldat und Polizist kann einen eventuellen Widerstand ües Gefangenen mit allen Mitteln brechen und darf Flucht durch Waffengebrauch ver­hindern. Die Zivilbevölkerung dagegen, die nur die Be­fugnis zur Festnahme hat, darf nicht von der Waffe Gebrauch machen, sie darf auch nicht auf einen flüchtenden Kriegsgefange­nen schießen. Anders ist es dagegen, wenn die Zivilperson bei der Festnahme von dem Kriegsgefangenen angegriffen werden sollte und sich ein Fall der Notwehr oder des Notstandes ergibt. Hier kann die Verteidigung, soweit sie erforderlich ist, um den Angriff abzuwenden, evtl, soweit das eben notwendig ist, mit der Waffe erfolgen. Hier greifen also die allgemeinen Regeln des Strafrechtes ein.

Für Schuhe den Bezugschein

^ Der Blick auf die Kleiderkarte, die wir alle in diesen Tagen bekommen, zeigt, daß auf dieser Karte keinePunkte" für Schuhe stehen. Mancher wird sich darüber wundern. Leder und Schuhe wurden schon eine geraume Zeit vor Kriegsausbruch bewirtschaftet", weil der Bedarf stark gestiegen war, für die Wehrmacht und für alle die, die wieder Arbeit bekommen hatten und ihren Bestand an Schuhwerk ergänzten, weil aber auf der anderen Seite die Versorgung schwieriger geworden war, denn die Einfuhr von Häuten vor allem aus den südamerika- vischvn Staaten spielte für die Ledererzeugung eine bedeutende Rolle, aber diese Einfuhr war nicht im Verhältnis zum Mehr­bedarf zu steigern. Die Bewirtschaftung der Leder- und Schuh- erzeugung vollzog sich vor Kriegsausbruch in einer Weise, daß der Verbraucher nichts davon merkte. Das wird nun anders, und zwar zunächst einmal deshalb, weil der Bedarf der Wehr­macht allen anderen Anforderungen unbedingt voranzugehen hat, was jeder Zivilist verstehen und billigen wird. Dazu kommen die Bedürfnisse der Polizeiformationen, der Verbände, der technische Bedarf z. B. für Treibriemen und schließsich auch die Ausfuhr, die bevorzugt werden muß kurz und gut: der zivile Bedarf kann auch hier erst an letzter Stelle befriedigt werden.

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18. Fortsetzung

Wirko hätte es in seinem Leben nicht für möglich ge­halten, daß er ungeklopft und ungerufen ins Zimmer stür­zen könnte. Jetzt aber stand er auf der Schwelle, schnee­weiß im Gesicht, mit schlotternden Knien.Sie sind da, Komteß, die Russen!"

Ein Stuhl flog beiseite, Waldi winselte jaulend. Man hatte ihn auf die rechte Vorderpfote getreten. Lite riß das Fenster auf. Kein Mensch war zu sehen.Mirko, du träumst!" Der alte Diener wies mit zitternden Fingern die Treppe zum Turm hinauf.Im Dorf, Komteß, im Dorf!"

Vom Plateau des Turmes, von dem an Feiertagen die Fahne festlich wehte, hatte man einen weiten Blick ins Land hinaus, ein Vorzug, weshalb man von deutscher Seite gerade Markehnen zum Mittelpunkt strategischer Betrach­tungen machen wollte. Im Treppengeländer bohrte der Holzwurm, die Stufen knarrten altersschwach. Lite hörte diese sonst so trauten Laute kaum. Vaters Fernglas hielt sie in den Händen. Nochehe ihr der Pfarrer oder Mirko hatten folgen können, stand sie, das Glas scharf eingestellt, an der Brüstung.

Unbeweglich, als sei alles Leben in ihr erloschen, ließ sie sich wenige Minuten später das Glas vom Pfarrer ab­nehmen. Niemals konnte einer von den drei Menschen zu irgend einem anderen von diesem Augenblick sprechen, da drunten im Dorf, von dem das Schloß durch den Wald gedeckt lag, in der Höhe eines einzigartig schönen August- nachmittags die Kosaken einfielen. Nur eine halbe Stunde, dann brannten die meisten der Häuser. Die Kosaken aller, dings schienen nur ein Vortrupp zu sein. Auf ihren flin­ken Pferden verschwanden sie wieder gen Nord-Osten, von woher sie auch gekommen waren.

Herr Gott!" Der Pfarrer wandte sich endlich flucht­artig zur Treppe.Ich muß ihnen helfen!"

Aus verschiedenen Gründen bleibt man somit beim Bezuz- scheinsystem. Es wurde eine gewisse Rangordnung in der Schuherzeugung und -ausgabe eingeführt, die vor allem den Bedarf an Arbeitsschuhen und Kinderschuhen berücksichtigt. Arbeitsschuhwerk muß besonders Vau- und Grubenarbeitern sowie der forst- und landwirtschaftlichen Bevölkerung zugeführt werden. Die Mütter und Hausfrauen wird es interessieren, daß Kinderschuhe gleich den Arbeitsschuhen bevorzugt werden, und daß an vielen Stellen bereits ein Austauschvcrsahren für Kin­derschuhe organisiert worden ist, um Schuhwerk, aus dem die Kinder herausgewachsen sind, anderen bedürftigen Familien zuführen zu können. Außerdem wird dafür gesorgt, daß in den Wintermonaten Straßenschuhe und Hausschuhe nicht fehlen: die bisherige Monatsquote wird verdoppelt bzw. vervierfacht.

Nun gibt es daneben aber ein Gebiet, das manchem fast noch wichtiger erscheinen mag als der Bedarf an neuen Schuhen, nämlich die höchst akute Frage der Schuh reparaturen. Wenn es auch in jeder Beziehung erwünscht ist, daß sich jeder Volksgenosse in versiärkiem Maße der Pflege und Reparatur der vorhandenen Schuhe zuwcndet, so muß dies doch nicht so geschehen, daß auch dann, wenn noch genügend gebrauchsfähige Schuhe vorhanden sind, nun sofort die ältesten abgelegten Paare herausgesucht, möglichst für die ganze Familie gesammelt und ohne Rücksicht auf Ausbesserungssähigkeit und akuten Bedarf dem Schuhmacher überbracht werden. Dieses überstürzte Ver­langen nach Ausbesserung der Schuhe ist die Hauptursache des gegenwärtigen Engpasses.

Man darf aber annehmen, daß diese llebergangsschwierigkei- ten in nicht allzulanger Zeit überwunden werden. Es ist bereits eine Sondermonatsquote an Leder zur Schuhreparatur zur Verfügung gestellt, und weitere Erleichterungen werden durch Einsatz neuer Werkstoffs erreicht werden, wobei es sich um erprobtes Material handelt, oas teils auf Buna- und Regene- ratbasis, teils auf LederfaserLasis bereits im Frieden in erheb­lichem Umfange hergestellt und mit bestem Erfolg sowohl bei der Aeuherstcllung von Schuhen, als auch bei ihrer Ausbesserung verwandt wurde. Mit den auf diese Weise anfallenden Mengen wird nicht nur ein Teil des Bedarfs an neuen Schuhen, sondern auch der weitaus größte Bedarf an Besohlmaterial in abseh- ^»rer Zeit gedeckt werden können.

Die Bevölkerung kann selbst dazu beitragen, daß die jetzigen Ucbergangserscheinungen verhältnismäßig rasch überwunden werden: wenn jeder seine Schuhe so gut wie irgend möglich pflegt und nicht gleich ungeduldig wird, wenn der Schuhmacher zu viel zu tun hat.

Ausgleich der Brotration durch die NSD.

nsg. Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, daß große Teile der Bevölkerung ihre Brotkarten nicht voll ausnützen. Insbesondere bei Familien ohne Kinder und bei Familien mit überwiegend älteren Mitgliedern verfällt oft ein erheblicher Teil der Einzel- abschnitte der Brotkarten. Auf der anderen Seite gibt es gewisse Personen und Personengruppen, die einen zusätzlichen Brot­bedarf haben. Hierher gehören neben Kindern zwischen 6 und 14 Jahren und Jugendlichen vor allem Laag- und Nachtarbeiter. Um dem erhöhten Brotbedarf solcher Versorgungsberechtigten ge­recht zu werden, soll deren zusätzlicher Bedarf ohne Inanspruch­nahme der großen nationalen Brotgetreidereserve im Wege der Gemeinschaftsleistung aufgebracht werden. Durch eine Verein­barung des Reichsernährungsministeriums mit dem Hauptamt für Volkswohlfahrt ist die NS.-Volkswohlfahrt mit der Organisie­rung und der Durchführung des Ausgleichs der Brotrationen betraut worden. Die Sammlung der nicht ausgenützten Brot­marken erfolgt durch die NS D. -Blockwalter. Die NSV.- Blockwalter kommen das erstemal in jede einzelne Haushaltung und fragen an, ob Brotmarken nicht ausgenützt werden und da­her abgegeben werden können. Die abzugebenden Brotmarken werden in eine Sammelliste eingetragen, auf der der Spen­der die Abgabe der Brotmarken gegenzeichnet. Die Sammlung der Brotmarken beginnt sofort. In jeder einzelnen Bezugsschein- Periode wird diese Sammlung durchgeführt. Die erste Sammlung also in der Bezugsscheinperiode bis zum 17. Dezember 1939. Bei der Sammlung können auch bereits verfallene Brotmarken, wenn sie zu der Vezugsscheinperiode gehören, in der die Sammlung durchgeführt wird, an die NSV.-Walter abgegeben werden. Die

Es gab im Dorf nicht mehr viel zu helfen. Trotz der kurzen Zeit die Kosaken hatten fürchterlich gehaust. Die Frau, die noch am Mittag ,so sorglos ihre drei Kinder gefüttert, lag jetzt erschlagen über den drei kleinen Leichen. Leiser knisterte in ihrem Haus das Feuer im Gebälk. Der Pfarrer fand trotz aller Beschwörungen keinen, der ihn beim Löschen unterstützte. Die kräftigsten Burschen und Männer waren sowieso eingezogen. Die wenigen Zurück­gebliebenen waren alt, und wenn sie auch mit unendlicher Liebe an der Heimat hingen, es gab keinen, der es nicht besser fand, den Weg nach Westland einzuschlagen. Die Frauen aber dachten nichts mehr als ihre Kinder. Ihr Leben mußte um jeden Preis erhalten werden. Der Pfarrer konnte nichts dagegen einwenden. Er selbst aber wollte Zurückbleiben.

Man würde dann immerhin auf Schloß Markehnen zu drei Personen sein, falls ein Ueberfall erfolgte. Das Ge­schlecht des Pfarrers saß fast eben so viele Jahrhunderte im Land. Und seit der Reformation war immer der Aelteste Pfarrer geworden, Pfarrer für Markehnen. Er gehörte auch in der Stunde höchster Not zum Schloß.

Der Weg war gleitend von Tränen, hart durch Fluch, weich durch das Blut der notdürftig verbundenen Wunden, das auf ihn floß, als die Flüchtlinge gen Westen zogen. Lite schien es, als habe sich um ihr Herz eine steinerne Schicht gelegt, da sie dem Zug nachwinkte. Jeder einzelne, jedes Schicksal war ihr vertraut.

Mirko hatte ein Abendessen gerichtet. Er war der unerschütterliche Pol in der Flucht der Tage, die Uhr, die erst dann zu schlagen aufhören würde, wenn man ihr Geh­werk mit Gewalt zerstörte. Ihm zuliebe würgte man etwas hinunter. Fern, seltsam der Gegenwart enthüben, schauten die Ahnenbilder von der Wand herab. Und doch war es Lite so, als wüchsen sie lebendiger denn je in die Gegenwart hinein. Aus Notzeit kamen sie alle. Sie selbst hatte bis jetzt nur Sonne und Glück gekannt. Gerade die Stunde der Verpflichtung verband mit denen, die meist mehr Not als Glück gekannt. So blieb sie auch ablehnend, als der Pfarrer vorschlug, sie möge sich im Wald beim alten Heinrich Barnow in größere Sicherheit bringen. Dorthin würde sich wohl kein Russe verirren. Die Hütte war ein­mal nur durch den meilenweiten Wald zu erreichen, zum

Orts- oder Kreiswaltungen der NSV. tauschen diese gesammet-^ teu Brotmarken dann bei ihrem zuständigen Ernährungsamti gegen Reise- und Eaststättenmarken für Brot um, die dann vm»l der NSV. wieder an diejenigen Versorgungsberechtigten verteiW werden, die einen zusätzlichen Vrotbedarf haben. Nun wird eben­falls sofort die NSV. feststellen, wo qjn zusätzlicher Bedarf a» Brotmarken besteht. Die NSV. stellt in Zusammenarbeit mit d« DAF. fest, welche Betriebe für ihre Lang- und Nachtarbeit» Brotmarken brauchen. Die Aushändigung der eingetauscht«« Reise- und Gaststättenmarken für Lang- und Nachtarbeiter wllch möglichst über die Betriebe au die in Frage kommende« B», triebsangehörigen ausgegeben. Die Verteilung weiterer Bro^>> marken an die Haushaltungen, die berechtigterweise einen zchätz-j licheu Bedarf haben, also in der Hauptsache kinderreiche Aaxä-i Sen. erfolat durch die NSV.

Aus dem Gsrichtssr al

Den Sohn mit einer Schrotflinte angeschossen

Ellwangen, 2. Dez. Vom Schwurgericht Ellwangen wurde am 13. Juli der im Jahre 1869 geborene Georg Bayerlein aus Lo­benhausen (Kreis Crailsheim) wegen versuchten Totschlags zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Dieses Urteil wurde jetzt vom erkennenden 1. Strafsenat des Reichsgericht rechtskräftig bestätigt, an das sich der Angeklagte mit dem Ziele einer Straf­milderung gewandt hatre. Der Angeklagte, der zusammen mit seinem 40 Jahre alten Sohn ein Anwesen bewohnte und wieder­holt mit ihm im Streit lag, hatte am Ostermontag d. I. wegen eines geringfügigen Anlasses wieder einmal einen Zwist oom Zaun gebrochen und in dessen Verlauf aus einer Schrotflinte auf seinen Sohn einen Schuß abgegeben, der diesen erheblich verletzte, so daß sich längere Krankenhausbehandlung notwendig machte.

Ein Prozeß um dieHexenmühle"

Mm, 2. Dez. Vor de: Großen Strafkammer hatte sich der 43 Jahre alte, in Göppingen wohnhafte Otto B. wegen Betrugs zu verantworten. Der Angeklagte hatte, obwohl er kein Eigen­kapital besaß, vor Jahren dieHexenmühle" bei Mühlhausen im Täle zu 26 000 RM. gekauft. Um feinen Verpflichtungen Nach­kommen zu können, nahm er Hypotheken auf und verkaufte Teile des Anwesens. Da das Geld zur Finanzierung und zum Kauf von Holz nicht ausreichte, geriet er in Schulden und begann dann mit Wechseln zu arbeiten. Schließlich brach das Unternehmen zu­sammen. Acht Personen wurden dabei um Beträge von 2000 bis 11000 RM. geschädigt. Der Staatsanwalt beantragte zwei Jahre Zuchthaus. Das Urteil lautete auf ein Jahr drei Monate Ge­fängnis.

Ein Unverbesserlicher vor dem EinzeUtryler

Mannheim, 3. Dez. Verurteilt wurde der 27jährige Karr Böhm aus Neckarau wegen Diebstahls zu zwei Jahren drei Monaten Gefängnis. Dem Angeklagten wurden Fahrraddieb­stähle zur Last gelegt. Am 16. August 1939 verschaffte er sich über einen Zaun Zugang zu seiner früheren Arbeitsstelle. Dort entwendete er Eummibälle und eine Schreibmaschine. Böhm erhielt die bürgerlichen Ehrenrechte auf drei Jahre aberkannt.

Meineid führt ins Zuchthaus

Konstanz, 3. Dez. Der 49 Jahre alte Hugo Möcking aus Ueberlingen erhielt wegen Anstiftung -um Meineid 2 Jahr« Zuchthaus, die 43jährige Josesine Degen Ueberlingen wegen Meineids nach 157 Ziff. 1 ein Jahr Zuchthaus. Beiden wur­den die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahre» aberkannt. Den Hintergrund der strafbaren Handlungen bildete ein Ehescheidungsprozeß.

Nach 104 Vorstrafen ins Arbeitshaus

Konstanz, 3. Dez. Das Amtsgericht Stockach verurteilte vor einiget Zeit den 64jährigen Alois Germann aus Sontheim bei Heilbronn wegen Bettel und Landstreicherei zur Höchststrafe von sechs Wochen Haft und verfügte seine Unterbringung in einem Arbeitshaus. Gegen diese Anordnung legte !r Berufung bei der Großen Strafkammer Konstanz ein, die jedoch das UrteÜ bestätigte. Germann, der Typ eines gewohnheitsmäßigen »nd für die heutige Zeit gänzlich unerträglichen Landstreichers, ist 104 mal vorbestraft ein Vorstrafenrekord der bisher vor Konstanzer Gerichten erschienenen Angeklagten meist wegen. Vettel und Landstreicherei. Im August d. I. wurde er in Schwen­ningen bei Stockach auf frischer Tat ertappt und verhaftet.

anderen durch die Moorbrücke, die ein Fremder kaum je finden würde.

Ich bleibe auf Markehnen, und wenn es vom Himmel Russen regnen sollte!" Das Mädchen versuchte schon wie­der einen Scherz. Ob der Herr Pfarrer denn gar kein Ver­trauen in die deutschen Soldaten setze? Doch? Also, wa­rum wollte er sie denn in den Wald verbannen?

Die beiden Männer schauten sich an. Sie senkten er­geben den Kopf. Keiner wollte sich von dem Mädchen beschämen lassen. Man sprach über die Zeit hinweg. Lite ließ Waldi Kunststückchen vorführen. Um nicht weithin die Aufmerksamkeit zu erregen, hatte Mirko nur einen Leuchter mit einer Kerze auf den Tisch gestellt. Die schmal aufsteigende Flamme verriet nicht so wie das breit flutende elektrische Licht.

Ueber das verlassene Land schwang gespenstig das Schlagen der Kirchturmuhren. Zehn Uhr! Im Schloß klingelten die Uhren selig verspielt nach. Bim bim, bim! Waldi gähnte laut, zog sich in seine Ecke zurück. Der Pfarrer brütete über einer Partie Halma, die Lite aufmerksam, von Mirko unterstützt, gegen ihn zu gewinnen suchte. Das Fen­ster stand Halb offen. Ein Geruch von versenktem Stroh, von verbranntem Vieh strömte in den Raum. Es war kaum noch zu ertragen.

Lite erhob sich, wollte das Fenster schließen, doch ehe die Männer recht begriffen, was geschehen, warf sie den Fensterflügel aus der Hand, schrie laut auf.Sie kommen!" Im nächsten Augenblick riß sie die Tür auf, eilte den Gang hinab.

Sie mußte den Verstand verloren haben! Der Pfarrer ging nach. Sie lief den Russen ja unmittelbar in die Arme. Sie kommen! Hundertmal hatte er es in den- vergangenen Tagen schon gehört, bis es endlich entsetzliche Wirklichkeit geworden war. Und jetzt Hier auch auf dem so geschützt liegenden Markehnen?

Im Flur brannten alle Lichter, sogar das Portal lag im hellsten Schein. Lite flog fast die Stufen hinab. Noch ehe der Pfarrer aber recht begriff, stand das Mädchen neben dem ersten Reiter, der in einem Satz absprang.Herr Rittmeister!" Lite barg den Kopf an Gustav von Ples­sows breiter Brust. Er legte den Arm schützend um die kleine Gestalt. (Fortsetzung folgt.)