Amtsblatt des Kreises Calw für Altenfteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagolds

Kummer 284

Altensteig, Montag, den 4. Dezember 1939

82. Jahrga»,

Die 13. Kriegswoche

Die 13. Kriegswoche liegt hinter uns. Es war eine stür­mische Woche mit viel Erauheit, Regen und Nebelbildung >nd mit mancherlei Ueberraschungen, die gut in den No- oemberausklang und in den Beginn des Dezembers patzten, über wer aus Aberglauben etwa mit besonderer Vorsicht Mrch diese letzte Woche hindurchmarfchiert ist, darf eigent­lich der Zahl 13 nicht böse sein. Sie war zumindest für Deutschland eine Erfolgszahl. Und die bekanntgegebenen kersenkungsziffern feindlichen oder neutralen Schiffsraumes, die nur eine sehr vorsichtige Mindestschätzung darstellten, wurden auch im Ausland mit hoher Anerken- »ung für die deutsche Leistungsfähigkeit zur See registriert. Diese Ziffern standen in der Bilanz der letzten Woche an irinem sehr wichtigen Punkte des Etats Sie vergegenwär­tigten gleichsam die deutschen Erfolge in der bisherigen ksten Epoche des Seekrieges, die in der Verkündung der euen englischen Piratenordnung und der ver- chten Total-Blockade des deutschen Exports zur See gipfelt, "as jetzt kommt, steht bereits im Zeichen dieser neuesten ch schmählichsten Vergewaltigung der Neutralen. Auch eutschland hat aus der Verschärfung der englischen Kriegs­ethoden seine Folgerung gezogen. Der Krieg durch U-Boote nd Minen geht weiter. Er mutz sich zwangsläufig steigern, nd auch die Neutralen müssen immer mehr in diesem lrieg ihre Stellung beziehen, wenn sie nicht durch schwäch- iche Unterwerfung unter das englische Diktat ihrer Neu- alität verlustig gehen wollen.

Während man in Deutschland auch in der 13. Kriegs­woche allein die Sprache der Tatsachen und nicht leerer Worte sprach, wurden in London und Paris wieder einmal me Parlamentarier aller Schattierungen aus ihren Löchern, die meist nicht in der vordersten Frontlinie lagen, hervor­gezogen. 2m englischen Ober- und Unterhaus gab «s eine ganze Anzahl von Reden, die mit gewitzen kritischen Bemerkungen dem englischen Volk und der Welt das immer noch Vorhandensein derDemokratie" beweisen sollten. Aber zu diesen theoretischen Ergüssen ertönte aus den Do- inions eine Begleitmusik, die in London sehr übel ver- erkt wurde. 2n Südafrika verstärkte sich zusehends er Druck der Opposition gegen den englischen Handlanger eneral Smuts. Der südafrikanische Diktator mutzte zur 'rechterhatung seiner sehr schwankenden Stellung aste Machtmittel einsetzen, die ihm zur Verfügung standen, von er Brachialgewalt durch Polizei und Militär angefangen his zur verschärften Post- und Pressezensur, die hermetisch jede wahrheitsgetreue Berichterstattung aus Südafrika ver­hindern soll. Aehnlichen Schwierigkeiten sah sich London knIndien gegenüber Auch hier hat die Folge ständiger Wortbrüche eine Freiheitsbewegung ausgelöst, die immer mehr die Matzen revolutioniert. Da die bisherigen Be­satzungstruppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung nicht mehr ausreichten, mutzten sogar Eurkha-Truppen aus Ne­pal nach Indien geholt werden. Diese Truppenverschiebun- Ken sind keineswegs leicht zu nehmen. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, datz England in den ersten Kriegswochen in höchster Eile indische Truppen nach ande­ren möglichen Kampfplätzen in größerer europäischer Nähe Verfrachtete. Für diese Truppen bilden die Gukhas nur einen ungenügenden Ersatz. So kann man annehmen, datz England zu allem lleberflutz auch vor der Notwendigkeit großer Truppenverschiebungen im afrikanischen, asiatischen Md indischen Raum steht. In diesen weiten Gebieten zsich- ren sich bereits Konfliktmöglichkeiten der Zukunft ab, die ehr ernster Natur sind und die gleichfalls nicht nach dem lten Sckema -Las «W eltkrieges behandelt werden können.

»

Mit diesen weit ausholenden So?tzM^oar Frankreich, ie die recht stürmische KoMmerchtziMg in Paris bewies, icht so sehr belastet. Für die französische Bevölkerung ge­fügten schon die starken innerpolitischen Sorgen, die sich aus «er katastrophalen Lage der Finanzen und der französischen Wirtschaft ergaben. Wenn bereits aus diesen Kämpfen Herr Daladier mit einer reichlich zerrupften Mehrheit her­auskam, so läßt sich daran gut die Krisenstimmung Frank­reichs ermessen, die man auch in London mit einiger Aengst- Achkeit beobachtet. Die von Daladier ausgegebene Parole WrFührungeinesnurdiplomatischenKrie- es infolge der Unmöglichkeit eines militärischen Krieges urde auch in Frankreich nicht gerade als ein sehr heroisches chlagwort angesehen. Zudem zeigt sich deutlich, datz der rieg von der französischen Regierung ausschließlich auf Kosten des Poilus geführt wird, der jetzt bei seinem ersten ^riegsurlaub seine Familie daheim in schwerster Not vor- mdet. So mutzten auch in der letzten Woche künstliche Auf- lverungen das natürliche Gefühl des Stolzes auf eigene folge ersetzen. Und nur in einem waren die meisten Fran­zosen einig, nämlich in der Genugtuung, daß vor allem der liebe Verbündete England die meisten Schläge von Deutsch­land erhielt. Mit dieser spürbaren Schadenfreude stolperte «an in den Dezember.

Englischer Luftangriff aus Helgoland adgeuneseu

Die Tommies haben mit ihren

Berlin, 3. Dez. Heute mittag haben englische Bombenflug­zeuge versucht, die Insel Helgoland anzugreifen. Infolge des starken Abwehrfeuers konnten die feindlichen Flugzeuge nur wenige Bomben abwerfen, die nur geringfügigen Material­schaden anrichteten. Ein Fischerfahrzeug wurde versenkt.

Wehrmachlsbericht vom Samstag

Berlin, 2. Dez. Das Oberkommando der Wehrmacht tzibt bekannt:

. Keine besonderen Ereignisse.

Bericht des OKW. vom Sonntag

Berlin, 3. Dez. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Im Westen örtliche Spähtrupptätigkeit und geringes Artilleriefeuer.

An der Mosel- und Nheinfront sowie in der Gegend von Karlsruhe und Freiburg geringe eigene und feind« liche Jagdfliegertätigkeit.

30 Minen an die holländische Küste getrieben

Amsterdam, S. Dez. In der vergangenen Nacht sind, wie das Niederländische ANP.-Büro berichtet, vor dem Dorf Katwijk 7 Minen angespült worden. Andere Minen könne man vom Strande aus der Küste zutreiben sehen. Zwischen Watzenaar, Katwijk und Noordwijk seien in der verflossenen Nacht nicht > weniger als 23 weitere Minen angeschwemmt worden. Einige seien am Sonntagmorgen von selbst explodiert. s

Unternehmungen Lein Glück

Britischer Tanker vernichtet

An der Südküste Englands in die Luft geflogen

London, 3. Dez. Der britische OeltankerSancalisto" (8010 Tonnen) flog Samstag an der Südlüste Englands in die Luft. Ein Mann wurde getötet, der Rest der Besatzung, etwa 3V bis SO Man«, wurden von einem Rettungsboot ausgenommen «nd an Land gebracht. Vier Mann find schwer verwundet.

Amsterdam, 3. Dez. Der englische DampferStaub rook" ist seit sechs Tagen überfällig. In englischen Reedereikreissn rechnet man damit, datz auch dieStanbrook" auf eine Mine gelaufen und mit Mann und Maus untergegangen ist.

DieStanbrook" spielt in der Geschichte des englischen Pira­tenwesens eine besondere Rolle. Sie ist der Dampfer, der im spanischen Bürgerkrieg sich unter Bruch aller völkerrechtlichen Bestimmungen als Blockadebrecher betätigte und schon damals von der englischen Regierung bei seiner völkerrechtswidrigen Tätigkeit unterstützt und gedeckt wurde. Nunmehr hat das Schick­sal offenbar auch dieses Piratcnschiff ereilt.

Weitere gesunkene Handelsdampfer

Der britische 4558-Tonnen-DampferDalrya n" ist, wie Reu­ter meldet, in einer Entfernung von 6 Meilen von der britische» Südostküste auf eine Mine gelaufen und langsam gesunken. Sämtliche 38 Mitglieder der Besatzung sowie der Lotse sind ge­rettet worden. Ferner ist der dänische DreimasterErethe", 364 Tonnen, aus der Eoodwin-Sandbank gestrandet. Der nor­wegische TankdampferReal f" (8083 Tonnen) ist auf dem Wege nach London auf eine Mine gelaufen und an der britischen Küste gesunken. Die gesamte Besatzung des Schiffes wurde von einem italienischen Dampfer geretter. Der finnische DampferMer» cator" (4200 Tonnen) ist am Freitag früh an der schottische« Küste auf eine Mine gelaufen und in die Luft geflogen. Der Dampfer sank in sechs Minuten. Bei der Explosion ist ein Man« getötet worden. Die übrige Besatzung konnte gerettet werden.

Reibungslose Räumung der finnischen Hauptstadt

Finnland zur Wiederausnahme der Verhandlungen mit der Sowjetunion bereit

Riga, 3. Dez. Nach den aus Helsinki vorliegenden Meldungen hat die Eefechtstätigkeit an der russisch-finnischen Kampffront am Samstag nachgelassen. Russische Flugzeuge haben Samstag­morgen erneut militärische Anlagen in der finnischen Hauptstadt angegriffen.

Die Behörden haben angeordnet, datz Helsinki beschleunigt von der gesamten Zivilbevölkerung geräumt wird. Ministerpräsident Ryti hat mit der Regierung die Hauptstadt mit unbekannte« Ziel verlassen. Man spricht von einer Verlegung des Regie­rungssitzes nach Basa. Das diplomatische Korps ist ansgefordert worden, nach einem kleinen Landstädtche« in der Rahe von Helsinki iiberzusiedeln. Auch der Abtransport der in Helsinki lebenden Reichsdeutschen hat am Samstag und zwar mit Hilse deutscher Schiffe begonnen.

Ein finnischer Tagesbefehl

Helsinki, 3. Dez. Eeneralfeldmarschall Mannerheim hat den ersten Tagesbefehl veröffentlicht. In ihm heißt es, der finnische Heeresbericht vom Freitag erhöhe nachträglich die Zahl der bisher vernichteten Tanks auf 36. Finnland werde am 15. Dezem­ber seine fälligen Staatsschulden an USA. zahlen. Die Ein­nahme von Terijoki durch die Russen wird energisch dementiert.

Russischer Heeresbericht vom Vormarsch in Finnland

Moskau, 3. Dez. Amtlich wird folgender Bericht des Stabes des Leningrader Militärbezirks über die Operationen gegen Finnland bekanntgegeben:

Die Entwicklung im europäischen Norden und die Aus­einandersetzung zwischen der Sowjetunion und Finnland braucht im Rahmen dieser weitergespannten Zusammen­hänge nur kurz gestreift M werden. Was sich hrer vollzog, war in einem anderen Sinne zwangsläufig. Eine Liqui­dation der Gegensätze zwischen Helsinki und Moskau war nach der Zerschlagung Polens und den Staatsverträgen mit den baltischen Staaten nicht mehr zu umgehen. Datz sie schärfere Ausmaße annahmen als vielleicht viele gewünscht haben, hängt mit Vorgängen zusammen, die noch der wei­teren historischen Erhellung bedürfen. Es genügt deshalb, zunächst rein registrierend auf diese Ereignisse hinzuweisen und ihre genauere Charakterisierung für den Augenblick aufzusparen, in dem eine endgültige Klärung der finnisch- sowjetrusfischen Beziehungen erfolgt ist.

2m Lause des Samstag setzten die Truppen des Leningrader Militärbezirks ihren Vormarsch fort. In Richtung von Mur­mansk verfolgten die sowjetischen Truppenteile die finnische« Truppen, die sich von Petsamo zurückziehen. 2n Richtung von llchta, Rebola, Porososero und Petrosawodsk rückten die sowjeti­schen Truppen 2030 Kilometer westlich der Staatsgrenze vor. Auf der Karelischen Landenge haben unsere Truppen folgende Dörfer eingenommen: Charmaa, Tarpila, Lautsilta, Achijärwi, Kirka, Kiwennapa, das Städtchen Raiwola und das Dorf Pal­kola (an der Küste des finnischen Meerbusens). Infolge ungün­stigen Flugwetters fanden keine Kampfhandlungen der Luft­waffe statt."

USA.-Botschafter bei Molotow Moskau, 3. Dez. Nach einer von der Tatz veröffentlichten Mit­teilung wurde der amerikanische Botschafter in Moskau Stein­hardt von Molotow empfangen. Dieser Besuch des amerikani­schen Diplomaten stehe im Zusammenhang mit der Vermitt­lerrolle, die Präsident Roosevelt im finnisch­russischen Konflikt zu spielen beabsichtige. 2m Ver­laufe der Unterredung habe Molotow einige Aufklärungen zu den Ereignissen in Finnland gegeben. Der Wunsch Roosevelts, so s agte er, die Bombardierung der Bevölkerung finnischer Städte aus Flugzeugen nicht zuzulassen, beruhe, soweit sie an die Sowjetregierung gerichtet sei, auf einem Mißverständnis. Die sowjet-russischen Flugzeuge hätten Anweisung, nur mili­tärische Ziele anzugreifen und offene Städte nicht zu bombar­dieren; denn der russischen Regierung seien die 2nteressen der finnischen Bevölkerung nicht weniger teuer als einer beliebige« anderen Regierung. Aus Amerika, das mehr als 8000 Kilo­meter von Finnland entfernt sei. möge man das nicht sehen, dennoch bliebe aber diese Tatsache bestehen. 2nfolgedesseu sei der von Roosevelt ausgesprochene Wunsch gegenstandslos.

Sowjetrussischer Vormarsch im Norden Riga, 4. Dez. Wie aus Helsinki gemeldet wird, haben zur Sec und in der Luft keine besonderen Kampfhandlungen statt­gefunden. Dagegen sei es an der Grenze zu heftigen Kämpfen gekommen, wobei sich die finnischen Truppen aus einigen Orten, unter anderem aus Terijoki, zurückgezogen haben. Die finnischen Truppenteile, die sich aus der Karelischen Landenge auf di«