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SchsmrzwLkder Tageszeitrriq
Nr. 27«
Iurrkverkehr mit dem brlt. Geheimdienst
Berlin, 23. Nov. Mit dem von den Vertretern des britischen Intelligence Service den ^-Führern als den vermeini- llchen Abgesandten einer innerdeutschen Opposition übergebene« Gerät gelang es. unter Benutzung des von dem Vertrete - des Intelligence Service, Kapitän Stevens, in De« Haag den Beamten der Sicherheitspolizei ausgelieferten Geheimcode rung vzw. dem britischen Intelligence Ser- die Verbindung mit der englischen Regis- »ic« aufzunehmen und volle 21 Tage aufrecht zu erhalten.
Der Inhalt der dabei gewechselten Funksprüche mit der ver- meiutlichen Revolutionsgruppe in Deutschland ist ebenso aufschlußreich «ie dumm. Sie werden bei ihrer Veröffentlichung «inen Einblick in die trostlose Geistesverfassung der regierenden Schicht des heutige« Englands geben.
Dieser Verkehr der deutschen Sicherheitspolizei mit der britischen Regierung bzw. dem englischen Secret Service in London wurde am 22. November, 1g.1v Uhr, von unserer Seite mit folgendem Abschiedssunkspruch beendet:
„Auf die Dauer ist die Unterhaltung mit eingebildete« und
törichten Menschen langweilig. Sie werden verstehe«, datz wir
«bbrechen. Es grüßt herzlichst die Euch wohlgeneigte „deutsche
Opposition". Die deutsche Gestapo".
Da die Aufdeckung der englischen Spiooageaktiou trotz der deutschen Veröffentlichung um diese Zeit anscheinend der Funk- Kelle des englischen Geheimdienstes «och nicht bewußt geworden »ar, haben die beiden englischen Funker Jnman und Walsh «nch dieser n Funkspruch noch ebenso bieder wie stupide quittiert. ^
Das ist der Organisator des Münchener Attentats
Otto Straffer unter Beuesch eine bekannte „Persönlichst" — Amtliche tschechische Kreise unterstützten die Wühlarbeit des Verbrechers gegen das Reich
Prag, 23. Nov. In Prag hat die von der Gestapo aufgedeckte Tatsache, daß die Anstifter des Münchener Attentats auch zuin ^Dienste des Intelligence Service gehörten, großes Aufsehen gemacht, weil Otto Straffer auf Grund seiner Subventionie- lrung aus dem Eeheimfond des Prager Außenministeriums unter ^Benesch eine bekannte „Persönlichkeit" war. Ohne Rücksicht auf die sogenannten „korrekten" Beziehungen zum Deutschen Reich wurde seine Wühlarbeit immer wieder von amtlichen tschechischen Stellen unterstützt und gedeckt. Die Errichtung des Schwarzsenders in Sachors wurde zum Beispiel direkt mit Hilfe des Prager Polizeipräsidiums durchgeführt.
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß Straffer sogar die Frechheit besaß, die Prager Zeitschrift „Aufbruch" auf Ehren- beleidigung anzuklagen, als diese ihn und die Seinen als eine politische Eangsterbande bezeichnet« und beschuldigte, Mordabsichten zu haben. Als der von dem Prager Rechtsanwalt Dr. Dembitzki verteidigte Hauptschriftleiter der Zeitschrift einen umfangreichen Wahrheitsbeweis ans Grund vieler Dokumente für feine Behauptungen antrat, wurde der Prozeß von den tschechischen Gerichtsbehörden immer wieder verschleppt und langgezogen, um den Nachweis unmöglich zu machen, daß Herr Benesch rin von Juden bezahltes Subjekt gegen Deutschland in seinem Dienste hielt. Aus „formalen" Gründen wurde schließlich der verantwortliche Hauptschriftleiter des „Aufbruch" zu einer Geldstrafe verurteilt. Die engen Beziehungen Straffers zu dem tschechischen Orbis-Verlag waren bekannt, ebenso die Tatsache, daß er seine Flugschriften und Blätter inderjüdischenDrucke- rei des „Prager Tagblatts" Herstellen lassen konnte, ohne daß er den Juden jemals aus eigenen Mitteln etwas zu zahlen brauchte.
Der „Neue Tag" schreibt u. a., des geflüchteten Subjekts, das sich über die Grenze ins Ausland schleichen wollte, sind die deutschen Organe habhaft geworden. Der Attentäter von München hat gestanden. Dieser doppelt geführte Schlag hat gezeigt, daß Deutschland gegen die Methoden der Heimtücke nicht mehr wehrlos ist wie das Wilhelminische Deutschland in seiner Harmlosigkeit. Otto Straffer, dieser Name ist unter den Dächern und in den Gaffen der Stadt Prag nur allzu bekannt, deckte ihn doch lange Zeit Gastlichkeit der alten Republik, nicht weil er Otto Straffer hieß, sondern weil er Umsturzpläne gegen das Reich betrieb. Auch rn den Abteilungen des Außenamtes ging er wie ein Hausfreund ein und aus. und mancher tschechische Beamte, der das Verhandeln mit Straffer mit Recht als Zu- m'.> ung empfand, wurde das Opfer einer Denunziation bei Ve- nesch, dessen Günstling damals Straffer war und der die Emigrantenmaffia in der alten Republik aus einem eigenen Fonds spei Diesen Umtrieben Fremder hatte es das tschechische Bolk mit zu verdanken, daß das Verhältnis zu Deutschland unheilbar vergiftet wurde. Herr Benesch gab sich als stillschweigender Hehler zu erkennen, indem er die deutschen Stellen mit dem Hinweis auf „eine genaue Untersuchung des Vorfalles" vertröstete.
England mutz seine Auslandswerte verkaufen
Berlin, 23. Nov. Um die Kriegsausgaben im Auslande zu decken, ist England gezwungen, feine Auslandswerte zu verkaufen. Wie aus Amerika berichtet wird, hat dieser englische Ausverkauf bereits begonnen, und zwar sollen die Verkäufe der in britischem Besitz befindlichen ausländischen Wertpapiere, nach einem Bericht des „Svenska Dagbladet", zunächst täglich einen Wert von einer Million Dollar erreichen.
HollSnd. Schiffahrt «ach England eingestellt
Amsterdam, 23. Ro». Wie der „Rkenwe Rotteedamfch, Courant" meldet, wurde di« holländische Schiffahrt »ach England «« Mittwoch auf den dringenden Rat der holländischen Regie- rnng «egen der dnrch Treibminen drohenden Gefahr eingestellt. Der Dampfer „Batavia", der Rötterdam am Mitwoch morgen verlassen hatte, machte bei Maasluis kehrt. Am Nachmittag fand im Haag eine Besprechuug zwischen Vertretern der Regierung »nd den holländischen Reeder» statt, u: die Frr.gc ausführliche! zu besprechen.
Verschärfter Handelskrieg
Zur Ankündigung Chamverlains. — Größte Befürchtungen der Neutralen
Wie bereits gemeldet, hat der britische Ministerpräsident Chamberlain am Dienstag im Unterhaus angekündigt, daß England nunmehr die deutsche Aus- und Einfuhr auf neutralen Schiffen vollständig unterbinden will. Er tat das, wie berichtet, mit allerlei lügenhaften und heuchlerischen Vegründungsversuchen.
Genau wie im Weltkrieg betreiben die Engländer die Verschärfung des Handelskrieges und versuchen, ihren Kampf gegen Frauen und Kinder, Kranke und Greise als Repressalien zu tarnen. Sie selbst aber tragen die Schuld an diesem Krieg. Deutschland hat bekanntlich im Gegensatz zu England stets die Rechte der neutralen Schiffahrt vertreten. England aber hat geglaubt, die Neutralen unter seine Kontrolle zwingen zu können, ohne Rücksicht darauf, welche Gefahren es damit herausbeschwört.
ändern ES Neutrale in die Gefahrenzone hineinzerrt, erhebt England ernen Anspruch aus Immunität gegen die Gefahren des modernen Seekrieges, die es jetzt am eigenen Leib spurt. Genau wie damals, sucht es nach Vorwänden, um den Kampf gegen Frauen und Kinder zu verschärfen Wre es mit dem Leben neutraler Zivilpersonen spielt, so will es letzt den neutralen Ländern den wirtschaftlichen Num androhen, wenn sie nicht vor England zu Kreuze kriechen. Die -i-rechheit. mit der England jetzt sogar den
amerikanischen^Export einer britischen Ausführkontrolle in amerikanischen Häfen unterwerfen will, ist nicht mehr zu übertreffen und hat in Washington immerhin einen Pre test ausgelöst. Den kleineren neutralen Mächten gegenüber benehmen sich die Engländer noch herausfordernder und
PK.-Weltbild (M, Vom Handelskrieg in der Nordsee Ein Handelsdampfer ist gestellt. Da er Bannware an Bord hat, muk er einen deutschen Kaien anloukon.
wollen sie unter dem Vorwand einer angeblichen Repressalie gegen Deutschland der letzten Reste ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit berauben. Es wird Sache dieser Länder sein, ihre Unabhängigkeit gegen den britischen Machtanspruch zu wahren.
Amsterdam, 23. Nov. Wie der „Telegraas" meldet, ist den niederländischen Reedereien von der Negierung geraten worden, ihre Schiffe in den nächsten Tagen nicht in See gehen zu lassen. Dieser Rat scheint, so meint das Blatt, mit den von England gegen Deutschland angekündigten Repressalien in Zusammenhang zu sieben, durch die neutrale Schiffe, die deutsche Ausfuhrwaren an Bord haben, von der englischen Marinekontrolle angehatten und aufgebracht werden könnten.
Brüssel, 23. Rov. Die Ankündigung Chamberlains, die Blok- kade in Zukunft auch auf die deutsche Ausfuhr, selbst wenn sie durch die neutrale Schiffahrt erfolge, auszudehnen, hat in belgischen Schiffahrtskreisen außerordentlich starke Befürchtungen ausgelöst. „Soir" stellt fest, daß diese neue Phase des Wirtschaftskrieges für Belgien eine sehr ernste Lage heraufbeschwö- ren würde.
Belgrad, 23. Nov. Die „Jugoslowenski Lloyd" (Agram), die führende Wirtschaftszeitung des Landes, wendet sich energisch gegen die unverschämten englischen Drohungen. Im Hinblick aus die gegenwärtigen Verluste und das ständig wachsende Risiko den Schiffsverkehr mit England müßten die Neutralen in Süd- und Nordeuropa ein gemeinsames Forum bilden, das ihre Lebensinteressen und ihre Neutralität verteidige.
Britischer Dampfer an der englischen Ostkiifte versenkt
London, 23. Nov. Der in Hüll beheimatete Dampfer „Geral- dus" (2494 Tonnen) ist an der Ostküste Englands versenkt worden. Die Ltz Mann starke Besatzung wurde geborgen.
Wieder ein englischer Fischdampfer versenkt
London, 23. Nov. Der englische Fischdampfer „Sulby 2" (287 Tonnen) wurde an der schottischen Küste von einem U-Boot versenkt. Von der aus 12 Mann bestehenden Besatzung werden fünf, darunter der Kapitän, vermißt.
Französ. Trawler lief an der englischen Küste auf eine Mine
Berlin, 23. Nov. Der Londoner Rundfunk meldet, daß außer dem griechischen Dampfer „Helena" auch ein französischer Trawler am Montag an der englischen Küste auf eine Mine gelaufen und gesunken sei. Von der 10 Mann zählenden Besatzung werden 9 Mann vermißt.
Fahrtverweigerung neutraler Reeder wegen Minengefah»
Amsterdam, 23. Nov. Rach einem United-Preß-Vericht weigern sich jetzt die Eigentümer neutraler Schiffe aus Furcht vor Mineitz ihre Schisse mit Frachten in der Kriegszone fahren zu kaffen. Biele Reeder sträuben sich sogar, ihre Schiffe überhaupt für europäische Häfen chartern zu lasten, und für ander.- ' Uen würden sehr hohe Tarife berechnet.
Wer nach England fährt, mutz sich auf eine Himm-ff ,?1 gefaßt machen
Madrid, 23. Nov In ihren Berichten zur Kriegslage heben die Madrider Zeitungen am Mittwoch hervor, daß das Meer unbefahrbar geworden sei infolge der Minen und der Tätigkeit der U-Vootc. Wer versuche, England zu erreichen, könne sich au- eine Himmelfahrt gefaßt machen. „Alcazar" schreibt zu Chambeii.nns Ankündigung von ..Repressalien" für die Minenlegung in der Nordsee, dies sei nur eine Ausrede, um einen Ausweg zu finde« aus der schwierigen Lage, in die England durch seinen eigene« Blockadekrieg geraten sei. Während Deutschland auf dem Landwege alle Lebensmittel erhalte, sei England auf den Secmeg angewiesen, und dieser werde von Tag zu Tag unsicherer. . and sei in die selbstgegrabene Grube gefalle«.
NSA. gegen Einmischung in Sen «enlrrüc;» Handel
Welles lehnt hektische Borkontrolle scharf ah
Washington, 23. Nov. Der amtierende Außenminster Welle» erklärte am Mittwoch, die Regierung der Vereinigte» Staate» vertrete den Standpunkt, daß amerikanische Bürger das Recht besitzen, „bona fide-Handel" mit neutralen Ländern ungeachtet des europäischen Krieges weiter zu treiben. Welles gab ferner bekannt, das Staatsdepartement habe nach Ankündigung der britischen Mitteilung über die Einführung einer Vorkontrolle der amerikanischen Ausfuhr in den Bereinigten Staaten der eng- lischen Regierung mitgeteilt, daß die amerikanische Regierung grundsätzl ch keine Enmischrurg Kriegführender in den wirklich neutrale» Handel anerkenne« könne. Auf eine Frage, was er unter wirklich neutralem Handel verstehe, antwortete Welles: bona jide-Transaktionen zwischen Bürgern eines neutralen Landes und denen eines anderen neutralen Landes.
Wie ein Ausländer die Lage beurteilt
Madrid, 23. Nov. Der Berliner Vertreter des spanischen Nach! richtenhüros EFE stellt fest, das Ergebnis der letzten Erkuni dungsflüge der deutschen Luftwaffe über Frankreich und Englank gebe den Deutschen Anlaß zu größtem Optimismus. Deutschland habe unbegrenztes Zutrauen zu seiner Luftwaffe, die sowohl an Maschinen wie an Menschen den Feinden überlegen sei. Gleich zeitig sei die deutsche Wirtschaft so vervollkommnet, daß sie eineai langen Krieg sorglos standhalten könne. Die Fabriken att-nte» aus höchsten Touren.
Indien nimmt den Kampf auf
Non-Cooperation mit England einstimmig beschlossen .
^ Delhi, 23. Nov. Der in Allahavad tagende indische National kougreß hat am Donnerstag einstimmig beschlossen, in ganz J»o dien die Non-Cooperatio» mit de« britische» Behörden, also mit Großbritannien, durchzusühre«, falls es England auch weiterhin ablehnt, dem indischen Volke die geforderte Freiheit, die neu«! Verfassung und eine eigene Regierung zu gewähren.
Gandhi wird nunmehr diesen einmütigen Beschluß der indischen Volksvertretung dem britischen Vizekönig vorlegen. Bekanntlich hatte der Vorsitzende des Nationalkongreffes schon kürzlich in einem Schreiben an den Vizekönig den nunmehr gefaßte» Kongreßbeschluß angekündigt.
Wie weitere Meldungen besagen, nimmt der Aufstand i« Nordwesteu Indiens immer größeren Umfang an. Den aufständischen Waziri haben sich nunmehr auch die Stämme der Mah- mande angeschlossen, um gemeinsam gegen das britische Militär vorzugeh-.n.
Englische Giftgas-Industrie in Palästina
Jerusalem, 23. Nov Die chemischen Industrien von Palästina sind im Dienste der Rüstungsindustrie der Westmächte stark ausgebaut und erweitert worden. Vor allem gilt dies von den Pottasche-Fabriken am Roten Meer, wo auch Chlor, Soda, Aetzstoffe, Salze, Magnesia usw. hergestellt werden. Diese! Fabriken sind auch auf die Herstellung der für die Munitions-' industrie wichtigen Essigsäure als Abfallprodukte eingestellt! worden
Ls heißt, daß in den dortigen Werken auch jenes Giftgas! hergestellt wurde, das den Polen durch England zur' Verfügung gestellt wurde. Bezeichnend ist, daß derartige Teufelsfabriken vornehmlich dort eingerichtet werden, wo man eingeborene Arbeiter einsetzen kann, die den Gefahren der Fabrikation gewissenlos ausgeliefert werden.
Die rumänische Regierung zurüLgeLreterr
Bukarest, 23. Nov. Der rumänische Ministerpräsident Arge»j ioianu hat den Rücktritt der Regierung angeboten, den König Larol annahm. Nachmittags tagte der Kronrat im Schloß. Tatarescu mit der Regierungsbildung in Rumänien betraut Bukarest, 24. Nov. Nachdem der König Donnerst agnachmit- tag die Kronräte mit Ausnahme des bisherigen Ministerpräsidenten Argetoianu empfangen hatte, wurde am Abend der Kronrat Tatarescu mit der Regierungsbildung betraut. Tatarescu hat den Auftrag angenommen. Er beratet mit dem bisherigen Außenminister Gafencn, dem bisherigen Iustizrninister Jamandi und dem Gouverneur der Nationalbank und bisherigen Finanzminister Constanttnescu. Diese drei dürften voraussichtlich auch dem neuen Kabinett anyehören. Jamandi und Lonstantinescu kommen gleich Tatarescu aus der ehemaligen Liberalen Pattei.