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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Rurnmer 276

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6 2. Aahr-an,

Altensteig, Freitag, den 24. November 1938

Ein weiteres Kapitel ans der Attentats-Arbeit"

des britischen Geheimdienstes Intelligence Service organisiert Schiffs sabotageakte

Der Wehrmachtsbericht

Erfolgreiche Aufklärungstätigkeit über Frankreich und Eng­land Siegreiche Lnstkiimpfe beweisen Ueberlegenheit der deutschen Luftwaffe Französischer Angriff bei Pirmasens abgeschlagen

» erlin, 23. Rov. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Südwestlich Pirmasens griff eine feindliche Kompag­nie unsere Gefechtsvorposten an; sie wurde abgewiesen und erlitt schwere Verluste.

Am 22. November erzielte die lebhafte Aufklärungs- tStigkeit der deutschen Luftwaffe über Frank - reichundEngland trotz starker Jagd- und Flakabwehr besonders wertvolle Erkundungsergebnisse. In der Ge- gendvon Sedan wurde ein französisches Flugzeug ab- geschossen. In den Gewässern von Shetland wurde unter starker Abwehr im Tiefangriff ein englischesFlug- bootin Brand geschossen.

Bei der Grenziiberwachung durch zahlreiche Jagdflieger kam es verschiedentlich zu kleineren Luftkämpfen; vier französische Jagdflugzeuge wurden hier­bei «-geschossen. Bei Freib « rg wurde ein deut­sches Flugzeug von französischen Jägern zur Notlandung gezwungen.

Am 21. November fand über französischem Gebiet ein Lust kampf zwischen neun deutschen Zerstörerflugzeugen «ad sieben französischen Jagdflugzeugen statt. Die französi­schen Jäger wurden vertrieben und dadurch den eigene« Aufklärungsflugzeugen ihre weitere Erlundungstätigkeit ermöglicht.

Feindliche Flieger, die in deutsches Hoheitsgebiet einflo- geu, hielten sich in unmittelbarer Nähe der Grenze.

Erfolgreiche Luslkämpfe an sechs Stellen

Fünf französische Flugzeuge abgeschossen

Berlin, 23. Nov. 2m Rahmen der Crkundungstätigkeit der . deutschen Luftwaffe kam es am 22. November über Frankreich zu j mehreren Lustkämpfen, die für die deutschen Flieger sehr erfolg­sreich waren. Jagdverbände, die die Aufklärungsflieger bei der Erfüllung ihrer Aufgaben sicherten» habe» sich mit ihre« Messer- schmitt-Me 109"-Flugze»ge« den feindlichen Curtiß- und Mo- rane-Flugzeugen immer wieder überlege« gezeigt. So trafen drei deutsche Jäger in der Gegend von Hornbach-Bitschauf vier Moräne, von denen drei abgeschossen wurde«, während südlich »»«Saarbrücken noch ei« Moräne zum Absturz kam. Wei­tere Luftkiimpse entwickelten sich im Rordwefte« Frankreichs und später wieder im Süden von Saarbrücken» wo acht deutsche Jäger Mit zehn französischen in Kampsberührnng kamen. Im ganzen fanden an diesem Tage an sechs Stelle« der Front Lnfttiimpfe statt. Die Franzosen verloren dabei fünf Flug­zeuge. Ein deutsches Jagdflugzeug wird vermißt.

Rener schwerer Verlust der britischen Marine

Amsterdam, 23. Nov. Wie die britische Admiralität zu- gebeu muß, ist am Dienstag der britische Zerstörer .Gipsy" an der Ostküste Englands auf eine Mine gelaufen. Dieser Verlust trifft die englische Flotte um so schwerer, als die »Gipsy" ein ganz modernes Schiff war, das erst im Jahre 1836 in Dienst gestellt wurde und einen Kostenaufwand von über 300 üW Pfund Sterling erfordert hatte. Die Explosion des Zer­störers erfolgte in Sicht der englischen Küste. Unmittelbar »ach der Explosion ging der Zerstörer auf Grund. Von der Besatzung von ISO Mann werden nach englischen Meldungen 40 Mann ver­mißt. 21 wurde« verwundet.

Der zweite verloren gegangene Zerstörer

London, 23. Nov. Die britische Admiralität gibt bekannt, daß die aus eine Mine gelaufeneGipsy" der zweite Zerstörer sei, der untergegangen sei und das IS. Schiff, das ein Opfer der Minen geworden sei.

Englands Kriegskosten s Millionen Pfund täglich

London, 23. Nov. Schatzkanzler Sir Ich« Simon hielt am Mittwoch abend eine höchst bemerkenswerte Rundfunkansprache, in deren Verlauf er der Oefsentlichkeit dieBedeutung" der Be­schlüsse erklärte, die er am Tage vorher im Unterhaus über die Schaffung neuer Spargutscheine und Verteidigungsbons an­gekündigt hatte. Dieser Krieg, so erklärte er dem englischen Steuerzahler, sei der kostspieligste Krieg, den es je­mals gegeben habe Er habe England bisher schon min­destens 6 Millionen Pfund täglich gekostet.

Aussagen des Captain Stevens

Berlin, 23. Nov. Amtlich wird bekanntgegebeu: In der Zeit vom November 1937 bis November 1938 fanden auf einer Anzahl von Schiffen Sabotageakte statt/ die zum Teil zur Vernichtung der Schiffe einschließlich ihrer Besatzungen führten. Betroffen wurden davon deutsche» italienische und japanische Schiffe. Den Untersnchungsorganen, die von deutscher Seite ans zur Aufklärung der Verbrechen eingesetzt wurden, siel es damals auf, daß durch diese Sabotageakte kein englisches Schiff betroffen wurde.

Nunmehr ist durch die Aussagen des Captain Stevens sowie durch eigene Untersuchungen folgendes erwiesen:

Hanpttäter dieser Schiffssabotageakte war der dentsche Emigrant Pötzsch. Auftraggeber war der britische Intelli­gence Service.

Pötzsch wurde unter dem Verdacht, diese Sabotageakte be­gangen zu haben, aus Drängen der deutschen Polizei bereits An­fang September 1938 von der Polizei eines neutralen Landes verhaftet und nach kurzer Zeit durch Eingreifen britischer Stel­len wieder sreigelaffeu.

Zurzeit ist Pötzsch in Dänemark durch Urteil des Kopen- hagener Stadtgerichts vom 29. 6. 1939 wegen Spionage für Eng­land zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.

Das erste Schiff englischer Herkunft, bei dem im Aufträge des Intelligence Service ein vielleicht ähnlicher Akt vorgeuom- men worden war, ist dieAthenia".

Berlin, 23. Rov. DerVölkische Beobachter" schreibt zu der Aufklärung der vom britischen Geheimdienst veranlaßten Schiffssabotnge:

Klar und offen sind nun die Zusammenhänge zwischen den englischen Auftraggebern und Otto Strasse» mit seinen Werk­zeugen, dys Leben des Führers und des deutschen Volkes mit Mord und Totschlag, mit gemeinster hinterlistiger Sabotage zu treffen.

Mag man sich in London zur Zeit in Krämpfen winden, die Schläge der letzten Tage haben gesessen. In allen Ländern der Erde haben die deutschen Beweise gegen das Verbrechen des englischen Geheimdienstes wie Bomben eingeschlagen.

Man ist dort bestürzt und zutiefst erschrocken über die dunklen Machenschaften dieser teuflischen englischen Organisation, die vielleicht zur selben Stunde auch bei ihnen Aktionen vorbereiten könnte, die zu den infernalischen Plänen der Londoner Zentrale gehöre«.

Wie aus der heute veröffentlichten amtlichen Verlautbarung hervorgeht, sind wir in der Lage, die Beweiskette fortznsetzen und der Weltöffentlichkeit weiteres Anschauungsmaterial vor Augen zu führen, das sich würdig an die aufgedeckten Schand­taten anschließt und wiederum anhand unleugbarer, unerschüt­terlicher Tatsachen die Zusammenhänge zwischen dem Attentat in München und den Verbrechern in London aufdeckt.

In der Zeit vom 18. November 1937 bis zum 27. Nov. 1938 ereigneten sich in 15 Fällen, in erster Linie anf deutschen, dazu auch anf italienischen und japanische« lleberfeeschiffen, schwerste Explosions- und Brandattentate.

In mehreren Fällen war der grausige Erfolg der Anschläge Totcklverlust der Schiffe, der das Leben zahlreicher braver Schiffsoffiziere und Mannschaften forderte.

Bemerkenswert erschien zu Beginn eingehender Untersuchun­gen die Tatsache, daß kein einziges englisches Schiff von der Reihe dieser Verbrechen betroffen wurde, ein Eindruck, der sich noch bedeutend verstärkte, als im Laufe der polizeilichen Maß­nahmen aller Länder dann ebenfalls ausgerechnet wieder die englische Polizei sich nicht an diesen Maßnahmen beteiligte.

Die Explosionen und Brände wurden durch Zeitzünder mit Höllenmaschinen hervorgerufen.

Die fieberhaften Untersuchungen ergaben bereits bald ab­solut übereinstimmende Parallelmomente in der Anlage sowie Herstellung des Sabotagematerials.

Alle diese Anschläge waren gleichmäßig so vorbereitet, daß mit der erfolgten Explosion möglichst die Lenz-Einrichtung der Schisse zerstört wurde, so daß diese nicht mehr in der Lage sein konnten, ihren Schiffsraum notfalls mit eigener Kraft leer- znpumpen.

So erfolgte beispielsweise am 27. 6. 1938 auf dem deutschen DampferFeronia" eine schwere Explosion im Kaiser-Wilhelm- Kanal, und nur die im Kanal mögliche sofortige Hilfe verhütete sein Absinken. Ein schwerer Sturm war hier das Mittel der Vorsehung, der die Schiffsführung zur Aenderung des Kurses

veranlaßte, sonst hätte die Katastrophe nach Einstellung des Zeitzünders der Höllenmaschine das Schiff auf offener See ge­troffen und vernichtet.

Bei der polizeilichen Untersuchung der verschiedenen An­schläge fand man anf einigen davon betroffenen Schiffe« wie Hestia",Norderney",Feronia" und dem italienisch. Dampfer Felce" am Tatort Reste der Höllenmaschinen, die nicht nnr wie­derum die gleiche Anlage und Konstruktion bewiesen, sondern völlig übereinstimmende Vorrichtungen enthielten.

Die absolut gleichen Metallhülsen der Zündeinrichtung, die teilweise unbeschädigt erhalten blieben und ein kostbares Be­weisstück darstellen, sind in deutschem Besitz.

Die Fahndung nach dem Urheber dieser Sabotageakte, die alle nur eine gemeinsame Quelle haben konnten, ließ bald unab­hängig voneinander von deutscher Seite sowie von Seiten heute neutraler Staaten Fäden erkennen, die ohne Zweifel nach Eng­land führten.

Der englische Geheimdienst ahnte nicht, daß bereits im Jahre 1938 in einem neutrale« Land ein angeblicher Mittelsmann de» Secret Service, in Wirklichkeit aber Beauftragter der Gestapo, sich getarnt in dieses Netz einschaltete. In mehrerenTreffs", zu verschiedenem Zeitpunkten gelang es ihm, an Besprechungen mit dem zuständigen Vertreter des englischen Geheimdienste» teilzunehmen, aus denen es sich ergab, daß die erfolgten und noch geplanten Aktionen gerade während des spanischen Krieges lediglich eine Probe auf das Funktionieren einer umfassende» englischen Sabotageorganrsation darstelle« sollten. Es wurden damals bereits Namen genannt, die in einem späteren Zusam­menhang die Lücken in der Beweisführung überzeugend schlossen.

Auch diese Aufklärung und Beweisführung haben wir dem englischen Geheimdienst selbst zu verdanken. Die Vernehmung des Laptains Stevens hat uns nun Aufschlüsse gegeben, die von unabjchätzbarem Wert sein werden.

Captain Stevens sagte aus, daß sich im Erdgeschoß des Lon­doner Broadway-Buildings eine Abteilung des Geheimdienstes unter dem bezeichnenden DecknamenPropaganda-Abteil«»-" befunden habe. Im Mai 1938, als er, vorübergehend in Prag tätig, von dort aus zur Information nach London berufen wurde, habe ihm der Adjutant des damaligen Chefs der Zentrale, Cap­tain Howard, erklärt, daß sich diese sogenannte Propaganda- Abteilung mit der Vorbereitung von Sabotageaktionen beschäf­tigt und wegen ihrer großen Bedeutung deshalb bald zu einer selbständigen Abteilung im gesamten Geheimdienst erhoben werden sollte.

Captain Stevens erklärte in Zeugengegenwart in diesem Zusammenhang u. a. wörtlich:Ich war mir damals schon im klaren, daß diese Abteilung bereits im Jahre 1938 eine ent­sprechende Arbeit leistete."

Der Emigrant Waldemar Poetzsch war der deutschen Polizei im Rahmen ausgedehnter Untersuchungen als ein verantwort­licher Leiter einer Schiffssabotagegruppe dieserPropaganda- Abteilung" bekannt geworden.

Auf Drängender deutschen Polizei wurde dann dieser Poetzsch in einem neutralen Lande festgenommen, zum größten Erstaune« der informierten deutschen Stellen aber bald wieder freigelaffen.

. Auch dieses Rätsel vermag Captain Stevens jetzt zu löse». Stevens selbst war es, der anf Drängen seiner Londoner Zen- die frühzeitige Freilassung des Poetzsch erwirkte und anch tatsächlich durchsetzte.

Captain Stevens erklärte bei seiner Vernehmung, daß dieser Emigrant Poetzsch ein ganz besonders tüchtiger Agent des eng­lischen Geheimdienstes gewesen sei. Es wäre nicht leicht gewe­sen, ihn damals frei zu bekommen, weil bei ihm eine Skizze vom Laderaum eines großen deutschen Schiffes gefunden wurde, in ' der an besonders gefährdeter Stelle Bezeichnungen für die Vor­bereitung eines Attentats enthalten waren.

Dieser gleiche Emigrant und englische Agent Poetzsch sitzt zur Zeit in Dänemark hinter Gittern. Er wurde dort nach dänische« Zeitungsberichten am 29. Juni ds. Js. zu einer längeren Ge­fängnisstrafe gemäß § 105 des dänischen Strafgesetzes verurteilt: Wegen Spionage für England.

Wir könne» damit für hente dieses Kapitel ans der Tätig­keit der englischen Berbrecherorganisation abschließen.

Es wird ohne Zweifel von ganz besonderem Wert fein fit, die zuständigen amerikanische« Stellen, den FallAthenia" »nter diesen für sie gewiß interessanten Gesichtspunkten noch einmal zu betrachte«.

Noch deutlicher kan« wohl der britische IdentitätsSegriff von Propaganda und verbrecherischer Sabotage nicht dargestellt wer­den. Agent Poetzsch, Agent Straffer, Agent Elfer, Höllen­maschinen anf deutschen Schiffen, das Attentat von München, das gleiche verruchte System, die gleiche tenflifch« Methode sie sollen sich wundern, solchePropaganda" wird ihnen bringen! ^