chwarzwäldc. Tageszeitung

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^ Japans Pläne in China

j Auhenpolitische Erklärungen des Ministerpräsidenten

^ Loks» 22. Nov. (Ostastendienst des DNB.) Premierminister zkbe gab am Dienstag vor der Presse Erklärungen über die khtna-Politik Japans ab. die in Anlehnung an die Konoye- Erklärung vom Januar 1938 wichtige Anhaltspunkte dafür geben, Nie sich die Beziehungen eines neuen Chrnas unter Wangtschingwei zu Japan gestalten sollen.

grundsätzlich, so erklärte Abe, werde Japans Leitung alles vermeiden, was die Gleichberechtigung und Souveränität der «uen Regierung verletzen könnte. Andererseits sei Japans Füh­rerschaft in Fernost natürlich gegeben Japan erwarte, daß Nord-

> Ma in besondere Beziehungen zu Japan und Mandschukuo trete »ick daß ferner Nordchina und die Innere Mongolei enger mit­einander verbunden werden als andere Teile -hinas. Zur Sta­tionierung japanischer Truppen in China er­klärte Abe, daß diese Maßnahme sich allein aus dem Gedanken

s eines Uebereinkommens zwischen China und Japan ergebe. Man , Mse nicht glauben, daß der China-Konflikt allein durch die

Einsetzung einer neuen Regierung und die Beseitigung Tschiang- s kaischeks sowie die Zurücknahme japanische Truppen gelöst sei, nielmehr stehe die-schwerste Ausgabe noch bevor. Da die Kriegs-

> schulden Japans sich seit Beginn des China-Konfliktes auf i lb Milliarden Yen beliefen, werde auch noch die nächste Eene-

mtion mit der endgültigen Lösung der Neuordnung in Fernost beauftragt sein.

! Zur Außenpolitik erklärte Abe, daß eine friedliche Lage mitRußland durch Beseitigung der bisherigen Streitfrage« Massen werden solle. Er kündigte gleichzeitig dis Einsetzung ! «iuer Erenzkommission zur Regelung sämtlicher Erenzfraaen zwi­schen Rußland und Mandschukuo an. Gegenüber dem Krieg in Europa verfolge Japan die Politik der Nichteinmischung, be­obachte jedoch die internationale Lage aufmerksam.

Kameradschaft überdauert den Tod

. . . eine Kompanie Soldaten O, das ist viel Blut und rot!

Denn die Feinde sind geraten in die Kompanie Soldaten.

Und ach Hauptmann, Du bist tot.

PK. Im Westen ... 14. Nov. 1939.

Bei einem Angriff auf eine weit vorgeschobene und beherr­schende Höhenstellung fiel vor einigen Tagen im Westen der «auptmann Korineck aus Lienz in Tirol. Der Offizier hatte de» Angriff, seiner Kompanie weit vorausstürmend, tief in die Stellungen des Feindes getragen. Seitdem wurde er jedoch mit einigen seiner Getreuesten vermißt. Stärkstes feindliches Artilleriefeuer zwang hernach die Kompanie zur Aufgabe der eroberten Höhenstellungen.

Ein junger, mit dem Kompanieführer besonders befreundeter Leutnant, wurde als Führer der verwaisten Kompanie bestimmt. Er hatte schon in Friedenszeiten ein Jahr lang in der Kom­panie des Hauptmanns Korineck gedient und den stillen und selbstlosen Vorgesetzten ganz besonders schätzen gelernt. Der Gedanke, daß sein väterlicher Freund verwundet und . hilflos im Niemandsland« liegen könnte, beunruhigte ihn sehr. Fast die ganze Kompanie meldete sich freiwillig, als Leutnant Schütz W einige Männer suchte, mit denen er sein Vorhaben zur Ausführung bringen wollte.

Allerdings war es ein schier aussichtsloses Beginnen, den Offizier in dem weiten, allenthalbe vom Feinde eingesehenen Borfeld zu suchen. Gegen Mittag erhielt der Kompanieführer die Einwilligung seiner Vorgesetzten Dienststelle zu dem geplan­ten Unternehmen. Mit drei Mann machte er sich auf den Weg. Die Aufgabe war umso schwieriger, als niemand zu sagen wußte, wo etwa der verwundete oder tote Hauptmann liegen könnte. Stundenlang suchten die Vier; sie krochen aus einem wafsergefüllten Granattrichter in den anderen, durchsuchten «erlassene französische Stellungen, arbeiteten sich durch den feind­lichen Drahtverhau und waren mebrmals nahe daran, selber abgeschossen zu werden. Das Bewußtsein, ihre kameradschaftliche Treuepflichi gegenüber dem Hauptmann erfüllen zu müssen, verlieh ihnen immer wieder neue Kraft.

Nach einigen Stunden bangen Suchens sah schließlich Leut­nant Schütz einen toten deutschen Soldaten in einem Eranat- trichter liegen. Es war der Hauptmann und nicht weit davon entfernt einige weitere Gefallene derselben Kompanie. Ein glatter Kopfschuß hatte dem Leben des tapferen Offiziers, der seinen Männern stets ein leuchtendes Vorbild gewesen ist, ein Ende gesetzt. Die Kugel war ihm in die Schläfe gedrunqen. Vis auf die Haut durchnäßt und dennoch innerlich durchglüht, kauerten die Vier in dem schlammigen Trichter und hielten zunächst stumme Zwiesprache mit ihrem toten Hauptmann.

Sodann ging es an den schwierigen Rücktransport, der eben­falls vom Feinde unbemerkt ausgeführt wurde. Auch die übrigen Toten konnten inzwischen geborgen werden.

Gelegentlich der erfolgten Auszeichnung verdienter Offiziere und Mannschaften konnte der General dieses schöne Beispiel treuer Kameradschaft bis über den Tod hinaus besonders her­vorheben und seinen und den Dank der Heimat den Beteiligten zum Ausdruck br'ugen. Hermann Leitz.

Mit UM Kubitzmeier HauMirlschglttrat «stiemegs

Dampfer »Isar" bringt Eigentum der Balteudeutfchen vo« Riga nach Danzig

Berlin, 22. Nov. Im Verlauf der Umsiedlung der Valten- deutfchen hat der DampferIsar" die Reife von Riga nach Danzig angetreten. Im Gegensatz zu reinen Fahrgastschiffen »ringt er vorwiegend Hausgerät und sonstiges Eigentum der Kaltendeutschen in die neue Heimat. Er hat 11S999 Kubik- neter Hanswirtschaftsgut, fünf Autos, 18 Wagen, 246 Pferde, kll Rinder und 6 Schafe geladen.

Zwei Dolksschädlinge hingerichtet

Berlin, 22. Nov. Die Justizpressestelle Berlin teilt mit: Am 21. November 1939 sind Ernst Seelhof und Bernhard Eoebel hingerichtet worden, die vom Sondergericht Berlin am 20. November 1939 wegen Verbrechens gegen die Verord­nung gegen Volksschädlinge zum Tode und zum dauernden Ver­lust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden sind. Seelhof und Eoebel, zwei mehrfach vorbestrafte gewalttätige Gewohn­heitsverbrecher, haben im Otkober d. I. in Brandenburg an der Havel unter Ausnutzung der Verdunkelung zusammen einen schweren Raubüberfall, Seelhof außerdem unter Aus­nutzung der Verdunkelung einen räuberischen Diebstahl und eine räuberische Erpressung begangen.

Reichs Verordnung über Säuglings- und Kinderpflege

Berlin,'22. Nov. Durch eine vom Reichsminister des Innern, dem Stellvertreter des Führers und dem Rcichsjustizminister er­lassene Säuglings- und Kinderpflege-Verordnung wird als eine Parallele zur Krankenpflege-Verordnung nun auch für die Ve- russgruppe der Säuglings- und Kinderschwestern neuzeitliches und einheitliches Reichsrecht geschaffen. Die Verordnung wurde trotz des Krieges und im Kriege heraus­gebracht, weil die maßgebenden Stellen sich dessen bewußt sind, daß gerade dieser Berufsgruppe im Kriege besonders wichtige Ausgaben im Rahmen des intensiven Dienstes an Mutter und Kind zufallen. Bisher kannte man auf dem Spezialgebiet zwei Ausbildungsarten: Die zweijährig ausgebildete Schwester und die einjährige ausgebildete Pflegerin für das gesunde Kind. Die Pflegerin-Ausbildung fällt fort. Die Ausbildungs­zeit für die Säuglings- und Kinderschwester wird auf 1 ^ Jahre bemessen. Trotz der hierin liegenden Verkürzung kommt eine. Verbesserung.der Ausbildung zustande, weil vorgeschriebe« wirtz»

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daß die ausgebildete Schwester nach bestandener Prüfung erst noch ein Jahr in einer fachärztlich geleiteten Kinderkranken­anstalt und Einrichtung der öffentlichen Säuglings- und Kinder- fiirsorge arbeiten muß, ehe sie ihren Berus frei ausüben darf.! Die Tätigkeit einer Säuglings- und Kinderschwester umfaßt die! Pflege von Frühgeborenen oder kranken Neugeborenen, sowie von kranken Säuglingen, und zwar in Anstalten wie in der! Wohnung, ferner die Pflege von Kindern, Hilfeleistung bei ärzt­lichen Verrichtungen und pflegerische Hilfeleistungen in Einrich­tungen der Lffentlchen Säuglings- und Kinderfü Zorge."

Die Erlaubnis zur Berufsausllbung setzt voraus: deutsch- blütige Abstammung, politische Zuverlässigkeit, guten Leumund, Ablegung der staatlichen Säuglings- und Kinderpflege-Prüfung. Juden dürfen die Tätigkeit einer Säuglings- und Kinderschwrfter nur an Juden oder in jüdischen Anstalten berufsmäßig ausüben. Die Verordnung tritt am 1. Dezember 1939 in Kraft. Die Er-i laubnispflicht für die Berussausübung wird in der Ostmark und! im Sudetengau am 1. Oktober 1942, in den anderen Reichsteilen am 1. Oktober 1941 wirksam.

DieustWutz für Pimpfe und Zungmadel 18 Ahr

Eine Anordnung der Reichsjugendführung

Berlin, 22. Nov. Wegen des frühen Einbruchs der Dunkelheit in den Wintermonaten und der teilweisen Verlegung des Schul­unterrichts auf die Nachmittage hat die Reichsjugendführung über den Dienstschluß im Deutschen Jungvolk und im Jungmädelbund folgende Anordnung erlassen:

1. In den Monaten Dezember 1939, Januar und Februar 1940 ist der Dienst im Deutschen Jungvolk und im Jungmädelbund spätestens um 18 Uhr zu beenden.

2. Die Angehörigen des Deutschen Jungvolks und des Jung­mädelbundes haben sich nach Dienstschluß ohne Verzögerung nach Hause zu begeben.

3. Die genaue Uhrzeit des Dienstscklusses ist bei Dienstbeendi­gung sofort in die Dienstbücher einzutragen.

4. Diese Anordnung gilt nicht für die Führer des Deut­schen Jungvolks und die Führerinnen des Jungmädelbundes, so­weit sie durch ihren Dienst länger in Anspruch genommen sind. Auch der Einsatz der Rundfunkspielscharen, die der Reichsjugend­führung direkt unterstehen, wird nicht davon berührt, da der Sendebctrieb eine andere Zeiteinteilung hat als der allgemeine HJ.-Dienst. Ebenso findet die Anordnung keine Anwendung auf die Sonderdienste des Spielscharenemsatzes, z. B. bei Eltern­abenden und ihrer Vorbereitung, wenn die Genehmigung des Führers des zuständigen Bannes bezw. Untergaues eingeholt worden ist.

Regelung des Verkaufs von Altfahrzeugen

Allgemeiner Schätzungszwang Verkürzte Handelsspanne Berlin, 22. Nov. Durch eine im Reichsanzeiger Nr. 272 vom 29. November 1939 erschienene Anordnung hat der Reichskom­missar für die Preisbildung die bisherigen Bestimmungen über die Preise für Altfahrzeuge neu geregelt. Die wichtigste Neue­rung ist, daß in Zukunft nicht nur der Verkauf eines gebrauchten Kraftfahrzeuges vom Verbraucher an den Händler, sondern auch der Verkauf vom Verbraucher an einen anderen Verbraucher dem Schätzungszwang durch eine Schätzungsstelle der Deutschen Automobil-Treuhand-GmbH, »unterliegt. Damit sind Mitz- stände, die bisher bei Verkäufen auf dem Privatmarkt unter Umgehung des Schätzungszwanges bei Händlerverkäufen beobach­tet werden konnten, ausgeschaltet. Auf der anderen Seite ist der Automobil-Treuhand-EmbH. eine wichtige Erweiterung ihres Aufgabenkveises zugewiesen worden. Ferner find in der neuen Anordnung die Verbraucherpreise und Handelsspannen im Geschäftsverkehr mit gebrauchten Kraftfahrzeugen zur besse­ren Uebersicht neu zusammengefaßt und die Handelsspannen zum Schutze des Verbrauchers erneut wesentlich gekürzt worden. Von der neuen Anordnung dürfte auch eine günstige Auswirkung auf den berufsmäßigen Händlerstand für gebrauchte Kraftfahr­zeuge zu erwarten sein. Die neue Regelung läßt erhoffen, daß bisher noch vorhandene Mißstände auf dem Alts ahrzeug markt endgültig bereinigt werden.

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11. Fortsetzung

Das Mädchen fuhr sich mit dem Taschentuch über das tränennasse Gesicht. Ja, sicher, Haltung sie schaute un­gewiß zu dem Mann empor.Ich habe keine Angst, Otto!" Sie sprach ganz klar und bestimmt plötzlich:Es war nur -gar nichts war es." Lite warf den braunen Locken­kopf zurück. Schwer war es, daß Rußland, das bis jetzt zum Horizont der Heimat gehört, Feindesland bedeuten sollte.

Das Kindervölkchen im Park war jäh aufgeschreckt. Tine Magd kam vom Schloß gelaufen. Alle sollten nach Hause gehen. Es sei nicht mehr Zeit zum Schokoladetrinken und Spielen. Der Feind stehe an der Grenze. Die rosigen Kindergesichter wurden blaß. Der Feind? Die Grenze? Sie wußten, daß sie alle an der Grenze wohnten. Noch ehe die fröhliche Geburtstagsstimmung aber in ein Chaos Um­schlagen konnte, stand Lite unter den verstörten kleinen Geistern. Sie sammelte die noch nicht verteilten Gewinne ein, gab einem jeden sein Teil. Nein, gewiß, es war nicht schlimm. Nein, sie habe gar nicht geweint. Nur von der Hitze. Nicht wahr, und jetzt gingen sie alle brav nach Hause? Waldi belbte dem letzten der kleinen Gäste win­selnd nach. Man hatte ihn bei dem hastigen Aufbruch allzu heftig aus die Pfote getreten. Lite nahm den kleinen vierbeinigen Freund aus den Arm, schleuderte dem Schloß zu.

Die Küchenfenster standen weit auf. Sie hörte das auf­geregte Sprechen der Mädchen. Es war doch unmöglich! Hu", die dicke Grete kreischte plötzlich laut aufdie Russen fressen die kleinen Kinder und die jungen Mädchen. Ich bleibe keinen Augenblick mehr hier." Lisbeth und Frieda fielen schluchzend ein.

Lite hielt sich die Ohren zu. Wenn nur die Eltern hrer gewesen wären. Leise, ohne anzuklopfen, öffnete sie die «Tr zu des Vaters Arbeitszimmer.

Die Sonne fiel in breiten Streifen durch die halb nie­dergelassenen Jalousien. Das Bild über dem Schreibtisch stand allein in ein Helles Licht getaucht. Es zeigte den Bruder des Vaters, jung, blondlockig, mit frohen, blauen Augen. Er war 1870 bei den Spicherner Höhen gefallen. Jetzt stand Hellmut von Dacherode unter diesem Bild. Die Hände hielt er auf dem Rücken verschränkt. Sein junges Gelsicht war im Ernst der Stunde verklärt. Es lag nichts Weiches mehr darin, nur noch das fleischgewordeneHal­tung in jeder Lage". Lite wollte di-s Türe wieder schließen. Sie scheute es, den Bruder in dieser Stunde zu stören. Weit weggerückt erschien er ihr, so weit, daß sie ihn in der Wirk­lichkeit nicht mehr erreichen konnte.

Aber Hellmut hörte den leisen, vorsichtigen Schritt, er wandte sich um.Lite!" Er zog die Schwester neben sich. Ja, er fuhr morgen früh mit Otto von Plessow fort. Ganz schlicht erfaßte der Mann des Mädchens Finger. Er brauchte keine Worte zu machen. Hand in Hand standen die beiden Geschwister vor dem Bild des Oheims. Vor Spichern verteidigte er des Vaterlandes Ehre. Irgendwo weit im unbekannten Westen lag es. Heute galt es neben der Ehre des Vaterlandes den Schutz der Heimat.

Haltung!" Hellmut preßte der Schwester Hand fast schmerzhaft fest, hauchte ihr einen Kuß auf die erhobene kindlich rund gewölbte Stirne, in die kleine Löckchen aus dem Scheitel neckisch hervorsprangen.

Haltung!" antwortete das Mädchen und würgte tapfer ein aufsteigendes Schluchzen hinunter. Der Bruder hätte gerade in dieser Stunde nicht unter dem Bild des Oheims stehen dürfen. Aber es war jetzt nicht Zeit zum Nach­denken und Grübeln. Das Notwendigste mußte geordnet werden.

Wenn nur der Herr Graf-" Der weißhaarige

Inspektor Ziekrosch jammerte. Hellmut schnitt ihm das Wort ab.Mein Vater ist nun einmal nicht da. Wir müssen versuchen, ohne ihn auszukommen." Er gab Anord­nungen, Befehle, wie sie nur der Wille einer einzigartig gehobenen Stunde geben konnte. Man nahm sein Wort hin wie ein Vermächtnis, das man buchstabenweise erfüllen mußte. Vor allem: Alle Kräfte bei der Ernte einsetzen. Auf die fremden Arbeiter konnte man in diesem Sommer

ja nicht rechnen. Und Arbeit am deutschen Brot schadete bestimmt keinem Menschen.

Wir helfen alle!" Lite wiederholte die Worte des Bruders vor dem weiblichen Personal. Es waren ein, paar Mädchen aus anderer Gegend darunter, die Ost­preußen nicht bannte. Deshalb mochten sie auch nicht das Aeußerfte einsetzen. Sie erhielten den ihnen zustehenden Lohn und fuhren noch mit dem Abendzug nach Hause. Keiner grollte ihnen. Es war in solcher Zeit gut, nur Menschen um sich zu haben, auf die man sich verlassen konnte. Denn man wußte nicht die Stimmen der Angst waren nicht restlos zu ersticken. Die Grenze lag zu nahe. Und plötzlich wollte jeder etwas gehört haben. Entsetzliche Dinge, die von kommendem Schrecken träumten. Die erste Begeisterung, da ein junger Knecht vom Gutshof drunten gerufen:Jetzt zeigen wir es ihnen aber einmal", wich einer inneren Beklemmung. Erst ein Machtwort Hellmuts wirkte das große Wunder.

Lite schaute bewundernd zu dem Bruder auf.Wenn du Hier bliebst, würde uns bestimmt nichts geschehen!"

In der Morgenfrühe stand sie am Bahnhof, umklam­merte des Bruders Hände mit zärtlichen schmalen Fingern. Es kam ihr plötzlich zum Bewußtsein, daß sie allein zurück­blieb. Von den Eltern erhielt sie keine Nachricht. Man sprach auch ernstlich davon, daß England in den Krieg mit einbezogen würde. Vielleicht kamen sie gar nicht mehr vor Beendigung des Krieges zurück. Und so ein Krieg konnte schon ein paar Wochen dauern. Lite rechnete nach.

Ach, da setzte sich der Zug in Bewegung. Hellmuts blonder Kopf, fein wehendes Taschentuch >säh sie kleiner und unscheinbarer werden. Sie hatte es kaum gemerkt. Einen Augenblick überkam sie grenzenlose Einsamkeit. Der Nach­bar Otto von Plessow war mit dem Bruder zusammen fort­gefahren. Schweigend stieg das Mädchen in den Wagen. Die Pferde zogen an.

In der Frühe des Morgens stiegen die Nebel aus den Sümpfen und Seen. Schmal hob sich die Fortsetzung der Straße den Wald entgegen, an dessen Ewigkeit weder Krieg noch Frieden rütteln konnte. Der See schlug sein matt­blaues Auge dem Himmel offen entgegen. Erntewagen rumpelten an ihm vorüber. Die Arbeit des Sommers rief genau so wie an jedem beliebigen Tag. (Forts, folgt.)