Nr. 149. Amt-, und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.
Oo!4»>n>rnz»i»ets«: imal wdchrntlich. Nn,«tzenPr«i» : Im vteramr»- 2«« lkalm für dir etofp-It»,- 10 Ps,.. außerh-ilb d-g.lbkn 1L Psg.,
W Pfg. Gchlutz für Jnserolannahme 1l> Utzr vormittag«. Telefon S.
Mittwoch, de« 3V. Juni 1915.
Bezugspreis.' In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich. Pi. bezugSpreiS für den OrtS- und NachbarortSverkebr Mk. 1.20, im Fernverk Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 80 Pfg.. in Bayern und Reich 42 4
Hut der gsnren front ln Sallrlen vorwärts
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
* Die Verfolgung des Feindes in Galizien wird auf der ganzen Front fortgesetzt, die durch die Hauptlinie Tomaszow—Bugtal—Przemyslany—Halicz bezeichnet ist. Wir haben schon kürzlich die Vermutung ausgesprochen, dutz die Russen die Buglinie wohl kaum lange werden halten können, und nun wird auch schon gemeldet, daß sie an verschiedenen Orten bereits ohne Kampf über den Fluß zurückgegangen sind. Es wird aber wohl noch am Bug zu hartnäckigen Kämpfen kommen, denn das sumpfige Gelände des Flußtales begünstigt die Verteidigung. Inzwischen wird aber auch die Verfolgung des Feindes südöstlich Lemberg gegen Tarno- pol zu weiterschreiten, und dadurch die Forcierung des Bug beschleunigt werden. Nördlich von Lemberg sind unsere Truppen ja schon auf russischem Gebiet angelangt, Tomaszow ist nm Besitz der Verbündeten^ die Russen ziehen sich gegen Nordosten zurück, sie wollen also anscheinend die Verbindung mit dem Zentrum der Armee, das am Bug steht, nicht aufgeben.
Auf der Westfront sind in letzter Zeit wieder schwere Angriffe der Franzosen zu bestehen gewesen. Neben den hartnäckigen wochenlangen Versuchen der Franzosen und Engländer, nördlich und südlich von Arras durchzukommen, gehen jetzt auch ähnliche Experimente einher, so auf den Maashöhen und bei Luneville, die ebenfalls mit starken Kräften ausgeführt werden. Die Feinde müssen aber immer wieder einsehen, daß ihre Anstrengungen nutzlos sind. Jetzt bringt die französische Presse wieder Instruktionen, wonach es diesmal aber mit der Offensive Ernst werden solle. Wir können die Ausführung dieser Ankündigung ruhig abwarten, seit Anfang Dezember soll sie nun schon kommen. Wenn die Franzosen jetzt nicht bald Ernst machen, dann werden wir es ihnen wohl zeigen müssen, wie eine wirkliche Offensive aussieht.
Die deutsche amtliche Meldung.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 28. Juni. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Die Franzosen bereiteten gestern durch starkes Feuer zwischen der Straße Lens—Bethune und Arras nächtliche Jnfanterie- angriffe vor, die jedoch durch unser Artilleriefeuer niedergehalten wurden. Auf den Maashöhen griff der Feind die von uns am 26. Juni gewonnenen Stellungen südwestlich von Les Eparges im Laufe des Tages fünfmal an. Unter großen Verlusten brachen diese Angriffe, ebenso wie ein nächtlicher Vorstoß östlich der Tranchee, erfolglos zusammen. Oestlich von Luneville gelangten drei, von mehreren feindlichen Bataillonen ausgeführte Angriffe gegen unsere Stellungen im Walde Les Rema- bois und westlich von Leintrey—Eondrexon nur bis an unsere Hindernisse. Der Feind flüchtete unter unserm Feuer in seine Stellungen zurück. Eine feindliche Artilleriebeobachtungsstelle auf der Kathedrale von Caissons wurde gestern von unserer Artillerie beseitigt. .
Oöstlicher Kriegsschauplatz. Es hat sich nichts von Bedeutung ereignet.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Armee des Generals v. Linsingen hat den Feind in der Verfolgung auf der ganzen Front von Halicz und Firlejow über die Gnita-Lipa geworfen. Zn diesem Abschnitt wird noch gekämpft. Weiter nördlich, ist die Gegend von Przemqslani—Kamionka erreicht. Nördlich Kamionka wartete der Gegner unsere Angriffe nicht ab. Er ging hinter dem Bug unterhalb dieses Orts, zurück. Nördlich und nordwestlich Mosty—Wielka (50 Kilometer nördlich von Lemberg) sowie nordöstlich und westlich von Tomaszow stellte sich gestern der Feind. Er wurde überall geworfen. Wir stehen jetzt auch hier auf russischem Boden. Unter dem Druck unseres Vorgehens in diesem Raume beginnt der Feind seine Stellung am Tanewabschnitt und am unteren San zu räumen. Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(WTB) Wien, 29. Juni. Amtlich wird mitgeteilt vom 29. Juni mittags: RussischerKriegsschau-
p l atz. In Ostgalizien sind die verbündeten Armeen in der Verfolgung bis an die Gnita-Lipa und bei Kami- onka-Sprumilowa vorgedrungen. Die in dieser Linie stehenden russischen Kräfte werden angegriffen. Bursz- tyn wurde gestern genommen. Starke feindliche Kräfte, die bei Sielec (nordwestlich Kamionka-Sprumilowa) hielten, wurden heute nacht nach heftigem Kampfe unter großen Verlusten auf Krystynopol zurückgeworfen. Nördlich Rawa-Ruska und nördlich Cieszanow drangen die verbündeten Truppen auf russisches Gebiet vor,. Tomaszow ist in unserem Besitz. Heute nacht räumte der Feind seine Stellungen am nördlichen Tanew und nördlichen Sanufer und begann den Rückzug in nordöstlicher Richtung. Er wird überall verfolgt. Zn Polen und am Dnjestr ist die Lage unverändert.
Ztalienischer Kriegsschauplatz. Am italienischen Kriegsschauplatz hat sich auch gestern nichts von Bedeutung ereignet. Der Feind verschoß wieder viel Artillericmunition gegen Len Görzer Brückenkopf. Das italienische Sanitätspersonal befördert unter Mißbrauch der Genfer Konvention Maschinengewehre auf seinen Tragbahren.
Die schweren Verluste der englischen Flotte.
Stockholm, 29. Juni. Ein Berichterstatter schreibt dem „Aftonbladet" laut „Voss. Zeitung", daß er aus wohlinformierten Kreisen Angaben erhalten habe, nach denen die Verluste an englischen Kriegsschiffen von einem solchen Umfange sind, daß die jetzige Ueberlegen- heit der englischen Flotte der deutschen gegenüber seit Beginn des Krieges erheblich vermindert ist. Die Zahl der englischen Schlachtschiffe erster Linie beim Beginn des Krieges betrug etwa 60, ist aber jetzt durch die systematische Torpedierung durch die deutschen O-Boote auf einige 4V gesunken, während Deutschland noch kein Schiff dieser Klasse verloren hat. Wenn diese Taktik der deutschen Unterseeboote mit derselben Ausdauer wie bisher durchgeführt wird, kann die Lage sich dermaßen umgestalten, daß die deutsche Schlachtflottc sich mit der englischen in einem Kampfe auf offener See messen kann. Diese Möglichekit könnte auch ein rascheres Ende des Krieges herbeiführen.
Ein großer englischer Dampfer torpediert.
(WTB.) London, 28. Juni. Wie das Reutersche Bureau meldet, ist gestern nachmittag bei Tuska in der Irischen See der große englische Dampfer „Zndrani" torpediert worden. Die Besatzung wurde gerettet.
(WTB.) London, 29. Juni. (Reuter.) Die Besatzung der „Jndvani" ist gestern früh in Milford-Haven durch Fischerdampfer aus Swan-Sea gelandet worden.. Die Leute erklärten, daß sie am Nachmittag zuvor 10 Minuten vor 5 Uhr ein Unterseeboot gesehen hätten, das zum Zeichen dafür, daß die Boote Herabgelaffen werden sollten, zwei Schüsse löste. Sie 'konnten ein Boot flott machen, das das Unterseeboot in einer Entfernung von 50 Pards passierte. Der Kommandant hatte der „Jndrani" 10 Minuten Zeit gelassen. Dann wurde eine Granate auf das Schiff abgeschossen.
Bor einem Generalsturm an den Dardanellen?
WTB. Berlin, 30. Juni. Dem „Berliner Tageblatt" wird aus Kopenhagen gemeldet: „Daily Mail" berichtet aus Athen von Vorbereitungen der Alliierten zu einem Eeneralsturm auf der Halbinsel Gallipolli. Die nächsten Tage würden solche Kämpfe bringen, die alle bisherigen überträfen. Den ersten Vorstoß hätten vorgestern die Flieger der Verbündeten unternommen.
Ein englisches Regiment an der persischen Grenze vernichtet.
(WTB.) Stockholm, 29. Juni. Major Pravitz von der schwedischen Gendarmerie in Persien, der gestern hierher zurückgekehrt ist, berichtet in „Stockholms Dag- blad" vom 29. Juni, daß die Nachrichten, die über die türkischen Kriegsoperationen in Asien nach Europa ge
langten, sehr unvollständig seien. So sei z. B. in Europa niemals bekannt geworden, daß ein ganzes englisches Regiment von den Türken bei Alwaz an der persischen Grenze dadurch vernichtet wurde, daß es auf einen unterminierten Landstreifen gelockt wurde, wo es vollständig verschwand.
Italienische Nöte in Tripolis.
(WTB.) Berlin, 80. Juni. Die „Deutsche Tageszeitung" meldet: Aus Niederländisch-Jndien kommende Holländer berichten, sie hätten in Suez erfahren, daß die Italiener bei ihrem Rückzug aus Libyen 1800 Tote und über 4000 Verwundete verloren hätten. — Laut „Voss. Zeitung" hält der „Secolo" die Verhältnisse im östlichen Tripolitanien für äußerst schwierig. Dort sei der Sitz der Rebellenstämme, die von den Senuffi unterstützt würden. Die Regierung werde nicht umhin können, Verstärkungen zu senden.
Die Montenegriner in Skutari.
Berlin, 30. Juni. Nach einer Meldung des „Berliner Tageblatts" aus Lugano melden italienische Blätter: Am 27. Juni mittags zogen die Ms«te-> negriaer in Skutari ein. Die Bevölkerung bereitete ihnen einen festlichen Empfang. Den Konsuln wurde mitgeteilt, daß namens des Königs Nikolaus von Skutari Besitz ergriffen wird.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
Das Invalidenprüfungsgeschäft für dieses Jahr ^ndet wie folgt statt:
Für den Oberamtsbezirk Cal«: In Cal« (Bezirkskommando) am Donnerstag den 8. «nd Freitag den S. Jn'i 1^1* von vorm. 7 Uhr ab.
Es ^ ben hierzu säm.liche Invaliden und Ren- tenemp^ .ger, die bereits m Kontrolle stehen und deren Pension bezw. Renk' in dielen» Jahre abläuft, zu erscheinen. '
Calw, den 28. Juni 1915.
Königliches BezirLskommando.
Mlmlmchmg
Itir. Veftm-tt-Msg md BksWMWe »»»ChkMalien md ihre Be-mdlmg.
Nachstehende Verfügung wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit dem Bemerken, daß jede Uebertretung — worunter auch verspätete oder unvollständige Meldung fällt — sowie jedes Anreizen zur Uebertretung der erlassenen Vorschrift, soweit nicht nach den allgemeinen Strafgesetzen höhere Strafen verwirkt sind, nach § 9 Ziffer b *) des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 oder nach § 5**)
§) Wer in einem in Belagerungszustand erklärten Orte oder Distrikte ein bei Erklärung des Belagerungszustandes oder während desselben vom Militärbefehlshaber im Interesse der öffentlichen Sicherheit erlassenes Verbot Übertritt oder zu solcher Uebertretung auffordert oder anreizt, soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft werden.
**) Wer vorsätzlich die Auskunft, zu der er auf Grund dieser Verordnung verpflichtet ist, nicht in der gesetzten Frist erteilt oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark bestraft, auch können Vorräte, die verschwiegen sind, im Urteil für dem Staate verfallen erklärt werden. Wer fahrlässig die Auskunft, zu der er auf Grund dieser Ver- ordnung verpflichtet ist, nicht m der gesetzten Frist erteilt oder unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit Geldstrafe ms zu dreitausend Mark oder im Unvermögensfc lle mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft.