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Schwarzwalver Tageszeitung
Nr. 249
»eise behaupteten Torpedierung durch ein deutsches U-Boot über Wasser blieb, während Ihr englisches Riesenschlachtschiff „Royal Oak" unter der Wirkung deutscher Torpedos in ganz wenigen Minuten versank?
L 3. Warum haben Sie von dem Feuer vo« drei englischen Zerstörer« auf die „Athenia" bisher überhaupt nichts gesagt, ob- kcho« Sie das doch als Erster Lord der britischen Admiralität wissen mutzte« und sich obendrein klar darüber waren, datz das Feuer von drei englischen Zerstörern auf die „Athenia" überhaupt das wichtigste Beweisstück für die Findung des Täters bei der Versenkung der „Athenia" war? Warum mutzten Sie erst durch die beeideten Aussagen des unverdächtigen amerikanischen Zeugen Anderson darauf hingewiesen werden, und warum warteten Sie bis heute mit dieser höchst wichtigen Mitteilung in einer Angelegenheit, die eventuell die Vereinigten Staaten in den Krieg hätte hineinziehen können, obschon Sie wußten, Hatz dieser Umstand von einer ausschlaggebenden Bedeutung für die Beurteilung des ganzen Falles war?
4. Wo haben Sie, Herr Churchill, die fragwürdigen Zeuge« gedungen, die kurz nach dem Untergang der „Athenia" im eng- lischen Rundfunk interviewt wurden und genau das Kegenteis von dem behaupteten, was nun durch die beeideten Aussage« des vnverdächtigen Zeugen Anderson als erwiesen und nicht mehr bestreitbar angesehen werde« mutz?
5. Warum versuchen Sie jetzt, Herr Ch.irchill, der Sie kurz «ach dem Untergang der „Athenia" so redstiig waren und die ganze Welt mit Ihre« Lügen überschwemmten» beharrlich zu schweigen und über die ganze für Sie und für England geradezu katastrophale Angelegenheit den Mantel der Liebe zu decken? Sie sind doch sonst nicht so. In Ihren Büchern erscheinen Sie als der redseligste Schwätzer, der jemals das Amt eines Ministers gekleidet hat. Ihre Eitelkeit schon hätte Sie daran gehindert, Lorbeeren ungepslücki zu lassen, die Ihnen irgendwie erreichbar ^erschienen. Warum sind Sie jetzt so still, und einsilbig, Herr sshurchill? Dämmert Ihnen langsam die Erkenntnis über das, was Sie sich da angerichtet haben, und graust Ihnen nun vor den Folgen, die jetzt unausbleiblich sind? Oder glauben Sie etwa, datz Sie sich durch Flucht ins Schweigen noch diesen Folgen entziehen könnten? Sie irren sich sehr. Da kennen Sie uns schlecht. Wir werden Ihnen schon auf den Fersen blei- sb e n. Wir werden uns niemals mit Ihrem Schweigen absinden. Wir werden Sie stellen und zur Antwort zwingen.
Datz die „Athenia" nicht von einem deutschen U-Boot versenkt wurde, ist jetzt für jedermann in der Welt erwiese». Ihr Schlag ^zegen uns war also eia Schlag ins Leere.
, Aber damit ist die Sache nicht etwa abgetan, die Welt fordert «tzt zu wissen, wer denn die „Athenia" versenkt hat. Von einem sdeutschr» U-Voot ist sie, wie gesagt, nicht versenkt worden. Es Kleibt Ihnen also nichts anderes mehr übrig, als klipp und klar «inzugestehen, datz die „Athenia" das Opfer Ihres eigenen verbrecherischen Anschlages geworden ist. Die ganze Welt wartet «it «ns auf Ihr Geständnis. Also heraus mit der Sprache:
Aber ich glaube, wir warten vergebens; denn man kann schlecht von Ihnen verlangen, datz Sie die Wahrheit sagen. Schaltet man. Sie als Schuldigen ein, Herr Churchill, dann ist der Untergang iLer „Athenia" das allersimpelste, das allerprimitivste, allerdings iauch das verbrecherischste Bubenstück, das die moderne Geschichte »ennt. Es hat sich folgendermaßen abgespielt:
Sie haben den Passagierdampfer „Athenia" schon vor Ausbruch Krieges für die von Ihnen geplante und im einzelnen fest- belegte Explosion sorgsam vorbereiten lassen. Sie waren auch Umsichtig und schlau genug, schon vorher dafür zu sorgen, datz keine deutschen Passagiere auf der „Athenia" mitfuhren; denn Liese wären bei der Festlegung der Schuld für die Versenkung der „Athenia" für Sie höchst unbequeme und lästige Zeugen gewesen. Sie ließen also durch ein Rundschreiben an die Filialen der englischen Schiffahrtsgesellschaft dazu auffordern, Deutsche vom Mitfahren auf der „Athenia" auszuschlietzen, mit der durchsichtigen Begründung, datz die „Athenia" wahrscheinlich ihren Kurs ändern müsse. In Wirklichkeit hat sie ihren Kurs gar nicht geändert; aber die deutschen Passagiers blieben auf Ihren Befehl weg. Sodann haben Sie alles sorgsamst für die Explosion aus der „Athenia", deren Zeitpunkt Sie doch nach Bedarf funkentelegraphisch festlegen konnten, vorbereitet. Allerdings gingen Sie dabei so stümperhaft zu Werke, datz Sie es nicht verhindern konnten, datz Sie nach einiger Zeit doch überführt werden mutzten. Sie sorgten selbstverständlich auch für eine ausreichende Anzahl von amerikanischen Passagieren auf der „Athenia", damit die von Ihnen an ihre Versenkung geknüpfte Hoffnung als Aufwiegelung der öffentlichen Meinung in den Bereinigten Staaten auch tatsächlich in, Erfüllung ginge. Denn die amerikanischen Passagiere, die beim Untergang der „Athenia" ihr Leben lassen muhten, wollten Sie der Welt als beweinte Opfer der Verwerflichkeit der deutschen Seekriegsführung und als stumme Zeugen der Notwendigkeit des Eintritts der Vereinigten Staaten in den Krieg zeigen. Sie haben auch dafür gesorgt, datz die von Ihnen geplante und vorbereitete Explosion nicht durch irgend eine Unvorsichtigkeit etwa früher ausbräche, als sie Ihnen dienlich erschien, denn Sie haben, wie die einwandfreien eidlichen Aussagen des amerikanischen ZeugenAnder- son dartun, auf der „Athenia" ein strenges Rauchverbot erlaßen; die „Athenia" sollte erst dann ihre Katastrophe erleiden, wenn es Ihren dunklen Zwecken patzte. Sie haben dann drei britische Zerstörer bereit st eilen lassen, die die von Ihnen für notwendig erchateten neutralen, meistens sehr fragwürdigen Zeugen aufnehmen sollten, denn dies hatten Sie nötig zur Führung des Beweises. Sie haben zweifellos während der ganzen Zeit, vom Auslaufen der „Athenia" an bis zu ihrem Untergang, in einer ständigen lebhaften Funkverbindung mit diesem Paffagierdampfer gestanden. Sie bestimmten auf die Minute genau, wann die Explosion stattfinden sollte, und waren dann offenbar auf das äußerste erbost darüber, datz diese Explosin, die genau so stümperhaft vorbereitet war wie alle anderen Begleitumstände der Versenkung der „Athenia", nicht auch zum tatsächlichen Untergang des Dampfers führte. Die „Athenia" wollte «ach der Explosion nicht sinken. 14 Stunden schaukelte sie noch auf den Wellen, ohne datz das von Ihnen erwünschte und so heiß ersehnte Ziel, der Untergängen der „Athenia", eintrat. Sie haben dann, nachdem Sie 14 Stunden vergebens darauf gewartet hatten, den englischen Zerstörern Befehl gegeben, die „Athenia" zu versenken, um damit jede Spur Ihres Verbrechens zu beseitigen.
Sie glaubten vielleist datz unter den Ueberlebenden niemand mehr übrig bleiben würde, der Mut genug hatte, der Wahrheit die Ehre zu geben, rechneten wohl auch damit, daß in der allgemeinen Panik nach der Explosion die Zeugenaussagen so konfus und verwirrt wären, datz es Ihnen ein leichtes sein würde, Ihre infernalische Lüge durch eine unermüdliche Bearbeitung der öffentlichen Meinung durchzusetzen. Denn Sie eröffneten gleich
nach dem Untergang der „Athenia" bas schon vorher in allen Einzelheiten sestgelegte Riesentrommelfeuer auf die gesamte Weltmeinung. Me ließen in der englischen Presse und im englischen Rundfunk gedungene Zeugen aufmarschieren. Die mutzten aussagen, was Ihnen genehm war und was Sie sich vorher zurechtgelegt hatten. Mit diesen Aussagen bearbeiteten Sie dann die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten. Alle deutschen Dementis, sie konnten noch so fest fundiert sein, haben Sie mit einer Handbewegung beiseite geschoben. Und als es dann trotzdem nicht mit dem Eintritt Amerikas in den Krieg klappte, als die amerikanische öffentliche Meinung am Ende doch nicht so mitging, wie Sie sich das erhoft hatten, zogen Sie sich plötzlich in das Dunkel des Schweigens zurück. So war das gedacht und geplant, und so wurde es auch ausgeführt — nicht wahr, Herr Churchill?
Inzwischen erfährt die eidesstattliche Erklärung des USA-- Biirgers Anderfon noch durch eine erst heute bekannt werdendes Zeugnis einer weiteren Ueberlebenden eine einwandfreie Bestätigung. Wie nämlich der zum Scripps-Howard-Konzern gehörende „Neuyork World Telegraph" berichtet, erklärte die USA.- Bürgeri« Helen Macdonald schon zwei Tage nach dem Untergang der „Athenia", datz der britische Zerstörer, der diese Zeugin aufgefischt hatte, mehrere Schöffe auf die „Athenia" abfeuerte, angeblich, um das Wrack wegen Gefährdung der Schiffahrt zu beseitigen.
Diese faule Ausrede haben Sie erfunden, Herr Churchill. Aber Sie glauben doch wohl selbst nicht, damit auch bei uns durchzukommen.
Herr Churchill! Sie hatten nicht damit gerechnet, datz jener Mister Anderson oder jene Miß Macdonald, die Ihnen heute als einwandfreie, glaubwürdige neutrale Zeugen höchst unangenehm sind, ihr bißchen Leben aus dieser Katastrophe retten würden. Vor allem der Zeuge Anderson wird Ihnen aus die Nerven fallen. Es wäre Ihnen sicherlich viel sympathischer, wenn Sie heute händereibcnd und mit Augenzwinkern sagen könnten: „Dieser Morrimer starb mir gelegen!" Nun ist er nicht gestorben, im Gegenteil, er steht auf, hebt die Hand zum Schwur und legt Zeugnis wider Sie, Herr Churchill, ab; ein Zeugnis so klar, so einfach, so einleuchtend und so unbestreitbar, datz auch Ihre alterprobten Lügen nichts mehr dagegen vermögen.
So steht die Sache. So steht Ihre Sache, Herr Churchill! In jedem anderen Lande würde ein Minister, dem Anklagen, wie wir sie hier gegen Sie Vorbringen, entgegengeschleudert würden» gezwungen werden, entweder sofort — aber sofort! — Rede und Antwort zu stehen oder mit Schimpf und Schande sein hohes Amt zu verlassen.
Der Fall „Athenia" ist nicht ausgestanden. Im Gegenteil, er ist ein Fall Churchill, und der Fall Churchill ist ein Fall England geworden. Hier geht es darum, ob ein überführter Verbrecher länger noch in seinem so hohen Amt geduldet werden kann, oder ob die Empörung der ganzen Weltmeinung nicht am Ende doch stärker ist als die Skrupellosigkeit eines notorischen britischen Lügners. Darüber mutz nun entschieden werden, und zwar zuerst von Ihnen und dann von England selbst. Wir warten auf Antwort. Antworten Sie schnell und gründlich! Machen Sie keine Ausflüchte und reden Sie nicht wieder an der Sache vorbei! Es kann keinem Zweifel unterliegen, datz Sie nach Lage des Falles von jedem Gericht in der ganzen Welt für schuldig befunden würden. Nun stehen Sie vor dem Richterstuhl der Weltöffentlichkeit. Auch sie kann verurteilen, Herr Churchill, und sie wird verurteilen, Herr Churchill, lauter und vernehmlicher als jeder andere Gerichtshof.
Sie sind nun mit dem Befund der Anklage bekannt gemacht worden. Wir haben Vorsorge getroffen, datz diese Anklage auf allen Aetherwellen in allen Sprachen in alle Länder der Erde geht. Und jetzt ist es an Ihnen, zu reden! Wir warten mit Spannung auf Ihre Antwort. Der Angeklagte der Erste Lord der britischen Admiralität, Winston Churchill, hat das Wort!
Von A bis I erfunden und erlogen
»News Chronicle" fälschte Führerbesprechungen mit Sven Hedin zu durchsichtigem Zweck Berlin, 23. Okt. Die Londoner Zeitung „News Chronicle" bringt eine Darstellung der kürzlich stattgefundenen privaten Unterredung zwischen dem Führer und Sven Hedin, die von A bis Z erfunden und erlogen ist. Der Zweck dieser neuen Fälschung ist leicht ersichtlich. Es soll abermals mit allen Mittel« versucht werden, zwischen Deutschland und Rußland wenn irgend möglich Mißtrauen zu säen.
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Adlerschild für Generaldirektor Dr. Karl Muck
Der Führer hat dem Generalmusikdirektor Dr. Karl Msck in Stuttgart aus Anlatz der Vollendung seines 80. Lebens- jahres den Adlerschild des Deutschen Reiches mit der Widmung: „Dem großen Dirigenten" verliehen. Außerdem übersandte der Führer dem Jubilar mit seinen persönlichen Glückwünschen ein Bub mit eigenhändiger Unterschrift. — Reichsminister Dr. Goebbels hat dem berühmten Wagner-Dirigenten Dr. Karl Muck zur s*Es 80. Lebensjahres telegraphisch die herzlichsten Glückwünsche übermittelt.
Verwendung der Kriegslohnersparniffe
Berlin, 23. Okt. In einer Durchführungsverordnung zu Abschnitt IV der Volkswirtschaftsverordnung vom 11. Oktober 1939, die im Reichsgesetzblatt vom 20. Oktober 1939 Nr. 206 veröffentlicht worden ist, bestimmt der Reichskommissar für die Preisbildung zusammen mit dem Reichsminister der Finanzen und dem Reichsarbeitsminister, wie die seit dem Inkrafttreten der Kriegswirtschafts-Verordnung vom 4. September 1939 nicht mehr gezahlten Zuschläge für Mehrarbeit, Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit sowie die auf Grund dieser Verordnung erfolgenden Senkungen überhöhter Arbeitsverdienste zu verwenden sind. Die Verordnung vom 11. Oktober 1939 stellt sicher, datz die Lohnopfer des Arbeiters nicht dem Unternehmer, sondern, was an sich selbstverständlich ist, der Allgemeinheit zugute kommen. Sie bestimmt deshalb, daß der Unternehmer die Lohn-
znschläge, rückwirkend vom 4. September 1939 ab, an das Reich (Finanzkasse) abzusühren hat. Lohn- und Gehaltsbeträge, die durch Maßnahmen der Reichstreuhünder und Sondertreuhänder der Arbeit erspart werden, mutz der Unternehmer, zunächst ebenfalls an das Reich (Finanzkasse) abfllhren, und zwar von de» Zeitpunkt an, an dem die einzelnen Lohn- und Gehaltssenkunge» wirksam werden. Diese Abführungspflicht fällt erst fort, wen» die Lohnersparnisse nach den Weisungen des Reichskommiffars für die Preisbildung zu entsprechenden Preissenkungen verwendet werden.
Kriegstagebuch der deutschen Polizei
I« Krakau wollten die Juden Hetzen — In Warschau wiH grotz aufgeräumt
NDZ., 23. Okt. Die im Auftrag des Reichsführers U her
ausgegebene Zeitschrift „Die deutsche Polizei" bringt einen Be- richt über den schweren und vielseitigen Einsatz unserer Polizü im Osten. Der Berichterstatter, ^-Sturmbannführer KoschorL vom Hauptamt Ordnungspolizei im Reichsinnenministerium, hat eine Fülle instruktiven Materials zusammengestellt, aus dem wir einige Proben entnehmen. In Krakau, wo jeder dritte Einwohner ein Jude ist — von 245 000 Einwohnern sind 80 000 I«, den — sah sich die deutsche Polizei deshalb vor besonders schwierige Aufgaben gestellt. Infolge der jüdischen Verhetzung verhielt sich die Bevölkerung allen Maßnahmen der Polizei gegenüber zunächst ablehnend. Nächtliche Schießereien und Plünderungen, Angriffe gegen deutsche llniformträger hielten an, bi» die Polizei ganz energisch und rücksichtslos eingriff. Exemplarische Bestrafungen sprachen sich schnell herum und schufen WandÄl.
Den Juden wurde das Handwerk gründlich gelegt. Anstatt zu wühlen, zu Hetzen und zu schachern, mutzten sie zum erstenmal in ihrem Leben ehrliche Handarbeit leisten. Die Folge war, daß die Unsicherheit in der Lebensmittelversorgung allmählich nachlietz; denn die Juden, die bisher den gesamten Nahrungsmittelhandel in der Hand hatten, hatten durch Zurückhaltung lebenswichtiger Güter künstlich diese Unsicherheit-geschaffen, die nun allmählich wieder geordneten Verhältnissen in der Ernährungsfrage wich. Im übrigen konnte sich die deutsche Polizei nach Beendigung der kriegsmäßigen Aufgaben, den Aktionen gegen Banden und Plünderer, mehr friedensmätzigen Aufgaben zuwenden und die Einhaltung der zur allgemeinen Befriedung getroffenen Maßnahmen streng überwachen. Diese Befriedungsaufgaben der deutschen Polizei umfassen u. a.: Den Einsatz gegen die erschreckende allgemeine Kriminalität — noch jetzt nach Beendigung des Feldzuges sind freigelassene Sträflinge im Besitz von Waffen und halten sich in den weiten Wäldern versteckt —, die sicherheitspolizeiliche Ueberwachung aller für die Katastrophe verantwortlichen Elemente, den Schutz der friedliebenden Bevölkerung gegen Saboteure und Unruhestifter, dre Sorge für die Wiederaufnahme eines normalen Erwerbslebens und die Linderung des ersten nagenden Hungers aus den Feldküchen.
In Warschau, so schreibt der Berichterstatter weiter, wird durch die deutsche Polizei aufgeräumt! Die Barrikaden werden von den Insassen der Judenstadt zwangsweise beseitigt. Die Leichen werden auf den Grünplätzen und in den Parks notdürftig beerdigt, um jede Seuchengefahr zu bannen. Das für unsere Begriffe kaum faßbare Elend stellte an die deutsche Polizei die schwersten Aufgaben. An der Stadtgrenze Warschaus mutzte ei«. Sicherungsdienst für die mit Lebensmitteln hereinkommendeir Bauern eingerichtet werden. Ihre Wagen wurden von den Warschauer» nach dem Grundsatz „Jeder ist sich selbst der Nächste", regelrecht überfallen und ausgeplündert, ehe sie überhaupt oas Weichbild erreichten. Motorisierte Streifen deutscher PolizÄi müssen die Bauernwagen bis zur Innenstadt begleiten ünd hi«; auch den Verkauf überwachen, damit jeder etwas bekommt. Eine! strenge Preisüberwachung durch die deutsche Polizei ist dabei fürs die Bevölkerung lebenswichtig. Denn wieder waren es die- Juden aus dem schmutzigen Ghetto, die aus der allgemeine«! Notlage durch Wucherpreise für lebenswichtige Güter ihr Geschäft ziehen wollten. Daneben laufen Sonderaufträge für die Polizei, io die Bewachung von Vorräten der NSV. und Säuberung der Stadt von vagabundierenden polnischen Soldaten in Zivilkleidung.
Zwischen Bunker und Grenze
Besuch in den vordersten Linien des Westens. — Bei de» Soldaten vor dem Westwall. — Spähtrupp in Fühlung mit dem Feind.
NSK. . . . am West; all. im Oktober 1939 (P. K.).
Wieder weinte der Himmel! Den ganzen Tag. Grau und schwer hängen die Wolken über dem Land im Westen, und man könnte meinen, datz der grotze, schmucke Gutshof, auf dem wir stehen, eben aus diesem Grunde auch sein eintöniges, stilles Gesicht zeigt.
Diese ungewöhnliche Ruhe hat aber einen anderen Grund. Es ist Krieg, und da drüben, wo der dunkle Tannenwald gegen den bleigrauen Himmel steht, liegt schon Frankreich. Dort wartet der Poilu in den Gräben und Unterständen darauf, datz dieser furchtbare Fluch eines Kampfes ohne Ziel von ihm abgewendet werde ...
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In diesem verlassenen Eutshof, hart an der Grenze, leben seit Wochen unsere Feldgrauen. Sie ernten und schaffen, sie haben sich an ihr Eutsbefitzerdasein gewöhnt und finden es sogar als angenehme Abwechslung nach stundenlange Dienst als Vorposten, nach sturmdurchpeitschten Herbstnach- ten, wenn aus jedem Busch ein Spähtrupp oder eine MG.» Salve Herausbrechen kann.
Ml Meter vor der Grenze
„Wollen Sie heute mit nach vorn?" fragt mich der L" leutnant?" „Jawoll, Herr Oberleutnant,, wir wollen!"
„Dann also los!" ^^
Bald liegen die ersten Panzersperren und Hockerhmoer- Nisse schon hinter uns. Das heitzt, zum Feind gesehen, stno es die letzten und als unsere Schritte hart Uber dre totem stille, regenfeuchte Asphaltstraße klingen, als Busch, Wau» und Strauch unwirklich im Nebel verschwimmen, da wandern unsere Gedanken zurück und die Pulse schlagen schnei» ler: denn hinter uns liegt tiefgestaffelt der unüberwindlich« Wall aus Stahl und Beton, hinter uns steht unsere sieg»