Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Altensteig, Dienstag, den 24. Oktober 1939

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Me BiMUM «it England zerbrachen"

Schärfste Afrikander-Kritik an der Regierung Smuts

Amsterdam, 23. Okt. Wie aus Südafrika gemeldet wird, wer­den dort im ganzen Lande täglich Versammlungen ab geh alten, in deue« die Politik der Regierung Smuts einer scharfe« Kritik unterzogen wird. Ins­besondere wird die Tatsache, daß Südafrika vor den britischen Kriegswagen gespannt worden sei, aufs schärfste gegeißelt. Und immer stärker wird der Wunsch zum Ausdruck gebracht, alle Bindungen mit England zu zerbrechen und eine freie eigene Republik zu schaffen.

So berichtet die ZeitungDie Bürger", daß vor etwa 2500 Angehörigen des Wahlkreises Rustenburg Mister Strydon, Par­lamentsabgeordneter für Waterberg, in einer Ansprache gesagt habe: Die Verwirklichung unserer afrikanischen Republik komme immer näher und näher, General Smuts habe durch sein Auf­treten in jüngster Zeit einen gewaltigen Stotz in der Richtung zur Verwirklichung dieses Ideals gegeben. Er, der Redner, hoffe, datz auch General Smuts noch solange leben werde, um die Flagge des freien und unabhängigen Südafrikanischen Frei­staates über diesem Lande zu sehen, denn dies würde zweifel­los die schwerste und die gerechteste Strafe für ihn sein. S. Bekker, Abgeordneter für Wodeholse, erklärte unter anderem in einer Versammlung in de Aar, Südafrika will den Krieg nicht, denn ganz Polen sei keinen Tropfen afrikanischen Blutes wert. In derselben Versammlung erklärte Pieter Theron, Par­lamentsabgeordneter für Hoptown, die Afrikander würden bald wieder an die Macht kommen, denn sie seien jetzt nach ihrer Einigung stärker denn je. Sobald das erfolgt sei, müsse der Posten des britischen Generalgouverneurs abgeschafft werden

Antworten Sie. Herr Churchill!

Aus der Rundfunkanfprache von Dr. Goebbels

Wie bereits berichtet, hat Reichsmin^er Dr. Goebbels im Rundfunk an den Ersten Lord der britischen Admiralität, Win- ston Churchill, zum FallAthenia" Fragen zur Beantwortung gerichtet. Dr. Goebbels führte u. a. aus:

Wir sind, als die ersten Meldungen über den Untergang der Athenia" von Ihnen, Herr Churchill, in die Welt hinausposaunt wurden, nicht müßig geblieben, und es ist uns tn kurzer Zeit ge­lungen, auf dem Wege des Indizienbeweises die absolute Wahr­heit zu erforschen. Schon nach wenigen Tagen mutzte es als fest­stehend und bewiesen angesehen werden, datz beim Untergang der Athenia" voneinemdeutschenTorpedoüberhaupt keine Rede sein konnte. Sie aber erklärten trotz unserer Gegenbeweise, unsere Berichte erregten in England und in der ganzen Welt nur Lachen. Aber niemand hat gelacht, Herr Chur­chill, als nur Sie, und Sie haben lediglich aus Verlegenheit und aus schlechtem Gewitzen gelacht. Und mittlerweile ist auch Ihnen Las Lachsten längst vergangen. Sie hatten vielleicht geglaubt, es könnte Ihnen wiederum wie 1917 gelingen, Amerika mit in den Strudel der Ereignisse hineinzuziehen, und man würde dann im Zuge der darauffolgenden turbulenten Vorgänge die eigentliche Ursache eines solchen Verhängnisses, nämlich den Untergang derAthenia" der Ihrer eigenen Un-

Der Wehrmachtsbericht

Reue Neutralitätsverletzung Belgiens durch ei« brityches Flugzeug

Berlin, 23. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

An der Westfront außer Artillerie- und SpiihtrupMIig- keit keine Kampfhandlungen.

Am 21. 10., um 12.45 Uhr, flog ein dreimotoriges briti­sches Flugzeug, von Osten kommend, über den Bahnhof Konzen (25 Kilometer südöstlich Aachen) und über die in unmittelbarer Nähe befindliche belgische Grenze nach Westen znriick.

und auch die britischen Seestreitkräfte, die in Simonstad sSimbn- stown) liegen, müßten verschwinden.

*

Sofortiger ehrenvoller Frieden mit Deutschland!"

Wie aus Pretoria gemeldet wird, ist für den 26. bis 28. dieses Monats ein Kongreß der transvaal'schen Nationale» Partei angesetzt, der sich u. a. mit folgenden Forderungen befas­sen wird:

1. Strengste Neutralität «der Südafrikanischen Union, strikte Nichteinmischung in europäische Kriege;

2. Einspruch gegen das Vorgehen des Generals SmutS. durch das Südafrika in den Krieg gezerrt wurden;

3. Protest gegen die Regierung des Generals Smuts, allge­meine Wahlen abzuhalten;

4. Sofortiger ehrenvoller Frieden mit Deutschland und Lösung ter siidwestafrikanischen Fraae.

Libau wird russischer Flottenstützpunkt

Drei Somjetkriegsschiffe eingelaufen

Riga, 23. Okt. Am Sonntag trafen in Libau, wie das halb­amtliche lettische BlattRits" meldet, drei sowjetrusfische Kriegsschiffe ein. Es handelt sich um den PanzerkreuzerKirow" und zwei Zerstörer. Beim Einlaufen in den Libauer Hase» schätzen die sowjetrussischen Kriegsschiffe Salut, der vom lettischen KriegsschiffVirsaitis", das sich zur Zeit im Libauer Hasen befindet, beantwortet wurde. Bekanntlich ist Libau auf Grund des sowjetrussisch-lettischen Beistandspaktes als Flottenstützpunkt für die sowjetrussiscbe Flotte ausersehen worden.

tat zuzuschreiben war, leicht und bald vergessen. Nun, Amerika hat Ihrem propagandistischen Trommelfeuer standgehalten. Es hat in den entscheidenden Tagen und Stunden die Nerven nicht verloren. Und nun Mützen Sie Rede stehen, Herr Churchill; denn der FallAthenia" ist nicht mit dem Mißlingen Ihres sauberen Planes etwa erledigt, er fängt er st an. Wir haben nichts vergessen, und wir können auch nicht bereitgefunden wer­den, über die ganze Sache Gras wachsen zu lassen. Unermüdlich haben wir unterdessen in Artikeln, Rundfunkreden und offenen Fragen Sie, Herr Churchill, attackiert. Sie versuchten wie jeder, der ein schlechtes Gewitzen hat und vor seinem Ankläger steht, sich totzustellen, oder wenn Sie schon redeten, von ganz etwas anderem zu reden, als was zur Debatte stand. Sie kennen uns schlecht, Herr Churchill! Wir lassen nicht nach, und keine noch so freche Lüge aus Ihrem Munde kann uns etwa zum Schweigen bringen. Wir haben uns an Ihre Rockschötze gehängt und geben Sie nun auch nicht mehr frei. Also wäre es schon das beste, Sie spielten nicht weiter den harmlosen, unbeteiligten Biedermann, sondern gäben Laut. Denn ohne Unterlaß wird Ihnen, bis Sie reden, unsere Aufforderung in die Ohren gellen: Steh, Bube, «nd gib Antwort!

Wir haben nun in der deutschen Presse mit einem untadet- haften, über jeden Zweifel erhabenen neutralen Zeugen, dem amerikanischen Staatsbürger Anderson, nach dem schon längst vorher geführten Indizienbeweis nun auch noch zu allem lleber- slutz den ganz klaren und dezidierten Beweis geführt, daß Eie, Herr Churchill, selbst, wie wir das ja auch immer behauptet hatte», dieAthenia" durchFeuer von drei eng­lischen Zerstörern haben versenken lassen. Wir haben also nunmehr, bis Sie die Schuld eingestehen, ein Anrecht darauf, die Beantwortung folgender Frage« von Ihnen zu ver­langen:

1. Wie konnten Sie, Herr Churchill, in Ihren ersten Berlant- barungen überhaupt von einem deutsche« Torpedo spreche«, ob­schon Sie doch als Erster Lord der britischen Admiralität wußten »nd wissen mußten, daß drei englische Zerstörer dieAthenia" versenkt haben?

2. Wie wollten Sie es der Welt überhaupt einredeu, daß die Athenia" noch 14 Stunden nach der von Ihnen lügnerischer-

Rnmmer 249

Vom Charakterbild des Engländers

Von Konteradmiral z. V. Gadow.

Es wäre vergebliches Bemühen, den nationalenCharak­ter" eines Volkes im weiten Eebrauchssinne dieses Wortes, also umfassend Willen, Denkweise, Gemütswerte, selbst Gewohnheiten auf einen Nenner bringen zu wollen. 2n Wirchlichkeit muß man ein Volk in Denken und Han­deln ständeweise betrachten, um zu den feineren Merkmalen zu gelangen, wobei sich das allen Gemeinsame herauszu­stellen pflegt.

Was die Engländer betrifft, so hebt sich die sogenannte führende Schicht" vermöge ihrer Lebensführung, Kultur und Geistesrichtung hinreichend ab, um sie als maßgeblich zu nehmen. Hier finden wir zwar die anscheinende Spal­tung zwischenkonservativer" undliberalistischer" Denk­weise, aber eiy Blick zeigt schon die Uebereinstimmung in den wesentlichen Dingen, z. V. der Frontstellung gegen Deutschland, Nationalsozialismus und Faschismus, in der Bewertung der englischen Weltherrschaft, Prestige u. S. Ob die traditionelle Richtung das Machtpolitische dabei voranstellt, die Forderung, nicht nur in Europa das ent­scheidende politische Wort zu sprechen, oder oh City und Handelswelt den Niedergang ihres weltbeherrschenden Geld­marktes, das Absinken Londons als Mittelpunkt der Welt­wirtschaft stärker empfinden in der Auffassung des Not­wendigen sind sie gleich. Der Charakterzug, der beiden zu Grunde liegt, ist der durch Jahrhunderte genährte Stolz aus das mit Energie und Rücksichtslosigkeit Erworbene, »Geraubte und Geschaffene, und der harte Wille, davon nichts ohne Kampf preiszugeben.

Wendet man sich danach zumMittelstand", der sich im kastenbewußten England ebenso deutlich abhebt, wenn auch mit vielen Schattierungen, so überwiegen andere Momente. Hier herrscht der Typ des loyalen, gesetzsrgebenen Bürgers, dem Gebrauch und Sitte zum Fetisch geworden sind, aus­geprägt in unzähligen Bagatellen des Alltags: im geroll­ten Regenschirm, in Tischmanieren, flachen Wettergesprä- chen, gleichförmiger Wohnkultur, Snobismus im Vorstadt­stil und vielen anderen. Hier findet man aber auch den festen Kern der Nation, der jetzt wieder willig die Pflich­ten und Beschwerden des Kriegsdienstes und der Kriegs­verhältnisse auf sich nimmt, gestärkt durch das ihm auf­oktroyierte Gefühl, ingerechter Sache" zu handeln. Aus Untergründen, die man schon vergessen glaubte, steigt die puritanische Selbstgerechtigkeit wieder ans Licht, das Bewußtsein einer Mission, einesKreuzzuges" sogar, den das auserwählte Volk gegen einen Feind des Gesetzes und der Menschheit zu führen hat. In dieser Mittelschicht sind Weltkenntnis und Allgemeinbildung beschränkt, ist der Blick nach außen begrenzt, die eigene Aeberzeugung unerschütter­lich, für fremde Gedanken und Standpunkte kein Verständ­nis, die Religiosität dem Aberglauben nahe. Nirgends unter den Europäern gibt es so viel Gespensterfurcht oder aber­gläubische Regeln und Vorstellungen wie bei diesem briti­schen Mittelstand. Seine Leichtgläubigkeit ist aus Grund schwachen Urteilsvermögens unbegrenzt und daher schon immer der ideale Resonanzboden der politischen Agitation. Noch heute glauben diese Leute an die abgehackten Kinder­hände von 1914, und wenn sie nicht mehr so willig mit­gehen wie damals, so liegt es an der degenerierten Technik dieser Agitation.

Was diese beiden Bevölkerungsgruppen mit dem arbei­tenden Volk verbindet, ist der Stolz aus England und jene halbreligiöse Gemütseinstsllung gegendas Unrecht in der Welt". Ebenso kritiklos in diesen Fragen folgt die Arbei­terschaft den schattenhaften Parolen der marxistischen Volks­front, mit verworrenen Gedanken über Kapitalismus und eine neue soziale Ordnung, ohne auch nur zu ahnen, welche Lösungen in diesen Problemen der Nationalsozialismus der Welt gezeigt hat. Daß ihre Führer ihr nichts davon sagen, ist verständlich, denn ihr Dasein hängt am Alten, anPro­grammen" und ist mit deren Lösung zu Ende.

Diese neue Einstellung zu Fragen der sozialen Neuord- Mng hatte vor wenigen Jahren merkwürdigerweise auch me akademische Jugend in nicht geringem Grade erfaßt, > zwar in der Form eines Glaubens an denJdealkom- munismus" als derjenigen Lösung» die bis dahin allein radikal alle Fragen zu beantworten schien. Seitdem ist es Als den Universitäten stiller davon geworden. Die gemäßigte Form der Sozialdemokratie, vertreten besonders durch Namsay McDonald, bot dagegen nichts als einen ver­wässerten und verbürgerlichten Ausguß des Marxismus, der mr Labour-Partei gerade eben noch als Richtschnur dienen mimte, ohne jedoch ihre Anhänger zu befriedigen. In der wegenwart, die wir Deutsche ganz klar als Auseinander- Aung mit dem weltbeherrschenden Gold und Kapital emp- Mden, scheinen sich, nun auch in England stärkere Bestre- wmgen in dieser Richtung zu rühren, besonders angeregt rurch die reaktionäre Steuerpolitik der Regierung, die Mmer noch das Kapital als Säule des Systems schont und As Lasten des Krieges auf die schwachen Schultern legt. 4nA eWom KrieasjoztachWlnus wtechei «ns mit FE

sorge für die Angehörigen Kämpfender ist natürlich erst recht keine Rede. Ein böses Spottlied geht unter den Sol­daten NM, vonHoreb Elishas" (Kriegsminister Höre Velishas) tapfere Führung von hinten, von seinen jüdi­schen Freunden und Kriegsgewinnern, für die der Tommy zu Felde zieht,dämlich wie immer".

Also für England, dessen innere Kriegsmaßnahmen sonst in vielen denen der autoritären Staaten notwendigerweise aleiLen müssen, bat die Stunde der Evolution geschlagen. Sie mag bewirken, daß von dem strengen Etikette- und

Kastenwesen manches unter die Räder kommt, vielleicht auch, daß der durch Egoismus erstarrte Blick dieses Volkes sich gezwungenermaßen aus jene Dinge richtet, die inzwischen außerhalb seiner Inseln die Welt umgeformt haben. Man sagt, daß die Ernndzüge eines Volkscharakters wenig ver- änderlich sind. Aber die Eeisteshaktung kan« sich ändern, das haben wir in Deutschland und Italien gesehen, und für Englands Zukunft kann das in dieser schwersten Krise seiner Geschichte entscheidend werden.