Die weitreichende deutsche Artillerie.

Kopenhagen, 25. Juni.Petit Parisien" meldet lautD. T." aus Hazebrouk, dag Poperinghe, der wich­tige Straßenknotenpunkt für die rückwärtigen Verbin­dungen der Verbündeten, vorgestern von neuem von der deutschen Artillerie beschossen wurde. Sonntag früh er­schien eine Taube über der Stadt und warf einige Bom­ben auf den Bahnhof, die Sachschaden verursachten.

Genf, 25. Juni. Der ungünstige Eindruck, den Ein­zelheiten über die Belchießung des Dreiecks Dünkirchen- Bergues-Furnes durch die deutsche schwere Artillerie hervoriefen, wurde durch Privatberichte über die ver­heerende Wirkung des Bombardements der Militäran­stalten von Arras und bei Peronne erheblich gesteigert.

Gewitterwolken über dem Balkan.

Die Montenegriner in Albanien.

(WTV.) Rom, 25. Juni.Eiornale d'Ztalia" meldet aus Skutari: Eine montenegrinische Armee un­ter General Weskowitsch traf vergangene Nacht vor Skutari ein, wo sie die Höhen von Rentschi und das Lager Schiri besetzte. Einige Hundert Albaner, die bei Mezorec Widerstand leisteten, wurden auseinander­getrieben. General Weskowitsch ließ den Bürgermeister von Skutari zu sich kommen und erklärte ihm, er be­absichtige die Montenegro feindlichen Stämme zu ent­waffnen. Skutari könne ruhig bleiben, da keine Gefahr bestehe. Die montenegrinische ZeitungWiesnik" ver­öffentlicht eine halbamtliche Note, die besagt, daß die montenegrinische Regierung aus politischen und strate­gischen Gründen und um die Warendurchfuhr auf dem Bojana an den Stellen zu sichern, die im Berliner Kon­greß Montenegro zuerkannt worden wären, beschlossen habe, in Albanien einzumarschieren.

Lugano, 25. Juni.Giornale d'Jtalia" meldet, daß das montenegrinische Heer unter General Vuketic in Skutari angekommen und nach kurzem Widerstand, den einige Hundert Albanesen in einem Dorfe vor der Stadt leisteten, in diese eingedrungen sei. Der General ließ den Bürgermeister kommen und versicherte ihm, er komme nur, um einige feindliche Stämme zu strafen. Niemanden in der Stadt werde etwas gesehen. Die montenegrinische ZeitungVesnik" schreibt dazu, Mon­tenegro sei aus politischen und strategischen Gründen nach Albanien gegangen, um sich die Zufuhr zu sichern und die Punkte zu besetzen» die ihm der Berliner Kon­greß zugewiesen. Ein weiterer Grund sei gewesen, weil andere Mächte andere Punkte Albaniens besetzt hätten. DasGiornale d'Jtalia" behauptet: Die Albaner hof­fen vertrauensvoll auf Italien und erkennen keinen anderen Schutz an.

Bulgarien und Serbien.

Bukarest, 25. Juni. Aus Athen wird gemeldet: Die serbische Regierung hat amtlich bekanntgegeben, daß sie die Grenze gegen Bulgarien militärisch zu verstärken gezwungen sei. Der Beschluß der serbischen Regierung hat auch in Athen lebhafte Aufmerksamkeit und Beun­ruhigung hervorgerufen. Es sollen 20 neue serbische Garnisonen an der Grenze errichtet werden, um der Gefahr des Einmarsches bulgarischer Komitatschis auf serbisches Gebiet während der bevorstehenden großen ser­bischen militärischen Operationen in Albanien entge­genzutreten. Die serbische Presse schreibt, daß die Zukunft Serbiens in keinem anderen Lande als nur in Albanien liege.

Griechenland ruft Reserven ein.

Genf, 25. Juni. Der Schweizerische Pressetele­graph meldet aus Athen: Der Kriegsminister hat die Jahresklassen 1912 und 1911 zu den Waffen einberufen. Der Jahrgang 1913, der seine Dienst­zeit beendet hatte, wurde gleichfalls unter den Fah­nen belassen.

Bulgarien.

Sofia, 25. Juni. Der bulgarische Gesandte in Konstantinopel Koluschew, der zur Berichterstattung nach Sofia gekommen war, ist nach Konftantinopel zurückgereift. Eine amtliche Notiz teilt mit, daß in den letzten sechs Wochen 10000 mazedonische Flücht­linge auf bulgarischem Gebiet eingetroffen find.

Don unseren Feinden.

Sturmzeichen aus Rußland.

Wien, 25. Juni. Aus Petersburg wird derD. T." gemeldet: Minister des Aeußern, Ssassanow. hat dem Zaren sein Rücktrittsgesuch unterbreitet.

Bukarest, 25. Juni. Aus Petersburg wird berich­tet: Die Arbeiter der staatlichen Munitionsfabriken find in den Ausstand getreten. Ebenso die Arbeiter der Kronstädter Werke. Die Gründe sind unbekannt. In Petersburg streiken 30 000 Arbeiter.

Wien, 25. Juni. Die russische Regierung befahl lautD. T." allen Ausländern in Finnland, auch denen neutraler Staaten, das Eroßfürstentum innerhalb 14 Tagen zu verlassen, lieber Riga, Wilna, Bialistok und Jwangorod wurde der verstärkte Belagerungszustand verhängt.

Russische Vorsichtsmaßregeln in Riga.

Riga, 25. Juni. (Ueber Kopenhagen.) Sämt­liche russische veamtenfamilien find bereits in das Innere Rußlands verschickt worden.

In den Fremdenpogromen in Moskau.

Petersburg, 26. Juni. DerRjetsch" schätzt den in Moskau angerichteten Schaden auf 4V Millionen Rubel.

113 der zerstörten Geschäfte gehörten Deutschen oder Oesterreichern, die übrigen 579 aber russischen Unter- ranen. Auch Schweden, Engländer, Franzosen und Ame­rikaner befinden sich unter den Geschädigten.

Italienische Enttäuschung.

Rotterdam, 25. Juni. Wie sich derMatin" aus Brescia melden läßt, hat nunmehr der italienische Ge- neralstab die Gewißheit erlangt, daß Oesterreich-Ungarn Kerntruppen den Italienern entgegenwarf, was eini­germaßen überraschte, da man auf seiten Italiens die militärische Kraft der Habsburger Monarchie offenbar nicht richtig eingeschätzt hatte. Ferner drahtet der Kriegsberichterstatter seinem Blatt, daß die paar öster­reichischen Gefangenen, die bisher gemacht wurden, in durchaus fiegesgewisser Stimmung feien. Sie erklärten, ihre Gefangenschaft werde nur von kurzer Dauer sein, denn in der ganzen österreichisch-ungarischen Armee sei man davon überzeugt, daß Erzherzog Eugen an der Spitze seiner siegreichen Truppen bald in Mailand ein­ziehen werde.

Zürich, 25. Juni. Die schweizer. Blätter bringen weiterhin pessimistische Berichte über die Lage der Ita­liener auf dem Kriegsschauplatz und über die Zustände in Italien. In Mailand wurden drei sozialistische De­putierte durch die Militärbehörde verhaftet, weil sie die Berichte des italienischen Eeneralstabs abfällig kri­tisiert halten. Auch aus Rom werden Verhaftungen von Sozialisten gemeldet.

Italienisches.

(WTB.) Rom, 25. Juni. (Ag. Stef.) Ein Erlaß des Stellvertreters des Königs setzt fest, daß der Scha­den, der durch die feindliche Beschießung auf unbe-- festigte (!) Städte, aus Dörfer, Gebäude usw. und aus Handelsschiffe entsteht, aus den Mitteln jener Fonds ersetzt werden kann, die durch Ausnützung der beschlag­nahmten feindlichen Handelschiffe und den Verkauf gekaperter Schiffe in den Staatssäckel fließen.

Der englische Geschästskrieg.

London, 26. Juni. Das Handelsamt beschloß, daß der Geschäftsverkehr mtt den Deutschen in Thina aufzuhören habe.

Die Neutralen.

Italien und die Schweizer Einfuhr.

(WTB.) Bern, 26. Juni. (Schweiz. Dep.-Ag.) Die Verhältnisse der Einfuhr aus Italien sind immer noch völlig ungeklärt. Auf Grund des Austauschabkommens kommen allerdings täglich diese oder jene Waren in der Schweiz an, jedoch in bedeutend geringerem Umfange, als es durch das Abkommen vorgesehen ist. Es ist bis heute nicht möglich gewesen, von Italien eine formelle Erklärung zu erhalten, für welche Waren eigentlich das italienische Ausfuhrverbot gilt und für welche nicht. Die Klärung der Sachlage dürfte voraussichtlich noch einige Zeit auf sich warten lassen.

Englische Treibereien in Portugal.

Rotterdam, 25. Juni. Die hier eintreffenden Lissa- boner Zeitungen geben die Bemühungen der neuen eng­lischen Regierung zu, Portugal zu dem Eintritt in den Krieg zu veranlassen. Die Mobilisierung der portugie­sischen Armee sei in vollem Gange. Die oppositionellen Blätter, wie derDiario", warnen den portugiesischen Präsidenten Alfonso Costa, Portugal in das Kriegs­abenteuer zu stürzen und drohen mit einer zweiten Mi­litärrevolte, da die Armee nichts von einem Krieg wissen wolle.

Amerikanische Selbstlosigkeit.

(WTB.) Washington, 25. Juni. (Reuter.) Infolge der Berichte, daß die Post der Bereinigten Staaten nach Norwegen, Schweden .Dänemark und den Nieder­landen beim Durchgang durch kriegführende Länder ge­öffnet wird, hat der Generalpostmeister angeordnet, daß diese Postsendungen vorübergehend mit direkt fahrenden Dampfern befördert werden können. Man glaubt an­nehmen zu können, daß der schwedische Gesandte in Washington die Angelegenheit bei seiner Regierung zur Sprache gebracht hat. Das mächtige Amerika weiß zur Wahrung seiner Interessen im Verkehr mit andern Neutralen keinen andern Ausweg. Man bekommt im­mer mehr den Eindruck, daß Amerika sich bedingungs­los unter englische Willkür beugt, denn eine unabhäng­ige Großmacht wird sich eine derartige Brüskierung, wie sie England amerikanischen Interessen gegenüber sich seit Kriegsbeginn erlaubt, niemals gefallen lassen, allerdings der Fall ausgenommen, daß ein geheimes Einvernehmen besteht.

Eine englische Note an Amerika.

(WTB.) London, 25. Juni. (Reuter.) Die eng­lische Negierung hat an die Bereinigten Staaten eine Denkschrift geschickt, die zwar nicht eine Antwort auf die Note der Vereinigten Staaten bezüglich der Kontre- bandefrage enthält, aber ausführlich von den von Eng­land unternommenen Schritten spricht, um den Scha­den, der dem Handel der Neutralen aus der Beschrän­kung des Handels mit Deutschland erwachse, so gering wie möglich zu machen. In der Denkschrift werden viele neue Zugeständnisse aufgezählt, die speziell Amerika ge­macht wurden.

Die Note nach England hat Zeit.

WTB. Washington» 26. Juni. Präsident Wilson begibt sich heute abend auf zwei Wochen nach New- hampshtre. Die internationalen Fragen werde« während dieser Zeit ruhen. Die Note an England wird erst nach Wilso ns Rückkehr erledigt werden.

Vermischte Nachrichten.

Eine Encyklika über den Krieg.

Lugano» 25. Juni. DieTribuna" erklärt nach derVoss. Ztg." aus sichererer Quelle erfahren zu haben, daß Papst Lenedltt XV. binnen weniger Tage der katholischen Welt eine Encyklika über­weisen wird, die in weitester Form die den Krieg betreffenden Fragen untersuchen soll.

Dernburg in Bergen.

WTB.. Ehriftiana. 25. Juni. Nach einem Tele­gramm aus Bergen ist Dernburg gestern abend an Bord derBergensfjord," die von den Engländern zur Untersuchung nach Kirkwall gebracht worden war, in -Bergen angekommen. Er verweigerte den Ausfragern jede Auskunft.

Russischer Soldatengeist.

(WTV.) Berlin, 26. Juni. Einem Juwelier in Salzburg wurde, wie demBerliner Lokalanzeiger" aus München berichtet wird, ein kostbares mit Edel­steinen besetztes Halsbandgeschmeide zum Kauf ange- boten. Die Untersuchung ergab, daß ein russischer Kriegsgefangener im Erödiker Gefangenenlager auch nach die Perlenkette zu dem Halsband im Gesamtwert von 100 000 Kronen besaß. Er hat den Schmuck in einem galizischen Schloß geraubt, behauptet jedoch, ihn beim Kampfe im Park gesunden zu haben.

Ein Liebesdrama.

(WTB.) Berlin, 26. Juni. In einem Münchener Hotel ist, wie demBerliner Lokalanzeiger" gemeldet wird, der 50jährige Direktor Friedrich Ziegler aus Gel­senkirchen gemeinsam mit seiner Geliebten Rosa Scho­bert in den Tod gegangen. Beide waren aus Corbetha gebürtig. Die Frau hat sich mit Morphium vergiftet, ihr Geliebter hat sich dann erhängt.

Aus Stadt und Land.

Talw» den 26. Juni 1915. Das Eiserne Kreuz.

Eefr. Hans Eötz von Hirsau, im Jnfanterie- Regt. 126 ist mit dem Eiserne« Kreuz ausgezeichnet worden; die silberne Verdienstmedaille erhielt er schon im Oktober.

Vom Rathaus.

Oeffentliche Sitzung des Gemeinderats unter dem Vorsitz von Amtsverweser E.R. Eugen Dreiß am Don­nerstag, den 24. Juni, nachmittags 4>L Uhr. Anwesend sind 11 Mitglieder. Der Vorsitzende beglückwünscht herz­lich E.R. Hippe lein zur weiteren Auszeichnung seines Sohnes mit der silbernen Militärverdienst­medaille. Der Gemeinderat ehrt den Dekorierten durch Erheben von den Sitzen. Die Ministerialabteilung für die höheren Schulen ersucht die Stadtverwaltung um Beschleunigung des Echulhausbaues, da der Ausbau der Realschule dringend weitere Schulräume erfordere. Das Rektorat des Realprogymnasiums teilt mit, daß mit Beginn des neuen Schuljahrs im September ein Lokal für die 4. Realklasse notwendig sei und daß als Hilfslehrer für diese Klasse Missionar Pfleiderer be­stellt worden sei. Der Eemeinderat nimmt von den bei­den Zuschriften Kenntnis und bedauert, daß infolge des Krieges der Schulhausbau nicht gefördert werden konnte, eine Ausführung des Neubaus sei gegenwärtig unmöglich. Rektor Knödel und E.R. Bäuchle wer­den beauftragt, Vorschlägoe zur Beschaffung eines ge­eigneten Schullokals zu machen; die Anschaffung der not­wendigen Schuleinrichtung wird genehmigt. Güter­beförderung Bauer sucht um Erhöhung der Fuhrlohn- sätze für die Bei- und Abfuhr von Materialien für das Gaswerk nach und begründet das Gesuch mit der Stei­gerung der Unterhaltungskosten für Pferde und Wagen und dem häufigen Wechsel von eingelernten Arbeits­kräften. Der Gemeinderat lehnt das Gesuch ab, da die Fuhrlohnsätze vertragsmäßig festgelegt seien, eine Aen- derung dieser Sätze nicht genügend begründet erscheine und die Kriegszeit eben auch unangenehme Erschei­nungen mit sich bringe. Die vom Eemeinderat be­schlossene Abschaffung der Fremd-Nebengriiber vollzieht sich in befriedigender Weise. Von 15 Personen, denen seiner Zeit ein Belagsrecht des Nebengrabes zugestan­den wurde, haben die meisten auf das Belagsrecht ver­zichtet und die angebotene Entschädigung von 15 an­genommen. Friedhofgärtner Bozenhardt be­klagt sich, daß in letzter Zeit sehr viele Kinder ohne Auf­sicht auf dem Friedhof sich aufhalten und eine unnütze Wasservergeudung herbeiführen; auch werden auf den Gräbern die schönsten Pflanzen entwendet und ganze Büschel Rosen fortgetvagen. Der Eemeinderat wird diesem Unfug energisch zu steuern suche« und aufs neue die Schonung der Gräber einschürfen; auch soll die Fried­hofordnung von neuem streng durchgeführt werden. Friedhofgärtner Bozenhardt und Totengräber Raich werden beauftragt, jede llebertretung der Friedhoford­nung und besonders das Entwenden von Pflanzen un-