Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Nummer 247
Altensteig, Samstag, den 21. Oktober 1938
8 2. Zahrg«,,
Umfassende Aufbauarbeit in Palen
Vlitzfahrt durch Polen — Besuch in Krakau, Tarnow und Przemysl
Eine Fahrt von Beuthen über die deutsch-polnische Grenze von 1919/20 nach Kattowitz und Myslowitz und von dort über die ehemalige deutsch-russische Grenze von 1914 nach Krakau, Tarnow und Przemysl läßt den Eindruck entstehen, als ob der Krieg von Ostoberschlesien ganz plötzlich einen gewaltigen Sprung nach Osten gemacht habe. Während in Ostoberschlesien an zahlreichen Gebäuden und Häusern Geschoßeinschläge zu sehen und fast alle Brücken über Flüsse und Eisenbahnen zerstört find, hat der Krieg in dem Gebiet östlich von ^-ftoberschlesieu kaum irgendwelche Spuren hinterlassen: Nur ab und zu erinnert eine zerstörte Brücke oder ein beschädigtes Eisenbahngebäude, manchmal auch ein niedergebranntes Haus oder zerschossene Läden rings um den viereckigen Marktplatz eines Städtchens daran, daß hier Krieg gewesen ist. Vom Dunajec aber und von Tarnow an wird das anders: Hier wurden lange und harte Kämpfe ausgefochten, die ihre Spuren Land und Ortschaften aufgedrückt haben. So bietet eine Fahrt durch Galizien von Schlesien bis nach Przemysl ein ausgezeichnetes Spiegelbild der deutschen Wehrmachtsberichte und läßt den Besucher auf diese Weise den siegreichen Vormarsch der Südarmee anschaulich nach- erleben.
Freilich, heute ist wieder Ordnung in dieses hartgeprüfte Land eingezogen. In den Städten und Ortschaften herrscht bereits wieder das normale Leben: Märkte werden wieder abgehalten, Straßenbahner und Pserdedroschken verkehren wieder^ deutsche Polizisten oder NSKK.-Männer regeln den Verkehr, reges Leben und Treiben herrscht in den Kaffeehäusern und in den Gastwirtschaften, die meist durch die Veränderung der polnischen Aufschrift „Ne stauracja" in „Restaur" (die beiden fehlenden Buchstaben „nt" muß man sich einstweilen noch hinzudenken) zu erkennen geben, daß sich in diesem Lande manches geändert hat. Ueberall aber macht sich das Bestreben bemerkbar, die Kriegsschäden so schnell wie möglich zu beseitigen, damit alles Leben wieder sich in seinen normalen Bahnen abspiele« kann. Daß gerade dabei der Arbeit der Reichsbahn eine beson-
Der Heeresbericht
Keine besonderen Ereignisse an der Front
Berlin, 2V. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Westen trat nach Abschluß der Kämpfe im Grenzgebiet südostwärts Saarbrücken wieder Ruhe ein. Abgesehen non örtlicher Artillerie- und Spähtrupptätigkeit auf der ganzen Front keine besonderen Ereignisse.
ders wichtige Rolle zukommt, wird noch eingehend darzulegen sein.
Durch die aufgeregten Straßen Krakaus Mit den zahlreichen galizischen Bauern, den meist noch untätigen Arbeitern und feilschenden jüdischen Händlern, den auffällig geschminkten Damen und den in breite, wollene Schultertücher eingehüllten Frauen bringt uns in schnellem Trab der klapprige Gaul einer Pferdedroschke für einen Zloty nach der Höhe des alten polnischen Königsschlosses, des Wawels, in dem alle regierenden Monarchen Polens gekrönt und auch begraben wurden. Mögen die Ansichtskartenverkäufer auch noch so aufgeregt und wirr durcheinanderschreiend ihre Karten anbieten, man gibt kaum Obacht auf sie, so sehr ist man von der Eigenart des Augenblicks gefangen: Ein Blick von der Höhe des Wawels auf die beiderseits der Weichsel liegende Stadt läßt jedem deutschen Besucher das Herz höher schlagen. Sicherlich ist Krakau ein Nationalheiligtum des polnischen Volkes gewesen, aber als Deutscher ist man beglückt ob der Tatsache, daß sich in seinen Mauern die deutschen Kulturströmungen am sichtbarsten ausgewirkt haben.
In der Stadt selbst geht das Leben wieder seinen gewohnten Gang. Slawische Buntheit und östliches Temperament drücken dem Stratzenbild seinen Stempel auf. Wer aber plötzlich in das lautvolle, große Ghetto — jeder vierte Krakauer Einwohner ist Jude — gerät, dem wird ganz unvermittelt die Erkenntnis, welchen Gegensatz Krakau in seinen Mauern birgt. Jede Epoche, der die Stadt in ihrer wechselvollen Geschichte unterworfen war, hat ihre Spuren hinterlassen: die österreichische Atmosphäre z. B. aus der Zeit vor dem Weltkrieg hat sich am deutlichste« in den Kaffeehäusern erhalten. All das aber wird im Laufe der Zeit mehr und mehr verschwinden — bleiben aber wird dis deutsche Tradition, die den wirklichen Reichtum Krakaus ausmacht.
Ehe unser Sonderzug nach Tarnow kam, mußten wir über de» Fluß Dunajec, der von einer mächtigen zweiteiligen Eisenbahnbrücke mit 12 Bogenöffnungen überspannt wird. Die zweite Oeffnung auf dem linken Flußufer war noch von den Polen bei ihrem Rückzug gesprengt worden. Die möchte Eisenkonstruk- tion des Vogens ist aus dem Lager des dritten Pteilers heraus- gesprengt und hängt tief unten im Flußbett. Düs heißt: als ' wir uns dem Dunajec näherten, hing nur noch der stromabwärts liegen^: Brückenbogen im Wasser, der andere stromaufwärts liegende Bogen war bereits wieder in seine ursprüngliche Lage hschgeboben. Pioniere, hatten, mit Hilfe eines hölzernen Stiitz-
»Mhenia"-Derbrechen erwiesen!
Die furchtbare Anklage gegen Churchill. — Britische Zer» störer versenken die „Athenia"
Berlin, 20. Okt. Das furchtbare Verbreche«, desse« Winsto« Churchill vor aller Welt angeklagt ist. hat seine unwiderlegbare Bestätigung gefunden. Das verbrecherische Attentat, das gege» de« englischen Dampfer „Athenia" ohne Rücksicht auf das Lebe« von Hunderten Menschen verübt wurde, um mit der Lüge vo« einem deutschen U-Boot-Angriff Amerika in de« Krieg gege» Deutschland zu ziehen, ist vor aller Welt enthüllt. Durch eine amtliche Untersuchung in Len Vereinigten Staaten wurde da» ungeheuerliche Verbrechen erwiesen.
Es wurde durch eidliche Aussagen eines Bürgers der Beo» einigten Staaten, der als Opfer der Katastrophe selbst einwand» freier Zeuge war, endgültig aufgedeckt. Danach haben am Moe» gen nach der Katastrophe drei britische Zerstörer, um die Spure» vo« Churchills Verbrechen zu beseitigen, die noch nicht gesunken« „Athenia" bombardiert und versenkt.
Auf die näheren Einzelheiten der Darstellungen der amerik»» nischen Presse, die die eidlichen Zeugenaussagen des USA« Bürgers Gustav Anderson bringt, kommen wir zurück.
Die Schriftleitung.
Pfeilers die Bruckenöslnung yochgewunoen uno >o wieoer yer- gestellt, daß die Eisenbahnen bereits wieder über die Brück« fahren konnten. Eine Leistung, die für das Können dieser Truppe einen hohen Beweis bedeutet.
In Tarnow selbst bot der rechte Flügel des Bahnhofs eine« wüsten Anblick der Zerstörung. Noch vor Ausbruch der Feindseligkeiten war dieser Teil des Bahnhofs, wie man sagt, durch eine Höllenmaschine gesprengt worden: nur das massive Dach blieb in seiner starken Konstruktion über dem ragenden Trümmerhaufen hängen. Ein polnischer Unternehmer hatte es noch durch hölzerne Stützen abgefangen, konnte die Arbeit aber nicht mehr vollenden, denn da waren die deutschen Truppen schon da. Nun aber ist man mit Hilfe von polnischen Gefangenen rüstig dabei, den Schutt wegzuräumen und weitere Teile abzureiße«, um dann wieder den Bahnhof aufzubauen. '
Tarnow selbst ist eine typische östliche Stadt, jetzt nach einem verlorenen Krieg besonders trostlos. Ueberall stehen die polnischen Frauen und Arbeiter herum, bieten alles mögliche und unmögliche zum Verkauf an und freuen sich über jedes eingenommene Groschenstück, das ihnen wieder weiterhilft.
Am späten Nachmittag erst näherten wir uns Przemysl.
Verbesserung des Familienunterhaltes
der Angehörigen der zum Heeresdienst Einberufenen
Taten deutscher U-Boote
London meldet Verlust zweier weiterer Frachtdampfer Ami e.dam, 20. Okt. Die Heldentaten deutscher U-Boote stehe« 'weiter im Mittelpunkt der Berichterstattung der Londoner Blät< ter. Ferner meldet die Londoner Presse in größter Ausmachunc *ie Versenkung der beiden britischen Schiffe „Porkshire" (1018Z Tonnen) und des Frachtdampfers „City os Fandalay" (7029 Ton- !*«»). Die Blätter heben dabei hervor» daß die Besatznngsmit- glieder der beiden Schisse gerettet worden seien.
Insgesamt 81V Tote der «Royal OaL"
London. 2V. Ott. Die britische Admiralität gibt nnnmeh, die endgültige Zahl -er auf der „Royal Oak" llutergegangene» bekannt. Sie beträgt insgesamt 81Ü Man«, darunter 24 Ofsi- riere. Unter den Toten Lesmdet fich auch der Konteradmiral H- E. C. Vlackgrooe.
Grenz- und Freundschastsverlrag ratifiziert
Vom Führer vollzogen
Berlin, 20. Okt. Der Führer hat am 19. Oktober die Ratifikation des am 28. September d. I. in Moskau Unterzeichnete» Srenz- und Frenudfchaftsvertrages zwischen Deutschland und der ^wjetnnio« vollzogen. Gleichzeitig hat er auch das zu diesem ^*tt"g gehörende Zusatzprotokoll vom 4. Oktober ratifiziert, «ine geuane Beschreibung der für die Abgrenzung der beider- ^igen Reichsinteresse« im Gebiete des bisherigen polnischen «taates festgelegte« Linie enthält.
Berlin, 20. Okt. Auf Veranlassung des Vorsitzenden des Ministerrates für die Reichsverteidigung, Eeneralfeldmarfchall Göring, hat der Reichsminister des Innern gemeinsam mit dem Reichsfinanzminister weitere Bestimmungen über den Familienunterhalt der Angehörigen der zum Heeresdienst Einberufenen erlassen: die neuen Bestimmungen gelten mit Wirkung vom 1. Oktober an.
Schon vor Erlaß der neuen Bestimmungen galt der Grundsatz, daß in angemessener Weise auf die bisherigen Lebensverhältnisse der Soldatenfamilie Rücksicht zu nehmen ist. Deshalb werden neben dem eigentlichen Unterhaltssatz, der sich nach den örtlichen Lebens- und Lohnverhältnissen richtet, unterschiedliche Nebenleistungen gewährt, insbesondere Mietbeihilfen, Krankenhilfe, Schulgeld und Ausbildungsbeihilfen, Beihilfen zur Aufrechterhaltung der Sozialversicherung, zu Lebensversicherungsprämien, zur Abwicklung von Abzahlungsgeschäften und zur Erfüllung sonstiger weiterlaufender Verpflichtungen. Für die Mehrzahl aller Fülle wurde also bisher schon der Unterhalt der Soldatenfamilie gesichert. In der Zeit seit dem Ausbruch des Krieges sind nun weitere Erfahrungen gesammelt worden. Diese haben gezeigt, daß es trotz der Nebenleistungen noch nicht in allen Fällen gelingen konnte, den obengenannten Grundsatz einer angemessenen Berücksichtigung der bisherigen Lebensverhältnisse der Sol- datensamilie vollkommen zu verwirklichte. Namentlich in de« Kreisen der freien Berufe sind Fälle eingetreten, in denen gegenüber dem bisherigen Lebensstandard der Soldatenfamilie ein Unterschied verblieb, der ihr bei längerer Dauer des Krieges nicht zugemutet werden konnte. Diese Unterschiede mußten unbedingt auf ein tragbares Maß zurückgeführt werden.
Die neuen Bestimmungen sehen daher vor, daß die Frau des Einberufenen anstelle des örtlichen Unterhaltssatzes einen sogenannten „Tabellensatz" erhält, wenn dieser für sie günstiger ist als der örtliche llnterhaltssatz. Dieser „Tabellen
satz" richtet sich in angemessener Weise nach oem vrsyerigeu Einkommen des Einberufenen und ist für gleiche Einkommen i» ganzen Reichsgebiet gleichhoch. Auf die bisherigen Lebensverhältnisse wird also in dieser Regelung stärker als bisher Rück sicht genommen.
Dazu treten nach weitere Verbesserungen des Familienunterhalts. Der Unterhalt für Kinder unter 16 Jahre« ist von etwa 30 v. H. auf etwa 30 bis 40 v. H. des örtlichen Unterhaltseinsatzes der Ehefrau erhöht worden; er darf künftig 15 RM. nicht unterschreiten. Ferner wird vorgeschrieben, daß im Familienunterhalt die M i e t e stets voll zu erstatten ist. Zu den bereits erwähnten Nebenleistungen treten neue Beihilfen hinzu. Hierzu gehören Beihilfen zyr Fortcntlohnung und Unterhaltung einer Hausgehilfin, die z. B. gegeben werden, wenn die Erziehung und Pflege mehrerer Kinder oder der Gesundheitszustand der Soldatenfrau es erfordert. Ferner gibt es zusätzliche Beihilfen zur Deckung eines llnterhaltsbedarfes, der entweder einmalig ist (Anschaffung eines Kinderbettes) oder der in längeren Zeitabständen aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit auftritt, (neue Kleidung, Wäsche und Schuhwerk). Solche zusätzlichen Beihilfen werden gewährt, wenn der örtliche Unterhaussatz oder Tabellensatz der Ehefrau zur Deckung des Sonderbedarfes nicht ausreicht. Endlich ist eine allgemein« Härteklausel mit dem Ziel geschaffen worden, beim Vorliegen besonderer Verhältnisse zur Sicherung der Haushaltsfortführen — natürlich auch unter Beachtung der durch den Krieg gebotenen Beschränkungen, noch besondere taufende Beihilfen nach Lage des Einzelfalles zu ermöglichen.
Der Soldat an der Front soll den Unterhalt seiner Angehörigen gesichert wißen. Daß alle Dienststellen und Beamten, die an dieser Aufgabe Mitarbeiten, ihrer besonderen Verantwortung bewußt bleiben und zuvorkommende Haltung mit verständnisvollem Eingehen auf die Sorgen und Wünsche der Soldatenfrau verbinden, ist eine Pflicht, die Generalfeldmarschall Göring nachdrücklich unterstrichen hat.