GrOrirnöet 1877
Aus öen
Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
^rzugspr.: Monatl. d. Post 1.20 einschl. 18 L Beförd.-Deb., zuz. SS L Zustellungsgeb.: d. Ag. F 1.10 einschl. 20 L Austrtgergeb.; Einzeln. 10 L. Bei Nichterscheinen der Ztg. ins. höh. Gewalt ,» vrtriebsstör. besteht kein Anspruch auf Liesernng. Drahtanschrift: Tannenblatt. / Fernruf 321.
Anzeigenpreise: Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum S Pfennig. Text.
Millimeterzeile IS Pfennig. Bei Wiederholung oder Mengenabschlutz Nachlaß nach Preisliste.
Erfüllungsort Attensteig. Gerichtsstand Nagold. __
Nummer 248
Altensteig. Freitag, den 2V. Oktober 1839
82 . Za-rga«,
Die Ereignisse au der Westfront
Ein Ueberblick seit Beginn des Krieges
Berlin, 18. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gab am Donnerstagnachmittag bekannt:
Zwischen der Saar und der Straße Hornbach — vitsch warfen unsere Truppen die noch auf deutschem Boden befindlichen feindlichen Nachhuten nach kurzem, hartnäckigem Kamps auf und über die Grenze zurück.
An den übrigen Abschnitten der Westfront nur örtliche Artillerie-und Spiihtrupptiitigkeit. Au einigen Stellen ist die Fühlung mit dem Feinde vorübergehend verloren gegangen, da unsere Gefechtsvorposten die französische Grenze nicht überschritte« haben.
»
Damit kann der erste Abschnitt der Kampfhandlungen im Westen — hervorgegangen aus der Initiative der Franzosen — als abgeschlossen betrachtet und folgender Ueberblick über die Ereignisse an der Westfront seit Beginn des Krieges gegeben werden:
Mit dem Beginn der Operationen in Polen wurden auch »nsere Grenzbefestigungen im Westen durch starke Kräfte besetzt.
Am S. Septembe eröffneten die Franzosen die Feindseligkeiten und überschritten mit Spähtrupps an verschiedenen Stellen zwischen Luxemburg »nd dem Rhein westlich Karlsruhe die deutsche Grenze.
Seit dieser Zeit habe« an der ganze« Westfront an keiner Stelle ernsthafte Kampfhandlungen stattgefunden.
Die rein örtlichen Kämpfe spielten sich in einem flachen» nahe der französischen Grenze liegenden Streife« im Vorfeld unseres Westwalles ab.
Bo« einer einzigen Ausnahme abgesehen, führten diese Kämpfe auf Leiden Seiten nur kleine Verbände, meist'unter Kompaniestärke. Besetzt wurden von den Franzosen im Lause des Monats September lediglich:
1. einige nahe der französischen Grenze gelegene deutsche Ortschaften zwischen der luxemburgischen Grenze und Saarlauter«:
2. das südwestlich Saarbrücken gelegene, nach Frankreich vorspringende Waldgebiet „Der Warndt" und
3. der ebenfalls vorspringende Gebietsteil süd ostwärts Saarbrücken zwischen Saar «nd dem Pfälzer Wald.
Rur in den beiden zuletzt genannten Gebietsteilen, die von »ns planmäßig geräumt waren, hat sich der Feind
unter erheblichen Verlusten in einer Tiefe von 3—5 Kilometer auf deutschem Boden festgesetzt.
Das ganze übrige deutsche Gebiet vor dem Westwall blieb frei vom Feinde.
An keiner Stelle sind französische Kräfte auch nur in die Nähe des Westwalles gekommen, außer dort, wo der Westwall, wie bei Saarbrücken in unmittelbarer Nähe der französische« Grenze verläuft.
Dieser geringen infanteristischen Gefechtstätigkeit entsprach auch das Artilleriefeuer. Es beschränkte sich, von der Unterstützung kleinerer Unternehmungen abgesehen» auf Störungsfeuer gegen Gelände- punkte im Vorfeld unserer Befestigungen. In einem einzigen Fall wurde ein Bunker in der Nähe von Saarbrücken mit 8V Schutz mittleren Kalibers ohne jeden Erfolg beschossen.
Am Oberrhein von Karlsruhe bis Basel herrscht seit Kriegsbeginn völlige, fast friedensmäßige Ruhe.
Diesen von französischer Seite als großen Erfolg und wirksame Unterstützung der Polen hingsstellten geringen Eeländegewinn hat der Feind zwischen der luxemburgischen Grenze und dem Warndt, sowie zwischen der Saar «nd dem Pfälzer Wald freiwillig wieder aufgegeben und ist, von unseren daraufhin energisch nachstoßenden Truppen bedrängt, bis dicht an und über die französische Grenze zurückgegangen.
Die Luftkriegsführung an der Westfront ging bisher über Aufklärungstätigkeit sowie Jagd- und Flakabwehr aus beiden Seiten nicht hinaus. Bombenangriffe fanden nicht statt. Der wirkungsvollen deutschen Abwehr durch Jäger und Flak sind seit Kriegsveginn an der Westfront Kü feindliche Flugzeuge, darunter 12 britische, erlegen.
Die feindlichen Flugzeugverluste im Innern Deutschlands und im Küstenvorfeld sind in diesen Zahlen nicht enthalten.
Die deutschen Eesamtverlnste durch feindliche Einwirkung an der Westfront betragen seit Kriegsbeginn bis zum 17. Oktober 198 Tote, 358 Verwundete, 114 Vermißte sowie insgesamt 11 Flugzeuge.
Demgegenüber wurden bis 18. 18. allein 2 5 französische Offiziere und 864 Unteroffiziere «nd Mannschaften als Gefangene eingebracht.
An der 178 Kilometer langen Oberrheinfront wurde nur ein Mann durch einen gelegentlich eines Flakabschusses herabfallenden Granatsplitter verwundet.
Britische Truppen konnten bisher in der »sicheren Linie der Westfront nirgends scstgc stellt werden.
Kapitänleutnant Prien bei Göring
Herzliche Glückwünsche der Luftwaffe Berlin. IS. Okt. Eeneralfeldmarschall Göring nahm Donnersagvormittag die Meldung und den Bericht des Kapitanleut- nrnts, Prien entgegen. Er sprach dem .erfolgreichen U-Boots ommandanten und der tapferen Besatzung für unerschrockene tat von Scapa Flow die herzlichsten Glückwünsche der Luft- va fe aus und überreichte ihm als Zeichen seiner besondere« »Verkennung sein Bild mit Unterschrift und persönlicher Widmung. ,
Frau Göring stattete am Donnerstagnachmittag dem Neservelazarett in Berlin-Tempelhof einen längere« Besuch ab und überbrachte den Verwundeten die Grüße des Generalfeldmarschalls,
Gemeinschaft zum Kampf und Sieg!
Generaloberst von Reichenau schwamm mit seinen Soldaten als einer der ersten durch den Strom
19. Okt. (PK.) Sowohl in dem Abschlußbericht des Oberkommandos der Wehrmacht über den Feldzug in Polen als in dem sich im besonderen mit dem siegreichen Vormarsch ^ aus dem schlesischen Raum vorgestoßenen Südarmee befassen- aeu Bericht wurde der ungestüme Vormarkcki der Armee des Ge
nerals der Artillerie und jetzigen Generalobersten von Reichenau gebührend hervorgehoben. Aus dem Kriegstagebuch sächsischer Truppen sowie aus dem Sudetengau Einberufener entnehmen wir nachfolgende Schilderung über die Erzwingung des Ueberganges über die Weichsel vom 12. auf den 13. September bei Annapol und Solec.
Die Brücke bei Annapol haben die Polen verbrannt, aber das macht den Sachsen wenig aus. Noch am Abend des 12. September kommen sie an die Weichsel. Der Strom ist dort für einen Uebergang weiß Gott nicht geeignet: Weite Bänder weißen Sandes umrahmen das breite Strombett. Noch find die Pioniere nicht da, sie können mit ihren schwere» Pontons nicht so schnell vorwärts. Da handeln die Infanteristen.
Drüben auf der anderen Seite des Stromes sehen sie Weichselkähne. Kurz entschlossen ziehen sich ein paar Mann aus, schwimmen ohne Waffen über den breiten Strom und „organisieren" sich selbst die Fahrzeuge, mit denen sie dann die erste Sicherung über die Weichsel an das dortige Ufer bringen. Das ist mehr als bloße Pflichterfüllung, das ist Schneid, das ist Kampfgeist.
So wird das Ostufer bis zum 13. September früh erreicht, „wie befohlen", wie man so schön bei den Soldaten sagt. Die Polen wissen, was auf dem Spiel steht, und setzen Panzerwagen ein, um den Brückenkopf wieder in ihre Hand zn bekommen. Aber es hilft ihnen nichts, ihr Angriss am 13. September ist abgeschlagen, und über die Brückenköpfe hinaus geht es weiter vorwärts.
Bei der Erzwingung dieses Brückenkopfes ereignete sich eine für die Einheit von oberster Führung und ein
fachstem Soldaten bezeichnende Episode. Während des Brückenschlagens beobachteten die Soldaten auf dem jenseitigen Ufer der Weichsel, wie drei Mann herübergeschwommen komme». Ihnen folgt kurz danach ein Floßsack Die drei nackten Männer klettern ans Ufer, bekommen ihre Kleider aus dem Floßsack gereicht und ziehen sich an, einer v'on ihnen die roten Generals- Hosen: Es ist der Armeeführer, der zu seiner vordersten kämpfenden Truppe kam, Generaloberst von Reichenau, der damit dasselbe vollbrachte, was kurz zuvor seine jungen Soldaten a»M getan hatten. Der Führer sagt: Eine Gemeinschaft zum Kam« — Eine Gemeinschaft um den Sieg — And am Ende dann für: den Frieden!
Grenz- «nd Freundschaftsvertrag auch in Moskau ratifiziert
Moskau, 2V. Okt. Zn Moskau wurde folgende amtlich« Mitteilung bekanntgegeben:
Das Präsidium des Obersten Sowjets hat den am 28. Sept. 1939 zwischen Deutschland und der Sowjetunion Unterzeichnete» Freundfchafts- und Erenzvertrag ratifiziert, sowie das Zusatz» Protokoll mit der ihm beigefügten Karte, das am 4. Oktober in Moskau unterzeichnet worden war.
Dr. Todt Generalmajor
Berlin, 19. Ott. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat dem Generalinspettor für das deutsche Stratzenwesen, Major d. B. der Fliegertruppe Dr. Todt auf Vorschlag des Generalfeldmarschalls Göring in Anerkennung der einzigartigen militärischen Verdienste, die mit der Schaffung des Westwalls und der Luftverteidigungszone West Zusammenhängen, den Charakter als Generalmajor verliehen.
Das Massengrab bei TureK
Schaurige Mordtaten der Polen neu entdeckt
Posen, 19. Okt. Das bestialische Wüten der polnischen Mordbanditen unter den Deutschen'wird durch immer wieder neuo- Fälle gräßlicher Mord- und Verstümmelungsakre belegt. Ra«i mentlich in den Dörfern des Posener und des Korridorgebietes-E werden immer wieder Opfer des Polentercors aufgefunden, die„ verstümmelt, ermordet und verscharrt, Schauerdokumente der be-° hördlich aufgezogenen Tätigkeit des polnischen Untermenschentums darstellen.
Ein Blick in die Massen von Todesanzeigen, die die „Deutsche Rundschau" in Bromberg und das „Posener Tageblatt" täglich veröffentlichen, zeigt, wie die Polen ohne Unterschied des Alters und des Geschlechts rücksichtslos die Deutschen hingemordet Habens 53 Opfer führt die Todestafel der Gemeinde Klein-Bartelses und Schröttersdorf bei Brombcrg aus und täglich mehrt sich noch die Zahl der an den Folgen des Polenterrors verstorbenen und seit den Beischleppungen unauffindbaren Deutschen, so daß noch immer nicht — auch nicht schätzungsweise — eine Angabe über die Gesamtzahl der ermordeten Deutschen gegeben werden kann.
Ein Fund wie der des Massengrabes unweit Turek, w» erst jetzt lOOLeichengrausamverstümmelterdeut» scher Volksgenossen festgestellt wurden, ist leider kein Ausnahmefall. Diesen Opfern fehlte der Kopf, teils einzeln» Gliedmaßen, alle Wertsachen waren ihnen gestohlen, und dt» Leichen waren, wie polnische Augenzeugen aussagen, mit Dun» gabeln und Dungharken auf Wagen geworfen und dann mit denselben schauderhaften Werkzeugen kreuz und quer durchei» ander in Gräber geworfen. Die hier Gemordeten stammte» hauptsächlich aus dem Städtchen Schorda; sie waren von panischen Soldaten mit Maschinengewehren fast durchweg im An» terleib und Oberschenkel angeschossen und dann durch Kolbeaschläge totgeschlagen worden, wobei die Schädel gräßlich zertrümmert wurden. Zahlreiche Tote können infolge der völlige« Zerschlagung ihrer Körper und der Beraubung aller Wert- und G» brauchsgegenstände nicht mehr identifiziert werden. Das ist di« grausige Ernte die das polnische Mordbanditentum unter de» Deutschen aller Schichten hielt.
Rach der Rückgabe des Wilna-Gebietes
Eebietszunahme Litauens 12,9 Prozent
Kowno, 19 . Ott. Rach der jetzt endgültig festgesetzte» Grenze ist festgestellt, daß das an Litauen zurückkehrende Wilna-Gebiet 8880 Quadratkilometer umfaßt und somit 12,9 Prozent des Ge» samterritoriums Litauens ausmacht, das nunmehr 60120 Quadratkilometer umfaßt. Litauen erhält in diesem Gebiet 200 00V Hektar Land. Die Zahl der Einwohner ist noch nicht bekannt. Schätzungsweise rechnet mau, daß Litauen allein au Jude» einen Zuwachs von 200 090 Köpfen bekommt, womit der Bevölkerungsanteil der Juden i» Litauen aus ungefähr t5 Prozent ansteigen würde.