Nr. 245
Schwarzwiilder Tageszeitung
Seit« z
der Luftangriff auf die «schiffe in Firth os Forty werden von Den Zeitungen mit großen Schlagzeilen bekanntgegeben. „2n- formaciones" sagt, sowohl in der Lust wie auf dem Wasser habe Deutschland klar seine lleberlegenheit bewiesen. Verluste wie Die bisherigen seien für die britische Kriegsmarine wie auch für Die Handelsschiffahrt Englands auf die Dauer untragbar. Der Angriff auf den Firth of Forth habe gezeigt daß die englische «Flotte gegen Luftangriffe keinesfalls ausreichend geschützt sei. Damit sei auch Großbritanniens Ruf als „Herrin der Weltmeere" entschwunden. Di? Churchill-Clique habe sich in einem gewaltigen Irrtum befunden, als sie zum Krieg trieb, als ob sich seit 1914 nichts geändert hätte. Das zeige auch die scharfe Reaktion der neutralen Staaten gegen die britische Blockade.
Rom, 18. Okt. Der deutsche Luftangriff auf den Firth of Forth, wo nicht weniger als drei englische Kriegsschiffe von deutsche« Bomben getroffen wurden, findet in der italienischen Presse starke Beachtung. Das Vorgehen der deutschen Luftgeschwader sei, wie der Londoner Vertreter des „Messaggero" unterstreicht, um so kühner, als es am Hellen Tag erfolgte und erneut die nunmehr auch in England klar erkannte Schlagkraft der deutschen Kriegsflugzeuge beweise. Allerstärksten Eindruck hat auch die Torpedierung der „Rcpulse" ausgelöst. Auch bei dieser Gelegenheit habe die britische Admiralität, wie „Messaggero" betont, offenbar versucht, die schweren Verluste der Marine wenigstens teilweise zu verheimlichen. Dies sei nur ein neuer Beweis für die auf der Lüge basierende Taktik, wie sie bereits bei der Versenkung des zweiten britischen Flugezugträgers angewandt worden sei. Deshalb erscheine auch die Behauptung von der verminderten Schlagkraft der englischen Kriegsmarine und vor allem von der gebrochenen Vorherrschaft in de n.n ördlichcn Meeren durchaus berechtigt. Dies sei der Krieg, der Krieg, den England gewollt habe. Das Risiko, das die britische Marine in die- jem Augenblick bedrohe, sei das Risiko der gesamten englischen Politik, in die durch das Vorgehen dieser Politik das gesamte britische Imperium ohineingestürzt worden sei.
Tokio, 18. Okt. Die ersten Sonderausgaben der japanischen Presse nach dem Feiertag veröffentlichen Eroßberichte über die deutschen U-Boots- und Luftangriffe auf die britische Flotte, die den stärksten Eindruck hinterlassen haben. Man betont, daß Die erfolgreichen Luftangriffe der deutschen Luftwaffe auf englische Kriegsschiffe bewiesen hätten, daß der „Nimbus der unbesiegbaren britischen Flotte" zerstört sei.
Unerschrocken rrnd kaltblütig
beim Flugzeugangrisf auf den Firth os Forth
Amsterdam, 18. Okt. Bemerkenswerte Einzelheiten läßt sich der Amsterdamer „Telegraaf" zu dem deutschen Flugzeugangrisf auf den Firth os Forth aus London berichten: Es müsse fest- gestellt werden, daß die deutschen Bombenflugzeuge von den Engländern nicht von der englischen Küste hätten ferngehalten werden können. Die Deutschen hätten große Unerschrockenheit an den Tag gelegt. Das beweise der Mut eines deutsche» Piloten, der es gewagt habe, aus dem englische» Festland« zu landen, sein Flugzeug zu repariere» und dann wieder auszusteigen. Er habe damit ein Maß von Kaltblütigkeit gezeigt, das auch den sportlich veranlagten Engländern Anerkennung abzwingen müsse. Zu dem Fliegerangriff stelle mau weiter in London fest, daß die Deutschen sich bei ihrem Angriff ausschließlich militärischen Zielen zugewandt hätten.
Der N-Bootsieg von Scapa Slow
ll-Voot-Kommandant Prien über den Angriff im Kriegshafen
Berlin, 18. Okt. In der großen „Condor"-Maschine fliegen wir über die norddeutsche Tiefebene. Wir sitzen inmitten der Besatzung des U-Bootes, das von seiner erfolgreichen Fahrt nach Scapa Flow in den Heimathafen zurllckgekehrt ist. Die Männer des U-Bootes sind noch voll von dem Erlebnis der einzigartigen Fahrt. Kapitänleutnant Prien, der Kommandant des siegreichen ^l-Bootes„ versucht uns in einem Gespräch den Verlauf der Fahrt und die Ereignisse im englischen Kriegshasen Scapa Flow zu schildern.
Aus die Frage, wieso er gerade in den Hase «von Scapa Flow mit seinem Boot eindrang, sagte er mit schlichten Worten: „Sechs Wochen sind jetzt vorübergegangen. Auf den bisherigen Fahrten mit meinem U-Boot habe ich nicht ein einziges feindliches Kriegsschiff zu Gesicht bekommen. Umso dringender wurde der Wunsch unserer ganzen Besatzung, nur einmal ein britisches Kriegsschiff vor die Torpedorohre zu bekommen. Dies dachte nicht nur ich, dies dachten Der Wachosfizier, der Torpedooffizier, jeder andere Offizier und auch jeder Mann an Bord des Bootes. Da aber anscheinend auf der freien See es heute nicht möglich ist, ein englisches Kriegsschiff zu treffen, so bestand für mich nur die Möglichkeit, in einen englischen Kriegshafen einzudringen. Also stand der Entschluß fest, einen englischen Kriegshafen aufzusuchen. Und wenn es schon ein solcher sein mußte, dann sollte es gerade jener sein, in dem die Engländer seinerzeit die deutsche Flotte internierten und in dem Admiral Reuter dis Ehre der deutschen Flotte durch die Versenkung der deutschen Kriegsschiffe des Weltkrieges rettete".
Der Kapitän des U-Bootes kam dann auf die Einzelheiten der Fahrt zu sprechen, wobei er u. a. sagte: „Nach genauester Beobachtung stellten wir die günstigsten Möglichkeiten fest, um in den Hafen von Scapa Flow einzudringen. Es war ein Mogeln und ein Versteckspielen, um durch die englischen Sperren hindurchzukommen. Aber wo ein Wille ist, rst auch ein Weg. Den Willen hatten wir, und so war es auch für uns nicht schwer, den Weg zu finden. „Plötzlich", so sagte der Kapitän mit einem verschmitzten Lächeln, „waren wir drinnen. Der Hafen war taghell erleuchtet durch ein Nordlicht, wie ich es bisher in meiner Seemannstätigkeit noch nicht erlebt habe. Es galt nun vorsichtig zu sein, um den Erfolg zu erringen".
„Nachdem wir in die Bucht eingedrungen waren, war meine erste Aufgabe, darauf zu sehen, daß wir nicht entdeckt werden, bevor wir das von mir gesteckte Ziel erreicht hatten. 2m Norden, direkt vor mir, sah ich die Schattenrisse von zwei Schlachtschiffen. Das sind Ziele, die sich jeder U-Bootsmann wünscht, also darauf zu! Me Torpedorohre fertig! Besatzung auf die Befehlsstände! Unser Grundsatz: Ran!"
Während der Kapitänleutnant diese Worte spricht, glänzen die Gesichter der Männer seiner Besatzung, die rings um ihn stehen, vor Stolz und vor Erinnerung an das, was hinter ihnen liegt. Jeder will seinen Beitrag geben zur Schilderung der Stunden und Minuten, die sie ihr Leben lang nicht vergessen werden.
Der Kommandant des U-Bootes kann dann endlich in seiner ! Schilderung die Ereignisse fortfahren: „Als wir die genügende ! Entfernung von den beiden Schlachtschiffen haben, werden die Rohre fertig gemacht. Jetzt muß die Technik beweisen, was sie kann. Und sie tut es. Der erste Torpedo trifft das Schlachtschiff mit zwei Schornsteinen, das die größere Entfernung von unserem Boot hat. Der zweite Torpedo dagegen trifft das uns näher liegende Schiff. Da das näherliegende Schlachtschiff das erste teilweise überdeckte, konnte der erste Torpedo naturgemäß nur aus dessen frei sichtbaren Teil abgeschossen werden. Er traf deshalb nur das Vorderschiff, wodurch das Schiff — es handelte sich um die „Repulse" — zwar nicht versenkt, aber doch erheblich beschädigt wurde, so daß, wie wir einwandfrei feststellen konnten, das Vorschiff sofort tief in das Wasser einsank.
Die Wirkung des zweiten Torpedos war unheimlich. Mehrere Wassersäulen weit über die Höhen des achternen Mastes herausragend, stiegen an den Bordwänden hoch. Feuersäulen in allen Regenbogenfarben wurden sichtbar. Brocken flogen durch die Luft. Dies waren Schornsteinteile, Maststücke und Teile des Brückenausbaus."
„Das Boot hatte unterdessen gedreht und lag auf Auslaufkurs, denn mein Ziel galt ja nicht nur der Versenkung britischer Schiffe in einem englischen Kriegshasen, sondern auch der Erhaltung meiner Besatzung und meines Bootes für weirere Aufgaben zur Durchführung und siegreichen Beendigung dieses Krieges. Auf dem gleichen Wege, auf dem wir hereingekommen waren, sind wir auch wieder herausgefahren. Hinter uns setzten Scheinwerferspiele und Morsezeichen in recht ausfälliger Form ein. Das ist ja auch klar", so meinte Kapitänleutnant Prien verschmitzt lächelnd, „denn wem fällt vor Staunen nicht der Unterkiefer herunter, wenn ihm im eigenen Hasen um Mitternacht Schlachtschiffe von solcher Größe torpediert und versenkt werden!"
Nachdem Kapitänleutnant Prien diese eindrucksvolle Schilderung der Torpedierung der Schlachtschiffe „Royal Oak" und „Repulse" gegeben hatte, fragten wir ihn, mit welchen Gefühlen er die Heimfahrt nach diesem Erfolg antrat. Er sagte: „Der Eindruck der Vernichtung der „Royal Oak" und der Beschädigung der „Repulse" und der Gedanke an die unermeßlichen Opfer an Menschen wirkte so ungeheuerlich auf diejenigen, dis dieses schaurige Schauspiel mit angesehen haben ,datz es uns zunächst unmöglich war, nachdem wir wieder ausgelaufen waren, den im Boot befindlichen Kameraden eine klare Schilderung der Vorgänge zu geben. Erst nach etwa einer halben Stunde hatten wir uns von dem erschütternden Eindruck so weit gesammelt, daß wir den Hergang im einzelnen zu schildern in der Lage waren.'
Mir selbst", so sagte Kapitänleutnant Prien, „wird unvergeßlich der Eindruck bleiben, den meine Besatzung machte, als ich meinen Beschluß, nach Scapa Flow einzulausen, bekannt gab, wie meine Männer da mit leuchtenden Augen und mit hartem Willen zum Siege hinter mir standen. Das Hurra, das die gleiche Besatzung ausbrachte, als ich nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Scapa Flow durch das Sprechrohr an alle Stelle« des Bootes durchgeben konnte: Wir habe» ein Schlachtschiff versenkt, ein Schlachtschiff beschädigt und sind ungeschoren aus dem Kriegshafen herausgekommen, wird mir ebenfalls sür mein ganzes Leven unvergeßlich bleiben."
Zum Schluß erkundigten wir uns bei dem Komandanten des erfolgreichen U-Bootes nach dem Eindruck, den ihm und seiner Mannschaft der Empfang in der Heimat gemacht hat. Kapitänleutnant Prien sagte dazu: „Bei unserem Eintreffen in den ersten deutschen Seehafen ist mir erst recht zum Bewußtsein gekommen, welche Anteilnahme das deutsche Volk an dieser für uns U-Bootsleute so selbstverständlichen Fahrt genommen hat. Ich bin überzeugt davon, daß meine Besatzung auch weiterhin erfüllt ist von dem Wunsche, alles zu tun, um diesen Krieg siegreich und ehrenvoll sür Deutschland in Kürze zu beenden".
Bei diesen Worten ihres Kapitäns äußerten sich die Männer des siegreichen U-Bootes in begeisterter Zustimmung. Der unvergängliche deutsche Seemannsgeist, der diese Heldenfahrt eines deutschen U-Bootes in den Mittelpunkt der britischen Heimatkriegshäfen geführt hatte, zeigte sich hier wieder mit aller Deutlichkeit.
Fliegerbomben auf Seapa Flow
«Jron Duke", Jellicoes Flaggschiff, von deutschen Bomben getroffen
Amsterdam, 18. Okt. Das Bild der niederländischen Presse wird durch die Meldungen über den deutschen Luftangriff auf Scapa Flow beherrscht. Die Zeitungen bringen zum Teil die Nachricht über die ganze erste Seite in Balkenüberschriften und heben besonders hervor, daß im britischen Oberhaus die „Beschädigung" der „Iran Duke" zugegeben werden mußte. Weiter wird festgestellt, daß die gesamte Ostküste Schottlands und Englands sich am Dienstag im Alarmzustand befunden habe. In ähnlich großer Aufmachung wird verzeichnet. Laß die „Royal Oak" in der Bucht von Scapa Flow durch ein deutsches U-Boot versenkt worden sei. Der „Telegraaf" schreibt hierzu, daß das Eindringen in die Bucht von Scapa Flow eine ganz besondere Leistung sei, werde nicht nur durch die Auszeichnung zum Ausdruck gebracht, die die Vesatzungsangehörigen erhielten, sondern sie würde bewiesen durch die Erklärung, die Lord Chatsield im Oberhaus gemacht habe. Der Minister habe mitgeteilt, es sei unbegreiflich, wie es dem deutschen U-Boot gelungen sei, den Verteidigungsmitteln dieses Hafens zu trotzen. Er habe das Eindringen des U-Bootes als einen bemerkenswerten Beweis von großer Tüchtigkeit des deutschen U-Boot-Komman- danten gekenzeichnet. Dasselbe Blatt erinnert daran, daß die „Iran Duke" als ehemaliges Flaggschiff Admiral Jellicoes eine besonders hohe Tradition innerhalb der britischen Marine verkörpere.
Reichsleiter Dr. Ley trat eine einwöchige Fahrt in die von „Kraft durch Freude" betreuten Truppenlager der deutschen Wehrmacht und in die Arbeitergememschaftslager der Deutschen Arbeitsfront an. Dr. Ley wird die von der NSE. „Kraft durch Freude" zum Einsatz gebrachten Veranstaltungen persönlich überprüfen und Anregungen und Wünsche über die weitere Ausgestaltung dieses KdF.-Ein- satzes entgegennehmen.
In Stockholm begann am Mittwoch die Konferenz der nordischen Staaten, an der die Könige von Schweden, Norwegen und Dänemark sowie der Staatspräsident FinnlaiwS teilnehmen. König Gustav von Schweden empfing die Gast«.' Mittags begannen die Beratungen zur gegenwärtigen Lag«
Wovon man spricht
Kapitänleutnant Prien
Kapitänleutnant Günter Prien hat, nach den „Leipziger Neuesten Nachrichten", enge Beziehungen zu Leipzig, wo noch heute seine Mutter lebt. Zwar ist er in Lübeck geboren, aber der heute Zweiunddreißigjährige kam in jungen Jahren nach Leipzig, wo er von Sexta an das damalige-Königin-Carola-Eymnasium besuchte, bis es den „Jungen von der Waterkante" auf See trieb und er mit 15 Jahren als Schiffsjunge auf ein Segelschulschiff ging. Er hat die Handelsmarine von der Pike auf durchlaufe« und mehrmals die Welt umsegelt. „Der Kopf hat ihm geraucht", wie er seinen Leipziger Freunden gern erzählte, als er die Steuermannsschule in Hamburg besuchte und hier auch sei« Steuermannsexamen machte. Bereits mit 20 Jahren war er vierter Offizier bei der Hapag, wurde bald dritter und FunL- offizier, mußte aber auch den Abbau im Jahre 1929 über sich ergehen lasten, war monatelang in Leipzig arbeitslos, versuchte Flieger zu werden, kam nicht an und wurde schließlich Lagerführer in einem Lager des Freiwilligen Arbeitsdienstes im! Vogtland. Einige Jahre später fand er Gelegenheit, bei der, Kriegsmarine einzutreten. Er sing von vorn an, war Matrose,« später Fähnrich und nach zwei Jahren Leutnant der Kriegsmarine. Als Oberleutnant zur See war er mehrfach in Spanie« und wurde im Mai d. I. Kapitänleutnant und bekam das ll- Boot als Kommandant, das er schon mehrere Jahre fuhr.
Kapitänleutnant Prien, der bei seinen Kameraden jetzt wege« seines Temperaments „Brauseköppchen" genannt wird, hatte i» diesem Kriege bereits Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Für Versenkung von 10 000 Tonnen Handelstonnage erhielt er da» Eiserne Kreuz II. Klasse. Am 20. September traf er das erstemal auf Urlaub in Kiel ein und konnte sich mit seiner junge» Frau, der Tochter des Kommandanten von Eger, Oberst Messer» schmidt, treffen. Nun wird er Gelegenheit haben, auch fein em- jähriges Töchterchen Birgit begrüßen zu können. , ,
„Scapa Ra»-
„Royal Oak" aus dem Heldenfrisdhof der alten deutsche» Kriegsmarine
Mit stolzer Freude hat das deutsche Volk die Versenkung der „Royal Oak" und die Torpedierung des Schlachtkreu-, zers „Repulse" ausgenommen, nicht weniger den tags darauf« erfolgten Vorstoß deutscher Luftstreitkräfte in die nördlichste Spitze Englands, den Hafen von Scapa Flow. Welch eine unerhörte Zerreißprobe von Mensch und Maschine mit diesem Feindflug bestanden wurde, wird erst klar, wenn ma« bedenkt, daß Scapa Flow von der deutschen Nordküste ungefähr so weit entfernt ist, wie Venedig von Berlin. Also populär ausgedrückt: ein Nonstopflug Berlin—Venedig— Berlin. Und dieser Flug mit einer „Nutzlast", über derea „Gewichtigkeit" am besten die Engländer zu befragen sind.
Der Schauplatz des deutschen U-Boot- und Luftangriffes, ruft die Erinnerung wach an einen ebenso schmerzvollen wie' heroischen Tag in der Geschichte der deutschen Kriegsmarine/ an den Tag von Scapa Flow, am 21. Juni 1919. Damals lag die deutsche Kriegsflotte interniert in dieser Bucht. Zehn Linienschiffe, fünf Große, fünf Kleine Kreuzer um/ 32 Torpedoboote waren am 9. November 1918 auf Grund« der Waffenstillstandsbedingungen nach Scapa Flow aus-' gelaufen. Wochenlang, monatelang zogen sich die Friedens«! Verhandlungen hin. Die deutschen Marineoffiziere in Scap« Flow wußten nichts über ihren Verlauf. Sie wußten nur/ daß am 21. Juni der Waffenstillstand ablief. Ueber eines Verlängerung war nichts bekannt geworden. Admiral vov Reuter mußte also annehmen, daß der Krieg fortgesetzt werden solle. Er gab den Befehl zur Versenkung der ruhm^ reichen unbesiegten deutschen Kriegsflotte. Das Linienschiff« „Friedrich der Große" sank als erstes, nachdem man Luke», Türen und Torpedorohre geöffnet hatte, gurgelnd in die Tiefe. Ihm folgten das Linienschiff „König Albert", die Großen Kreuzer „Moltke", „von der Tann" und das Linienschiff „Kaiserin". Als letztes Schiff sahen die deutschen Offiziere den Großen Kreuzer „Hindenburg" in den Flute» verschwinden. So fand am 21. Juni 1919 die alte deutsche Kriegsmarine freiwillig den Tod.
Dort wo jahrelang die deutschen Kriegsschiffe auf dem Grunde des Meeres ruhten, liegt nun das britische Kriegsschiff „Royal Oak". Dort, wo vor der Versenkung der alte» deutschen Kriegsmarine zum letztenmal die deutsche Kriegsflagge über den schwankenden Schifssleibern gehißt wurd^ dekam der Schlachtkreuzer „Repulse" die Wirksamkeit deutscher Torpedos und noch andere Schiffe deutsche Bomben z»« spüren. Hinfort wird die Geschichte einen zweiten Tag vo« Scapa Flow nennen. Beide sind ruhmvoll für Deutschland, keiner ist ehrenvoll für England.
Hätte es überhaupt einer Rehabilitation der deutschen Kriegsmarine bedurft, so wäre sie mit dieser Waffentat des deutschen U-Bootes in der Bucht von Scapa Flow vollzogen worden. Zwanzig Jahre nach der Versenkung der alte» deutschen Kriegsflotte in dieser Bucht haben zwei der größten englischen Kriegsschiffe aufs neue erfahren müssen, zu welchen Leistungen die deutsche Marine und die Luftwaffe fähig sind. Der Preis dieser Erfahrung ist teuer. Die symbolische Bedeutung des „zweiten Tages von Scapa Flow" wird auch dem englischen Volk trotz der Lügenmanöver Win- ston Churchills nicht verborgen bleiben.
Belgrad glaubt Ehamberlain nicht mehr
Belgrad, 18. Okt. Die jugoslawische Presse berichtet ay erster Stelle über den Rückzug der Franzosen im Westen. Mehrere Blätter meinen, daß der Krieg nunmehr in vollem Umfange in Gang sei. Besonders breiten Raum nehmen die Berichte über die erfolgreichen deutschen Aktionen gegen britische Seestreitkräfte ein. Die verlegenen Abschwächungs- und Ausredungsver- suche Churchills und Chamberlians wirken in der Belgrader Oeffentkichkeit wenig überzeugend. Von mehreren Seiten kann man immer wieder hören: „Beim polnischen Feldzug sollte auch erst alles nicht so schlimm gewesen sein, wie es sich nachher herausgestellt hat." In Verbindung damit bringt man den knappen, sachlichen Mitteilungen des Oberkommandos der Wehrmacht entschieden mehr Glauben entgegen als den sich ständig selbst widersprechenden englischen und französischen Auslassungen.