Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Nummer 245

Altensteig, Donnerstag, den IS. Oktober 1938

«2. Jahr-a»ß

Die U-Boot-Helden in Berlin

Begeisterter Empfang auf dem Flughafen Tempelhof 3m Triumphzug durch Berlin

! Berlin, 18. Okt. Von einer begeisterten Menschenmenge stür- xüfch gefeiert, traf am Mittwoch vormittag die heldenmütige Besatzung des siegreichen deutschen U-Bootes von Scapa Flow mit ihrem Kommandanten, Kapitänleutnant Prien, an der Spitze, auf dem Flughafen Tempelhof ein, um dann unter dem Jubel der Berliner Bevölkerung, die sich zu ungezählten Tau­senden auf den Anfahrtstraßen bis zum Hotel Kaiserhof eingesun­den hatte, ihren Einzug in die Reichshauptstadt zu halten.

Zum Empfang der tapferen Besatzung, die auf Einladung des Führers und Obersten Befehlshabers der Wehrmacht nach Berlin oekommen ist, war der Chef des U-Boots-Amtes im Oberkom­mando der Kriegsmarine, Kapitän zur See Siemens, mit seinem Stab auf dem mit den Fahnen des Reiches geschmückten Flug- Hafen erschienen, ferner zahlreiche andere hohe Offiziere der Kriegsmarine, des Heeres und der Luftwaffe sowie eine Abord­nung der Kameradschaft der U-Boot-Fahrer in Berlin. Erst nach einiger Zeit war.es möglich, das Rollfeld von der begeistert an­drängenden Menge zu räumen und Platz zu schaffen, so daß die Mannschaft in Linie zu drei Gliedern zur offiziellen Meldung Aufstellung nehmen konnte. Kapitän zur See Siemens hieß die tapferen Männer namens des Oberbefehlshabers der Kriegs­marine und aller Soldaten der Marine im Standort Berlin herzlich willkommen.Wir sind froh und tief bewegt", so sagte er «. a.,Sie für einige Stunden unter uns zu wissen und Ihnen sowie Ihrem hervorragenden Kommandanten Auge in Auge gegenüberzustehen. Mit ihrer mutigen Tat, die von einem so unerhörten Erfolg gekrönt wurde, haben Sie nicht nur die ganze Welt in Erstaunen gesetzt, sondern auch denen, die es traf, einen heillosen Schrecken und einen gewaltigen Respekt eingeflößt. Sie haben damit die unvergeßlichen U-Boot-Taten des Weltkrieges um ein neues Ruhmesblatt vermehrt und den Namen Ihres U-Bootes und Ihren eigenen Namen in die Geschichte des See­krieges eingeschrieben. Sie erneut bewiesen, d--'' bei der

Erringung soldatischer Waffenerfolge nicht die Zahl und die Größe militärischer Ausrüstung ausschlaggebend ist, sondern der unbeugsame Wille zur Tat." Dann schritt Kapitän Siemens die Front ab und begrüßte jeden Einzelnen durch Handschlag. Spon­tan brachte die versammelte Menge ein dreifaches Sieg-Heil auf die heldenmütige Besatzung aus.

Anschließend ging es in langer Wagenkolonne, unter dem stür­mischen Jubel der den Flugplatz und die Anfahrtstraßen dicht umlagernden Berliner Bevölkerung zum HotelKaiserhof". Es war ein Empfang, wie sich ihn die mutige Besatzung nicht schöner und herrlicher hätte denken können, ein Empfang, der sich zu einem wahren Triumphzug gestaltete. Im Hotel empfing die über und über mit Blumen geschmückten Il-Boot-Helden ein LdM.-Mädchen und überreichte dem Kommandanten einen schlich­ten Herbstblumenstrauß Auch hier wurden die Matrosen mit ihren Offizieren herzlichst begrüßt.

Heeresbericht vom Mittwoch

Erfolgreiche Taten durch die deutsche Luftwaffe Englische Kriegsschiffe in Scapa Flow bombardiert und zehn feind­liche Flugzeuge abgeschossen Zahlreiche Gefangene im

Westen

Berlin, 18. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Zwischen Mosel und Pfälzer Wald gaben die französischen Truppen im Laufe des 17. Oktober weitere auf deutschem Voden liegende Geländepunkte entlang der Grenze anf, die von unseren nachstoßenden Truppen besetzt wurden. Zahlreiche Gefangene sind eingebracht.

Die deutsche Luftwaffe setzte am Dienstag ihre Operationen gegen die Kriegshäfen an der englischen Lst- küste fort. In der Bucht von Scapa Flow wurde nach den bisher vorliegenden Meldungen außer anderen Kriegs­schiffen ein älteres englisches Schlachtschiff von Bomben schweren und mittleren Kalibers getroffen. Während eines Luftkampfes wurde ein englisches Jagdflugzeug von deut­schen Flugzeugen abgeschossen. Ein deutsches Kampfflugzeug wurde durch englische Flakartillerie zum Absturz gebracht.

Am 1K. und 17. Oktober hat der Gegner zehn Flugzeuge verloren» und zwar: über deutschem Hoheitsgebiet durch Flakartillerie fünf Flugezuge, davon ein englisches, durch Jagdflieger je ein französisches und ein englisches und im Luftkampf über englischem Hoheitsgebiet drei englische Flugzeuge,

Inzwischen hat die Mannschaft vor dem Hotel im Marschver­band Aufstellung genommen. Nun. kennt die Begeisterung der Berliner keine Grenzen mehr. Obwohl eine starke Hundertschaft der Polizei zur Absperrung aufmarschiert war, reicht ihre Kraft nicht aus, um sich dem Ansturm der Begeisterten entgegenzustem­men. Ihre Kette wird durchbrochen und im Nu sind die Ma­trosen von der jubelnden Menschenmenge umringt. Nur lang­sam gewinnt die Polizei wieder Voden und verschafft den an­getretenen Matrosen Platz. Die scharfen Kommandos gehen bei­nahe unter in den Heil-Rufen, als sich die U-Boot-Besatzung, an ihrer Spitze der Kapitänleutnant, in Marsch setzt, um nach der Reichskanzlei zu marschieren. Langsam öffnet sich das große Portal zur Neuen Reichskanzlei und. unter dem Jubel der Zu­rückgebliebenen marschiert die tapfere U-Voot-Besatzung in Len Ehrrnhof ein, wo sie nachher vom Führer empfangen wird.

Empfang beim Führer

Berlin, 18. Okt. Der Führer empfing mittags in seinem Arbeitszimmer in der Neuen Reichskanzlei im Beisein des Ober­befehlshabers der Kriegsmarine, Großadmiral Dr. h. c. Raeder, den Kommandanten Kapitänleutnant Prien und die Besat­zung des erfolgreichen U-Bootes, das mitten in der Bucht von Scapa Flow den SchlachtkreuzerRepulse" und das Schlacht­schiffRoyal Oak" torpediert hat.

Kapitänleutnant Prien meldete dem Führer die angetre- tcne Besatzung des U-Bootes zur Stelle. Der Führer begrüßte jeden einzelnen der Offiziere und Männer der Besatzung durch Handschlag.

In einer Ansprache brachte der Führer sodann seinen und den Dank der ganzen deutschen Nation für diese Tat zum Ausdruck. Er erinnerte daran, daß die Männer, die heute vor ihm ständen, diese einzigartige Leistung auf jenem Platz voll­brachten, auf dem einst die deutsche Flotte durch eine schwache Regierung ausgeliefert wurde in der trügerischen Hoffnung, sie vielleicht zurückerhalten zu können, und auf dem dann ein deutscher Admiral diese Flotte vor der letzten Schande bewahrt und gerettet habe. Die große und kühne Tat der Männer, die

Berlin, 18. Okt. Am Nachmittag des triumphalen Tages, den die Sieger von Scapa Flow in der Reichshauptstadt ver­brachten, folgten der Kommandant und die Besatzung des er­folgreichen deutschen U-Bootes einer Einladung des Reichs­pressechefs Dr. Dietrich zu einem Tee-Empfang im Kreise der deutschen und der ausländischen Presse. Dabei gab der Kom­mandant des U-Bootes, Kapitänleutnant Prien, nochmals einen überaus lebendigen, oft von stürmischem Beifall unter­brochenen und mit Begeisterung aufgenommenen Bericht über den wagemutigen und so ungewöhnlich erfolgreichen Vorstoß mitten in den Hauptliegeplatz der englischen Kriegsflotte, den Hafen von Scapa Flow.

Kapitänleutnant Prien, der stolz das ihm vom Führer ver­liehene Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes trug, gab in solda­tischer Kürze, aber mitreißend lebendig und anschaulich eine Schilderung der Großtat, die den Ruhm der deutschen Marine und der tapferen Führung und Besatzung dieses deutschen ll- Bootes unvergänglich gemacht hat. Schon das Eindringen in den durch zahlreiche Sperren gesicherten Hafen war eine außer­gewöhnliche Leistung, die ungewöhnliche Anforderungen an die Führung und Besatzung stellte. Da das Glück immer mit dem Tapferen ist, so war ihr Unternehmen durch eine spiegelglatte See und ein sehr hochstehendes Nordlicht, das den Hafen tag­hell erleuchtete, begünstigt. Kaltblütig machte der Komman­dant als Ziel für feine Torpedos die großen Schlachtschiffe Repulse" undRoyal Oak" aus. Der erste Torpedo wurde auf dieRepulse" abgeschossen, die an ihren beiden Schorn­steinen sofort erkannt wurde, da England nur noch ein zweites Schlachtschiff dieser Art, dieRenown", besitzt, von der dem Kommandanten bekannt war, daß sie nicht zu den Schiffsein­heiten der Home fleet gehörte.

Der Treffer auf derRepulse" konnte von dem Komman­danten genau festgestellt werden. Kurz nachher flog dann die Royal Oak" in die Luft, und der Kommandant berichtete den erschütternden übermächtigen Eindruck, den die Vernichtung dieses gewaltigen Schiffes auf den Kommandanten machte. Wassersäulen, weit über die Mastspitzen» schossen empor, Feuer­garben in allen Farben des Regenbogens wurden sichtbar und Schornsteinteile, Miststücke und Teile des Vriickenausvanes wir­belten durch die Lust. Als sich die Qualmwolken verzogen hätte», konnte der Kommandant feststellen, daß dieRepulse"

er glücklich sei, heute persönlich begrüßen zu können, habe daÄ ganze deutsche Volk in seinem unerschütterlichen Vertrauen auf den Sieg nur noch bestärkt.

Der Führer gab in bewegten Worten seinem und des ganzen deutschen Volkes Stolz auf die Männer der deutschen U-Boot- waffe Ausdruck. Was sie geleistet hätten, sei die stolzeste Tot» die überhaupt ein deutsches Unterseeboot unternehmen und voll­bringen konnte. Sie habe nicht nur ganz Deutschland auf das tiefste bewegt, sondern ihr Ruhm sei in die ganze Welt hinaus- gegangen

Der Führer überreichte dem Kommandanten, Kapitänleutnant Prien, als höchste Auszeichnung, die es für einen deut­schen Soldaten geben kann, das Ritterkreuz des Eiser­ne^. Kreuzes. Diese Auszeichnung ehrt zugleich auch dis grmze Besatzung.

Kapitänleutnant Prien erstattete sodann dem Führer aus­führlichen Bericht über seine Erlebnisse in der Bucht von Scapa Flow. Anschließend waren der Kommandant und die Besatzung des U-Bootes Gäste des Führers beim Mittagessen in seiner Wohnung.

Harte Schläge gegen England­unter dem Eindruck der deutschen U-Boot- und Flugzeug-Erfolge

Amsterdam, 18. Okt. In ihren Artikeln gibt die niederländisch« Presse den starken Eindruck wieder, der durch die wiederholte» deutschen Angriffe auf britische Flottenstützpunkte und Marine­einheiten in Holland hervorgerufen wurde. DerStandaard" schreibt u. a., in letzter Zeit hätten die Deutschen begonnen, hart« Schläge gegen England zu richten. Die Angriffe der U-Boote und der Luftwaffe auf die britische Flotte hätten nun den Briten gezeigt, daß der Krieg keineswegs ein Kinderspiel ist. Der Nieuwe Rotterdamsche Courant" schreibt: Es habe den An­schein, als ob Deutschland durch diese Kampfhandlungen noch einmal deutlich zu erkennen geben wolle, daß die Antwort Da- ladiers und Chamberlains eine Ablehnung der Vorschläge Adolf Hitlers bedeutet hätten und daß sie mit Nachdruck die Warnung des Führers, es gebe keine Inseln mehr, zu verwirklichen wünschen.

mit ihrem Vorschiff tief im Wasser lag und also ein gewaltiges Leck abbekommen haben mußte.

Daß nach diesem stolzen Erfolg in Scapa Flow der Teufel los war, bedarf keiner Erwähnung, aber allen Versuchen, das schneidige deutsche U-Boot zu fangen oder zu vernichten zum Trotz gelang es die Höhle des Löwen ohne Schaden für Be­satzung und Boot zu verlassen.

Knapp, humorvoll und mit berechtigtem Stolz schilderte Kapitünleutnant Prien die Freude über den erfolgreichen Vor­stoß in den englischen Kriegshafen, der für die englische Flotte als Schlupfwinkel galt.

Valtenderrtsche kehren zurück

Berlin, 18. Ott. Im Wege der Aussiedlung der Balten­deutschen, mit deren Durchführung U-Obergruppenführer Lorenz beauftragt ist, werden voraussichtlich am Freitag drei Schiffe mit etwa insgesamt 1500 bis 2000 Personen in Goten­hasen eintreffen. Dort werden die Rückkehrer so lange verblei-! ben, bis sie von zuständiger Seite entsprechend ihrer bisherigen Berufstätigkeit neue Beschäftigung und damit die Möglichkeit der Schaffung einer neuen Existenz erhalten werden.

Valtendeutsche, die sich bereits im Reich befinden, und die Ankunft von Angehörigen erwarten, können Anfragen hierüber an die Einwanderungsstelle mit dem Sitz in Gotenhafen richten.

Brückenschlag über die Weichsel

Dirschau, 19. Ott. Am Mittwochvormittag ist der direkte Eisenbahnverkehr von und nach Ostpreußen über die neue Weich­selbrücke bei Dirschau durch Reichsverkehrsminister Dr. Dorp­müller eröffnet worden. Die junge Pioniertruppe der deutschen Wehrmacht hat in nur sechswöchiger Arbeit den gewaltigen Brückenbau vollendet, über den an Stelle der von den Polen in die Luft gesprengten großen Weichselbrücke jetzt die ostpreußischen Züge rollen werden.

Während die Sputen des polnischen Zerftörungswerkes an den Trümmern der alten Brücke noch sichtbar sind, dokumentiert die neue Brücke bereits die Entschlossenheit, mit der das deutsche Aufbauwerk angepackt und durchgeführt wird. 20 Meter hoch überspannt die neue fast 1200 Meter lange Brücke in kühner Konstruktion den deutschen Weichselstrom und ist mit ihrem mächtigen Eitterwerk weithin sichtbar.

Madrid, 18. Okt. Die letzten Waffenerfolge machten in Spa« nien nachhaltigen Eindruck. L>,as.Zurückgehen der Franzosen und

U-Boot-Kommandant Prien vor der Presse