Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Nummer 228 Alt e nsteig, Freitag, den 29. September 1S3S KL Zahrga«D
Die Mskauer Besprechungen zu Ende geführt
Drei Vereinbarungen unterzeichnet
Moskau, 29. Sept. (Telegramm.) Die Besprechung zwischen dem Reichsminister des Auswärtigen, von Rib- bentrop und den sowjetrussischen Staatsmännern, dem Regierungschef und Autzenkommissar Molotow und Herrn Stalin» wurden in Gegenwart des deutschen Botschafters in Moskau, Graf von der Schulenburg, heute i« Laufe der Nacht zu Ende geführt.
Als Ergebnis der Verhandlungen sind folgende Vereinbarungen unterzeichnet worden:
Gemeinsame politische Erklärungen der Reichsregierung und der Sowjetregierung
Erklärung der deutschen Reichsregierung u. der Regierung der UdSSR, vom 28. S. 39
Nachdem die deutsche Reichsregierung und die Regierung der UdSSR, durch den heute Unterzeichneten Vertrag, die sich aus dem Zerfall des polnischen Staates ergebenden Frage« endgültig geregelt, damit ein sicheres Fundament für einen dauerhaften Frieden in Osteuropa zu schaffen habe«, geben sie übereinstimmend der Auffassung Ausdruck, Satz dies den wahren Interessen aller Völker entsprechen würde, den gegenwärtig zwischen Deutschland einerseits und England und Frankreich andererseits bestehenden Kriegszustand ein Ende zu machen. Die beiden Regierungen werden deshalb ihre gemeinsamen Bemühungen, gegebenenfalls im Einvernehmen mit anderen befreundeten Mächten, darauf richten, dieses Ziel sobald als möglich zu erreichen.
Sollten jedoch die Bemühungen der beiden Regierungen erfolglos bleiben, so würde damit die Tatsache festgestellt sein, daß England und Frankreich für die Fortsetzung des Kriegs verantwortlich sind» wobei im Falle einer Fortdauer des Krieges die Regierungen Deutschlands und der UdSSR, sich gegenseitig über die erforderlichen Maßnahmen konsultieren werden.
Moskau, den 28. September 1939.
Für die deutsche Reichsregierung: von Ribbentrop.
In Vollmacht der Regierung der UdSSR.:
W.M. Molotow.
Deutsch-sowjetischer Grenz- und Freundschaftsvertrag
Die deutsche Neichsregierung und die Regierung der UdSSR, betrachtet es nach dem Auseinanderfallen des bisherigen polnischen Staates ausschließlich als ihre Aufgabe, tu diesen Gebieten die Ruhe und Ordnung wiederherzustel- leu und den dort lebenden Völkerschaften eilt ihrer völkischen Eigenart entsprechendes friedliches Dasein zu sichern, zu diesem Zwecke haben sie sich über folgendes geeinigt:
Artikel 1
Die deutsche Neichsregierung und die Regierung der UdSSR, legen als Grenze der beiderseitigen Reichsinteressen im Gebiete des bisherigen polnischen Staates die Linie fest, die in der anliegenden Karte eingezeichnet und in einem ergänzenden Protokoll näher beschrieben werden soll.
Artikel 2
Beide Teile erkennen die in Artikel 1 feftgelegte Grenze der beiderseitigen Reichsinteressen als endgültig an und «erden jegliche Einmischung dritter Mächte in diese Regelung ablehnen. /
Artikel 3
Die erforderliche staatliche Neuregelung übernimmt in de« Gebieten westlich der in Artikel 1 angegebenen Linien die deutsche Reichsregierung, in den Gebieten östlich dieser Linien die Regierung der UdSSR.
Artikel 4
Die deutsche Reichsregierung und die Regierung der UdSSR, betrachten die vorstehende Regelung als ein sicheres Fundament für eine fortschreitende Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen ihren Völkern.
Artikel 5
Dieser Vertrag wird ratifiziert und die Ratifikationsurkunden werden sobald wie möglich in Berlin ausgetauscht werden.
Der Vertrag tritt mit seiner Unterzeichnung in Kraft.
Ausgefertigt in doppelter Urschrift in deutscher und russischer Sprache.
Moskau, den 28. September 1939. ^
Für die deutsche Reichsregierung: von Ribbentrop.
Zn Vollmacht der Regierung der UdSSR.:
W. M. Molotow.
Die Karte wird in der Presse später veröffentlicht werden.
Große derrtsch-forvjetruffische Wirtschaftsplanung
Der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare und Außenkommissar Molotow hat an den Reichsaußenminister folgendes Schreiben gerichtet:
Moskau, den 28. Sept. 1939.
An den Reichsminister des Auswärtigen
Joachim von Ribbentrop!
Herr Reichsminister! Unter Bezugnahme auf unsere Besprechungen beehre ich mich, Ihne« hiermit zu bestätigen, daß die Regierung der UdSSR, auf Grund und im Sinne der von uns erzielten allgemeinen politischem Verständigung willens ist, mit Men Mitteln die Wirtschaftsbeziehungen und den Warenumsatz zwischen Deutschland und der UdSSR, zu entwickeln. Zn diesem Zweck wird von beiden Seiten ein Wirtschaftsprogramm aufgestellt werden, nach welchem die Sowjetunion Deutschland Rohstoffe liefern wird, Deutschland seinerseits durch industrielle, auf längere Zeit zu erstreckende Lieferungen kompensieren wird. Dabei werden beide Teile dieses Wirtschastsprogramm so gestalten, daß der deutsch-sowjetische Warenaustausch seinem Volumen nach das in der Vergangenheit erzielte Höchstmaß wieder erreicht.
Beide Regierungen werden zur Durchführung der vorstehenden Maßnahmen unverzüglich die erforderlichen Weisungen erteilen und dafür Sorge tragen, daß die Verhandlungen so schnell wie möglich in die Wege geleitet und zum Abschluß gebracht werden.
Genehmigen Sie, Herr Reichsminister, die erneute Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung.
W. M. Molotow.
»
Der Reichsaußenminifter von Ribbentrop richtete seinerseits an den sowjetrussischen Regierungschef und Außenkommissar ein Schreiben, in dem er den Empfang des obigen Briefes bestätigt. Das Antwortschreiben des Reichs- außenministers wiederholt die an ihn gerichteten Ausführungen Molotows und schließt mit den Worten: „Namens und im Auftrag der deutschen Reichsregierung stimme ich dieser Mitteilung zu und setze Sie davon in Kenntnis, daß die deutsche Reichsregierung auch ihrerseits das Erforderliche in diesem Sinne veranlassen wird."
Anlage zu Dokument 2
(Deutsch-sowjetischer Grenz- und Freundschaftsvertrag)
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AM» Beschreibung der Gren zziehunaL ^I
Die Grenzlinie beginnt an der Südspitz^Litaüens^ver- läust von da in allgemein westlicher Richtung nördlich von Augustow bis an die deutsche Reichsgrenze und folgt dieser Reichsgrenze vis zum Flusse Pisia, von da folgt sie jdem Flußlauf der Pifia bis Ostroleka, sodann verläuft sie in südöstlicher Richtung bis sie den Bug bei Nur trifft. Sie verläuft weiter den Bug entlang bis Krystynopol, biegt dann nach Westen und verläuft nördlich Rawaruska und Lubaczow bis zum Sa». Bon hier folgt sie dem Alußlauf des San bis zu feiner Quelle.
Heeresbericht mm Donnerstag
Auch Festung Modlin bietet Aebergabe an — Erfolgreich«
Luftwaffenangriff auf schweren britische« Kreuzer
Berlin, 28. Sept. Das Oberkommando der WehrmaM gibt bekannt:
Im Osten hat die Masse unserer Truppen die Demarkationslinie planmäßig überschritten. In den am Mittwoch gemeldeten Kämpfen am Südflügel ostwärts des Sa« w»r- den im ganzen 5KV Offiziere und KVVV Mann gefange» genommen. Neben der schon gemeldeten polnischen 41. Division sielen ein Armeeführer, der Führer eines Greaz- schutzkorps sowie die Kommandeure der 7. und 39. Division mit ihren Stäben in unsere Hand.
Die Stadt Warschau, die sich am Mittwoch bedingungslos ergebe» hat, wird nach Erledigung der notwendigen Vorbereitungen voraussichtlich am 29. September besetzt werden. Am Donnerstag vormittag hat auch d« Kommandant von Modlin die llebergabe der Festungangeboten.
Im Westen keine wesentlichen Kampfhandlungen. Bei einem Luftkampf über Saarbrücken wurde ein feindliches FlUMeug zum Absturz gebracht.
Ein schwerer britischer Kreuzer wurde bei der Jsle of May von einer Kampfstaffel mit Erfolg ««gegriffen. Eine 25V-Kilogramm-Bombe schlug im Vorschiff ei».
Boa den am Vortag angegriffenen schweren britische» Seestreitträsten ist ein Flugzeugträger durch eine SKK-KA». Bombe, ein Schlachtschiff durch zwei 2SV-Kil»-B-mbe« i« Bor- und Mittelschiff getroffen worden.
Zum Lagebericht des OKW.
Nach Entwaffnung von 12V VVV Man» deutscher Einmarsch i« Warschau
Berlin, 28. Sept Zu dem heutigen Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht schreibt der „Deutsche Dienst":
Am Mittwoch hat die Festung Warschau sich dem deutsche« Ostheer bediugungslos ergeben, für Freitag ist der Ein- zng der deutsche« Truppen in die Hauptstadt de« zusammengebrochenen Staates vorbereitet.
Zwei volle Tage waren erforderlich, um die Einzelheiten der llebergabe zu vereinbaren. Welches find die Punkte, über die zwischen General Blaskowitz, der auf deutscher Seite die Verhandlungen führt, und dem Stadtkommandanten eine Berein- barnng getroffen werden mutzte? Es liegt auf der Hand, daß auf polnischer Seite zunächst sämtliche Truppeneinheiten, die insgesamt noch etwa 128 000 Mann zählen, benachrichtigt werden mutzten. Sie bekommen Befehl, au welchen Punkten di« Waffen niederzulegen und zu sammeln find, llebergabekomman» dos müssen gestellt und mit den deutschen Abordnungen znsam» mengebracht werden. Darüber hinaus find wichtige Punkte der Stadt besonders zu sichern, damit Sabotage von vornherein verhindert wird. In einer Millionenstadt wie Warschau, die drei Wochen lang die Zivilisten planmäßig zur Verteidigung ausgerufen hat. mutz auch für die Entwaffnung der gesamten Bevölkerung frühzeitig gesorgt werden.
Aber nicht nur an die Sicherung der militärischen Maßnahme« darf gedacht werden. Wenn 120 OM polnische Soldaten in den nächsten Stunden in endlos langen Züge» den Marsch in die deutsche Gefangenschaft antreten, dann entsteht das Problem, wie fie in de» nächsten Stnnden und Tage» verpflegt werden solle«.
Es mutz also vereinbart werden, datz die polnischen Truppenteile ihre Feldküchen und sämtliche Proviantbestände mitnehmen, über die fie noch verfügen. Darüber hinaus mutz auch die Versorgung der Zivilbevölkerung sichergest-llt werden. Die llebergabe der Verwundeten und Kranken und ihre ärztliche Betreuung ist festzulegen. Endlich find die Straßen zu bestimmen, auf denen der Abmarsch der gefangenen Soldaten vor sich geht. Alle diese Dinge werden mit deutscher Genauigkeit geregelt, bevor die Siegesfahnen auf Warschaus Burg und Zitadelle flattern werden. Der deutsche Militärbesehlshaber wird nicht nach dem Einmarsch in die bezwungene Hauptstadt des Feindes plötzlich vor einer Fülle unvorhergesehener Pro- bleme stehen. Wenn die feldgrauen Kolonnen des deutschen Ostheeres in die Weichselstadt einziehen, wird ein reibungsloser Verlauf der militärischen Besetzung geregelt sein.
3n dem gleichen Augenblick, in dem das Schicksal Warschaus