Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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Aliensteig, Dienstag, den 28. August 1839

j 82 . Zahrga»,

Enlscheidungsvolle Tage

Ueberall ist man sich der Tatsache bewußt, daß diese Tage im europäischen Völkerleben von schicksalhafter Bedeutung find. Die diplomatische Tätigkeit läuft auf hohen Touren. Fieberhaft rüstet die PZelt um uns. Der Führer hat durch den Nichtangriffspakt mit Sowjetrußland die Einkreisungs- stout gesprengt. Das englische Hauptkriegsmittel, eine Blockade, wird also diesmal versagen. Wird es England «un zusammen mit Frankreich wagen, das Versailler Ver­brechen durch einen neuen Krieg zu krönen? Letzte Er­wägungen, Konferenzen, Diplomatenreisen dienen der be- oorbestenhen Entscheidung. Die Demokratien haben sich tief in -ie Kriegsatmosphäre hineingerannt und suchen jetzt ver­legen nach einer friedlichen Endlösung. Der Briefwechsel zwischen dem französischen Ministerpräsidenten Daladier und dem Führer sind Ausdruck dafür, zugleich Dokumente darstellend, die über die Entwicklung der gespannten Lage and die Probleme und deren Stand Auskunft gibt.

Während die Einkreisungsmächte und ihre Völker in ner­vöser Unruhe und Kriegspsychose ihre Tage ausfüllen, setzt das Grotzdeutsche Reich mit eiserner Ruhe und Entschlossen­heit die Maßnahmen fort, die geeignet sind, ihm sein Recht unter allen Umständen zu schaffen. Die gewaltige und haar­scharf eingestellte Maschine der deutschen Organisation läuft. Und alle Ausländer, die die letzten Tage auf deutschem Bo­den miterlebt haben, sind so schreibt derV.V." voll von Bewunderung über die kaltbltüige Gelassenheit, mit der 88 Millionen Menschen dem Befehl ihres Führers folgen, und wie völlig reibungslos sich alles abspielt. Den stärksten Eindruck aber macht es auf jene Fremden, daß das ganze Volk, soweit es nicht an den Vorbereitungen unmittelbar beteiligt ist, seinem Tagewerk nachgeht wie in den Tagen vollkommener politischer Ruhe. Dieses Bild der deutschen Disziplin und Zuversicht sticht kraß ab von dem aufgeregten Gebaren in den Ländern des demokratischen Westens, ganz zu schweigen von dem tollen Wirrwarr und den chaotischen Zuständen, dieinPolen herrschen.

Die letzten 48 Stunden haben an die deutsche Geduld und Selbstdisziplin eine besonders harte Anforderung gestellt. Denn unablässig kommen von jenseits der Polengrenze «eueBerichteüberneueSchandtaten und neue Herausforderungen. Niemand wird sich in dieser Lage dar­über wundern, wenn die Zahl derer wächst, die die Frage stellen, warum diesem unerträglichen Zustand immer noch mcht Einhalt geboten werde. Denn jedermann weiß, daß es in der Macht des Reiches liegt, dem polnischen Toben blitz­schnell und durchschlagend ein Ende zu machen. Die Ant­wort lautet: Der Führer verlangt immer noch Geduld von euch, weil er alle, auch die letzten Möglich­keiten zu erschöpfen wünscht, die eine friedliche Lö­sung der Krise, eine unblutige Erfüllung der unab­dingbaren deutschen Forderungen gestatten. Es scheint, daß mau dort, wo die ganze Krise ihren Anfang nahm in London doch nachdenklich geworden ist und nun in später Stunde nach Wegen aus der Sackgasse sucht. Man hat offen­bar endlich ein Haar in der Suppe der Einkreisungspolitik gefunden jetzt, wo sie genossen werden soll. Das gleiche gilt für Paris, wo die Enttäuschungen der letzten Woche vielleicht noch stärker gewirkt haben als an der Themse.

Der brit. Botschafter vom Führer empfangen

Berlin, 29. August. Der Führer empfing Mon­tagabend 22.38 llhr in der neuen Reichskanzlei in Gegen­wart des Reichsministers des Auswärtigen v. Nibben- irop den britischen Botschafter Sir Neoille Henderson.

Der britische Botschafter überbrachte dem Führer eine Mitteilung der britischen Regierung.

Wieder eine typische Lügenmeldung

Berlin, 28. August. Me französische Nachrichtenagentur Havas bringt wieder eine typische Lügenmeldung. Sie behaup­tet, daß eine Reihe von französischen Fischkuttern in der Nordsee »»« deutschen Kriegsschiffen «ntersucht worden sei. Wie wir von »ständiger Seite erfahren, ist diese Meldung frei erfunden.

Aufklärungstruppe Tannenberg-

Ein Erlaß des Führers

Berlin» 28. August. Zur 25 jährigen Wiederkehr des Tages von Tannenberg hat der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht einen Erlaß herausgegeben, m dem es u. a. heißt:

An dem siegreichen Verlauf der Schlacht von Tannen- »erg haben die Ausklärungstruppen durch ihre Meldun­gen über den Marsch und den Verbleib der Njemen- und Narew-Armee hervorragenden Anteil gehabt.

Zur Erinnerung hieran befehle ich:

Die Aufklärungstruppe 10 führt fortan die Bezeich- "*tng:Ausklärungstruppe Tannenberg".

Die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Truppe tragen am rechten Aermelaufschlag ein Erinne- rungsband mit der Aufschrift:Tannenberg".

Die Achse gesch

Dollstes Verständnis und Solidarität für

Rom, 28. August. Wenige Stunden vor der Ueberreichung der englischen Antwort an den Führer unterstreicht auch die Abendpresse, daß von Englands Einstellung die endgültige Ent­scheidung über Krieg oder Frieden abhängen werde. Deutsch­land, so betont der Direktor desGiornale d'Jtalia", habe noch­mals die wahren Gründe seines Konfliktes mit Polen aufgezeigt und halte an seinen gerechten Forderungen fest, denen Italien vollstes Verständnis und Solidarität entgegenbringe. Die An­gelegenheit gehöre zu den Problemen der Ordnung und Gerech­tigkeit in Europa und sollte tm Sinne einer konstruktiven Lösung «ine natürliche Bereinigung finden: Das halbamtliche Blatt be­schäftigt sich weiter mit den an Mussolini gerichteten Friedens­appellen und mit demWunder", das man in gewissen Haupt­städten von ihm erwarte, um zu erklären, daß sie nur dann einen Sinn haben könnten, wenn auf der anderen Sette Staatsmänner mit Verantwortungsbewußtsein und gutem Willen vorhanden seien, die bereit seien, die Realität der Lage einzusehen.

Noch sei, da schon bereits Millionenheere an den Brennpunk­ten zusammengezogen seien, ein wenig Zeit, um Besprechungen abzuhalten, doch die Zeit sei sehr, sehr ernst. Wenn man den Frieden retten wolle, müsse man auf der Gegenseite vor allen Dingen wieder zu einer friedlichen Gesinnung zurückkehren und die konkreten Notwendigkeiten der Völler anerkennen.

Auch dieTribuna" weist auf Len außerordentlichen Ernst der Lage hin und betont, daß die Achse dem Vorgehen der Demo­kratien, die binnen kurzem ihr wahres Gesicht verraten würden, entschlossener denn je gegenüberstehe. Das italienische und das deutsche Volk stehen geschlossen hinter dem Duce und dem Führer und können die Ereignisse abwarten. Die Achse werde sowohl im Frieden wie im Kriege ihren Willen aufzwingen und ihrer Sendung treu bleiben. Wenn es zum Kampfe komme, so setze sich die Achse für die gute Sache ein, denn sie erstrebe nur den Wiederaufbau Europas auf der Grundlage der Gerechtigkeit und neuer moralischer Prinzipien.

Deutschland hat reichliche Vorräte

Warum wurden die Bezugsscheine eingeführt? Reichs- Minister Darrö antwortet

Der Reichsernährungsminister Reichsbauernführer Darrö, äußerte sich in einem Rundfunkzwiegespräch mit dem Ministerial­dirigenten im Reichspropagandaministerium, Verndt, über die deutsche Ernährungslage. Ministerialdirigent Verndt knüpfte daran an, daß das deutsche Volk am Sonntag erfahren habe, daß von Montag ab eine Reihe wichtiger Lebensmittel und anderer Verbrauchsgüter nur noch gegen Bezugsscheine ab­gegeben werden. Mit überraschender Schnelligkeit Hab« in­zwischen jeder seine Bezugsscheine erhalten. Warum sei «4 notwendig gewesen, diese einschneidende Maßnahme so schnell zu treffen?

Reichsminister Darr« antwortet«: Aus den Erfahrungen des Weltkrieges, in dem man den folgenschweren Fehler gemacht habe, eine gerechte Verteilung der vorhandenen Lebensmittel durch Karten erst dann einzusühren, als niemals mehr ganz aus- znholende Mangelerscheinungen auftraten, hatten wir gelernt. Deshalb werde bewußt die Bezugsscheinpflicht schon jetzt, also in einem Zeitpunkt eingeführt, in dem wir mit Nahrungsmittel» reichlich versorgt seien, undz war so günstig, wie es in den letz­ten Jahrzehnten und vor dem Weltkrieg niemals der Fall ge­wesen sei.

Auf die Frage, wie es bei unserer Versorgung in Mehl aus­sehe, erwiderte Reichsminister Darre, noch niemals habe Deutsch­land zu Beginn einer neuen Ernte über so große Gctreidevorrätc verfügt wie jetzt.

Ministerialdirigent Berndt fragte weiter, ob der Minister auch die Lage bei den K a r t o f f e l n, die neben Brot und Mehl nicht bezugsscheinpflichtig seien, so optimistisch wie beim Brot beurteile. Der Reichsminister erklärte, daß auch bei den Kartoffeln unsere Reservevorräte außerordentlich günstig sind. Für die Befriedi­gung des Speisekartoffelbedarfs des deutschen Volkes werde heute nunmehr unmittelbar ein Viertel unserer Eesamtkartoffel- ernte benötigt. Wir könnten also darüber hinaus etwa drei Vier­tel unserer Kartoffelernte anderen Zwecken zuführen. Was den Zucker betreffe, hätten wir jederzeit die Möglichkeit, die Her­stellung der Zuckersuttermittel cinzuschränken, um einen größeren Teil der Zuckerrübenernte als bisher auf Zucker zu verarbeiten. Hinzu komme, daß wir die größte Zuckerrübenernte zu erwarten hätten, die tt in Deutschland gewachsen sei. Außerdem hätten wir aus den letzten Jahren einen Zuckervorrat ans Lager, der ausreiche, um 36 v. H. des Jahresbedarfs zu decken.

Erfreulicherweise hätten wir im Gegensatz zum vergangenen Jahr in diesem Jahr einen Witterungsverlauf gehabt, der sowohl die Obst - als auch besonders die Eemüseernte günstig be­einflußt hat. Wir können also mit einem starken Anfall von Obst und Gemüse aus eigener Erzeugung rechnen. Wir verfügen

offener denn je!

die gerechten Forderungen Deutschlands

also nicht nur in reichlichem Umfange über den einen Rohstoff zur Herstellung von Marmelade, den Zucker, sondern auch über das notwendige Obst. Wir würden also wie bisher in der Lage sein, gute Marmeladen in reichlichem Umfange herzustellen. Aehnliches gelte für Kunsthonig.

Ministerialdirigent Berndt fragte dann, wie es bei den Ver­edelungserzeugnissen sei, in denen Deutschlands Abhängigkeit bis­her am größten gewesen sei, also bei Margarine, Oele, Fett, Schmalznnd Fleisch?

Reichsminister Darre erwiderte, wenn das deutsche Volk sich so wie andere Völker mehr von pflanzlicher Kost ernähre» würde, wären wir ernährungswirtschaftlich längst unabhängig vom Ausland. Die Entwicklung des Verbrauchs an Veredelungs- Produkten in Deutschland sei allerdings in den letzten Jahren in entgegengesetzter Richtung gelaufen. Da uns die gegen,"" tige politische Lage zwinge, durch Unabhängigkeit unserer Ernuyruag dem Führer die Freiheit des Handelns unter allen Umstände» zu sichern, müßten wir nunmehr durch die Einführung der Be­zugsscheinpflicht gerade auf dem Gebiete von Fleisch und Fett diese Derbrauchsentwicklung der letzten Jahre auffangen. Damit entsprächen wir auch einer schon seit Jahren immer wieder be­tonttu Forderung der nationalsozialistischen Aerzteschaft nach gesünderer Lebensführung. Wir hätten gegenwärtig l^l Millionen Rinder mehr als vor dem Weltkriege. Unser Ge­samtschweinebestand werde Anfang Dezember d. I. die Rekord­zahl von rund 26 Millionen erreichen. Die Möglichkeit, unsere Schweine hoch auszumästen, werde zu einem steigende« Ansall von Schweinefett führen. Wir verfügten heute über eine Reserve a» Margarine-Rohstoffen, die etwa dem friedensmüßigen Mar­garine-Bedarf eines Jahres entspreche.

Ministerialdirigent Verndt stellte darauf fest:Die Bezugs­scheine sind also nicht eingeführt, weil die Versorgungslage schlecht ist, sondern um zu verhindern, daß sie einmal schlecht nnrde« könnte. Dank der Arbeit des Reichsnährstand« find also nun alle Versuche der Einkreisungsmächte znm Scheitern verurterlt, das deutsche Volk noch einmal auszuhungern und ihm damit die Waffe aus der Hand zu schlagen."

Reichsminister Darre erklärte cEstPietzeud:Auf ernäh- ruAgspolitifchem Gebiet kan« sich die Lage während des Welt­krieg« nicht wttderhole». Der Führer und das deutsche VoS könne« sich in jeder Lage auf die deutsche Ernährun-gswirt» schifft verlasse». Ls ist mein Stotz, dies in dieser Stunde a no­sprechen zu können."

Plumpe Stimmungsmache

Französischer Historiker geißelt die Sinnlosigkeit des Korridors

Berlin, 29. August. Der Straßburger Sender polemisiert« heute gegen das Antwortschreiben, das der Führer an den Ministerpräsidenten Daladier gesendet hat. Er wendet sich besonders gegen das Beispiel eines Korridors in Frankreich. Der Führer wies bekanntlich darauf hin, wie sich wohl die Franzosen verhalten hätten, wenn Marseille durch einen Korridor von Frankreich abgetrennt worden wäre. Der Straßburger Sen­der behauptete, daß kein Franzose diesen Vergleich annehmen könne.

Demgegenüber weisen wir darauf hin, daß der größte fran­zösische Justizschreiber der modernen Zeit, Jacques Bain-mste im Jahre 1920 ein berühmt gewordenes Buch über den Versailler Vertrag herausgegeben hat. In diesem Buche heißt es auf Seit« 80 der letzten Auslage:Stellen wir uns einmal vor, datz Frankreich besiegt worden wäre und der Sieger aus irgendwel­chen Gründen es für gut befunden hätte, Spanien einen Korri­dor bis nach Bordeaux zu gewähren, indem er uns das Departe­ment der Niederpyrenäen und Bayonne gelassen hätte. Wie lange hätte Frankreich diese Amputation ertragen? Gerade so lange, wie der Sieger Frankreich gezwungen hätte, das za dul­den und Spanien fähig gewesen wäre, seinen Korridor zu ver­teidigen. Beim Korridor von Danzig und bei Ostpreußen kann es nicht anders sein." Jacques Bainville kam zu dem Ergebnis, Deutschland kann die Ostgrenze nicht als endgültig annehme».

Neville Henderson wieder in Berlin

London, 28. Aug. Sir Neville Henderson ist am Montag nach­mittag vom Flugplatz Heston bei London nach Berlin abgeflogen. Premierminister Chamberlain hatte mit Lord Halifax und dem britischen Botschafter in Berlin, Henderson, nach der Kabinetts» sttzung noch eine längere Besprechung.

Das britische Parlament tritt bereits heute Dienstag nach­mittag zusammen.

Heute die englische Antwort

London, 28. Aug. Der Briefwechsel zwischen dem Führer und Chamberlain soll am Dienstag nach der Ueberreichung der eng­lischen Antwort an den Führer veröffentlicht werden.