Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitnng der Kreise Calw und Freudenstadt

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Altensteig, Freitag, den 25. August 1939

j 82. Zahrga»,

Erklärung Rikbentrops

W«ckan» 24. Aug. Der Reichsminister des Auswärtige« von Ribbentrop erklärte bei feinem Abflug aus Moskau:

Deutschland und Rußland ist es früher immer schlecht gegan­gen, wenn sie Feinde waren, aber gut, wenn sie Freunde wa­ren. Gestern war ei« schicksalhafter Tag für die beiden Völker: " ;r Führer und Stalin haben sich für die Freundschaft entschie­den.

Der Nichtangriffspakt und Konsultationspakt, den Herr Mo- lotow und ich gestern abend Unterzeichneten, ist ein festes und un- «rrückbares Fundament, anf dem die beiden Staaten aufbauen «lg, z« einer engen Zusammenarbeit kommen werden. Es ist dies vielleicht einer der bedeutsamsten Wendepunkte in der Geschichte zweier Völker. Man hat versucht, Deutschland und Rußland «Ankreisen, und gerade aus dieser Einkreisung ist nun die dentsch-russische Verständigung entstanden."

Noch seiner Auffassung befragt, welchen Eindruck dieser Pakt i» 3 apan machen würde, erklärte Herr von Ribbentrop:Ich bin überzeugt, daß dieser Vertrag für die russisch-japanischen Begehungen wie auch für die deutsch-japanische Freundschaft sich gnt auswirken wird."

Abschied Ribbentrops von Moskau

Moskau, 24. Aug. Der Reichsminister des Auswärtigen, mm Ribbentrop, hat mit den Herren seiner Begleitung am Donners­tagmittag, um 1320 Ahr, Moskau im Sonderflugzeug wieder verlassen. Zur Verabschiedung k«s Außenministers waren er­schiene« von sowjetischer Sette der erste stellvertretende Volks- kemmiFar des Aeutzern, Potemkin, sowie die meisten Per­sönlichkeiten, die auch am Mittwoch schon zur Begrüßung zugegen waren. Der gesamte Stab der deutschen Botschaft mit dem Bot­schafter Graf von der Schulenburg an der Spitze gab dem Au­ßenminister das Geleit. Auch der italienische Botschafter Rosso

hatte sich-zur Verabschiedung eingefunden.

*

Riddemrovr Ankunft in Königsberg

Begeisterte Begrüßung durch die Bevölkerung

Königsberg, 24. Aug. Auf dem Königsberger Flughafen traf «n Donnerstag gegen 15.20 Uhr Reichsaußenminister von Rib- bentrop mit dem SonderflugzeugGrenzmark" von Moskau kom­mend ein. Zu seinem Empfang waren Ehrenformationen der SA., ff. Politische Leiter, HI., des Arbeitsdienstes und der Polizei angetreten. Reichsaußenminister von Ribbentrop wurde von Gauleiter und Oberpräsident Erich Koch, seinem Stabe, der Generalität und Admiralität der drei Wehrmachtsteile mit starken Offiziersabordnungeu sowie von den Vertretern der Waatsbehörden aufs herzlichste begrüßt.

Die Nachricht von der Zwischenlandung des Sonderflugzeuges in Königsberg hatte sich am späten Vormittag wie ein Lanffeuer verbrettet und im Augenblick prangte die Stadt Königsberg im iAahuenschmuck. Kopf an Kopf stand die Bevölkerung Spalier «l den Straßen und grüßte in dem Reichsaußenminister gleich- >zeitig den Führer, der dieses große Friedenswerk veranlaßt hat «ud zur Durchführung kommen ließ. Ostpreußen als Grenzland «nd freiheitsliebendes Volk weiß diese Tat des Führers in ganz besonderem Maße zu schätzen. Im Laudeshaus fand noch eine feierliche Begrüßung durch den Gauleiter und Oberpräfidenten Erich Koch statt. Der Gauletter sagte u. a., daß gerade in der vom Mntterlande abgetrennten Provinz Ost­preußen die hohe Bedeutung dieses außerordentlichen Erfolges anerkannt werde.Wenn Sie zum Führer kommen, dann sagen Eie ihm, daß die Provinz Ostpreußen wie in der Vergangenheit so auch jetzt und in aller Zukunft unbeirrbar ihren Weg gemäß dem Befehl des Führers gehen wird. Ich darf Sie nochmals anf das herzlichste willkommen heißen und Ihnen gleichzeitig nochmals für alle fetzt unterschriebenen und noch kommenden Dokumente einen würdigen Aufbewahrungsschrein aus Bernstein überreichen."

Der ReichsavHenminister war über diese so außer­ordentlich herzliche und begeisterte Begrüßung sichtlich beein­druckt. Er dankte dem Gauleiter und Oberpräfidenten hierfür, w dem er ausführte:

»Meine Herren! Der Führer hat mich nach Moskau entsandt, das war für manche» in Deutschland eine Ueberraschung. Aber *«r alten Na ti o nals ozialisten, wir wisse» alle: WasderFüh- oer macht, ist richtig! I^d das hat sich auch diesmal wie­der «wiesen. Da hat der Führ« mied« einmal blitzschnell ge­nudelt und hat Rußland ans dies« Eiukreisnugssront herans- Kttrage». Das ist immerhin das Resultat dieses Besuches, dieser dt Stande», dieses Aufe nthaltes des ersten deutschen Ministers» d«r Moskau besucht. Wir wisse«, daß wir zur Zeit wieder in *b>« «ruhi g e » Zeit leben. Aber wie Ihr Gauleiter soeben Eingedrückt hat:Ich weiß, daß diese Provinz Ostpreußen klar, «nd zuversichtlich zum Führ« stehen wird, komme, was da imnme« mag." Es ist ganz sicher das wissen wir alle und können das unbändige Vertrauen in den Führ« habe«: Er

wird auch diese Krise wieder meistern, wie er schon so viele Krisen gemeistert hat.

Wenn ich nachher zum Führ« zurücksliege, so will ich ihm mit Freude eines berichten und das habe ich auch eben ans den Augen der Tausende von Männer», Frauen, Jungen «nd Mäd­chen gesehen nämlich, daß diese Provinz treu und fest Mm Führer steht, daß sie weiß, daß alles, was in der Zukunft auch kommen mag, so kommen muhte ond daß Deutschland auf alle Fälle unbesiegbar ist. Ich danke Ihnen, Herr Gauleiter, für de« schönen Empfang, den Sie mir bereitet haben und kür dieses wundervolle Geschenk."

Nach seinem kurzen Aufenthalt begab sich dann der Reichs­außenminister wiederum durch das Spalier der Königsberg« Bevölkerung zum Flugplatz, wo er mit dem SonderMgzwU den Weg zum Führer antrat.

v. Ribbentrop in Berlin eingetroffen

Berichterstattung beim Führer

Berlin, 24. August. Der Reichsminister des Auswärtige» von Ribbentrop traf am Donnerstag um 18.45 Uhr mit den Herren seiner Begleitung mit dem Condor-FlugzengGrenz­mark" von Moskau kommend anf dem Flughafen Tempelhof ein.

Zu feiner Begrüßung hatten sich Mitglieder des Auswär­tigen Amtes, des persönlichen Stabes und der Dienststelle Rib- bentrosi eingefunden. Weiter war der Königlich-italienische Botschafter in Berlin, Attolico, mit Botschaftsrat Graf Magist­rati erschienen.

Am Mittag war der Reichsaußenminister in Königsberg zwischengelandet und hatte den Flug gegen 16.30 Uhr fortgesetzt. Der Außenminister begab sich vom Flughafen Tempelhof zum Führer, der inzwischen von Berchtesgaden kommend in Berlin eingetroffen war, zur Berichterstattung.

Mobilmachung in Polen

Wirres Durcheinander in Polen

Eine geheime polnische Mobilmachung

G1eiwitz,24. Ang. Wie ans Ostoberschlefie« gemeldet wird, haben die polnischen Militärbehörden in der Nacht zum Don­nerstag eine geheime Mobilmachung angeordnet. SLmtliche Polizei- und Gendarmeriekriifte wurden ausgebot«», um noch nachts die Gestellungsbefehle in die Häuser z» trage«. I« den meiste« Fälle« wurden die zum Kriegsdieust Eiuberu- feue« aus de» Bette» herausgeholt und iu bereitsteheude« Kraftwage« sofort zu de« eiuzelneu Wehrkommaudos transpor­tiert. Donnerstag früh war das Straßenbikd in Ostoberschlefie« ausschließlich von solchen Transporten beherrscht. Man hat sich nicht nur darauf beschränkt, alle wehrpflichtige« Männer einzuziehe«, sondern auch alle wehrunfähig geschriebenen Männer wurden zum Kriegs­dienst eingezogen. Für die Transporte wurde« sämtlich« erreichbaren Last- und Personenkraftwagen beschlagnahmt.

Danzig, 24. Aug. Wie aus dem Korridorgebiet zuverlässig verlautet, hat mit dem Donnerstag i» Pole« di« Mobilmachung begonnen. Dounerstagvormittag find von sämtlichen Felder« die Landarbeiter durch Gendarmerie­beamte alarmiert «nd sofort in ihre Earnifoastiidte geschafft worden.

Ostoberschlefien ein Heerlager

Kattowitz. 24. Ang. Ostoberschlefie» befindet sich in de­ichten Stunden in einem regelrechten Kriegszustand. Auf An­ordnung der Militärbehörden sind sämtliche Schul- und Ver­sammlungsräume mit Militär belegt worden. Die Grenzortt find mit Truppen vollgestopft, und ständig treffen neue Truppen­transporte ein. Alle Personen- und Lastkraftwagen sowie Kraft­räder sind von den Militärbehörden für ihre Zwecke beschlag­nahmt worden. Frauen und Kinder und selbst gebrechliche Leute find zu Schanz-und Befestigungsarbeiten eingesetzt worden. Die Belegschaften der einzelnen Industrieunternehmen müssen ebenfalls gruppenweise zu diesen Arbeiten antreten. In vielen Ortschaften ist e.s den Bauern verboten, auf ihre Felder und in die Wälder zu gehen, wo fieberhaft an Befesti­gungen gearbeitet wird. Besonders intensiv werden die Arbeiten in dem Abschnitt um Nicolai durchgefiihrt. In diesem Abschnitt ist auch die größte Truppenkonzentration festzustel- len. Die hier angelegte Stellung mit Richtung auf Glei- witz kann unmöglich als Verteidigungslinie angesehen werden, sondern stellt in ihrer ganzen Bauart und in ihrer strategischen Lage eine klare Ausfall st elluug des ps-lntfcheu Militärs nach Gleiwitz hin dar.

Polnische Panikstimmung

Kattowitz, 24. Aug. Die Panikstimmung in Ostoberschlefien steigert sich immer mehr und hat jetzt auch die leitenden pol­nischen Stellen völlig ergriffen. Nachdem diese Kreise erst kürzlich leßen, beginnen sie jetzt selbst, Ostoberschlefien den Rücken zu ihre Familien und ihren beweglichen Besitz in Sicherhett bringe» kehren. Viele Generaldirektoren der Industriewerke und andere Männer der polnischen Wirtschaft haben es vorgezoge», ins Innere des Landes zu gehen. Ihrem Beispiel sind bereits zahl­reiche Vürgermeister und Veamte gefolgt. AlleZüge ins Innere Polens sind ständig überfüllt nick» können den Ansturm der Polen fast nicht mehr bewältigen. Die Angstkäufe nehmen nie gekannte Ausmaße an. Die Preise gehen sprunghaft in die Höhe, was besonders in den unteren Bevölke­rungsschichten größte Erregung auslöst. Der Sturm auf Banken und Sparkassen wird immer größer. Die Sparkasse» haben bereits Auszahlungsbefchränkungeu angeorduet, ums die Beunruhigung noch steigert.

Kopflose Mobilmachung in Posen

Alle Hotels für Einquartierung geräumt SLmtliche Kraftwagen beschlagnahmt

Pojen, 24. August. (Von dem Sonderberichterstatter des DNB.f Posen selbst stand heute im Zeichen einer fieberhaften Mobilmachung. In überstürzter Hast wurden die Reservisten der verschiedenen Jahrgänge aus den Wohnungen und aus den Werkstätten durch Polizisten, Radfahrer und Meldegänger ge­holt. Ueberall sah man einzelne Leute und kleinere Trupps mit kleinen Lebensmittelpaketen zu den Sammelplätzen marschieren. Die Stimmung der Bevölkerung war sichtlich gedrückt.

In der Stadt Posen wurden alle Hotels für Einquartierung beschagnahmt, was bei den zahlreichen jüdischen Geschäftsreisen­den eine Panik hervorrief. Auf dem Bahnhof drängte man sich an den Schaltern und ein wirres Durcheinander herrschte in der Bahnhofsvorhalle, wo ganze Familien mit Kisten, Säcken und Betten auf die Abfertigung wartete«.

In der Stadt selbst waren die Lebensmittelgeschäfte über­füllt, und es wurde wahllos gekauft, um sich für alle Fälle zu sichern. Nur mit Mühe konnten die Banken die in Massen an­stehenden Sparer auszahlen.

Der Höhepunkt der Verwirrung wurde erreicht, als die Mili­tärbehörden die Taxen und Privatwagen beschlagnahmten, um ihre Truppentransporte durchzusühren.

Der Stimmungsumschwung bei der polnischen Bevölkerung selbst ist charakteristisch. Während man noch vor einigen Tagen damit rechnen mußte, wenn man deutsch sprach, keine Antwort zu bekommen, oder wenn möglich angepöbelt zu werden, wuÄ>e einem heute in den Restaurants, in Len Hotels und auf dem Flughafen zuvorkommend auf deutsch geantwortet. Man sagte zwar,man wäre bereit", aber jedes Gespräch endete mit der merkbaren Hoffnung, daß der Krieg vielleicht auf irgend eine Weise doch noch vermieden werden könnte.

Das persönliche Verhalten der polnischen Bevölkerung bildete heute einen merkwürdigen Gegensatz zu den wilden Kriegs- tiraden der polnischen Presse.

Militärische Vorbereitungen legen den gesamten Verkehr lahm

Breslau, 25. August. Seit dem Donnerstagmorgen ist der Flüchtlingsstrom nach Beuthen und Hindenburg, wie dieSchle­sische Zeitung" schreibt, auch an der Grünen Grenze Ober­schlesiens vollständig abgeschnitten. Die wenigen Flüchtlinge, die es unter Lebensgefahr wagten, über die Grüne Grenze bei Beuthen noch herüberzukommen, berichten durchweg von über­eilten Kriegsoorbereitungen und einer Häufung polnischer Trup­pen unmittelbar im Schutz der Wälder. Die gleichen Eindrücke gewinnt man besonders am Beuthener Zollamt in der König- Hütter-Landstraße. Dort kann man auch ohne Fernglas den Ausbau der erst vor drei Wochen in Angriff genommenen Bun­ker auf der Höhe an der Ecke von Hohenlinde deutlich feststellen. Besonders lebhaft waren militärische Bewegungen beim Car- nallsfreude-Schacht, der sich an der unübersichtlichen Grenzecke befindet. An der Grenze von Beuthen-Stadtwald kamen noch gestern über 150 Flüchtlinge herüber. Die lebensgefährliche Flucht über die Grüne Grenze hat seit den Morgenstunden des Donnerstags restlos aufgehört, denn polnisches Militär hat sie vollständig abgeriegelt.

Auch die letzten Flüchtlinge berichten, daß in ihren Heimat­orten Bismarckhütte und Schwientochlowitz in der Nacht zum Donnerstag selbst heercsuntaugliche ungemusterte Männer im Alter bis zu 50 Jahren aus den Betten geholt wurden. Die