Lette 4
Schwarzwalder Tageszeitung
Nr. 197
An die schwäbischen Tnrner und Sportler
Das glanzvolle zweite Eau-Turn- und Sportfest in Ludwigsburg ist vorüber. Ich danke den vielen Tausenden von Hel- Hern, die das Fest vorbereiteten und den Erfolg gesichert haben Der Reichssportführer hat den schwäbischen Vereinen vor allem für ihre musterhaften Gemeinschaftsübungen seine höchste Anerkennung ausgesprochen.
Wir werden auf dem eingeschlagenen Weg weitergehen and Imrch unsere Arbeit mithelsen, das deutsche Volk gesund unk stark zu machen.
Dr. Klett, Gauführer NSRL.
Das Cannstaller Volksfest
Stuttgart, 23. Aug. Das Programm des 104. Tannstatter Volksfestes, das vom 16. bis 28. September auf dem Cannstatter Wasen stattfindet, ist nun bekanntgegeben worden. Am 16. September, einem Samstag, wird das Volksfest mit dem traditio- nelleu Festzug beginnen, dem die feierliche Eröffnung folgt. Damit wird ein größerer Vrieftaubenstart verbunden sein, und nach dem Einbruch der Dunkelheit wird eine Auffahrt illuminierter Boote auf dem Neckar die Festbesucher erfreuen. Der 17. September als erster Volksfestsonntag wird einen interessanten Flugtag mH dem Wasen bringen, der 21. September als „Lampionfest" («an hat offenbar von den Nächten der hunderttausend Lichter auf der Reichsgartenschau gelernt) eine Illuminierung des ganzen Dolksfestgeländes, der 22. September das berühmte „Sport- fchl der Unentwegten" und die beiden» folgenden Tage je ver- fOedene Pferderennen mit Totalisatorbetrieb.
Lehrlinge für Ostern Sn ?. SWBer beantragen
Der Reichsarbeitsminister h"t neue Richtlinien für die Ein- stÄluugsgenehmigung von Leh.iingen erlassen. Danach muß der Betrieb, der einen Lehrling ans-euen will einen Antrag auf Genehmigung von Lehrstellen unmittelbar an das Arbeitsamt richten. Eine Durchschrift ist, wie der Nsichsstand des deutschen Handwerks weiter mitteilt, bei der zuständigen Innung einzureichen. Lehrstellen, die zu Ostern 1940 beseht werden sollen, müssen bereits bis zum 1. Oktober d. I. beim zuständigen Arbeitsamt beantragt sein. Auf die Einhaltung dieses Termins wird besonderer Wert gelegt. Eine nicht rechtzeitig erfolgte Beantragung hat zur Folge, daß die betroffenen Betriebe bei der Zuweisung von Lehrlingen nur dann berücksichtigt werden könne«, wenn nach der erfolgten Zuteilung,auf die rechtzeitigen Anträge noch Jugendliche zur Verfügung stehen. Die Anträge find auf vorgeschriebenem Formular zu stellen, das je nach der örtliche« Regelung vom Arbeitsamt oder der Innung bezw. Kreis- hmchwerkerschaft bezogen werden kann.
Nichts gegen ein Spielchen, aber —
Die amtliche Korrespondenz der DAF. wendet sich iu grundsätzlichen Stellungnahme gegen die leider immer u w auzutreffeuden Zeitgenossen, die ihr Monatsgehalt oder >b ^ Wocheuloh« beim Würfel- oder Kartenspiel lassen.
So etwas passe nicht mehr in unsere Anschauung. Es solle «ichts gegen ein harmloses Spielchen gesagt werden, das vielen Menschen Entspannung und Erholung bietet. Die Angelegenheit Lekomme aber sofort ein anderes Gesicht, wenn Spielleidenschaft »nd Gewinnsucht den Spieler in ihren Bann ziehen und nicht »ehr loslassen. Damit werde das Spiel zu einer moralischen uud sozialen Frage, an der man nicht vorübergehen könne. Es Hei unmoralisch, um Beträge zu spielen, die mit der Wirtschaftslage des Spielenden nicht in Einklang stehen, w«m ganze Nächte am Kartentisch zugebracht würden und der eise oder andere Familienvater den größten Teil des Monats- gchalls oder Wochenlohns verspielt habe. Das widerspräche in Zeder Hinsicht unserer heutigen Auffassung von Pflicht und Ehre uud sollte unter Kameraden nicht geduldet werden. Auch das Wirfelspiel müsse hierbei erwähnt werden, bei dem es üblich Hei, jedesmal eine Lage Vier oder Schnaps auszuspielen. Da die einzelnen Spiele meist nicht lange dauerten, so häuften sich die Lagen beängstigend. Die Folgen könne man sich ausmalen.
Me Deutsche Arbeitsfront und „Kraft durch Freude" hätten dastir gesorgt, daß alle Schaffenden für wenig Geld viele Möglichkeiten der Entspannung und der Freude haben. Wir brauchte» daher die unmoralischen und unsozialen Gepflogenheiten einer vergangenen Zeit nicht mehr. Je rascher wir sie in ihren letzt«» lleberresten beseitigten, um so besser. Darüber hinaus dürfe man wohl auch die Leistung des gesündesten und stärksten Mannes am Tage nach der verspielten Nacht mit einem Fragezeichen versehen. Man brauche weder Moralpauker noch Philister zu sein; und wir, so schließt die Stellungnahme, „zeigen niemals mit dem Finger auf einen Mann, der mal über die Stränge schlägt und dabei eine saubere Haltung bewahrt. Wo aber die Grenzen überschritten werden, ist ein rechtzeitiges und energisches Wort zur Besinnung auf die Anforderungen, die die heutige Zeit uns stellt, am reck>t-m Matze".
MelM RachMlck aus Mer
sovü Teilnehmer der RSKOB. an der Ttumenüergfcier.
A« der 25-Jahr-Feier der Schlacht bei Tamrenberg nehmen seitens der NSKOV. 15 000 kriegsbeschädigte Frontsoldaten, ehemalige Tannenbergkämpfer, unter Führung des Reichskriegsopferführers, SA.-Gruppenfiihrer Oberlindober, teil. Ferner kommt mit der NSKOV. eine große Skrzahl Väter und Mütter, Witwen und Waisen gefallener Kameraden der Tannenbergschlacht. Die Teilnehmer kommen aus 24 Gauen nach Hohenstein. Fünf Sonderzüge werden notwendig. Besonders stark vertreten sind die Kameraden aus den Gauen Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Mark Brandenburg und Berlin.
Mißglückter Autoraub. Ein 17jähriger junger Mann aus einem Kölner Vorort mietete von einem Droschkenhalteplatz eine Kraftdroschke zu einer Fahrt nach Euskirchen. Unterwegs erzählte er dem Fahrer, daß seine Mutter im Sterben liege. Kurz hinter der Ortschaft Derkum, acht Kilometer vor Euskirchen, ließ der Burschen den Wagen halten und gab an, es sei ihm schlecht geworden. Der Fahrer forderte nun den Fahrgast auf, neben ihm Platz zu nehmen, um ihn bis zum nächsten Haus zu fahren, er werde ihm dort Wasser besorgen. Als der Fahrer starten wollte, zog der jugendliche Fahrgast eine Pistole und schoß auf ihn. Der Schuß ging unterhalb des Kiefers durch den Hals. Der Fahrer wurde einen Augenblick bewußtlos, setzte sich dann aber, als der Täter ihn aus dem Wagen werfen wollte, zur Wehr und sprang aus dem Wagen. Als der Angreifer sah, daß der Fahrer lebte und hinter ihnen andere Kraftwagen nahten, verließ er ebenfalls den Wagen und schoß sich eine Kugel durch den Kops. Beide Verletzte wurden in das Krankenhaus Euskirchen eingeliefert. Dort ist der Täter, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, seinen Verletzungen erlegen. Der verletzte Fahrer befindet sich außer Lebensgefahr.
Tod auf der Hochzeitsreise. Aus der Reichsstraße Hamburg —Kiel kam ein schwerer, mit vier Personen besetzter norwegischer Personenkraftwagen ins Schleudern. Der Wagen drehte sich einige Male um sich selbst. Dabei öffnete sich eine Wagentür an der Seite des Fahrers, der halb herausge- schleuderr und beim Umschlagen der Tür festgehalten wurde. Der Wagen fauste dann noch um ein Stück weiter, wobei der Ka i des Fahrers — es handelt sich um den norwegischen Arzt Dr. Ragnar-Ltum, der sich mit seiner jungen Frau und einem befreundeten Ehepaar auf der Hochzeitsreise befand — ständig auf das Straßenpflaster geschlagen wurde. Der Wagen blieb schließlich vor einem Baum schwer beschädigt liegen. Der Arzt hatte so schwere Verletzungen Erhalten, daß er kurz darauf verschied. Sein Mitfahrer er- NIt einen Schlüsselbeinbruch, während die beiden Frauen wie durch ein Wunder unverletzt davonkamen.
Dis vermißten Mülhauser Kinder ausgefundeu. Die beiden seit etwa zehn Tagen vermißten Kinder des Kaufmanns Traber sind am Sonntag in den Vogesen ausgefunden worden. Die Zigeunerin, die die Kinder entführt hat. hatte sie, als sie sich verfolgt sah, verlassen, und einfach im Gebirge ihrem Schicksal überlassen. Zwei Tage irrten die Kinder in den Vogesen herum. Sie wurden von einem Autofahrer entdeckt, der sofort die Gendarmerie verständigte.
Deutsch-italienische Ausstellung in Wien. Am Mittwoch vormittag wurde im Rahmen der Studentsnweltspiele in der Akademie der Bildenden Künste in Wien die gemeinsame deutsch-italienische Ausstellung von Arbeiten und Werken deutscher und italienischer Studenten, die sich „Junge Kunst" betitelt, in Anwesenheit des italienischen Kultusministers Bottai und des Reichsministers Rust eröffnet.
Der italienische Unterrichtsminister in Wien. Mittwoch äh traf der italienische llnterrichtsminrster Ptckfar zum esuch der Studentenweltspiele auf dem Wiener Sudbahn- lf ein. Reichsminister Rust und Reichsstudentenfuhrer Dr. heel begrüßten den East. Von italienischer Seite waren
Streik auf den englischen Eiienbahnlinien am Samstag?
Die dem Lokomotivführer- und Heizerverband angehörenden Eisenbahnangestellten beschlossen am Dienstag, am Samstag in den Streik zu treten, da ihren Lohnforderungen nicht entsprochen worden ist. Von diesem Streik dürften, wenn er zur Durchführung gelangt, alle großn Eisenbahnlinien Englands betroffen werden.
Aus London wird dazu von gestern gemeldet: Der Verband der Lokomotivführer und Heizer hat heute einen Vorschlag des Arbeitsmin'ifteriums, den zu Samstag 0 Uhr angesetzten Streik aufzufchieben, abgelehnt. Der Beschluß wurde in der Vollsitzung des Vollzugsausschusses gefaßt.
Buntes Allerlei
Heiratsangebot an E. Vernard Shaw
Bor kurzem konnte der bekannte irische Dramatiker G. Vernard Shaw seinen 80. Geburtstag feiern. Bei der Feier waren viele seiner Freunde versammelt. Das Geburtstagskind gab einige Anekdoten aus feinem Leben zum besten. Die schönste handelt von einer Amerikanerin, die ihm vor einigen Jahrzehnten einen Heiratsantrag machte. Die Verehrerin war zwar sehr schön, aber sie befaß keine hervorragende Intelligenz. Um diesen Mangel wußte sie sehr wohl. „Ich schlage Ihnen in meinem und Ihrem Interesse vor, daß wir uns verheiraten. Unser Kind wird der glücklichste Mensch der Well sei«, denn es wird mit meiner Schönheit und mit Ihrer Klugheit ausgestattet sein." Bernard Shaw schrieb darauf folgende Antwort: „Sehr geehrtes Fräulein! Leider bin ich schon verheiratet. Aber auch sonst hätte ich Angst, mit Ihnen die Ehe einzugehen. Den« ich müßte fürchten, daß unser Kind meine Häßlichkeit und Ihren Geht erben würde. Ihr G. Bernard Shaw."
Büffel brüllt im Parlament
Das Parlamentsgebäude von Kairo erhielt neulich einen ungewöhnlichen Besuch. Auf der Straße wurde eiue Vüffelherde vorübergetrieben. Eines der Tiere wurde plötzlich vor eine» vorbeifahrenden Auto wild- und ergriff die Flucht. Ls stürzte in das offene Portal des Parlamentsgebäudes hinein und es gelang ihm, bis zum Sitzungssaal vorzudringen. Die Parlamentssttzung wurde ohne das Klingelzeichen des Präsidenten sofort unterbrochen. In wenige« Sekunden waren die Abgeordneten verschwunden. Der Büffel beherrschte völlig die Lage. Er zerstörte mit seinen kräftigen Hörnern einige Stühle, zertrümmerte einige Fensterscheiben und brüllte triumphierend durch den Raum. H«- beigerufene Polizisten nahmen zusammen mit den Saaldiener« die Büffeljagd im Sitzungssaal auf. Mit einigen Schüssen wurde das Tier zu Boden gestreckt.
Der vergessene Todeskandidat
Im Staatsgefängnis von New Jersey, USA., feierte dieser Tage Archic Herron, der fett 31 Jahren seine Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl erwartet, seinen 80. Geburtstag. Der Ge- fängnisdirektor gestattete ihm, aus Anlaß dieses Altersjubilänms eine Extrapfeife zu rauchen. Dieser Sträfling ist eiu Kuriosum der amerikanischen Justiz. Im Jahre 1808 erschoß er den Geistlichen Reverend Samuel Puikett in der Nähe von New-Bruns- wick in einem Wutanfall, weil der Geistliche seine Verhaftung bei der Polizei veranlaßt hatte. Herron wurde zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung sollte am 8. September 19W statt- finden. Der Tag kam heran, aber die Hinrichtung fand nicht statt. Sie war um 30 Tage verschoben worden. Auch der nächste Hinrichtungstermiu wurde nicht eingehallen. „Endgültig" wurde die Exekution dann auf den 30. März des Jahres 1909 festgesetzt. Aber auch dieser endgültige Termin wurde noch einmal rückgängig gemacht. Der Richter, der sein Todesurteil gesprochen hatte, ließ gegen Herron eine neue Untersuchung anstrenge«, weil ihm Bedenken über dessen Geisteszustand gekommen waren. Bevor aber die Untersuchung abgeschlossen war, starb der Richter. Ein damals noch gütiges amerikanisches Gesetz bestimmte aber, daß nur derselbe Richter, der das Urteil verkündet hatte und der jetzt eine „Untersuchung bis auf weiteres" veranlatzt hatte, seine Verfügung wieder rückgängig machen konnte. Der Tod des Rrch- jters bedeutete also für den Sträfling eine Untersuchung auf Lebenszeit. Er ist znm Tode verurteilt und wartet jetzt schon 31 Jahre lang aus seine Hinrichtung. Sie wird niemals mehr stattsinden. Er gilt im Gefängnis des Staates New Jersey als- der „vergessene Todeskandidat". In den Jahrzehnten, die er im Gefängnis verbrachte, ist er krank und schwach geworden. Er kann sich kaum noch bewegen und verbringt fast den ganzen Tag auf der Pritsche seiner Zelle.
Das Weiter
Der Reichswetterdieust Stuttgart meldet Mittwochabend:
Süddeutschland liegt in einer Zone sehr geringer DiIckgegen- sStze, in der es bei dem herrschenden hohen Feuchtigkeitsgrad der Lust vor allem nachmittags noch zu stärkerer Bewölkung und vereinzelt auch noch zu leichten Gewitterschauern kommt. Die geringen Druckstörungen werden ohne Einfluß auf die Witterung Söddeutschlands sein.
Voraussichtliche Witterung bis Donnerstagabend: Mäßig bewölkt, zeitweise heiter, morgens Nebel, nachmittags noch geringe Neigung zu Gewitterschauern. Mäßig warm.
Für Freitag: 2m ganzen freundlich und warm.
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