Ausöeir

Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenftadt

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Nummer 149

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Altensteig, Donnerstag, den 29. Juni 1939

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I «2. Jahrga»,

Bitte keine Verdrehungen"

Zwischenspiel im englischen Unterhaus

Einbritisches Memorandum zur Flottensrage

London, 29. Juni. Das Foreign Office hat am Mittwoch­abend den Wortlaut eines Memorandums über die Kündigung des deutsch-englischen Flottenabkommens veröffentlicht, das dem Reichsautzenminister durch die britische Botschaft in Berlin über­reicht worden ist. In dem Memorandum heitzt es: es sei nicht der Fall, daß Großbritannien eine feindliche Haltung gegenüber Deutschland einnehmen müsse, in welchem Teil Europa auch immer Deutschland gegebenenfalls in einen Krieg verwickelt sei. England könne nur feindlich sein, wenn Deutschland einen An- grisssatt gegen ein anderes Land unternehme. Weiter heitzt es: daß die Behauptung der Reichsregierung, wonach die britische Politik als eine Politik der Einkreisung hingestellt werde, ohne jede Berechtigung sei. England habe weder die Absicht, noch den Wunsch, die Entwicklung des deutschen Handels zu hemmen. Die britische Regierung sehe Erörterungen über eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Lage Deutschlands gern ent­gegen, wenn nur das gegenseitige Vertrauen und guter Wille wieder hergestellt werden könnten. Wenn Deutschland Verhand­lungen über ein anderes Flottenabkommen erwäge, dann würde England froh sein, gewisse Hinweise über den Umfang und das Ziel zu erhalten, welche Deutschland als für ein solches Ab­kommen erachtet.

Kommand. General des X. Armeekorps, General der Kavallerie Knochenhauer ^ 8

Hamburg, 28. Juni. General der Kavallerie Knochenhauer ist Mittwochabend gestorben.

Nach Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht wurde Generalleutnant Knochenhauer im Frühjahr 1935 Kommandie­render General des X. Armeekorps und Befehlshaber im Wehr­kreis in Hamburg. In dieser Stellung erfolgte die Beförde­rung zum General der Kavallerie am 1. Januar 1936.

Staatsbegräbnis für General der Kavallerie Knochenhauer

Berlin, 28. Juni. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat für den verstorbenen Kommandierenden General des X. Armeekorps, General der Kavallerie Knochen- Hauer, Staatsbegräbnis befohlen. Der Staatsakt findet am L. Juli in Hamburg statt.

Staatsbegräbnis für Graf Eonftanzo Eiano

Livorno, 28. Juni. Heute fand das Staatsbegräbnis für den ersten Präsidenten der faschistischen und korporativen Kammer, Draf Eonftanzo Ciano, unter herzlicher Anteilnahme des ganzen italienischen Volkes statt.

Botschafter v. Mackensen legte im Namen des Führers, des Generalfeldmarschalls Göring, -des Stellvertreters des Füh­rers, Rudolf Hetz, des Reichsautzenmimsters o. Ribbentrop, in seinem eigenen Namen sowie für die Landesgruppe Italien und die Ortsgruppe Livorno der AO. der NSDAP, riesengroße Lor- Mikranze an der Bahre im Hause der Faschistischen Pariei nieder.

Graf Eonftanzo Ciano wird aus dem Monte Nero ein großes Denkmal errichtet werden. Hier wird auch die endgültige Bei­setzung erfolgen.

Balle bei Generalfeldmarschall Göring

^ Be rlin, 28. Juni. Am 27. Juni mittags empfing Generalfeld- E^chall Göring in Karinhal den Staatssekretär der italie- *Hchen Luftahrt, Armeegeneral Balle, in Gegenwart von Ge- ^aloberst Milch. In einer besonders herzlichen zweistündigen Anhaltung wurden Eeneralfeldmarschall Göring die von Ar- *eegeneral Volle mit Generaloberst Milch vor vier Wochen in und in den letzten Tagen in Berlin besprochenen Verein­igungen vorgetragen. Hierbei wurde übereinstimmend fest­igt, alle Fragen der Einsatzgrundsätze, Organisation, Ausbil- und Technik über das bisher vereinbarte Maß weiterhin . >»ien und zu vertiefen. Die Grundlagen für engstes Zu- Menwirken der deutschen und italienischen Luftwaffe sind da- "" gesichert.

einer Ordensverleihung im Aufträge des Führers an alle ^/ienden italienischen Offiziere durch den Generalfeldmarschall fischte dieser bei einem Frühstück noch längere Zeit in kame- **Maftlicher Unterhaltung mit seine» italienischen Gästen.

19 Menschen ertrunken

Hochwasserkatastrophe in einem serbischen Dorf

lg N^-*"^' 3uni. Infolge plötzlichen Hochwassers kamen CiM«"M im serbischen Dorf Subotinac in der Nähe der Aleksinac ums Leben. Durch einen nächtlichen Wolken- >eite der durch diesen Ort führende Gebirgsbach in kür-

DM in an, daß eine acht Meter hohe Flutwelle das ganze

l überschwemmte. Die meisten Häuser wurden zerstört. Fast ganze Vieh ist ertrunken.

jeni^ Katastrophe überschritt in ihren Ausmaßen noch die- vor vier Wochen das Nachbardorf Beli Palanka »ftucht und elf Menschenleben gefordert Hatte.

London, 28. Juni. In der Mittwochsitzung des britischen Unterhauses hat der Labour-Abgeordnete Henderson eine Anfrage an den Ministerpräsidenten gerichtet, worin er Cham­berlain um Auskunft ersuchte, ob die britische Regierung nicht im Interesse der Aufrechterhaltung freundschaftlicher Beziehun­gen zu Deutschland die Reichsregierung auf die herabsetzenden Angriffe in der kürzlichen Rede des Reichspropagandaministers aufmerksam machen will. Chamberlain habe darauf erwidert, daß er besonders in der deutschen Presse Artikel bemerkt habe, in denen jede Rede der britischen Staatsmänner, in der versucht wird, Verständnis für die Lage Deutschlands zu zeigen, herunter- gerissen und verhöhnt werde. Er habe jedoch nicht die Absicht, deshalb bei der Reichsregierung Vorstellungen zu erheben.

Dazu schreibt der Deutsche Dienst:

Dieses Zwischenspiel im Unterhaus können wir nicht vorüber­gehen lassen, ohne unsererseits dazu Stellung zu nehmen. Vor allem muß betont werden, daß die Anfrage Hendersons von fal­schen Voraussetzungen ausgeht. Von herabsetzenden Angriffen des Propagandamimsters aus die englische Regierung kann über­haupt keine Rede sein. Reichsminister Dr. Goebbels hat in seinen Reden und Aufsätzen lediglich den -deutschen Standpunkt in eindeutiger Weise dargestellt und dabei die von Deutschland notwendigen und gerechterweise zu erhebenden Forderungen unwiderleglich wiederholt. Wir wissen, daß sich England bzw. -die englischen Staatsmänner über die Berechtigung dieser For­derungen im klaren sind. Nicht die Darlegung von Reichsmini­ster Dr. Goebbels war herabsetzend, sondern herabsetzend wirkt nur die Tatsache, daß England glaubt, diese Forderungen über­gehen und in Len Wind schlagen zu können.

Das deutsche Volk stellt mit Bedauern fest, Laß die Taten der englischen Politik von einer vollkommenen Verständnislosigkeit gegenüber Deutschland zeugen. Die Reden eines britischen Staatsmannes interessieren uns nicht so sehr, in denen vielleicht der Versuch gemacht wird, Verständnis für die Lage Deutsch­lands aufzubringen. Positives Verständnis würde England zei­gen, wenn es den deutschen Forderungen Raum gäbe. England ist in der Rede des Propagandamimsters weder heruntergerissen noch verhöhnt worden, wohl aber mußte seftgestellt werden, daß England Friedensreden hält und Kriegshandlungen vollzieht. Während die englischen Staatsmänner ihrerseits Friedfertigkeit und Verständigungswillen im Munde führen, sind sie auf der anderen Seite fieberhaft tätig, um Deutschland einzukreisen. Da­bei schrecken sie nicht einmal vor ideologisch völlig entgegengesetz­ten Partnern wie der Sowjetunion zurück. Die Verhandlungen in Moskau beweisen das zur Genüge. England ist sogar bereit, die baltischen Staaten gegen ihren Willen in die Einkreisungs­front hineinzuzwingen, zumindest will es Len Versuch hierzu machen. Wenn dies das Verständnis ist, das England Deutsch­land entgegenbringt, so ist es dasselbe Verständnis,das Eng­land vor dem Kriege Deutschland entgegengebracht hat, mit -dem Ergebnis, daß 1914 beinahe die ganze Welt über Deutschland herfiel." Diesen dummdreisten Schwindel konnten sich -die Eng­länder mit dem kaiserlichen Deutschland erlauben, mit dem Dritten Reich aber nicht. Wir haben diesen Schwindel durch­schaut und scheuen uns auch nicht, dies deutlich zu sagen. Wir denken nicht die englischen Reden zu verhöhnen, sondern stellen nur die schreiende Dissonanz fest, die wir hören zwischen dem, was England tut und dem, was seine Staatsmänner sagen. Daß diese Feststellung England unangenehm ist, können wir verstehen. Dies kann uns aber nicht beirren, die deutschen Forderungen unerbittlich weiter zu erheben und das deutsche Volk auf den Unterschied zwischen den englischen Taten und Worten aufmerk­sam zu machen. Wenn Chamberlain in seiner Antwort auf Hendersons Anfrage auch gesagt hat, er könne die Versuche, die Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern zu vergiften, nur beklagen, so müssen wir demgegenüber daraus Hinweisen, daß die Beziehungen nur vergiftet worden sind durch eine jahrelange, von der englischen Presse, den englischen Kriegshetzern und ehe­maligen Kabinettsmitgliedern systematisch verfolgten Kriegs­treibern. Nicht durch uns sind die Beziehungen vergiftet wor­den, sondern durch Churchill, Duff Coper, Eden und andere. Es ist deshalb verständlich, wenn Herr Chamberlain erklärt, er habe nicht die Absicht, Vorstellungen bei der deutschen Regierung zu erheben; denn beklagen müßte er sich bei seiner eigenen Presse, bei seinen früheren Regierungskollegen und den anderen englischen Politikern. An diese Adresse müßte er auch seine Vor­stellungen richten. Also bitte keine Entstellungen!

Im übrigen dürfen wir bei dieser Gelegenheit bescheiden fragen, ob bei diesem parlamentarischen Zwischenspiel nicht wie­der einmal die alte englische Sitte angewandt worden ist, sich im Parlament eine Anfrage zu bestellen. Jedenfalls ist es eigen­

artig, daß dieselbe Anfrage einen Tag vorher bereits von Preß Association aufgeworfen worden war. Wir werden deshalb mit der Vermutung kaum fehlgehen, daß die Henderson-Anfrage eine aus Regierungskreisen bestellte Angelegenheit war.

Chamberlain weicht wieder aus

Keine Fühlung mit den baltischen Staaten

London, 28. Juni. Wie eine Erklärung zu den englisch-sowjet- russischen Verhandlungen ergibt, sagte Chamberlain im Unter­haus, er seinoch nicht in der Lage", seiner Erklärung vom 26. Juni etwas hinzuzuftigen. Als der Labour-Abgeordnete Henderson hierauf fragte, ob der Premierminister die Presse­meldungen gesehen habe, denen zufolge weitere Anweisungen an den britischen Botschafter in Moskau abgegangen seien, antwor­tete Chamberlain mitJa".

Der Labour-Abgeordnete Fletcher fragte hierauf, ob die Ober­häupter der baltischen Staaten über den Verlauf dieser Verhandlungen informiert worden seien und ob die britische Regierung mit ihnen enge Fühlung halte. Chamberlain er­widerte:Wir stehen in Fühlung mit der französischen Regie­rung, aber ich kann nicht sagen: Wir stehen in Fühlung mit de» Oberhäuptern der baltischen Staaten." Die weitere Frage Mel­chers, ob es nicht wichtig sei, daß man die Oberhäupter der bal­tischen Staaten über den Lauf der Dinge informiert halte, blieb unbeantwortet.

Englands Bittgang nach Tokio

Bon Chamberlain bestätigt

London, 28. Juni. Der Premierminister gab im Unterhaus auf eine Reihe von Fragen, die sich auf die L a g e i n T i e n ts i-» bezogen, eine Erklärung ab Er führte dabei u. a. aus, daß die lokalen britischen Behördenaktive Schritte" ergriffen, um den gegenwärtigen Lebensmittelmangel zu beheben. Wie er bereits am 19. Juni mitgeteilt habe, seien britischen Staatsangehörige, die die Grenze seit dem Beginn der Blockade überschritten hätten, einerrigorosen Durchsuchung" unterworfen worden. Bezugneh­mend auf die Fühlungnahme des britischen Botschafters in Tokio mit dem japanischen Auswärtigen Amt, erklärte Chamberlain, er fei jetzt in der Lage, mitzutsilen, daß infolge des Gedankenaus­tausches zwischen der britischen und der japanischen Regierung man einig geworden sei. in Tokio Besprechungen abzu­halten, die sich zunächst nur auf lokale Fragen in Tientsin beziehen wurden. Man verfolge dabei das Ziel, unter Aufrecht­erhaltung der Neutralität der britischen Konzession die britische Autorität" in der Konzession intakt M halten und hoffe, daß dies tatsächlich der Fall sein werde, llner diesen Umstände» habe die britische Regierung darauf verzichtet, zu prüfe», ob es zweck­mäßig sei, den Streitfall dem Rat der Genfer Liga zu unter­breiten. Was das Anlaufen von Handelsschiffen in Swatau an» gehe, so sei die Lage hier noch immer undurchsichtig. Auf ei« Frage Hendersons, ob sich die Besprechungen in Tokio auch auf die von einem japanischen Sprecher vorgebrachten weitergehende» Forderungen erstreckten, bestätigte Chamberlain ausdrücklich, datz- diese Besprechungen sich auf die lokale Tientsin-Angelegenheit bezögen.

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3apa« will mit England verhandeln

Tokio, 28. Juni. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes er- klärte am Mittwoch auf die Anfrage, ob Verhandlungen Sb« Tientsin-Frage in Tokio geführt worden sollen, daß »ach einem Meinungsaustausch der zuständigen japanische« nnd britischen Behörden die Aufnahme von Verhand­lungen in Tokio beschlossen worden sei und daß die Vorbe­reitungen hierzu in nächster Zeit getroffen würden.

In politischen Kreise» wird erklärt, daß die Regierung i» Uebereinstimmung mit allen militärischen und diplomatische« Stellen darauf bestehe, daß vor der Eröffnung von Verhand­lungen mit England in Tokio die Eesamtlage dahin geklärt werden muffe, ob England bereit sei,der neuen Situation i» Ostaffen Rechnung zu tragen und auf dieser Grundlage mit Japan in China zusammenzuarbeiten". Die britische» Vor­schläge, die der englische Botschafter in Tokio bereits augedo»- tet haben soll, liefen lediglich auf eine örtliche Lösung des Ko«- fliktes in Tientsin hinaus, wobei allerdings ein gewisses Ent­gegenkommen von englischer Seite gezeigt werde.

Londoner Stimmungsmache

London» 28. Juni. Die Londoner Presse verfolgt mit gretzer Sorge die Entwicklung in Fut schau und Wentschau, w» die Japaner Truppen zu lauden beabsichtigen, bzw. schon ge­landet haben. Was die englisch-japanischen Verhandlungsmög­lichkeiten zur Beilegung des Tientfiner Zwischenfalles anbe­langt, so ist die Londoner Presse übereinstimmend der AnsüU.