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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Nummer 147
Altensteig, Dienstag, den 37. Juni 1939
I «2. Zahrga»,
Seschwindigkeitsrekord der Neichsbah«
Triebwagen erreicht 215 Stundenkilometer Berlin, 26. Juni. Am vergangenen Sonntag wurde auf der Strecke Berlin—Hamburg eine Versuchsfahrt mit einem drei- teilgeu Schnelltriebwagen durchgeführt. Auf der Fahrt von Ham- tmg nach Berlin konnten ohne Schwierigkeit und bei überraschend gutem Lauf über einen längeren Streckenabschnitt Stnn- dengeschwindigkeiteu von über 269 Kilometer und eine Spitzengeschwindigkeit von L1S Stundenkilometer erreicht werden. Mit lies« Triebwageu-Schnellfahrt hat die Deutsche Reichsbahn erneut einen Eeschwindigkeitsrekord ausgestellt mit einem Fahrzeug, das für de« öffentlichen Verkehr bestimmt ist, also kein« Smdereinrichtuug zur Erzielung außergewöhnlicher Leistungen enthält. Dieser dreiteilige Schuelltriebwagen wird nach Beendigung der Versuchsreihe demnächst auf der Strecke Berlin—Hamburg dem öffentliche« Verkehr übergeben werde«.
Erntehilfspflicht der Studenten
Berlin, 26. Juni, lieber die Durchführung der Erntehilsspslicht der Studenten, die nach den neuesten Anweisungen nunmehr die Studenten aller Semester und aller Fakultäten gleichmäßig für mer Wochen und unabhängig vom studentischen Landdienst ersetzt, teilt die Reichsstudentenführung weitere Einzelheiten mit. Während des Einsatzes erhält jeder Student einen Einsatzpaß «usMellt, der im Wintersemester an allen Hoch- und Fachschulen bei der Einschreibung vorgelegt werden muß. Während die Studenten hauptsächlich bei der Einbringsng der Ernte helfen, werden die Studentinnen den Bäuerinnen zur Seite stehen oder Erntekindergärten leiten. Durch in bestimmten Abstände» stattfindendes abendliches Singen mit der Dorfbevölkerung wird eine engere persönliche Verbindung mit den Bauern erreicht werde«. Mit einem großen Dorfgemeinschaftsabend verabschieden sich die Studenten. Während der studentischen Hilfe sind zwei größere Eesamtveranstaltungen vorgesehen. So begehen die Studenten mit den Bauern und Landarbeitern Schlageters Geburtstag als abendliche Feierstunde am Feuer. Die zentrale Abschlußkundgebung findet von der Marienburg aus statt.
Olympische Winterspiele Wie noch nie
Me Vorbereitungen in Earmisch
Berlin, 26. Juni. Einen kurzen lleberblick über die vorgesehe- «n und vom Führer schon genehmigten llm- und Ausbauten der «ympischen Wintersportanlageu in Garmisch-Partenkirchen Men am Montag Staatssekretär Hermann Esser, Reichssport- Wrer von Tschammer und Osten sowie Dr. Ritter ro» Halt, der Präsident des Organisationskomitees für die ^Olympischen Winterspiele 1946, der deutschen Tagespresse. Wichtigste Merkmale dieser gewaltigen Veranstaltung, die nun- >Mr endgültig vom 2. bis 11, Februar durchgesuhrt wird, find: «Umgestaltung dies« Spiele zu einem großen Friedensfest aller «aller und sportgerechte Durchführung auf Anlagen, wie sie bisher kein Wintersportplatz der Welt aufzuweisen hat.
, Staatssekretär Hermann Esser unterstrich die Bedeutung «es Olympiajahres 1946 für Deutschland, das nach den Spielen m Garmisch-Partenkirchen, den Festspielen in Oberammergau «d der Großen Internationalen Verkehrsausstellung in Köln «Meise seines friedlichen Wollens liefere. Deutschland als Reise- ^ t reue sich, daß die Wahl abermals auf Earmisch-Parten- ^heu gefallen sei und es ist stolz darauf, daß es erneut mit so schwierig durchzuführenden Aufgabe betraut wurde, werde unterlassen, um die Gäste des Eroßdeutsche» Reiches "Mwrg zu empfangen und ihnen ein Fest des Friedens zu be- 'Men, das das von 1936 noch in den Schatten stellen soll.
Der Reichssportführer stellte fest, daß die nochmalige Dränung Deutschlands zwar mit großer Befriedigung auf- Mommen worden sei, daß man sich aber nicht über die Schwie- Werten täusche, die das Handicap einer Wiederholung nun Mrl mit sich bringe. Wir haben uns zur Ausgabe gesetzt, der einmal etwas ganz Neues und noch viel Größeres als 1936 Taigen. Die Demonstrationen im Skilauf werden in einem 7 *Mgen Ausmaß durchgeführt, daß wir den Skisport bildlich M geschichtliches ZkHt ««setzen. Wir wünschen nicht, daß diese Frage zn einem Zankapfel unter de« Rationen ge- wird, sondern wollen als gute Kameraden und fairste NEeute handeln. Infolgedessen wird sich Deutschland an den Weltmeisterschaften in Oslo auch mit der stärksten Vertretung Öligen, um so praktisch die gute Kameradschaft und die Herzen Beziehungen zu betonen, die uns von jeher mit den normen Schrate« verbinden. Am 1, Juli werde das Organisa- I^omitee zur Durchführung der V. Olympischen Winterspiele ^ikturert, das sofort mit der Arbsit beginnen werde.
^ Aitter von Kalt gab dann die Pläne bekannt, die A^isuug des AW»rs entstanden sind und umgehend in ^Wirklichkeit umgrsetzt werden. Es sind dies ». a. der Aus- ?*des alte« Olympia-Eisstadions, der Vau einer weiteren als Trainingsstätte Mr Kunstlauf und Eishockey A ^pir kleine« «stw, die Schaffung ein« Kunsteisbahn
F SchnÄkauf. der Ausbau der B ob bah n und der Bau eines dnnEdg,
Japan laßt sich nicht einschiichtern
Tokio, 26. Juni. In der Pressekonferenz am Montag stellte der Sprecher des japanischen auswärtigen Amtes auf eine englische Anfrage alle Berichte über angebliche Mißhandlungen von Briten in Tientsin energisch in Abrede. In englischen Kreisen scheint man trotz dieser eindeutigen Erklärungen an den durch Reuter verbreiteten Lügen.festzuhalten.
Die stets gut unterrichtete „Tokyo Afahi Schimbun" schreibt hierzu, Chamberlain betrachte anscheinend schon die Tatsache, daß Briten durch japanische Soldaten kontrolliert würden, als eine „unerträgliche Beleidigung". Eine weitere Behauptung Thamberlaius, daß Japan angeblich England die Führung seiner Außenpolitik vorschreiben will, sei ebenso unverständlich. Japan habe nur betont, daß die gegenwärtige Lage durch die japanfeindliche Politik Englands verursacht worden sei, und daß infolgedessen eine Beilegung des Tientsin-Zwischenfalles ohne Lösung dieser Grundfrage nicht möglich sei. Japan lehne die Verantwortung für die gegenwärtige gespannte Lage ab und werde sich auch nicht durch britische Drohungen einschüchtern lassen.
London, 26. Juni. In großer Aufmachung und mit großem Lärm berichtet die Londoner Presse über neue „Mißhandlungen" von Engländern in Tientsin; man vermeldet die Tatsache, daß selbst Frauen sich der Untersuchung haben unterziehen müssen. In Swatau sollen die Japaner dis Blockade verschärft und zwei britische Schiffe daran gehindert haben.eine Ladung für Hongkong an Bord zu nehmen. Der Befehlshaber der japanischen Flotte, Admiral Kondo, hat bei den englischen Marinestellen einen scharfen Protest dagegen eingelegt, daß britische Handelsschiffe unter Begleitung eines englischen Kriegsschiffes in den Hasen von Swatau eingelausen sind.
Der diplomatische Berichterstatter der „Times" meint, daß die britische Regierung immer noch hoffe, daß sich eine „örtliche Lösung" finden lassen werde. Bei weiteren Forderungen der Japaner könne es indessen „keinen Kompromiß geben". Die britische Regierung sei aber noch immer bereit, die japanische Forderung ans Auslieferung der vier Chinesen in Tientsin zu prüfen. Der lftplomatische Berichterstatter des „Daily Hsrald" will wissen, daß dis Regierung in der Kabinettssitznng am kommenden Mittwoch „Vergeltungsmaßnahmen" beschließen wird, falls aus Tokio keine Anzeichen der Bereitschaft für eine fried- ftche Lösung vorlägen. Voraussichtlich werde man Gegenmaßnahmen auf wirtschaftlichem Gebiet ergreifen.
Japan verlangt Einstellung der englische« Lügenagitation
Tokio, 26. Juni. (Ostasiendienst des DNB.) In einem schriff- lichen Protest des japanischen Generalkonsuls Taschiro in Timtt» fin an den britischen Generalkonsul Jamieson werden die fortgesetzten englischen Lügcnmeldungen über angeblich schlechte Behandlung von Briten als unerhörte Beleidigung des Ansehens der japanischen Armee und der Konsulatspolizei schärfstens gebrandmarkt. Japan, so heißt es weit«, erwarte entsprechende Schritte Englands zur Unterbindung dieser Lugagitation. England werde die volle Verantwortung für etwaige ernste Maßnahmen zu tragen haben, falls der japanische Protest unbeachtet bleiben s Ite.
131 Sruvjetslugzeuge im Ferne« Oste» abgeschossen
TWo, 26. Juni. Das Hauptquartier der Kwantung-Armee meldet aus Hfingking, daßssöit dem 22. Mal bei Luftkämpfen an der mandschurischen Grenze 131 Sowj-etftugzeuge abgeschossen wurden.
Englisches Prestige schwindet
Wiederholung der antibritischen Demonstrationen in Tientsin — Leere Drohungen der britischen Marinebehörden in Swatau
London, 26. Juni. 2m Zuge des immer mehr sinkende» britischen Ansehens müssen sich die Engländer im Fernen Osten weitere „Entwürdigungen" gefallen lassen, die der gegenwärtigen Lage vollauf entsprechen. In Tientsin wiederholen sich täglich Massendemonstrationen in antibritischem Sinne, deren Knall- efekt ein gewaltiges Zerrbild des britischen Premierministers Chamberlain, meist mit dem Regenschirm dargestellt, ist, das jedesmal, wenn es im Zuge herumgetragen wird, orkanartige Lachsalven der Zuschauer hervorruft.
Die Lage in Swatau hat sich seil dem Sonntag ebenfalls wieder verschärft, da die Japaner die am Wochenende erteilt« Einsahrterlaubnis für britische Schiffe dahingehend eingeschränkt haben, daß wöchentlich nur ein Schiff in den Hafen einlaufe« darf. Die britischen Marinebehörden haben jetzt damit „gedroht", die Einfahrt zu erzwingen und den britischen Handelsschiffen Kriegsschiffe als Begleitung mitzugeben. Das Geschäftsviertel in Swatau ist jetzt mit Stacheldrahtverhaus umzäunt worden, der mit japanischen Wachposten versehen ist.
Die Behandlung der britischen Staatsangehörigen durch die
japanischen Grenzwache» hatin der englischen Presse ein ungeheuerliches Wutgeheul ausgÄM Nachbekiruntem Must« werde» wieder die unverschämtesten Äkgr» i» Äre WÄt gHetzt, mit de«» man anscheinend versuchen will, das unaufhaltsam schwindend^ Ansehen Englands zu verschleiern.
Eine typisch englische Mache
Lüge soll von Len von Dr. Goebbels vorgebrachten sachliche» Argumenten ablenken
Berlin, 28. Juni. Die englische Presse, allem voran der „Daily Telegraph" berichtet, Latz Reichsminister Dr. Goebbels in seiner Rede auf dem Essen« Gautag unter anderem erklärt habe: „England stehe La wie ein Idiot".
Schon am Stil dieser Wiedergabe ist unschwer zu erkennen, daß sie gänzlich unwahr und frei erfunden ist. Sie wnrde wahrscheinlich in der englischen Propagandaküche hergestellt zu de« Zweck, das Auge der britischen Oeffeutlichkeit von den sachliche« Argumenten, die den deutschen Standpunkt erhärten, abzulenke« und sie durch eine Lüge zu ersetzen, damit der englische Propa- gandadienjt besser polemisieren kann. Es erübrigt sich, auf diese typisch englische Mache näher einzugehen.
Unterhaus äußerst unruhig!
Zehn Wochen Verhandlungen mit Moskau
London, 26. Juni. Zu den Verhandlungen des kapitalistischen Albions mit den Sowjets erklärte Ministerpräsident Cham» derlain im Unterhaus, die britische Regierung prüfe in Konsultation mit der französischen Regierung die sowjetrussische« Kommentare zu den Vorschlägen, von denen er in seiner Er- klärung vom 19. Juni gesprochen habe. Außenminister Lord Hali- fax hoffe, in Kürze in der Lage zu sein, dem britischen Botschafter in Moskau neue Instruktionen zu geben. Auf die Frage des Labour-Abgeordneten Dalton, ob die Regierung, nachdem die Verhandlungen nun schon seit zehn Wochen im Gange seien, und seit der Abreise Strangs nach Moskau auch schon über zehn Tage verstrichen seien, nicht weitere Maßnahmen, z. B. durch die Entsendung eines Ministers nach Mosbru, ergreife» wolle, antwortete Chamberlain: „Ich glaube nicht, daß dies der Lage dienen würde." Auf die weitere Frage, ob es nicht klar sei, daß dies« noch bestehenden Schwierigkeiten in Berlin griHte Befriedigung Hervorrufen und die Gefahren steigere, sagte Chamberlain, das möge schon sein, da die Sowjetregierung auch daran denke. Auf weitere Fragen weigerte sich Chamberlain, Einzelheiten üb« die Konsultation mit der französischen Regierung bekanntzugeben.
Im Unterhaus wurde Chamberlain gefragt, ob er von der japanischen Regierung eine sofortige Entschuldigung und Genugtuung wegen der Schädigung des britischen Prestiges und der „unwürdigen Behandlung" britischer Staatsangehörig« in Tientsin fordern und die Meistbegünstigungsklausel für Japan außer Kraft setzen wolle. Chamberlain erklärte hierauf ausweichend, die „Lage in Tientsin sei im allgemeine» unverändert", er bedauere jedoch, sagen zu müssen, daß emu Reihe von „Entwürdigungen" britischer Staatsangehöriger durch die Japaner vorgekommen seien. Eden fragte, ob die Hoffnung«» des Premierministers allein auf die Fühlungnahme mit ToS» zurückgingen, oder ob sich die Lage lokal gebessert habe. Lha«» berlain erwiderte, seine Hoffnungen seien mit den Besprechung«» mit der japanischen Regierung iu Tokio verknüpft.
Rattofigkett in London
Zerfahrenheit der Moskauer Paktverhanistunge«
London, 26. Jnm. Die Londoner Morgenpresse ist am Montag gegenüber dem Stand der englisch-sowjetrussischen Paktverhand- dmgen äußerst zurückhaltend. Die Blätter können ihre Ratlosigkeit nicht mehr verbergen, offensichtlich unter dem Eindruck, daß angesichts der hoffnungslosen Zerfahrenheit der Lage alle Be- schönigungen und aller Zweckoptimismus nichts mehr nützen. Di« „Times" begnügt sich mit der Feststellung, daß während des Wochenendes britische Regierung und die Botschaft in Moskau i« ständigem Meinungsaustausch gestanden hätten. Es „scheine wahrscheinlich", daß der britische Botschafter innerhalb der nächsten ÜÄge eine neue Anssprache mit Molotow suche» werde. Der „News Chrvnirle" macht der Regierung den Vorwurf, daß sie vor Monate» den sowjetrussischen Vorschlag eines „geraden und einfachen Bündnisses", wie sie es jetzt haben wolle, abgelehnt habe. Jetzt wolle Moskau ei« derartiges Bündnis nicht ohne Gegenforderungen annehmen.