Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und FreudenstadL
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Nummer 145
I
Altensteig, Samstag, den 24. Juni 1939
s «2. Zahrga»
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Dr. Goebbels sprach bei einem Detriebsappell
über die deutsche Außenpolitik
Berlin, 23. Juni. Im Omnibus-Betriebsbahnhof Helmholtz- > Straße der Berliner Verkehrsgesellschaft fand am Freitag für fgrotzr Teile der BVE.-Eesellschaft und der Städtischen Unter- /mehrnerl ein Betriebsappell statt, der für die IS ÜOO Teilnehmer dadurch zu einem tiefen und nachhaltigen Erlebnis wurde, daß der Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels selbst gekommen war. Erneut mit stürmischen Heilrufen empfangen, nahm Dr. Goebbels das Wort. Vom ersten bis zum letzten Wort standen die Schaffenden der städtischen Betriebe im Banne der mitreißende« RÄ>e. Die erregten Zwischenrufe, die so oft laut wurden, als der Minister die Machenschaften der englischen Hetzer und Unruhestifter geißelte, die schallende Heiterkeit, mit der die Män- «r und Frauen die albernen Versuche zur Kenntnis nahmen, ,ei»en Keil zwischen Führung und Gefolgschaft zu treiben — Auzum, die restlose, begeisterte Zustimmung zu allem, was der Minister als das Endziel des Führers und die Aufgabe der Deutschen Außenpolitik darlegte, bewies für jeden, der die Kund- Ackbrrug milerlebte, daß Führer und Gefolgschaft im Dritten Meich einen einheitlicher, unzertrennlichen Block bilden, den zu ^spalten ein^ausstchtloses Unterfangen ist. Man muß die Stim- imuug, die die Kundgebungsteilnehmer während dieser Rede er- !fatzte, miterlebt und beobachtet haben, um zu wissen, daß Dr. Goebbels nichts anderes als das gesagt hat, was die Massen «des Berliner Volkes selbst empfinden, und was ihren eigenen !DLufchen, Denken und Hoffen entspricht. Der Gruß an den Führer und die Lieder beschlossen den Detriebsappell, nach dessen Abschluß Dr. Goebbels noch einmal im Mittelpunkt der begeisterte» Dankeskundgebungen der Männer und Frauen der städ- tWe» Unternehmen stand.
Danzig im Zeichen des Weichselländer Süngerfestes
Begeisterter Empfang der Memelläuder
Danzig, 23. Juni. Danzig steht völlig im Zeichen des Weichselländer Sängerfestes, bei dem sich die Sänger aus dem ganzen Osten des Reiches treffen. Obgleich die polnischen Behörden die Ausreise der deutschen Sänger aus dem polnischen Staatsgebiet nach Danzig verhindert haben, so werden doch im Laufe des heu- . tigen Freitags über 1000 Sänger und Sängerinnen aus dem Reich und den baltischen Staaten eintreffen.
Als erste trafen Vereine aus Ostpreußen ein. Um 2 Uhr landete der Bundesführer des Deutschen Sängerbundes, Oberbürgermeister Meister, auf dem Danziger Flugplatz und wurde von der Festleitung herzlich begrüßt. Als bekannt wurde, daß im Lause des Nachmittags die deutschen Volksgenossen aus Memel und Riga eintreffen würden, sammelte sich auf dem weiten Vorplatz des Danziger Hauptbahnhofes eine große Menschenmenge an, die die befreiten Memelländer jubelnd begrüßte. Aus Memel sind 228, aus Riga 180 Sänger eingetroffen. Fortgesetzt i treffen neue Vereine aus Ostpreußen, Pommern, zum Teil in eigenen Autobussen, ein. Das letzte große Sängerfest in Danzig ! liegt 28 Jahre zurück.
Lustarmeegeneral Dalle besucht Berlin
Auf Einladung Hermann ESrings
Berlin, 23. Juni. Der italienische Staatssekretär Luftarmee- Aalle wird auf eine Einladung des Reichsministers ^Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Eeneral- 1 wvunschM Eöriug, am Samstag um 11 Uhr auf dem Flugplatz ^Enen zu einem mehrtägigen Besuch in Deutschland eintreffen. ach der Laudung und der Begrüßung wird er sich nach dem Hotel Esplanade begeben.
Entjudung im Protektorat
2uni. Die Presse begrüßt den Erlaß des Reick Protektors über die Entjudung der Wirtschaft - und Mähren und betont, daß diese Verordn» der »n- rechten Zeit erschienen sei, um schwere Schäden des Protektorats zu verhindern. Eine Bestand inayme des jüdischen Vermögens im Protektoratsgebiet h ,"re bestätigt, daß es bei weitem den jüdischen B übertrifft. Während der Anteil der jüdischen B rerung xaum 3 Prozent beträgt, befindet sich ein volles Dritt in Ü ehemaligen tschechoslowakischen Nationalvermöge,
im Ni- ^"den der Juden. Die Höhe des jüdischen Vermöge, Krn«I»ktorat wurde schon vor längerer Zeit auf 17 Milliarde Dert (^ Milliarde« RM.) geschätzt. Das entspricht de Dev Nieren tschechischen Eisenbahnen mit Men Baute Wagenpark ei-geschlossen. Heute kann d« ^ we^^n "" Prot^torat auf rund 2 Milliarden RM g
Neuer Kmesall Londons vor dem Kreml
Ob ihr Flehen wohl erhört wird
Der Türken-Bertrag als einziger Trost
Pariser Stimmen zu den Berhandlungen mit Moskau
Paris, 23. Juni. Die Pariser Presse hat im Zusammenhang mit den Moskauer Verhandlungen am Freitag wieder einmal das schwere Problem zu lösen' Wie sage ich's meinem Kinde?, da seit Tagen und Wochen die französische Öffentlichkeit von ihrer Presse beschwindelt wurde. Eine Reihe von Blättern versucht, sich einfach dumm zu stellen. Zusammenfassend kann man feststellen, daß die optimistische Note aus der Pariser Presse ziemlich verschwunden ist.
Ilm die Lage für die Westdemokratien nicht allzu schwarz hinstellen zu müssen, klammert sich die Presse an das französisch- türkische Sandschak-Abkommeu, auf das sie aus Anlaß seiner Unterzeichnung am Freitag abend ihre Lobeshymnen anstimmt. Die Abtretung des Sandschaks wird dabei von allen Zeitungen als absolute Selbverständlichkeit hingestellt, die „nur ein kleines Opfer gegenüber dem gewaltigen Gewinn einer Mitarbeit der Türkei und einem freien Durchfahrtsrccht durch die Dardanellen" sei.
Der Außenpolitiker der „Epoque" meint, mit den Moskauer Verhandlungen gehe es ständig auf und ab. lleberhaupt müsse man feststellen, daß es in diesen Verhandlungen viel zu viel Vorschläge und Gegenvorschläge gebe. Der Londoner Vertreter des „Figaro" erklärt, jeder unvoreingenommene Beobachter müsse die Meinungsverschiedenheiten bedauern, die über die Sowjet-Verhandlungen im britischen Kabinett aufgetreten seien. Das gleiche gelte für die französische und die britische These, die niemals vollkommen miteinander Lbereingestimmt hätten. Jedenfalls habe die Sowjetregierung keine Gegenvorschläge unterbreitet. Wieder einmal sitze man in der Sackgasse. Eine Ueberschrift des „Excelsior" wirkt in ihrer Verlegenheit geradezu grotesk: „Die Sowjets sind mit den letzten französisch-englischen Vorschlägen nicht vollkommen einverstanden". „Ordre" jammert, die Engländer hätten bei weitem nicht so geschickt manövriert, wie man gewünscht habe. Wenn man heute noch einen Pakt unterzeichnen wolle, müsse man allen Moskauer Wünschen klein beigeben. Dabei wäre aber ein derartiger Pakt mit allerhand Gefahren verbunden. „Jedoch — wenn das Haus brennt und die Türe verschlossen ist, ist der Sprung durchs Fenster eben die letzte Rettung."
London hofft «och immer
London, 23. Juni. Die Londoner Blätter machen noch den allerdings sehr schüchternen Versuch, die Schwierigkeiten bei den Verhandlungen mit Moskau durch krampfhafte zweckoptimistische Bemerkungen zu verhehlen. So meint der diplomatische Korrespondent der „Times" treuherzig, man nehme die Taß-Erklärung, die bekanntlich keinen Zweifel an der Tatsache ließ, daß die „neuen" englisch-französischen Vorschläge keinen Fortschritt bedeuteten, nicht allzu tragisch. Nach dem diplomatischen Korrespondenten der „Daily Mail" und dem politischen Korrespondenten des „Daily Expreß" habe das britische Außenamt bereits neue Anweisungen an den britischen Botschafter in Moskau entsandt, um, wie die „Daily Mail" es nennt, die Schwierigkeiten zu überwinden, die sich in den Verhandlungen ergeben haben.
Was Italien meint
Mailand, 23. Juni. Die italienischen Blätter stellen fest, daß sich die Verhandlungen Englands und Frankreichs in Moskau in llferlosigkeit verlieren. „Popolo d'Jtalia" Lberschreibt seinen Londoner Bericht: „Bestürzung und Niedergeschlagenheit in London, die Folge von Moskaus Ablehnung der englisch-französischen Vorschläge. — Bittere Demütigung der großen Demokratien". „Eazetta del Popolo" bringt die Schlagzeile: „London wird in Tokio gedemütigt". „Corriere della Sera" schreibt: „Moskau steigert den Bünduispreis" und „Die Sowjets haben England eine neue Demütigung zngefügt".
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„Noch ««annehmbar-, sagt Molotow
Reuter sucht sich zu trösten
London, 23. Juni. Wie Reuter aus Moskau zum Communiqus über die am Donnerstag erfolgte Ueberreichung der sowjet- russischen Antwort auf die letzten englisch-französischen Vorschläge meldet, soll Molotow bei der Ueberreichung der Note dem bri- tffchen und dem französischen Botschafter mitgeteilt haben, daß auch die letzten englisch-französischen Vorschläge für die sowjetrussische Regierung noch unannehmbar seien.
Das bedeutet aber, schreibt Reuter, noch keinen Zusammenbruch der Verhandlungen. Es sei wahrscheinlich, daß die Verhandlungen unterbrochen würden, bis neue Instruktionen vom Foreign Office und dem Quai d'Orsay in Moska« eingetroffen seien.
Der „neue" Standpunkt
London» 23. Juni. Der diplomatische Korrespondent Reuters meldet, daß im Anschluß an die heutigen Unterredungen von Lord Halifax mit Corbin und Maisky bezw. dem Telegrammwechsel mit den französisch-britischen Vertretern in Moskau neue Instruktionen an letztere nach Moskau abgegangen seien. Der „britische Standpunkt" — ein Ausdruck, den die Weltöffentlichkeit nur noch mit verständnisvollem Mitleidslächeln zur Kenntnis nimmt — soll darin aufs neue „klargelegt" werden.
Schachergeschäst um den Sandschak beendet
Frankreich gibt ihn der Türkei zurück
Aukara, 23. Juni. Frankreich hat am Freitag den Sandschak Alexandrette an die Türkei zurückgegebe«. Der Rückgaben«»» trag wurde vom türkischen Anßenminster Saracoglu und de« französische» Botschafter in Ankara, Maffiglia, unterzeichnet.
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Rom, 23. Juni. Die Verschacherung des Sandschaks an di« Türkei ist in Rom mit besonder" "iteresse verfolgt worden, west Frankreich damit seinen Tribut an ore Türkei für einen Pakt bezahlt, dem man einen offenkundig anti-italienische« Charakter beimißt. Außerdem stelle die Abtretung auch ei» großes Unrecht gegenüber Syrien dar. Keine Revision der Genfer Beschlüsse sei, wie der Spezialist des „Popolo di Roma" für Fra» gen des nahen Orients betont, willkürlicher gewesen als dies«, zumal wenn man bedenke, daß dasselbe Frankreich, wenn ei» Deutschland die Rückgabe von Danzig verlange, empört sei und vergesse, daß Berlin für die Rückgabe einer rein deutschen Stadt eintrete, während der Türkei ohne weiteres ein nichttürkische» Gebiet zurückgegeben wurde. Für die arabische Welt zeichne sich aber heute ein Problem von großer Tragweite am Horizont ab, das Problem der Wiederaufnahme des türkischen Vormärsche» Hegen jene Gebiete, die einst zum ottomanischen Reich gehörte». In der Türkei sei die Phase der Konzentration und Eegcnorgant» fation beendet. Jetzt beginne ein neues Kapitel, und England, das diesmal die Forderungen von Ankara gegen Paris unter» stützt habe, werde sich früher oder später mit der Türeki über A» tzelegenheiten, die es direkt angehen, auseinandersetzen müsse».
Gemeinsame französisch-türkische Erklärung
Paris, 23. Juni. Im Zusammenhang mit der Verschache- rung des Sandschaks an die Türkei, mit der bekanntlich Frankreich die Beistandsverpflichtung der Türkei erkauft hat, wurde Freitagabend vom französischen Außenminister und dem türkischen Botschafter in Paris eine gemeinsame französisch-türkische Erklärung unterzeichnet. In dieser Erklärung, ein endgültiges Abkommen soll noch abgeschlossen werden, find die gegenseitigen Verpflichtungen festgelegt. Diese Vereinbarungen, die angeblich das Ziel haben, „Sicherheit auf dem Balkan zu geben", sehen vor, daß sich die französische und türkische Regierung gegenseitig unterstützen, wenn es im Falle eines „Angriffsaktes" zu einem Kriege im Mittelmcergebiet kommen sollte.
Preis für die Versicherung des Sandschaks
Bekanntgabe des türkisch-französischen Abkommens vor dem türkischen Parlament
Istanbul, 23. Juni. Nach Unterzeichnung des türkisch-französischen Vertrages über den Abschluß der Rückgliederung des Hatay-Landes an die Türkei gab Freitagnachmiktag im Parlament von Ankara der türkische Ministerpräsident den türkisch- französischen Hilfspakt bekannt. Er führte dabei u. a. aus, daß dieser Pakt in allen Punkten dem englischen Pakt entspreche und daß er angesichts der gleichlaufenden türkisch-französischen Interessen auf die „Erhaltung des Friedens" gerichtet sei. Der türkische Ministerpräsident erläuterte dann das neue Abkommen und bemühte sich insbesondere darzulegen, daß die Abmachungen zwischen der Türkei und Frankreich nicht im Widerspruch zur Balkanentente stehen würden.
Abtretung völkerrechtswidrig
Scharfe Beurteilung in Rom
Rom, 23. Juni. Der Abschluß des französisch-türkischen Beistandspaktes und die Abtretung des Sandschaks Alexandrette an die Türkei stehen in Rom heute im Vordergrund des politischen Interesses.
Die großen politischen Abendblätter verurteilen in vollkommener Uebereinstimmung die Abtretung des Sandschak als völkerrechtswidrig, da der Sandschak von Alexandrette kein französisches Gebiet, sondern nur ein der französischen Verwaltung anoertrantes Mandat ist.