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Schwarzwäldcr Tageszeit»»,

Nr. 143

Findel England einen Answeg?

Seit Tagen sperrt nun schon ein japanischer Kordon die -ritische Niederlassung von Tientsin von der Außenwelt ab. Sogar elektrisch geladener Stracheldraht umgürtet die eng­lische Konzession in den Nachtstunden und verkündet auch sinnbildlich, wie scharf die Briten in Tientsin von der Au­ßenwelt isoliert werden. Seit Tagen weilt auch der englische Unterhändler Mr. Strang in Moskau, ohne vom Fleck zu kommen und mit den Kommissaren des Moskauer Kremls Ine Umrisse für den geplanten Bllndnispakt endgültig ab- Hustecken. Die Ungeduld in der britischen und darüber hin­aus demokratischen Oeffentlichkeit aber wächst mit jedem Tag, der ergebnislos verstreicht und der Einkreisungspolitik eine Blamage nach der anderen einträgt. Unter solchen Um­ständen kann es nicht verwundern, wenn England krampf­haft nach einem Ausweg sucht. Trotzdem zweifeln viele da­ran, daß überhaupt noch ein tragbarer Ausweg gefunden werde» kann. Der Weg aus dem Dilemma der britischen Po­litik zwischen den Forderungen Moskaus und den Ansprü­chen Japans ist nämlich gerade deshalb so dornig, weil die Zeit drängt und zur sachlichen und ruhigen Ueberlegung nicht viel übrig bleibt.

Schließlich kann England Mr. Strang aus Moskau nicht whne jedes greifbare Ergebnis abreisen lasse», ohne befürch­ten zu müssen, für diesen Mißerfolg von den Wortführern der Einkreisungspolitik auf das schwerste gerüffelt zu wer­den. Aber andererseits erregt sich die Oeffentlichkeit der an­gelsächsischen Welt mit jedem Tage mehr, der Engländer und Franzosen in Tientsin der keineswegs angenehmen Blockade und Durchsuchung durch die japanischen Soldaten ausfetzt. Dennoch, d. h. obwohl es viertel vor Zwölf ist, sieht man gegenwärtig nicht, wie sich das englische Kabinett dem Druck dieser Schraube ohne Ende entziehen will. Auf der «inen Seite verlangt Sowjetrußland die völlige Unterwer­fung Englands unter seine Forderungen. Es drängt auf schriftlich fixierten Abschluß eines lückenlosen Militärbünd­nisses, das sowohl Moskaus westliche wie östliche Grenzen ««schließt. Auch die Herren im Foreign Office wißen nur zu genau, daß die Annahme dieser Forderung gleichbedeu­tend mit einer eindeutigen Stellungnahme gegen Japan ist. Aber kann es sich die britische Politik leisten, im gegenwär­tigen Augenblick Japan so vor den Kopf zu stoßen und zu verärgern, da um Tientsin und die Beziehungen zwischen Großbritannien, Japan und dem China Tschiangkaischeks so kebhaft gerungen wird?

Denn aus der anderen Seite drängen und fordern die Japaner die Anerkennung der von ihnen neu geschaffenen Ordnung in Ostafien, den Verzicht auf die Unterstützung des Marschalls Tschiangkaischek, der sich wiederum der umfang­reichen Hilfe Sowjetrutzlands erfreut. Wie ungern Großbri­tannien die Dinge in Ostasien auf die Spitze treibt, zeigt nur zu deutlich das abebbende Geschrei um die antijapani­schen Sanktionen. England hofft immer noch, nicht alle Brücken zu Japan abzubrechen und seine Interessen im Fer­nen Osten, so Mt es nur irgend möglich ist, zu wahren. Es dürfte eigentlich nicht schwierig für die Engländer zu erra­ten sein, daß sie ihre ostasiatifchen Interessen besser an der Seite Japans als an der Seite Tschiangkaischeks wahren. Weshalb aber fällt ihnen dann es so schwer, zwischen Tokio und Tschungking zu wählen? Hierauf gibt es nur eine Ant­wort: Es sind die Verhandlungen mit Sowjetrußland, die Gespräche Mr. Strangs in Moskau, die die Wahl Großbri­tanniens überschatten, trotz aller Dementis.

Die demokratische Oeffentlichkeit, sowohl in Großbritan­nien wie in Frankreich, ersetzt deshalb die vorläufig noch fehlenden konstruktiven Ziele für einen Ausweg aus der Sackgasse durch wüstes Geschrei und Geschimpfe. Nicht nur Japan ist die Zielscheibe beleidigender Angriffe und Ver­leumdungen. Es fallen sogar recht erhebliche Seitenhiebe Mr die autoritären Staaten, für Deutschland und Italien, ab. Sie können uns allerdings vollkommen kalt lassen, denn einen besseren Beweis für die schwierige Lage, in die sich die Einkreiser hineinmanöveriert haben, gibt es eigentlich nicht. Wer sich unwohl und genasführt fühlt, der ist wütend «ud schimpft, das ist eine alte Wahrheit. Diesen Eindruck Hat man in Deutschland und Italien, wenn Franzosen und Engländer auf einmal diegelbe Gefahr" an die Wand ma­len und einer Solidarität der weißen Rasse das Wort reden. Wer Marokkaner gegen Deutsche am Rhein eingesetzt hat, wer die Abessinier gegen die italienischen Soldaten be­waffnete und im Interesse eines Negus gegen eine Kultur- «afion wie Italien den Wirtschaftskrieg eröffnete, der hat kein Recht, als Hüter der weißen Rasse aufzutreten. So kann man den Schreiern und Hetzern in den Demokratien nur den Rat geben, schimpft weniger und treibt dafür eins Lefsere und konstruktivere Politik.

Neue Erklärung Ehamberlains

Zustände unverändert"

London, 21. Juni. Ministerpräsident Chamberlain gab im kül- sterhaus am Mittwoch eine neueErklärungüberTient- ^in ab, die deutlich die Schwierigkeiten Englands im Fernen Osten, die Schwäche der britischen Machtposition und der Londo­ner Außenpolitik offenbarte. Die Zustände in Tientsin seien un­verändert. Die Zufuhr in frischen Lebensmitteln sei nach wie vor unzureichend. Es habe verschiedene Zwischenfälle durch Ver­schärfung der Blockade gegeben. Die britische Regierung erwarte weitere Nachrichten über diese Angelegenheiten. Von dem Ba­taillon, das die britische Garnison in Nordchina ausmache, stehe mehr als die Hälfte in Tientsin. Der englische Botschafter in To- 'Lo habe im übrigen klargemacht, daß oie britische Regierung ^.mit der Blockade von Tientsin sich nicht einverstanden erklären" Sonne. Die dringliche Frage der Lebensmittelzusuür sei immer moch ungeklärt.

Da lachen selbst die Hühner!

Großes Gelächter brach im Unterhaus auf den Bänken der Opposition aus, als Unterstaatssekretär Butler am Mittwoch in Beantwortung einer Anfrage erklärte, die englische Regierung würde mit der Art und Weise zufrieden sein, in der d i e b rit i- Fchen Vertreter in Moskau die Verhandlungen mit der Sowjetregierung führten (!). Als ein Redner der Op­position fragte, ob die britische Regierung nicht im Falle weiterer Verzögerungen der Moskauer Verhandlungen einen Minister wit entsprechenden Vollmachten nach Moskau schicken wollte, gab «r keine Antwort.

Die Verhandlungen mit Moskau

im Spiegel der französischen und englischen Presse

Paris, 21. Juni. Wenn man am Mittwoch in der französischen Presse verschiedentlich lesen kann, daß im Zusammenhang mit den englisch-sowjetrussischen Verhandlungen bereits die Gefahr bestehe, daß der erstrebte allgewaltige Dreierpakt letzten Endes nun ein recht harmloses Abkommen sein würde, so kommt damit die sichtliche Betretenheit ob des Standes der Verhandlungen mit Moskau zum Ausdruck. Der Londoner Korrespondent des Figaro" meint, die Gefahr eines Abbruches der Verhandlun­gen bestehe zwar nicht, aber es sei nicht ausgeschloffen, daß sie wegen der unüberwindlichen Schwierigkeiten letzten Endes nur zu einem Vertrag von sehr zweitrangiger Bedeutung führen. Der Außenpolitiker derJustice" erklärt, die Verhandlungen mit Moskau zögen sich nun schon seit Monaten in die Länge, und ich habe nicht den Eindruck, als ob die Mission Strangs von Erfolg gekrönt sein würde." Das vollkommene Stillschwei­gen der sowjetruffischen Diplomatie sei beunruhigend. Man wolle endlich wissen, was die Sowjets überhaupt wollen. Eine Agenturmeldung aus Moskau spricht davon, Strang habe um eine Audienz bei Stalin gebeten, eine solche Audienz wäre nach dem Zustandekommen eines englisch-sowjetrussischen Paktesop­portuner".

London, 21. Juni. Die Londoner Presse wird am Mittwoch hinsichtlich des Ausganges der englisch-sowjetrussischen Paktver­handlungen durch einen unatürlichen Zweckoptimismus gekenn­zeichnet. Man hat den Eindruck, daß angesichts der offen zum Ausdruck kommenden Besorgnis um den Tientsin-Konflikt aus keinen Fall auch noch Pessimismus bezüglich der Verhandlungen mit Moskau zu ertragen wäre. Die Blätter sehen daher alles durch eine rosenrote Brille an und wiederholen ihre mit der Zeit stark abgegriffenen Phrasen vonbaldigem Fortschritt", neuen Instruktionen" undBehebung sowjetrussischer Zweifel" usw.

Die dritte Begegnung im Kreml

Moskau, 21. Juni. Am späten Nachmittag fand heute im Kreml die dritte Begegnung zwischen Molotow und den englisch­französischen Unterhändlern statt. Die Unterredung Lauerte nahezu zwei Stunden. Sie war auf einen Wunsch der Unter­händler hin angesetzt worden, die anscheinend neue Vorschläge zu machen hatten, und damit der Mitteilung vonPreß Associa­tion" entsprachen, daß englischerseits kein Wert auf Beschleus nigung gelegt werde. Wie hier bekannt, wird, ist eine vierte Begegnung vorgesehen, sodatz auch diesmal die sowjetrussische Zustimmung offenbar noch nicht erzielt werden konnte.

Feste Haltung m Japan

England muß die Verantwortung für seine Einmischung

tragen

Tokio, 21. Juni. Die am Dienstag auf,genommenen diplo­matischen Verhandlungen zwischen Japan und England in Tokio und London werden von der japa­nischen Presse und in politischen Kreisen als äußerst wichtig für die weitere Entwicklung der gesamten Lage in Fernost und für die mögliche Entspannung oder Verschärfung der Beziehungen zwischen Japan und England bezeichnet. Sowohl in London als auch in Tokio hätte England sich von neuem bemüht, eine lokale Regelung der Tientsinfrage anzuregen, und anscheinend habe der Besuch des amerikanischen Geschäftsträgers im Außenamt die gleichen Ziele verfolgt. Sowohl in London als in Tokio habe die japanische Regierung erklären lassen, daß die in Tientsin getroffenen Maßnahmen vom militärischen und politischen Standpunkt gesehen unvermeidlich gewesen seien, um der un­haltbaren Lage ein Ende zu bereiten. Diese Lage wird kurz mit Feind im Rückengebiel des japanischen Heeres" umschrieben.

England habe durch seine Unterstützung Tschiangkaischeks von Anbeginn des Konfliktes sich in die Auseinandersetzung zwischen Japan und China eingemischt und müsse nun für alle hieraus sich ergebenden Folgen die Verantwortung tragen. Die nicht mehr in Tschungking, sondern auch in den internationalen Nie­derlassungen, also im Rückengebiet eines kämpfenden Heeres fort­gesetzt geführte offene Parteinahme für Tschiangkaischek machten es, so betont man in politischen Kreisen, für die japanische Re­gierung wie auch für die militärische Führung in China unmög­lich, einer lokalen Regelung zuzustimmen, die nicht gleichzeitig eine vollkommene Neutralisierung der engli­schen Haltung gegenüber dem Chinakonflikt in sich schließe. Bevor also diplomatische Verhandlungen mit Erfolg ausgenom­men werden könnten, müßte sich England dazu verstehen, seine Parteinahme für Tschiangkaischek einzustellen und statt dessen die für neutrale Staaten selbstverständliche Berücksichtigung der neuen Lage in China gegenüber den Vertretern der neuen Regie­rungen und den militärischen japanischen Behörden zum Ans­druck bringen.

Eine Gesamtlösung der englisch-japanischen Frage im Fernen Osten mit Bezug auf den China-Konflikt und den sich entwickeln­den Aufbau einer neuen Ordnung sei aber um so notwendiger, als gerade jetzt Japan im Begriff sei, durch weitere militärische Operationen die letzten Verbindungen Tschiangkaischeks zu den noch bestehenden Zufahrtsstraßen abzuschneiden und im besetzten China die Einrichtung einer neuen Zentralregierung zu unter­stützen.

Japaner in Swatow gelandet

Verschärfung der Blockade an der südchinesischen Küste

Schanghai, 21. Juni. (Ostasiendienst des DNB.) Das japa­nische Hauptquartier gibt bekannt, daß japanische Truppen unter dem Schutz von Kriegsschiffen am Mittwoch morgen in der Nähe von Swatow in der südchinesischen Provinz Kwangtung gelandet find. Die Japaner stießen auf keinen nennenswerten Widerstand und rückten schnell in Richtung Swatow vor.

Die Hafenstadt Swatow, über die noch Anfang dieses Jahres ein bedeutender Export nach Hongkong ging, war infolge zahl­reicher Luftbombardements seit Anfang Mai ein toter Platz. Die Landung der Japaner bezweckt eine weitere Verschärfung der Blockade an der südchinesischen Küste. Das Außenamt ver­öffentlicht eine Erklärung, nach der die Landung nur militä­rischen Charakter trage und die Rechte und Interessen dritter Staaten unberührt blieben. Das Hauptquartier meldet ferner, daß jetzt die Blockade der Küste Südchiuas durchgeführt werde» könnte, nachdem neben der Sperrung von Kanton, Amoy, die wichtigsten Versorgungshäfen für Tschiangkaischek, sowie der Ver­kehr auf dem Pangtse stillgelegt worden sind.

Türkische Truppen zum Schutze des Suez-Kanals

Verhandlungen des ägyptischen Außenministers in Ankar» Istanbul, 21. Juni. Aie Verhandlungen mit dem ägyptische» Außenminister in Ankara drehen sich, wie man erfährt, u. a. um die Teilnahme der Türkei an der Sicherung des Suez-Kanals. Aegypten ist, dem englischen Wunsche entsprechend, damit einver­standen, daß im Kriegsfälle türkische Truppen zum Schutze des Kanals eingesetzt werden. Hierüber sollen im Einvernehme» mit England genaue Vereinbarungen herbeigeführt werden. Es wurde, ebenfalls auf englisches Betreiben, auch die Frage des Beitritts Aegyptens zum Pakt von Saadadad angeschnitten. Das Einverständnis der Türkei liegt bereits vor. Es geht also nun noch um die Zustimmung Irans und Afghani­stans. Beide Staaten haben jedoch Bedenken, daß der Pakt oan» den Boden der Neutralität verlassen und zu einem Instrument der englischen Politik werden könnte. Sie wünschen daher, daß der Pakt außerhalb der von England aufgestellten Kombinatio­nen bleibe. Die türkische Presse feiert die traditionelle Verbun­denheit der Türkei mit Aegypten und schreibt, beide Staaten hät­ten infolge ihrer geopolitischen Lage (an den Dardanellen und am Suez-Kanal) die gleiche Aufgabe und die gleiche Pflicht i» der Front des FriÄrens zu erfüllen.

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England und jüdische Verbrecher

Arabische Proteste

Jerusalem, 21. Juni. Wie die arabische ZeitungAjalastin^ meldet, haben die arabischen Frauenorganisationen von Akk» und anderen Städten Palästinas im Zusammenhang mit dem feigen jüdischen Vombenattentat in Haifa, bei dem bekanntlich 18 Araber getötet und 24 verletzt wurden, Protest, telegramme an den britischen Oberkommissar gesandt. In alle» Telegrammen wird übereinstimmend die sofortige Auflösung aller jüdischen Parteien, eine tatsächliche Durchsuchung der jüdi­schen Klubs und Organisationen und die Verhaftung der an de» unerhörten Terrorakten schuldigen Judenhäuptlinge gefordert Aus dem gleichen Anlaß hat der arabische Aerzteverband i» Haifa an den britischen Ministerpräsidenten Chamberlain wi« folgt gedrahtet:Zum vierten Male müssen wir arabische» Aerzte von Haifa das Leid unserer Brüder mit ansehen, dere» Leiber durch Bombe» des verbrecherischen jüdischen Zionismus zerrissen wird. Wir protestieren dagegen, daß diese Verbrecher immer noch nicht verhaftet worden sind, obwohl die jüdisch» Presse zugibt, daß die Täter Juden waren. Nicht ein einziger jüdischer Verbrecher befindet sich in einem Konzentrationslager, während die Gefängnisse und Lager von Arabern überfüllt sind."

Italienische Straßenbauer beim Führer

Berchtesgaden, 21. Juni. Der Führer empfing heute auf dem Obersalzberg den zur Zeit in Deutschland weilenden bekann­ten italienischen Straßenbauer Senator Puricelli im Beisein des Eencralinspektors für das deutsche Straßenwesen, Dr. Todt.

Der Tag von Seapa Flow

Gedenke« der Kriegsmarine

Berlin, 21. Juni. Im Bereich der Kriegsmarine wurde der zwanzigjährige» Wiederkehr des Tages, an dem die deutsch« Hochseeflotte in Scapa Flow versenkt wurde, in feierlicher Wehst gedacht. Alle Kriegsschiffe hatten die alte kaiserliche Kriegs­flagge auf Großtopp gesetzt. Die Kommandanten der SchiW und die Kommandeure der Landtruppenteile wiesen auf die Be­deutung des Tages hin.

Warnung vor Kopplungsverkäufe»!

Berlin, 21. Juni. Der Reichskommissar für die Preisbild«»« teilt mit: Vorfälle geben die Veranlassung, mit allem NachdruM darauf hinzuweisen, daß Kopplungsverkäufe von Lebensmittsbt durch die Vorschriften der Verordnung zur Verbilligung des Warenverkehrs vom 29. Juni 1937 in allen Wirtschaftsstnfev,' vom Erzeuger bis zum Groß- und Einzelverkäufer verboten sind. Zuwiderhandlungen werden streng bestraft. Auf Maren, die zeitweilig knapp sind, müssen ungekoppelt verkauft werden. Wer einen Käufer nötigt, zugleich andere Waren zu kaufen, um eine bestimmte Ware zu erhalten, verteuert damit die Kosten der Lebenshaltung des einzelnen Käufers. Kopp­lungsverkäufe von Lebensmitteln sind deshalb Verrat an der Volksgemeinschaft!

Der Kaufman hat die Pflicht, seine Waren gerecht zu ver­teilen. Wenn er daher bei der Abgabe knapper Ware seine Stammkunden in erster Linie beliefert so beugt er damit Handverkäufen vor und sichert der arbeitende» oder im Haushalt stark beschäftigten Hausfrau ihren Anteil. Gerecht handelt der Kaufmann, der bei der Verteilung knapper Ware die Haushaltungskopfzahl des Stammkunden berücksichtigt. Angerecht handelt derjenige, der die knappe Ware in erster Linie auf Kosten der wirtschaftlich schwächeren Kunden solchen zuteilt, die viel kaufen. Stammkunde ist nicht, wer viel kaust, sonder» wer ständig in dem gleichen Geschäft seinen Bedarf deckt.

Die Hausstau muß wissen, daß sie es nicht nötig hat, zuerst oder zugleich andere Waren zu kaufen, um bei ihrem Kaufmann Anteil an aller knappen Ware zu erhalte«. Sie soll aber nicht mehr verlange«, als der Kaufmann ihr gebe» kann, vor alle« muß jeder Versuch unterbleiben, den Kaufmann zu verleiten, ihr von einer knappen Ware mehr als ihren Anteil zu verabfÄ- gen. Eine solche Bevorzugung ist ungerecht, weil sie immer nur auf Kosten eines anderen Volksgenossen möglich ist.

Wer knappe Ware im Handverkauf abgibt, ist ein Volksschädling! Als ständiger Kunde eines Kauf­mannes erhält jeder seinen Anteil auch an einer knappen Wa« sicherer, als wenn er versucht, die Ware durch Handverkäufe z» erlangen.

Die Preisllberwachungsstellen sind von mir erneut angewiesen worden, gegen Kopplungsverkäufe von Lebensmittel» mit besonderer Schärfe einzuschreiten und die Schuldigen em­pfindlich, eventuell mit dauernder Schließung ihres Geschäftes» zu bestrafen.