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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Hummer 143
Altensteig, Donnerstag, den 22. Juni 1938
«2. Zahrga»,
Die Feuerrede Dr. Goebbels im Reichss-ortseld
^ Wir sehen der wetteren Entwicklung mit sicherer Ruhe und Gelassenheit entgegen
Amnestie-Erlaß des Führers
Für politische Straftaten und Vergehen im Zusammenhang mit dem sudetendentschen Freiheitskampf
Berlin, 21. Juni. Das Reichsgesetzblatt vom 19. Juni veröffentlicht einen Erlaß des Führers über die Gewährung von Straffreiheit in den sudetendeutschen Gebiete« und im Protektorat Böhmen und Mähren. Durch den Erlaß werden alle Strafen aufgehoben, die nach den Vorschriften des früheren tschecho-slowa- kffchen Rechts wegen der Zugehörigkeit zur NSDAP, der Deutsche» Nationalpartei, der Sudetendeutschen Heimatfront, der Ädetendeutschen Partei, ihren Gliederungen und Organisationen der aageschlossenen Verbände, bzw, wegen der Förderung Äer Unterstützung der erwähnten Parteien oder Organisationen »erhängt worden war.
' Darüber hinaus wird Straffreiheit für Straftaten und Ver- waltungsübertretungen gewährt, die in den sudctendeutschen Erbieten vor dem 1. Dezember 1938 und im Gebiete des Protektorats vor dem IS. März 1939 im Kampf für die Erhaltung des Deutschtums oder für die Heimkehr ins Reich begangen wurden.
Ebenso wird Straffreiheit gewährt für Straftaten und Ver- waltungsübertretuugen, die in den svdeiendeutschen Gebieten vor dem 1. Dezember 1938 im Gebiet des Protektorats vor dem B. März 1939 von deutschen Staatsangehörigen oder Volksdeutschen aus politischen Beweggründen begangen wurden, fo- str» nicht als Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe bzw. eine Freiheitsstrafe und eine Geldstrafe zusammen, verhängt worden waren. Landesverrat zum Nachteil des deutschen Volkes ist von diesen Bestimmungen ausgenommen.
Ferner verfügt der Erlaß ohne Rückficht auf die Art und Höhe der Kaste über Straffreiheit für Tscheche« bzw. für die nicht- ÄwM» Volksangehörigen der ehemaligen tschecho-slowakische« KeprMk für Straftaten oder Vergehen aus politischen Beweggründen, wenn sie in den sudetendeutschen Gebieten vor dem 1 Dezember 1938 und auf dem Gebiet des Protektorats Böhmen und Mähren vor dem 16. März 1939 begangen worden find. Ausgenommen von der Straffreiheit find Verbrechen gegen das Leben, Raub, Sprengstoffverbrechen, wenn dabei ein Mensch getötet oder verletzt worden ist, sowie Handlungen, bei denen die Art der Ausführung eine gemeine Gesinnung des Täters erkennen läßt.
Deiüsch-ilalieuische Rotleubesprechiwgell in Iriedrichrhuseil
Ae Besprechungen zwischen Großadmiral Dr. h. c. Raeder M Admiral Cavaguari beendet — Völlige llebereinstim- ' mung der Auffassungen Verl in, 21. Juni. Die Besprechungen in Friedrichshofen k-Esche» Großadmiral Dr. h. c. Raeder und dem Unterstaats- im italienische» Marineministerinm, Admiral Cavag - ***i, haben dir völlige Rebereinstimmung der Auffassungen »chche« der deutschen und der italienischen Marine ergeben und Ad am Mittwoch mittag mit eine« beide Teile voll befricdi- A»deu Ergebnis beendet worden. Die italienische« Offiziere, die *» Mittwoch mittag noch Gelegenheit hatten, mit ihren deuten Kameraden die Schönheiten der Bodeaseelaudschaft zu ge- *>che», werden sich am Freitag früh wieder «ach Italien zuriick-
Deutsch-italienischer Vertrag
öder Sozialversicherung
buHk, LZ, Juni. I« Anwesenheit des Reichsarbeitsminrstsrs ^»dte mck> des königlich italienischen Botschafters Attolico wurde 2««i 1939 ein deutsch-italienischer Vertrag über Sozial- '^enmg unterzeichnet. Damit fanden die Anfang Juni be- Mfllen SozirAverstcherrmgsverhandlungen ihren Abschluß. Der 'Mtsvertrao begründet die voll« Gleichbehandlung frdeutscheu und iialienstschen Staatsaugehö- in ihre« Rechten und Pflichten aus deu beiderseitige« Malversicherungen. Die Verficherungsleistungen werden gezen- M8den Berechtigen, auch wenn diese in dem anderen Staate in vollem Umfange gewährt. Die Rechtsansprüche aus ^^rauken-, Unfall-, Invaliden-, Angestellten und knappschaft- M Penstonsverstcherung werden eingehend geregelt. Die Zu- ^venrechnung der deutschen und der italienischen Versich» Abzerten hat eine Freizügigkeit zwischen der deutschen und der .^Nischen Sozialversicherung und schützt die beiderseitigen Ver- die in dem anderen Staat arbeiten, vor Nachteilen in ^^Verficherungsansprüchen. Der Vertrag wird ergänzt durch über Arbeitslosenhilfe, das auch aus diesem die Angehörigen beider Staaten einander gleuWellt Durch fitere Vereinbarung gilt diese gegenseitige Gleichstellung FamiSenbeihilse». Der Vertrag ist ein neuer Ansdruck Me» freundschaftliche« Achammmmrbeit dm Achsenmächte lchiaiem Gebiete.
Berlin, 22. Juni. Bei der gewaltigen Sonnwendfeier am Mittwochabend im überfüllten Reichs'sportseld hielt Reichsminister Dr. Goebbels die Feuerrede. Die Stimme des Gauleiters von Berlin füllt das weite Rund des Reichssportfeldes und reißt die 120 000 mit zum feierlichen Erleben der Stunde. Heiß und flammend greifen die Worte nach den Herzen der Masse.
Sie schlagen bewußt die Brücke zu uraltem Brauchtum, spannen den Bogen von Geschlechterfolge weit zu Geschlechterfolge hinüber und lassen ein Ahnen erstehen, wie groß dieses Volk ist, von dem wir alle ein Teil sind.
Sie jucht ein Bekenntnis zu der Größe unserer Zeit und zu ihrem vorwärtsstürmenden Tempo, sie künden von der Romantik des gewaltigen Arbeitsrhythmus, der die ganze Nation erfüllt.^ Sie zeugen von dem starken, stolzen, mächtigen Reich Adolf Hitlers, der zum ersten Mal dem Deutschen ein wahres Volksreich gab.
Die gewaltige Wandlung, die der Nationalsozialismus'in Deutschland geschaffen hat, führte Dr. Goebbels den Zehntausenden plastisch vor Augen: Aus dem verhöhnten, belächelten „Volk der Dichter und Denker" habe der Führer in sechs Jahren ein politisch erwecktes Volk gemacht, dessen dynamische Kräfte jetzt einheitlich auf wirklich große Ziele angefetzt werden können, seit Volk und Führung in unerschütterlichem gegenseitigen Vertrauen zusammenfinden.
„Es ist heute", so ries Dr. Goebbels unter begeisterten Kundgebungen der Massen, „nichts so sehr eine Zeit, in der man Weltgeschichte nur studiert, augenblicklich wird in Deutschland Geschichte gemacht!"
Mit schneidender Schärfe wandte sich Dr. Goebbels gegen die Versuche der Siegermächte von Versailles, unser 80 Millionenvolk auch weiterhin von den Reichtümern der Welt auszu- jchließen. Stürmisch brandete der Beifall der 120 000, als er rief:
„Solange man das versucht, ist jedes Friedensprogramm ein leeres Gerede! Denn wir wollen nicht einen Frieden der Phrasen, sondern einen Frieden der Taten! Auch unser Volk soll in Zukunft an den Schätzen dieser Welt beteiligt sein!"
Eingehend setzte sich Dr. Goebbels dann mit der englischen Propaganda auseinander, die die Behauptung ausstreut, wir Deutschen wollten die ganze Welt unterjochen. Davon könne natürlich keine Rede sein. Nur unseren eigenen Besitz hätten wir uns zurückgeholt, und wo wir noch Forderungen erhöben, handle es sich ebenso um wohlbegründetc deutsche Rechte.
Wenn die Engländer uns die Methoden zum Vorwurf machten, mit denen wir diese Rechte durchzusetzen suchten, und wenn sie uns entgegenhielten, daß wir auch auf gütlichem Verhandlungswege hätten zum Ziele kommen können, so sollten sie doch den Beweis für ihre Behauptung beispielsweise in der Kolonialfrage endlich einmal antreten. Soweit es sich allerdings um Mitteleuropa handle, verbitte sich das deutsche Volk die dauernden Einmischungsversuche Englands auf das entschiedenste. Mitteleuropa sei keinesfalls englisches Interessengebiet.
Immer wieder von begeistertem Beifall der Massen unterbrochen, setzte sich Dr. Goebbels dann mit der Londoner Einkreisungspolitik auseinander. England wisse sehr wohl, daß es
nicht mehr das schwache Deutschland von einst, sondern das nationalsozialistische Reich Adolf Hitlers vor sich habe.
Die Engländer tun nur so, als wüßten sie das nicht- Sie streuen ihrem eigenen Volk Sand in die Augen in der heimlichen Hoffnung, doch noch irgendwo in Europa einen Festlauddegen zu finden, einen Dummen, der für England die Kastanien aus dem heißen deutschen Feuer hcrausholen soll. Wenn wir die europäischen Völker über diese Hinterhältigkeit aufzuklären suchen, dann werden sie ungehalten. Sie machen dann in Moral; sie haben es leicht, moralisch zu sein, denn sie besitzen ja alles, was sie zum Leben brauchen.
Auch im Falle von Danzig, so führte Dr. Goebbels im einzelnen weiter aus, hätten die Engländer ihre mehr als sonderbare Moral bewiesen, denn sie erst hätten die Polen zu ihrer törichten Halsstarrigkeit ermuntert in der Hoffnung, daß so in Europa ein Brandherd entstehen werde. Im übrige» sei die Frage Danzigs für jeden Vernünftigen kein Problem mehr. Niemand könne bezweifeln, daß Danzig eine rein deutsche Stadt sei.
„Wenn die Polen heute noch erklären, es erübrige sich, auf unsere Argumente einzugehen", so rief Dr. Goebbels unter immer wieder ausbrechenden, stürmischen Beifallskundgebungen der Massen, „und wenn polnische Scharfmacher ihrem Lande mit törichten Gegenforderungen zu dienen glauben, so sehen wir demgegenüber der weiteren Entwicklung in sicherer Ruhe und Gelassenheit entgegen. Allerdings glauben wir, daß es im Interesse der anderen Seite läge, die Danzig-Frage und die Frage des Korridors einer möglichst raschen Lösung zuzuführen."
„Im übrigen", und immer wieder unterstrichen begeisterte Kundgebungen und stürmische Zustimmung jeden Satz des Ministers, „soll man doch nicht glauben, daß der Führer sich durch Drohungen irgendwie beirren ließe!
Bor Erpressungen haben wir Nationalsozialisten noch niemals kapituliert! Wir haben unsere internationalen Forderungen erhoben. Sie lauten: Befriedigung unserer natürliche« Lebensansprüche. Darüber kann man nicht hinweggehen; diese Forderungen kann man nicht bagatellisieren. Wenn man das in London, Paris und Warschau dennoch versucht, so geschieht es zum Schaden dieser Staaten und Völker."
Dr. Goebbels zeigte dann, wie das deutsche Volk in vollem Bewußtsein seines guten Rechts in Ruhe der Nervosität gegen- Lberstehe, die die uns feindlich gesinnte Welt erfülle.
Die Engländer und Franzosen lügen jetzt von Truppenverschiebungen in der Slowakei, von Aufständen im Protektorats- gebiet. An allen Ecken und Enden sollen große deutsche Truppenkontingente gesichtet worden fein. Es ist das ein Beweis dafür, ein wie schlechtes Gewissen die Engländer haben. Denn Truppen setzt man doch nur ein, um einen Zustand zu ändern, und die Engländer selbst haben wohl den Eindruck, daß einige Zustände in Europa geändert werden müßten. Erst hat man uns in Versailles ausgeplündert, wie man ein Volk überhaupt nur ausplündern kann. Jetzt möchten sich die Engländer mit uns versöhnen, ohne irgend ein Zugeständnis zu machen. Das ist die Quadratur des Kreises. Die Engländer wissen natürlich, daß das nicht geht, und darum sind sie so aufgeregt."
Der Nervosität der anderen stellte Dr. Goebbels dann ein Bild des starken, selbstsicheren Deutschlands gegenüber:
„Unsere Grenzen im Westen sind geschützt. Der Westwall steht. Wir haben in Europa Italien als guten Freund, der mit uns durch Dick und Dünn geht. Wir besitzen die stärkste Wehrmacht der Welt. Wenn man heute noch versucht, uns bange zu machen, so bleiben wir demgegenüber ganz hart, ganz gelassen, aber auch ganz entschlossen. Der Appell an die Furcht hat noch niemals in deutschen Herzen einen Widerhall gefunden. Wir wissen, was wir wollen, aber wir wollen auch, was wir wissen! Und zu allem haben wir einen Führer, der die Nation in sechs Jahren von Sieg zu Sieg geführt hat und in dessen Wortschatz das Wort Kapitulation nicht vorkommt.
Das sollten unsere Gegner auch aus den Erfahrungen der letzten Jahre wissen."
„Wir und das Volk", so erklärte Dr. Goebbels unter dem Eindruck der gewaltigen Demonstration der 120 000, „wir sind unüberwindlich! So wie heute hier 12V OM Menschen sich zn- sammengefunden haben, um einem alten Brauch neuen Inhalt zu geben, und ein Bekenntnis zum Staat und zu seinem Führer abzulegcn, so steht heute das ganze Volk wie ein Block zusammen. So stehen wir alle zu unserem Reich, zu unserem Volk und z» unserem Führer!"
Deutfch-spanisch-ttalienische
Kameradschaft
Spanische «nd italienische Offiziere im Hass der Wies«
Lerlin, 21. Juni. Der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Eeneralfeldmarschall Göring, hatte die spanischen und italienischen Offiziere,, die augenblicklich in Deutschland zu East find, sowie die Offiziere der Legion Condor zu einem Festessen im Haus der Flieger eingeladen, um noch einmal der kameradschaftlichen Nerbundeicheit Ausdruck zu geben. Der Staatssekretär der Luftfahrt und Gen» ralinspekteur der Luftwaffe, Generaloberst Milch, begrüßte in Vertretung des Eeneralfeldmarfchalls die Gäste und hob hervor, wie glücklich sich Deutschland schätze, die spanischen und italieni-- schen Mitkämpfer des Freiheitskrieges bei sich zu sehen. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Gäste das deutliche Empfinden mitnehmen möchten, daß sich das deutsche Volk in enger Freundschaft mit dem spanischen und dem italienischen Volk verbunden fühle. Generaloberst Milch leerte sein Glas auf das Wohl der Staatsoberhäupter, des Caudillos, des Königs von Italien und Kaisers von Aethiopien sowie des Duce und des Führers. I« einem Trinkspruch dankte der spanische General Aranda und betonte, daß alle italienischen und spanischen Gäste von dem Gefühl des Vertrauens und der Zuneigung überzeugt seien. Er werde in seiner Heimat von der gastlichen Aufnahme in Deutfch- lnd berichten und dafür sorgen, daß jeder Deutsche bei einem Besuch in Spanien ebenso empfangen werde. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit werde andauern zur lleberwindung aller etwa noch in der Zukunft auftretenden Schwierigkeiten. General Aranda trank auf das Wohl der Staatsoberhäupter der drei Völker.