Veite 2
Schwarzwälder Tageszeit«»D
Nr. 1Z8
wird. Hüll sprach die Hoffnung aus eine baldige Bereinigung des Zwischenfalles aus.
^,,o-GUese (M).
Zur Zuspitzung der Lage iu Tientsin
I» Zusammenhang mit der Zuspitzung der Spannung zwischen England und Japan trat jetzt die Blockade der ausländischen Konzessionen von Tientsin in Kraft. Tientsin, am Paiho und an der Einmündung des Kaiserkanals gelegen, hat 1,3 Millionen Einwohner. Die europäischen Niederlassungen liegen zu beiden Seiten des Paiho.
Planmäßiger Verlauf der Tientsin-Blockade
Tokio, 15. Juni. (Ostasiendienst des DNB.) Die von den Japanern am Mittwoch morgen eingeleitete Blockade gegen die Internationale Niederlassung von Tientsin ist bisher planmäßig verlaufen. Kriegsminister Jtagaki und Außenminister Arita berichteten über Verlauf und Auswirkung der Blockade im engeren Ministerrat. Gut unterrichtete Kreise erklären, daß die Regierung beschlossen habe, „die Blockade so lange fortzuführen, bis »ie Niederlassungen formell die Anerkennung der neuen Lage in Nordchina zu erkennen geben".
20 neue polnische „Zollinspektoren"
in Danzig eingetroffen
Danzig, 15. Juni. Am 14. Juni sind, wie von amtlicher Dan- ziger Stelle mitgeteilt wird, auf dem Danziger Hauptbahnhof 20 neue polnische Zollinspektoren eingetroffen. Bekanntlich wurde unmittelbar nach der feigen Ermordung des Danzigers Erübnau durch Beamte der diplomatischen Vertretung Polens eine Vermehrung der polnischen Zollinspektoren auf Danziger Gebiet um A weitere Personen angekündigt. Somit ist also deren größter Teil in Danzig eingetroffen, wobei es besonders auffällig ist, daß sie in einem geschlossenen Transport und nicht wie bisher einzeln nach Danzig kamen.
Die Meinung der Bevölkerung demgegeniiebr geht dahin, daß angesichts der provokatorischen Absicht dieses Auftretens von Beamten des polnischen Heeres auf Danziger Boden vor aller Welt die Verantwortlichkeit klar liegt. Es wird von zuständiger Danziger Seite festgestellt, daß die Polen ganz bewußt die Spannung zwischen Danzig und Polen durch die Ansammlung neuen Zündstoffes absichtlich und herausfordernd erhöhen und durch die Entsendung getarnten Militärs nach Danzig den Status quo einseitig verletzen. Der offenkundige Spionageauftrag, den zweifellos der größte Teil dieser sogenannten „Zollinspektoren" auf Danziger Gebiet hat, ist durch mehr als nur die letzten eklatanten Vorfälle in Danzig klar erwiesen.
Immer verrückter!
Polnischer General diktiert den Frieden in Berlin
Kattowitz, 15. Juni. Gelegentlich einer „Feierstunde" in Bielitz hielt der dortige Regimentskommandeur, General Kustron, durch seine Deutschfeindlichkeit als zweiter Vorsitzender des berüchtigten Westverbandes bekannt, eine Rede, die zeigt, daß auch unter den höheren Offizieren der polnischen Armee der Größenwahnsinn bereits seine Opfer gefordert hat. Der General macht« vor versammelter Mannschaft in heftigem Kriegsgeschrei und faselte etwas von einem „heiligen Krieg". „Unsere pol- nsiche Armee", so schmetterte der mutige Pole, „wird uns nicht enttäuschen, und nach dem siegreichen Kriege werden wir den Friedenin Deutschland, und zwar inBerlin diktieren."
Immer neue Schikanen
Zahlreiche Deutsche zu Gefängnis verurteilt
Warschau, 15. Juni. Die polnischen Behörden schränken den Besitzstand der deutschen Volksgruppe unter den verschiedensten Vorwänden auf allen Gebieten immer mehr ein. So wurde am Mittwoch in Lodz das Haus des dortigen deutschen Männer- gesangvereins versiegelt und dem Verein jede weitere Ve- tätigunguntersagt Davon werden auch zahlreiche andere deutsche Organisationen betroffen, die in dem jetzt versiegelten Hause ihren Sitz hatten. Die polnische Presse begründet diese Maßregelung damit, daß die deutschen Organisationen sich nicht so verhalten hätten, wie es den Vorschriften des Vereinsgesetzes entspreche.
Aus allen Teilen des Landes treffen täglich Berichte über Deutsche ein, die wegen „illoyalen Verhaltens" von polnischen Gerichten zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden. So
wurden wegen „antistaatlichen Verhaltens" in Zempelburg Frida Jahnke zu sechs Monaten Gefängnis und Gustav Will zu 1)4 Jahren Gefängnis verurteilt. Aus dem gleichen Grunde wurden verurteilt in Könitz August Dünger zu einem Jahr Gefängnis, Eduard Kratz in Thorn zu sechs Monaten Gefängnis und in Lodz die Arbeiterin Lechelt zu vier Monaten Gefängnis.
Diese Beispiele, die der polnischen Tagespresse entnommen sind, sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Anzahl von Verurteilungen deutscher Volksgenossen in Polen.
Gegen die deutsche Bevölkerung der Stadt Bromberg wurde am Mittwoch ein schwerer Schlag geführt. Das Heim der dortigen Deutschen Kasinogesellschaft, die seit 70 Jahren besteht und die der gesellschaftliche und kulturelle Mittelpunkt für alle Deutschen in Vromberg und der Umgebung der Stadt bildet, ist enteignet worden. In dem Hause der Deutschen Kasinogesellschast, das an der Hauptstraße der Stadt liegt und zu dem auch ein Garten gehört, befanden sich mehrere Säle, die für deutsche Kunst mck> Kultur zur Verfügung standen, gelegentlich aber auch polnischen unpolitischen Organisationen zur Verfügung gestellt wur- dmi, weiter die Deutsche Bücherei in Bromberg und ein Gaststättenbetrieb.
HeMm in Moskau
Lügnerische Begleitmusik zur Mission Strangs
Man geht nicht fehl, in den jüngsten Aktionen der eng- kschen Politik den entscheidenden Sturmangriff auf das Bollwerk des sowjetrussifchen Mißtrauens gegen das Militärbündnis London—Paris—Moskau zu erblicken. Herrn Lhamberlains Vertrauter, der auch in Deutschland wohl- bekannte Mr. William Strang, weilt gegenwärtig in der Hauptstadt Sowjetrußlands, um die Herren im Kreml von der Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit der britischen Absichten zu überzeugen. Während in Moskau auf diese Weise Stalin und sein Außenkommissar Molotow unmittelbar bearbeitet werden, setzt die englische Diplomatie aber auch alle anderen Hebel in Bewegung, wodurch man den sowjetrussischen Zauderern Beine machen zu können glaubt. Ein paar freundliche Worte für die Politik der Verständigung mit Deutschland und Italien machten den Anfang. Sie bereiteten jene Aktion vor, durch die man Moskau von zwei Seiten zu fassen trachtete. Glaubte man doch allen Ernstes an die Möglichkeit, Stalin dadurch Schrecken einzujagen und zur beschleunigten Stellungnahme zu veranlassen, daß man wenigstens nach außen hin mit einer Aussprache zwischen England und Deutschland liebäugelte. Der zweite Stoß erfolgte zur gleichen Zeit, als Mr. Strang von Warschau nach Moskau reiste. Man bediente sich hierzu des von andern Gelegenheiten her sattsam bekannten Verfahrens der Lüge und Verleumdung. Der in solchen Dingen nicht unerfahrene englische Nachrichtendienst streute die Mär von einem bevorstehenden deutschen Attentat aus die Slowakei aus. Er ließ, wie schon so oft, deutsche Truppen gen Osten marschieren und veran- laßte einen Teil der Weltpresse, darüber zu orakeln, ob Deutschland nunmehr die Austeilung der Slowakei zwischen sich und Ungarn anstrebe oder vielleicht sogar die Errichtung eines slowakischen Protektorates vorbereite.
Die lügnerische Begleitmusik zur Reise Strangs kann wohl als das schwerste Geschütz angesehen werden, mit dem die britische Diplomatie das Moskauer Bollwerk beschießt. Schon hieraus ergibt sich ohne weiteres, welch harte Nuß die Engländer in Moskau werden knacken müssen. Wie es um die innere Einheit eines durch Lügen und Ueberredungs- künste, durch Drohungen und krampfhafte Kompromisse zustandegekommenen Bündnisses bestellt sein kann, das mag sich jeder an den fünf Fingern abzählen. Wenn Sowjetrußland wirklich erst dadurch zur Beschleunigung der Verhandlungen angehalten werden kann, daß man ihm das Gespenst eines angeblichen deutschen Eewaltstreiches in der Slowakei an die Wand malt, dann dürften Engländer und Franzosen wohl auch späterhin nicht viel Freude an ihrem neuen sowjetischen Bundesgenossen erleben. Aber wie gesagt, vorläufig ist es noch nicht so weit. Vorläufig heißt es abwarten, wie weit Moskau den Ruten der britischen Diplomatie aus den Leim geht. Zunächst handelt es stch für die sowjetischen Diplomaten darum, unter dem Eindruck des Gespenstes von einem slowakischen Protektorat die Zauberformel zu studieren, die Mr. Strang aus zahllosen politischen gen in ^a'don, Baris und Warschau m'i nach ' ,,
Weltbild (Ay.
Den Fliegertod gestorben
Durch den -rod des Vorstandsmitgliedes der Junkers-Flugzeug- und Motorenwerke AE., Wehrwirtschaftsführer Dipl.-Jng. FtH Achterberg (unser Bild), verliert die deutsche Luftfahrt einen ihrer fähigsten und aktivsten Pioniere.
bracht hat: Jene Zauberformel einer verborgenen Garantie für die baltischen Staaten, an der das Wohl und Wehe Europas nach der Meinung der Engländer und Fuanzosen ab- hüngt.
Um was es sich bei dieser Formel handelt, davon plaudern verschiedene britische Politiker in Reden und Zei» tungsartikeln mit anerkennenswertem Freimut. Mr. Duff Cooper, einer der ersten in der Front britischer Kriegstreiber, hat erst vor kurzem die Katze aus dem Sack gelassen. Er hielt es garnicht mehr für nötig, gleich den beamtete« englischen Staatsmännern seine Absichten zu maskieren. Ganz deutlich, unbemäntelt durch Phrasen über Verständigungsbereitschaft und deutsch-englische Aussprachen, stellte er die Forderung auf, die baltischen Staaten auchgege« ihren Willen zu garantieren. Als Begründung für seine Forderung wußte Mr. Duff Looper nichts anderes anzufllhren als die Bedürfnisse krasser britischer und sowjet. russischer Machtpolitik. Es sei garnicht nötig, so erklärte der ehrenwerte Mister, daß die baltischen Staaten die Garantie etwa wünschten. Es sei auch gleichgültig, ob sie sie ablehnten, denn sie würde ihnen ja weniger ihretwegen zuteil, sondern vielmehr im Interesse der sowjetrussischen Sicherheit, genau so wie die Garantie Belgiens durch England i» erster Linie ja auch von den Bedürfnissen der englischen A- cherheit abhängig sei. So wie England Belgien auch „schützen" werde, wenn es überhaupt nicht um diesen Schutz bäte, so könnte auch Sowjetrußland mit den baltischen Staaten im Bedarfsfälle verfahren.
So offen wird die amtliche englische Politik ihre Karte« natürlich nicht auf den Tisch legen wie Mr. Duff Looper. Allein man braucht kaum daran zu zweifeln, daß Mr. Strang in seinen Gesprächen mit den Moskauer Politiker« gleiche Eedankengänge vertreten wird. Worauf es bei dar Ausarbeitung der endgültigen Formel für dieBalteng ». rantie nur noch ankommt, das ist die entsprechende Fri- für, mit der Garantie und Bündnis nachher der Welt v«- gesührt werden. Es wird sich für Moskau dabei letzten Endes nur darum handeln, aus der Formel alles zu verbau, nen, was irgendwie als Einschränkung der sowjetrussischcn Wünsche und Absichten, als Begrenzung des automatischen Beistandes durch England und Frankreich aufgefaßt werden kann. Es ist immerhin möglich, daß sich England nach wie vor mit solchen von Moskau befürchteten Hintergedanke» trägt und deshalb durch allerlei durchsichtige Manöver seine Verhandlungsposition zu stärken sucht. Man muß abwarte», ob derartige findige Tricks auf die robusten Nerven der Herren im Kreml irgendwelchen Eindruck machen. Es sieht zur Zeit nicht so aus, als ob die Engländer darum herumkom- men werden, den Preis dafür zu zahlen, den ihnen Moskau abverlangt, wenn es im Interesse der britischen Einkreisungsbemühungen in einem osteuropäischen Konflikt die Kastanien für die Westmächte aus dem Feuer holen soll.
Mit Annahme irgend einer Formel zufrieden
London, 15. Juni. Strang ist in Moskau eingetroffen. Die Londoner Blätter schweigen. Offensichtlich stehen sie noch unter dem Schlag des letzten „Prawda"-Artikels. Lediglich Vernmr Bartlett schreibt in der „News Thronicle", den Sowjets werde es schon möglich sein, irgend eine der Formel» Strangs anzunehmen, mindestens vorläufig. Dann kön«e man endlich Generalstabsbesprechungen abhalten. Das wäre auch Moskau das Wichtigste.
Paris: Sorgen um das Sowjetgeschäft
Die Art, wie die Pariser Zeitungen die Moskauer Reise d« englischen Sonderbeauftragten Strang und seines Begleiters behandeln, ist außerordentlich auffallend und bezeichnend. So fnü> die Blätter nicht einmal genau unterrichtet, wann die eigentlichen Verhandlungen der beiden englischen Diplomaten mit Molotow beginnen werden. Das „Oeuvre" hält es sogar für wahrscheinlich, daß die Sowjetrussen von der Vertragsformel, d« Strang mitbringe, noch nicht befriedigt sein werden. Da de« englische Sonderbeauftragte jedoch weitgehende Zugeständnis« mitbringe, könne man annehmen, daß die Anträge schließlich Ende kommender Woche angenommen werden.
Der sozialdemokratische „Populaire" beklagt sich offen üb« den unbefriedigenden Verlauf der vom Feilschen erfüllten französisch-türkischen und englisch-sowjetrussischen Verhandlungen, Insbesondere sei die merkwürdige Zähigkeit der Türke« immer neue Forderungen zu stellen, vergebens. Bezüglich Pole» werde die endgültige Ausarbeitung des vor einigen Wochen mit England abgeschlossenen Vertrages ebenfalls zweifelsohne ziemlich schneller vor sich gehen, wenn in die Verhandlungen keim Geldfragen hineingemischt worden wären. Das Problem werdc im übrigen nicht durch das Bestreben der Rumäne« vereinfacht, dieselben finanziellen Vorteile wie Pole« zu erlangen. Sowjetrußland scheine augenblicklich auch nicht zm Versöhnung zn neigen. Wenn jetzt die Zeit zum Philosophiere« wäre, könnte man den leitenden Persönlichkeiten in Frankreich und England sagen, daß sie das erhalten hätten, was sie verdienten.
Spaniens Innenminister wieder daheim
Hochrufe auf Deutschland, Italien und Portugal
Barcelona, 15. Juni. Der spanische Innenminister Serrano Suner ist von seiner Rom-Reise wieder in Barcelona eingetros- fen, wo er in festlicher Form empfangen wurde. Salutschüsse empfingen den Minister, der im Hafen von den Spitzen der zivilen und Militärbehörden und von den diplomatischen Vertreter» der befreundeten Nationen, darunter dem deutschen Generalkonsul, begrüßt wurde. Auf seinem Wege durch die Stadt war der Abgesandte Francos nach Italien, das seine Spanienkämpfer feierte, begleitet von Begeisterungsstürmen, aus denen immer wieder „Heil Hitler"- und „Viva Alemannia"-Rufe herausklangen. Vom Balkon des Rathauses aus hielt Serrano Suner eine Ansprache, die über alle italienischen Sender verbreitet wurde. Nachdem er zunächst noch einmal auf die Bedeutung des spanischen Freiheitskampfes eingegangen war, betonte er, Seinen werde mit allen Mitteln feine so opfervoll errungene Stellung und seine Mission verteidigen. Anschließend wies der Mn nister auf seine Reise nach Italien hin, zu jener „ruhmreichen Brudernation, die Spanien liebt". Spanien werde die seinem Kampf geleistete Hilfe der verbrüderten Nationen nicht vergessen. Serrano Suner schloß mit einem Hoch auf Italien. Deutschland und Portugal.