Ein englischer Kreuzer vernichtet.
(WTB.) Wien. 1V. Zuni. Unterseeboot 4. Kommandant Linienschiffsleutnant Singule^ hat am 9. ds. Mts. vormittags, 3V Meilen westlich von San Giovanni di Medua einen englischen Kreuzer vom Typ Liverpool, der von sechs Zerstörern geschützt fuhr» torpediert und versenkt.
Zu der „Liverpool"-Klasse zählen eine Anzahl leichtere Kreuzer, allerdings neuerer Bauzeit. Ihr Stapellauf fällt in die Jahre 1909 und 1910. Auch „Glasgow", der schon vor vielen Monaten sein Ende gefunden hat, gehörte zu ihr. Die Schiffe besitzen eine Länge von 131,1 , eine Breite von 14,3 Meter und haben bei 4,6 Meter Tiefgang 4880 Tonnen Wasserverdrängung. Bestückt sind sie mit zwei 15,2, zehn 10,2 und vier 4,7 Zentimeter-Geschützen. Bei 22 000 Pferdestärken entwickeln sie eine Geschwindigkeit von 25—26 Knoten. Die Besatzung beträgt 376 Mann. Flottenkommando. ^
Ein „neuer" Schlachtenplan.
Krakau, 10. Juni. Hiesige Blätter melden, wie die „D. T." übernimmt: Die russischen Gouverneure machten in den zuständigen Gouvernements bekannt, daß bis auf weiteres der Zuzug nach „Eroßrußland" (Galizien) untersagt ist und dag auch Bescheinigungen für Reisende nach Galizien nicht mehr aus- gegeben werden. Aus Galizien werden sämtliche Verdächtige abgeschoben. Die Maßnahme des russischen Oberkommandos deutet darauf hin, datz der russische Generalstab der Ansicht ist, datz der Schauplatz der kriegerischen Ereignisse bald nach der russischen Grenze verlegt werden müsse. Die Öffentlichkeit in Rußland ist bereits darauf vorbereitet worden, datz Galizien „vorübergehend" wieder geräumt werden müsse, da die Deutschen große Truppenbestände nach Galizien geschafft hätten und ein weitverzweigtes Spionagenetz in Galizien ihnen wichtige Mitteilungen in die Hand spielte. Diese Umstände erfordern, daß der Große Generalstab einen neuen Schlachtenplan ausarbeite.
Budapest. 10. Juni. Aus Burduseni wird der „D. T." zufolge gemeldet: Zur Sicherung der an der bukowinischen Front stehenden Truppen hatte die russische Heeresleitung neue Streitkräfte herangezogen, die aber verspätet eintrafen. Sie wurden nach dem gefährdeten rechten Flügel geworfen, wo sie den Uebergang über den Pruth erzwingen sollten, an dieser Aufgabe jedoch unter ungeheuren Verlusten scheiterten.
Zeppeline gegen feindliche Schiffe.
(WTB.) Berlin, 11. Juni. Der Berliner „Lokalanzeiger" meldet aus Rotterdam: Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant"meldet aus Maasluis, datz daselbst die Bemannungen zweier englischer Kutter namens „Welfare" und „Lauretina" gelandet wurden. Beide Schiffe sollen von einem Zeppelin angegriffen und durch Bomben versenkt worden sein.
Die englischen Gesamlverluste.
London, 10. Juni. Asquith machte, nach einer Meldung an die „D. T.", im Unterhause die Mitteilung, datz die Gesamtzahl der englischen Verluste an Toten, Verwundeten und Vermißten von Beginn des Krieges an bis zum 31. Mai 10975 Offiziere und 274114 Mann betrage.
Riesenverluste der Verbündeten bei den Dardanellen.
WTB. Konstantinopel, 10. Juni. Bericht des Großen Hauptquartiers. Gestern ist an der Dardanellenfront keine bedeutsame Veränderung eingetreten. Unsere anatolischen Batterien beschaffen erfolgreich bei Sedul-Bahr die feindliche Infanterie-, sowie die feindliche Artilleriestellung und brachten eine Haubitzenbatterie zum Schweigen. Die Verluste des Feindes während der letzten Schlacht von Sedul- Bahr beziffert «an auf mehr als 15000 Mann. Der Feind hat einen Teil seiner Toten noch nicht wegschaffen können, sondern fie bei unserem Gegenangriff, der ihn in seine alten Stellungen zurück- wars, auf dem Schlachtfeld gelassen. Von den übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts zu melden.
Die Serben auf dem Marsch nach Skutari.
Wien, 10. Juni. Einer Mitteilung des „Eior- nale d'Jtalia" aus Sofia zufolge, die dem „L.-A" depeschiert wird, stehen die Serben drei Tagesmärsche vor Skutari und stoßen aus keinen Widerstand mehr.
Der griechische Generalstabschef über den Krieg.
Athen, 10. Juni. „Neon Asty" erwähnt Aeutzer- ungen des griechischen Generalstabschefs Dusmanis, datz der Sieg der Zentralmächte über alle Feinde
Amtliche Bekanatmachungen.
Amtskörperschaft Calw.
Bezug von Teigwaren.
Um der weniger bemittelten Bevölkerung ein gutes und nicht zu teures Nahrungsmittel, welches ohne Brot- oder Mehlkarten abgegeben werden darf, zur Verfügung zu stellen, haben wir eine größere Menge Schnittuudeln und dazu eine kleinere Partie Suppenteige (Alphabete, Ringe und Sternchen) uns beschafft. Diese Teigwaren werden an Gemeinden, Genossenschaften, Vereine und Teig- Warenhändler unter der Bedingung abgegeben, daß der Verkaufspreis im Kleinhandel nicht über 60 Pfg. für I Pfd. beträgt.
Bestellungen auf gedachte Teigwaren wollen bis spätestens
16. ds. Mts.
beim K. Oberamt eingereicht werden, woselbst Näheres über die Bezugsbedingungen zu erfragen wäre.
Calw, den 10. Juni 1915.
Regierungsrat Binder.
K. Oberamt Calw.
Die Gemeindebehörden
werden aus die im „Staatsanzeiger" Nr. 132 erschienene Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern vom 8. ds. Mts , betreffend
das Verfüttern von grünem Roggen od. Weizen
Hiemil hingewiesen.
Den 10. Juni 1915.
Reg.-Rat Binder.
nun so unausbleiblich erscheine, wie er es seit Beginn des Krieges vorhergesagt habe, ohne indes viele Gläubige zu finden.
Die Kriegsziele der Bierverbandsmächte.
„Aftenposten" vom 4. Juni sagt in einer Erörterung über die Kriegsziele der Verbandsmächte: Die Entente hat eine große Schwäche: Die Verschiedenheit der Kriegsziele der einzelnen Länder. Frankreich trägt die größte Last. Nicht nur ist ein Teil des Landes vom Feinde besetzt. Die Franzosen haben alles, was sie an Hilfsquellen, Geld und Blut haben, eingesetzt. Sie tun dies in dem Gefühl, datz es diesmal gilt — jetzt oder nie. Frankreichs Volkszahl ist im Zurückgehen. Seine Staatsmänner müssen damit rechnen, datz die Widerstandskraft des Landes von Jahr zu Jahr nachlätzt. Und fie können nie wieder hoffen, eine so günstige Konstellation der Mächte zu finden. Namentlich wenn Deutschland unbesiegt aus dem Kriege hervorgehen wird, werden das nächste Mal Mächte auf seiner Seite stehen, denen seine gewaltige Kraft imponiert hat. Kann Frankreich diesmal die verlorenen Provinzen nicht zurückerobern, so mutz es sie für immer aufgeben. Englands Lage ist eine andere. Die Befürchtung, durch Zurückgang der Bevölkerungszahl Schaden zu erleiden, braucht es nicht zu hegen. Aber ebenso wie Frankreich wird es sich sagen, datz es nie später auf eine ähnlich günstige Mächtegruppierung wie die jetzige rechnen kann. Es wird schwerlich später Bundesgenossen finden, wenn es jetzt besiegt werden sollte, oder auch nur den Kampf aufgeben mutz. Ein derartiger Ausgang des Krieges würde auch auf die Haltung seiner Kolonien nicht ohne Einfluß sein. Ganz anders ist die Lage für Nntzland. Die russischen Staatsmänner wissen, datz für jeden Deutschen, der zur Welt kommt, drei Russen geboren werden. Deshalb sagen sie sich wohl, es spielt diesmal gar keine Rolle, ob wir siegen oder nicht siegen. Der Kampf kann in 10, 20 oder 30 Jahren wieder ausgenommen werden, und Rußland wird dann stärker fein als heute. Die russische Diplomatie rechnet mit weit ausschauenden Zielen. Einen Landerwerb sucht Rußland wohl auch nicht, und selbst das heitzumstrit- tene Galizien ist in dieser Hinsicht von untergeordneter Bedeutung. Rußlands Hauptziel ist der Besitz der Dardanellen — dessen Erreichung, sollte sie jetzt nicht gelingen, später immer wieder erstrebt werden kann. Gewiß haben die Ententemächte die Ueber- einkunft geschloffen, keinen Sonderfrieden einzuqehen. Aber diese Uebereinkunft hält nur so lange, als der Einzelne der Vertragschließenden eben kann — niemand ist verpflichtet, über seine Kraft hinaus zu handeln. So haben sich ja auch schon Stimmen in Rußland für den Friedensschluß mit Deutschland erhoben. Italiens Eingreifen in den Krieg hat der Entente einen erheblichen Kräftezuwachs gebracht. Das Land mutz sich sagen, daß es eine furchtbare Wiedervergeltung seiner ehemaligen Bundesgenossen zu erwarten habe, wenn diese den Sieg davontragen sollten.
Die Neutralen.
Rumänien und Bulgarien vorläufig neutral.
Kopenhagen, 10. Juni. Die Petersb. „Wremja" veröffentlicht in ihrer letzten hier eingegangenen
Nummer vom vorigen Samstag eine zensierte Bu- kavester Nachricht, welche bestätigt, daß die Entscheidung Rumäniens bereits gefallen ist und zwar im Sinne einer Fortsetzung der Neutralität. Die „Wremja" schreibt, man habe mit dieser Stellungnahme Rumäniens nicht genügend gerechnet, aber die Haltung Rumäniens sei unter dem starken Druck der feindlichen Offensive in Galizien begreiflich. Bon einem neuen Schritt der Westmächte, der aus Paris gemeldet werde, verspreche sich Rußland keinen Erfolg mehr. Rumäniens Entschluß gelte in unterrichteten Kreisen als endgültig. Der Artikel der „Wremja" schließt mit den resignierten Worten: „Es ist leider vieles anders gekommen, als es kommen sollte."
Sofia, 10. Juni. Das Frühstück in der königlichen Villa in Vranja, das anläßlich des Namenstages des Zaren Ferdinand stattfand und an dem außer der königlichen Familie das gesamte Ministerium, der Chef des Generalstabs, sowie mehrere andere Militärs und Politiker teilnahmen, hat nach j dem „Targowski Wjestbik" Anlaß zu der irrigen ' Behauptung gegeben, daß ein Kronrat abgehalten worden sei. Naturgemäß haben sich die Tischgespräche um politische Fragen gedreht, und bei die- ^ ser Gelegenheit ist die völlige Uebereinstimmung der ^ Auffassungen zwischen Krone und Kabinett festge- > stellt worden. Nach wie vor besteht, nach der „D. j T.", in den leitenden Kreisen die Ueberzeugung, datz ^ Bulgarien gar keine Veranlassung hat, aus seiner Neutralität herauszutreten. Die ständigen Vorstellungen der Ententemächte wegen einer bulgarischen ! Intervention dürften auch weiterhin wirkungslos bleiben. Eine entschiedene Ablehnung dieser Vorstellungen durch den Ministerpräsidenten dürfte für die nächste Woche zu erwarten fein.
Köln. 10. Juni. Der nach Rom versetzte bulgarische Gesandte in Paris soll nach einer Mitteilung der „Agence Havas" beim Abschied in Paris gesagt haben, er habe volles Vertrauen in die Heeresmacht des Dreiverbands und gehe in der Ueberzeugung nach Rom, datz das italienische Volk für die Einheit aller Italiener kämpfe. Der bulgarische Ministerpräsident Radoslawow ermächtigt nun den Korrespondenten der „Köln. Zeitung" in Sofia zu folgender Erklärung: „Wenn, was ich bezweifeln möchtq, der Gesandte das wirklich gesagt hat, so wird die Regierung geeignete Mittel zu finden wissen, um einen Beamten, der eigenmächtig und ohne Zuständigkeit Neuerungen macht, die von Unkundigen als politisch wichtig gedeutet werden können, auf seinen Platz zurückzuführen."
Bukarest, 10. Juni. Der Bukarester „Universal" antwortet in einem „Die Stunde der Gerechtigkeit hat geschlagen" überschriebenen Artikel auf die herausfordernde Sprache der „Virshewija Wje- domosti": „Es ist ein sonderbares Spiel des Zufalls, datz heute an der Spitze der rumänischen Regierung der Sohn jenes Staatsmannes steht, dem die ruffische Perftdie soviel Leiden verursachte, und es ist ein sonderbarer Zufall, datz der Führer der russischen Armeen auch heute ein Erotzfürst Nikolajewitsch ist, der Sohn jenes Großfürsten, der 1877 nur mit unserer Hilfe die Türken besiegen konnte. Das orthodoxe Rußland ist wieder in großer Gefahr, aus der es sich mit Hilfe der Orthodoxen Rumäniens befreien möchte. Die entscheidende Stunde für Rumänien naht, wird aber diesmal eine Stunde der Auferstehung sein."
Die Krankheit des griechischen Königs.
Athen, 9. Juni, abends 8 Uhr. Der Krankheitsbericht besagt. Der Zustand des Königs ist weniger zufriedenstellend. Es haben sich Nierenschmerzen eingestellt und im Urin ist Albumin gefunden worden.
Ein russisch-chinesischer Mongoleioertrag.
London, 10. Juni. Die „Morningpost" meldet aus Tientsin, datz Rußland und China vor dem Abschluß eines Vertrages als Folge der Konferenz zu Kiachta stehen. Hiernach kommen beide Länder überein, daß sie sich nicht in die inneren Angelegenheiten der äußeren Mongolei mischen. Die Mongolei anerkennt die Oberhoheit Chinas, gibt zu, datz sie ein Teil der chinesischen Republik sei und gibt das Recht des Vertragsabschlusses mit fremden Mächten zu. China gibt die Kontrolle der Postämter in der Mongolei auf, behält dagegen die Kontrolle der Telegraphie, außerdem swird die Grenze der äußeren Mongolei festgesetzt.
Zum „Lusitania"-Fall.
Berlin, 10. Juni. Der „Lokalanzeiger" schreibt zu dem Stand der deutsch-amerikanischen Dinge sichtlich offiziös: Die Note der amerikanischen Regierung an Deutschland ist noch nicht eingetroffen. Staatssekretär Bryan ist zurückgetreten, weil er den vor-