geschlagenen Text der Note nicht glaubt verant­worten zu können. Präsident Wilson hat seinen er­sten Ratgeber, der sich seiner pazifistischen Weltan­schauung erinnerte, in schwerer Stunde gehen lassen. Ein Ausgleich der Meinungen war also nicht mög­lich. Trotzdem sollte von keiner Seite vorzeitig der Versuch ausgegeben werden, zur friedlichen Lösung zu kommen. Hierzu soll nicht Zaghaftigkeit raten, sondern der ernste Wille, politische Beziehungen nicht zwecklos weiter zu verschlechtern, und auch die Menschlichkeit kann man selbstverständlich walten lassen, soweit Kriegs- und Staatsraison sie gestatten. Man kann sich sehr wohl denken, daß ehrliche und vorurteilsfreie Verhandlungen zwischen den Betei­ligten zu einer Verständigung führen können. Keiner von ihnen soll und braucht sich dabei etwas zu ver­geben. Es ist daher abzuwarten, ob die Note des Präsidenten Wilson die Möglichkeit zu ersprießlichen Verhandlungen offen läßt. Wir glauben, daß Grund­lagen für sie da sind, die zu betreten kann mit gutem Willen der Beteiligten geschehen. Unser militäri­sches Interesse und unser Rechtsstandpunkt, auf dem wir beharren müssen und werden, würde eine ehr­liche. erfolgversprechende Aussprache nicht hindern.

(WTB.) Stockholm. 10. Juni.Sevenska Mor- genbladed" sagt zum Bruch zwischen Staatssekretär Bryan und Präsident Wilson: Eine gehässige Sprache gegen Deutschland wegen derLusitania"-Affäre ist für ein Land nicht angemessen, das dadurch, daß es amerikanischen Bürgern gleichsam als Schutz für die Munitionslast mitzusahren gestattete, selbst mit­schuldig an dem Untergange ist. Dadurch verliert Amerika vom moralischen Standpunkte aus das Klagerecht. Amerika kann Deutschland durch einen Krieg nicht mehr schaden, als es dies durch seine neu­tralen Munitionslieferungen schon getan. Wilsons Standpunkt enthält eine kräftige Parteinahme für England und gegen Deutschland. Wilson hat nichts getan, um Englands Aushungerungsversuch gegen Deutschland zu verhindern, obwohl er wußte, daß ein Aufhören des Aushungerungskrieges auch ein Ende des Unterseebootskrieges nach sich ziehen würde.

Berlin, 11. Juni. DerTäglichen Rundschau" wird aus London berichtet: Nach derTimes" wollen die Arbeiterführer der Vereinigten Staaten erneut den Versuch unternehmen, die Ausfuhr von Kriegs­material zu verhindern, um auf jeden Fall einen Krieg mit Deutschland zu vermeiden, sofern keine Verletzungen der amerikanischen Grenzen erfolgen.

Bon unseren Feinden.

Russische Ministerkrisis.

persönlichen Verantwortlichkeit bis zum Ende des Krieges vertagt werden. Das Gekeifer Balfours über den deutschen II-Vootkrieg läßt uns kalt; daß er den Engländern in ihrer Ohnmacht unsympathisch ist, können wir begreifen. Die Hauptsache aber ist, die strengere Behandlung der Engländer hatte ge­holfen.

(WTB.) Berlin. 10. Juni. Wie dieNordd. Allg. Ztg." meldet, ist nach einer Mitteilung der hiesigen amerikanischen Botschaft das Gefangenen­lager von Casabianca auf der Insel Korsika aufge­hoben worden. Die dort untergebrachten Zivilge­fangenen sind nach Uzes im Departement Eard über­geführt worden. Nach einer weiteren Mitteilung der hiesigen amerikanischen Botschaft wird das Ge­fangenenlager in Montlouis aufgehoben. Von den dort untergebrvchten Gefangenen sind die Zivilge­fangenen sämtlich nach Uzes (Dep. Gard) und die Kriegsteilnehmer bis auf etwa 100 Soldaten, die anderswohin verbracht werden sollen, nach Lette und Lastres überführt worden.

Beschlagnahme derGuerre Soziale".

Paris, 11. Juni. Zu der Beschlagnahme des BlattesGuerre Sociale" wird berichtet, die Zensur j habe die beiden Artikel Herves gegen die Art wie j das französische Publikum über die Kriegsereignisse ! unterrichtet werde und gegen die Kriegführung des -französischen Eeneralstabs beanstandet. Da Hervö j trotzdem die Artikel veröffentlichte, wurden beide j Nummern desGuerre Sociale" in den Kiosks j und anderen Verkaufsstellen, sowie in der Druckerei beschlagnahmt.

Theater.

(WTB.) Berlin, 11. Juni. Aus Lugano wird demVerl. Tagebl." gemeldet: DieTribuna" be­richtet über den Besuch des Königs Viktor Emanuel bei seinen Truppen u. a. folgendes: Der König klet­terte auf einen von den Alpenjägern besetzten Berg­sattel, wobei er angeseilt werden mußte. Auf das gefährliche Unternehmen aufmerksam gemacht, äußerte er: Wo die Alpenjäger hinkommen, da will ich alter Eemsenjäger auch hin. Der König war auch der erste, der die Pontonbrücke Uber den Jsonzo über­schritt.

Der Prozeß gegen Dewet.

WTB. Blömfontein,10.Juni. (Reuter) Heu­te hat die Verhandlung gegen Dewet, der des Hoch« Verrats mit der Alternativfrage des Aufruhrs an­geklagt ist, begonnen. Dewet erklärte, des Hochver­rats nicht schuldig, des Aufruhrs aber schuldig zu sein. Nach der Vernennung wichtiger Zeugen wurde die Verhandlung vertagt.

(WTB.) Berlin. 11. Juni. DieVoss. Zeitung" meldet aus Petersburg: Hier mehren sich die Ge­rüchte über eine bevorstehende Minifterkrisis. Am Sonnabend wurde in einer Sitzung sämtlicher Par­teiführer der Reichsduma ein Antrag des Fürsten Mansuron angenommen, die Duma möge eine Ad­resse an den Zaren richten, mit der Bitte, ein Koa­litionsministerium unter Hinzuziehung parlamen­tarischer Elemente zu bilden. In erster Linie soll wahrscheinlich der Ministerpräsident Eoremkyn ge­stürzt werden, der als Anhänger eines Krieges ohne Ende gelte. Auch der Kriegsminister soll nicht mehr das Vertrauen der Duma besitzen.

Um Rumäniens Hilfe.

Aus Stadt und Land.

Tal», den 11. Juni 1916. Verlustliste für den Oberamtsbezirk Calw.

Aus der amtlichen württembergischen Verlustliste 20l. Reserve-Ivfanterie-Regiment Nr. 247.

Ers.-Res. Wilhelm Schnaufer, Calw, ins. Verw. gest. Ers.-Res. Gottlob Aichele, Deckenpfronn, l. verw. Ers.- Res. Ernst Din gl er, Gechingen, I. verw. Ers.-Res. Chr. Sattler, Althengstett, gef. Ers.-Res. Wilhelm Schuh­macher, Gechingen, l. verw.

Aus der amtlichen preußischen Verlustliste 228.

Brigade-Ersatz-Dataillon Nr. 88.

Wehrmann Wilhelm Breitling, Gechingen, l. verw.

Köln, 10. Juni. Der Petersburger Berichter­statter derKöln. Zeitung" meldet laut Drahtbericht an dieD. T.": WährendRußkoje Slowo" der Anregung der italienischen Presse, Rußland möge auch Rumänien Zugeständnisse in Bezug auf die Ge­bietserweiterungen machen, zustimmt, lehntNo- woje Wremj-a" jede Abtretung schroff ab. Das Blatt veröffentlicht gleichzeitig heftige Angriffe auf den rumänischen Ministerpräsidenten.

Es hat geholfen.

(WTB.) London, 10. Juni. (Reuter.) Im Unterhaus erklärte Balfour. daß seit einigen Wochen kein nennenswerter Unterschied in der Behandlung Kriegsgefangener von H-Booten und anderer Kriegs­gefangener gemacht worden sei. Er erklärte namens der Regierung, daß Maßregeln getroffen worden seien, um die Behandlung zukünftig vollständig gleich zu gestalten. Das bedeute keine Aenderung der An­sichten über die Art der Handlungen, zu denen die H-Bootleute verwendet würden. Die Regierung sei überzeugt, daß diese Praktiken nicht nur in flagran­tem Widerspruche zu dem Buchstaben und dem Geist des Kriegsrechtes ständen, sondern daß sie niedrig, feig und unmenschlich seien. Angriffe auf unvertei­digte Schiffe seien mehr als bloße Verletzungen der Gesetze der Menschlichkeit. Darum solle die Frage der

Vom Rathaus.

Oefentliche Sitzung des Gemeinderats unter dem Vorsitz von Amtsverweser G.R. Eugen Dreiß am Donnertag, den 10. Juni, nachm, Uhr. An­wesend sind 8 Mitglieder. Von hiesigen ausmar­schierten Soldaten sind weiter dekoriert worden: Wilhelm Haller, Wehrmonn Schüttle und Unteroffizier Gluth. Die Kollegien erheben sich zu Ehren der Ausgezeichneten von den Sitzen. Bauführer Kirchherrhat einen Plan und Ueber- schlag zur Ausbesserung des Schießgrabens vorge­legt. Eine Kommission wird diese Vorschläge prüfen und sodann dem Gemeinderat entsprechende Anträge unterbreiten. Die Kosten der Verbesserung werden sich voraussichtlich auf über 3000 -K stellen. Pri­vatier H. G. Wagner am Hirsauer Weg hat durch Anbringung eines Banketts entlang seines Gartens gegenüber dem Wohnhaus Schaden erlitten. Zur Er­höhung der Mauer und der Wiederherstellung des Zauns wird ihm ein einmaliger Beitrag von 60 -1t für die Benützung des Weges eine Anerkennungs­gebühr von 20 Z bewilligt. Im Georgenäums- und Stadtgarten sind in letzter Zeit vielfach Be­schädigungen vorgekommen; insbesondere wird über die Benützung dieser Gärten als Spielplatz für Kin­der lebhafte Klage geführt. Der Gemeinderat be­schließt, den eingetretenen Mißständen aufs schärfste

entgegenzutreten und dementsprechende Bekannt­machungen zu erlassen; auch sollen neue Verbots­tafeln angebracht werden. Bei dieser Gelegenheit wird auch auf das unerlaubte Radfahren auf dem Hirsauer Weg hingewiesen. Der Gemeinderat be­schließt jede Üebertretung des Verbots unnachsicht- lich zu bestrafen. Auf dem Wochenmarkt kaufen auswärtige Händler mit Beginn des Marktes die zu Markt gebrachten Waren sofort im großen auf, so daß die hiesige Einwohnerschaft geschädigt wird. Es wurde deshalb die Festsetzung einer Marktord­nung nach dem Vorgang anderer Städte beschlossen. Die zwei wichtigsten Punkte der neuen Marktordnung bestimmen, daß der gewerbsmäßige Einkauf von Marktwaren durch auswärtige Händler oder deren Beauftragte erst von 9 Uhr an stattfinden darf und daß der Verkauf der Waren außerhalb des Markt­platzes bis vorm. 11 Uhr untersagt ist. Die Markt­ordnung wird imCalwer Tagblatt" veröffentlicht und an mehreren Stellen des Marktplatzes ange­schlagen werden. Forstwart Koch teilt mit, daß aus den Stadtwaldungen Waldstreu in 810 Losen abgegeben werden könne. Die übrigen Verhand­lungen waren ausgefllllt mit Familienunterstütz­ungen,"-'Urlaubsgesuchen, Verteilung der Kaplan Braun scheu Stiftung. Rechnungen und Dekreturen. Ende der Sitzung um 7 Uhr.

Württemberg und die Fleischpreise.

Die württembergische Regierung hat zu der Frage der Festsetzung von Höchstpreisen für Schlacht­vieh Stellung genommen. In einem Erlaß des Mi­nisters des Innern an das Stadtschultheißenamt Stuttgart wird erklärt, Württemberg könne nicht einseitig mit der Festsetzung von Höchstpreisen für Schlachtvieh Vorgehen, da diese Maßregel mit Si­cherheit eine vermehrte Ausfuhr von Vieh aus Würt­temberg und daher keineswegs eine Behebung des Fleischmangels zur Folge hätte. Es könnten somit nur Maßnahmen des Reiches und ein unmittelbares Eingreifen der Gemeindeverwaltungen in Frage kommen. Ob es möglich sei, durch Maßnahmen der Reichsleitung die Höhe der Fleischpreise unmittelbar zu regeln, ist zurzeit in Erwägung. Bei dem Ver­langen nach Höchstpreisen dürften jedoch die großen Schwierigkeiten, die einer befriedigenden Lösung die­ser Frage für das ganze Reich im Wege stünden, nicht verkannt werden. Nicht begründet wäre es, die Schuld an den hohen Fleischpreisen ausschließlich den Landwirten zuzuschieben, denn die Erzeugungskosten für Fleisch seien trotz der reichsgesetzlichen Regelung der Futtermittel nach wie vor außergewöhnlich hoch.

Neueste Nachrichten.

2 englische Torpedoboote vernichtet.

(WTB.) London, 11. Juni. (Telephon.) Die Admiralität teilt mit, daß am 1v. Juni früh mor­gens die beiden Torpedoboote 10 und 12, die an der Ostküste Englands operierten, durch ein deutsches Unterseeboot in Grund gebohrt worden sind. 31 Mann der Besatzung wurden gerettet und an Land gebracht.

Ein englischer Schooner torpediert.

(WTB.) Liverpool, 11. Juni. (Telephon.) Reu­ter berichtet: Der SchoonerExpreß" ist gestern durch ein deutsches Unterseeboot in Grund gebohrt wor­den. 3 Mann der Besatzung wurden durch einen dä­nischen Schooner in Plymouth gelandet.

Evangelische Gottesdienste.

2. Sonntag nach Trinitatis, 13. Juni. Vom Turm: 289. PreVtgtliev: 804. 8 Uhr: Frühpredigt, Stadtpfarrverweser

Planck. (Das Opfer ist für Kriegshilfe in der Gemeinde bestimmt.) 9'/, Uhr: Hauptpredigt, Stadtp'arrcr Schmid. 1 Uhr: Christenlehre mit der jüngeren Abteilung der Söhne. Donnerstag, 17. Juni. 8 Uhr abends: Kriegsbetstunde, Stadt­pfarrer Schmid.

Katholische Gottesdienste.

Sonntag, 13. Juni. 7'/« Uhr Frühmesse; 9'/, Uhr Predigt und Amt; 1 Uhr Christenlehre; 1'/, Uhr Andacht. Werktags Pfarrmesse um 7 Uhr; Mittwoch um 8 Uhr; Freitag 7'/- Uhr Lazarettgottesdienst. Freitag Abend 7'/- Uhr Kriegsbetstunde.

Gottesdienste der Methodistengemeinde.

Sonntag, 13. Juni. Vormittags SV» Uhr: Predigt, Prediger Rücker. Abends 8 Uhr: Predigt, Prediger Rücker. Mittwoch abend 8'/« Uhr: Gebetstunde.

Für die Schrtftl. verantwort!.: Otto Seltmann, Talw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'fchen Buchdruckerei, Talw.