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Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt Amtsblatt der Stadt Altensteig

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Altensteig, Mittwoch, den 18. Januar 1SLS

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Flandin nennt die Dinge beim richtigen Namen Die alte Außenpolitik Frankreichs überholt Rotspanien bekam über Frankreich 50 000 Tonnen Kriegsmaterial!

Paris, 17. Jan. Die Kammer fetzte ihre au gen politische Aussprache fort. Der erste Redner der Nachmittagssitzung, der radikalsoziale Abgeordnete Rethore, sprach vor fast leeren Bänken. Er schloß mit der Forderung auf sofortige Oeffnung der französisch-spanischen Grenze. (!)

Als zweiter Redner des Nachmittags bestieg der ehemalige Ministerpräsident Flandin die Rednertribüne, um im Na­men seiner Freunde zu der französischen Außenpolitik Stellung zu nehmen. Er ging davon aus, daß manche Leute die Mün­chener Abmachungen verurteilten. Diese falsche Auslegung käme von den neuen Nationalisten oder den Uebernationalisten, die diejenigen, die nicht der gleichen Auffassung seien wie sie, gern als Defaitisten Lezeichneten. Diese Uebernationalisten hätten auch behauptet, Frankreich habe eine Mederlage in München erlitten. Der Widerhall des Münchener Abkommens im Volk sei die beste Antwort auf derartige Aeutzerungen gewesen.

Das Ziel der bisherigen französischen Politik sei dieOrga­nisierung und die Aufrechterhaltung des Friedens durch kollek­tive Sicherheit und gegenseitigen Beistand" gewesen. Diese französische Politik habe aber ihre Grundlage verloren, und man müsse eine neue Grundlage suchen. Das Ziel der Politik habe sich nicht geändert, es sei die Aufrechterhaltung des Friedens und die Sicherung aller Grenzen des Mutterlandes und der Kolonien. Nur die Wahl der Mittel sei anders geworden. Die bisherige Politik habe an den Rand des Krieges geführt. Werde mau diese Politik jetzt noch fortsetzen, oder was für eine Politik werde man jetzt wählen? Die Wahl könne nur von den Wirk­lichkeiten diktiert werden. Die Wirklichkeit sei die, daß Deutsch­land und Italien Genf verlassen haben und das System der Kollektivverträge ablehnen. Es bestehe also gegenwärtig eine fast vollkommene Meinungsverschiedenheit zwischen der französi­schen Auffassung und der deutschen und italienischen Auffassung von dem internationalen Leben. Man müsse sich nun klar wer­den darüber, welche Schlußfolgerungen man aus dieser Tatsache zu ziehen habe.

Im Namen des integralen Nationalismus hätten Kerillis und im Namen des Kommunismus Peri der Politik der Ver­handlungen die Politik der Einkreisung, der Koalition entgegen­gestellt. Ihrer Ansicht nach müßte eine Koalition zwischen England, Frankreich, Polen, Sowjetrußland, Rumänien und Jugoslawen gebildet werden. Der Augenblick sei gekommen, so fuhr flandin fort, um ohne Scheinheiligkeit die Dinge beim richtigen Namen zu nennen. Man könne dem Bo« nicht sagen, daß man für den Frieden arbeite, wenn man den Krieg vor- bereite. Man habe diejenigen, die man alsMünchenianer" oderDefaitisten" bezeichne, in den Schmutz gezogen. Es genüge, sich einen Konflikt zwischen der Sowjetunion und Polen vorzu­stellen. um sich über die Sinnlosigkeit dieses Systemes klar zu werden. Es sei nicht die Schuld Frankreichs, daß die allgemeine Organisierung des europäischen Friedens sich nicht durchgesetzt habe. Da Frankreich aber nicht gehört worden sei, sei es nun­mehr seine Pflicht, an sich selbst zu denken. An sich selbst denken sei gleichbedeutend mit dem Gedanken an das französische Imperium. Der Erfolg einer imperialen Politik sei aber eng verbunden mir der Zusammenarbeit zwischen Frankreich und England.

Im weiteren Verlauf seiner Rede ging Flandin ausführlich auf das spanische Problem ein. Es wäre paradox, wem» Frank­reich heute in den spanischen Bürgerkrieg eiugreife« würde, nach­dem es dies damals nicht getan habe, als die Lage viel günstiger war. Er könne nicht glauben, daß Leon Blum und Delbos die Nichteinmischung nur als Betrug aufgefaßt hätten.

Auf diese Bemerkung Flandins sprang Leon Blum auf und behauptete, daß seine Regierung sich stets genau an das Nichteinmischungsabkommen gehalten habe.

Flandin warf Blum vor, daß er das Nichteinurischuugsabkom- men nicht strikt durchgeführt habe, denn es seien 50 000 Tonnen Kriegsmaterial im Transit- und auf anderen Wegen nach Rot­spanien gelangt.

Man behaupte, so erklärte Flandin, auf der Linken, daß eine Oeffnung der Grenzen keine Einmischung bedeute. Er sei aber überzeugt, daß die Spanier erklären würden, daß ihre Brüder durch französisches Kriegsmaterial getötet worden seien. Eine Intervention in Spanien sei gleichbedeutend mit einer Ein­mischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates. Sei die Linke im übrigen sicher, daß eine Oeffnung der Grenze jetzt noch den Erfolg Francos aufhalten könnte? Er, Flandin, glaube das nicht.

Es kam in diesem Zusammenhang zu lebhaften Zwischenrufen in der Kammer, die zeitweise ein großes Getöse hervorriefen. Kommunisten sprangen auf und riefenHeil, Heil!", während von der Rechten die beliebten RufeMörder, Mörder!" ertönten.

Flandin forderte die Beobachtung einer strikten Neutralität und die Zuerkennung des Rechtes kriegführender Staaten an beide Parteien. Man müßte auch die Regierung Franco aner­kennen. Das ständige Zuspätkommen und das ständige Zögern in der französischen Außenpolitik habe Frankreich bereits viel geschadet.

Zum Schluß seiner Rede erklärte Flandin, wenn eine Demo­kratie wie Frankreich hartnäckig dabei bleibe, das aufbauende Werk des Nationalsozialismus zu leugnen» um in der Routine einzuschlasen, die nicht mehr Len letzten Errungenschaften der Menschheit entspreche, so würde die ernsteste Gefahr für die Demo­kratie nicht von außen kommen, sondern von innen. Er sei da­her der Ansicht, daß Deutschland und Frankreich, die bereits so­viel für den Fortschritt der Zivilisation beigetragen hätten, sich aus dem Wege des Friedens und nicht in der Hölle eines neuen Krieges begegnen müßten. Zwischen der Möglichkeit, aufzu- bauen, und der, zu zerstören, müsse man den Weg des Aufbaues wählen.

Während der Ausführungen Flandins über die spanische Frage hatte sich in der Kammer ein derartiger Sturm er­hoben, daß die Sitzung auf kurze Zeit unterbrochen werden mußte, damit die Ruhe wiederhergestellt werden konnte.

Die Ausführungen des nächsten Redners, des rechtsstehenden Abgeordneten Taittinger über das gleiche Thema, riefen ebenfalls ununterbrochen Zwischenrufe und persönliche Belei­digungen der Kommunisten hervor. Taittinger bedauerte es, daß Frankreich in Burgos keinen diplomatischen Vertreter habe. Die französischen Interessen in Nationalspanien seien sehr groß. Wenn Frankreich noch lange warte, werde es in Burgos die gleiche Lage vorfinden wie in Rom, d. h., ein französischer Ver­treter würde zu spät kommen.

Die außenpolitische Aussprache der Kammer wurde um 19.15 Uhr auf Donnerstag 9.80 Uhr vertagt.

> MKSsMomt Rainung und Genoß

Errichtung einer Werkmeisterschule der Fleischer in Berlin

Innsbruck, 18. Januar. Die ersten Referate nach Eröffnung der Arbeitstagung des Reichsfachamtes Nahrung und Gennh begannen am Dienstagvormittag. Reichsfachgruppenwalter Kumm sprach über die ArbeitsgemeinschaftMühlen und Stärke". Er wies auf die gesteigerten Anforderungen L«r Mühlenindustrie hin, die eine besonders sorgfältige Berufsaus­bildung zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit notwendig machen. Die erst seit kurzer Zeit bestehende Lehrlingsausbildung in der Mühlenindustrie habe im Reichsberufswettkampf so gute Erfolg« gezeitigt, daß nun an eine planmäßige Berufsausbildung der Lehrlinge geschritten werden kann.

Einen sehr großen Aufschwung hat im letzten Jahr im Alt­reich sowohl wie in der Ostmark die T ei gw ar e n i ndu str i e zu verzeichnen. Sie liegt in der Ostmark insofern günstiger, als sie hier überall gleichmäßig verteilt ist, während sie sich im Alt­reich auf Südwestdeutschland konzentriert. Auch Sudetendeutsch­land hat eine starte Teigwarenindustrie, die in der Lage ist, den Bedarf des Gebietes selbst zu decken, lieber die Arbeitsgemei»- schaftWein, Branntwein, Mineralwasser, Brauerei und Mäl­zerei referierte anschließend Reichsfachgruppenwalter Lzap- l i ck e y.

Im Referat in der ArbeitsgemeinschaftFleisch und Kühlindustrie" gab Reichsfachgruppenwalter Dennu- lat bekannt, daß noch in diesem Jahre mit der Errichtung der ersten We r km e ist e r s ch u l e für die Fach­gruppe Fleischwarenindustrie zu rechnen sei, um dem Mangel an geschulten Kräften abzuhelfen und tüchtigen jungen Fachleuten die Möglichkeit zur Weiterentwicklung zu bie­ten. Die Werkmeisterschule wird zunächst in einer Berliner Fabrik eingerichtet werden, bis sie in der im Jahre 1941 fertig­gestellten Reichsanstalt für Fleischwirtschaft in Berlin-Spandau untergebracht werden kann.

Dr. FM sprach ia Salzburg

über die deutsche Eemeindeordnung

Salzburg, 17. Jan. Der Reichsminister des Innern, Dr. Frick, hielt am Dienstag zur festlichen Eröffnung der Schulungstagung der Verwaltungsakademie Salzburg eine Ansprache. Er führt« o. a. aus:

Die diesmalige Tagung der Verwaltungsakademie, die nach­einander in Salzburg, in Wien und in Graz stattfindeu soll, ist der Deutschen Eemeindeordnung gewidmet. Sie gilt heute auch in der Ostmark und in den sudetendeutschen Ge­bieten, so daß nunmehr alle deurschen Gemeinden unter gleichem Recht leben. Sie, meine ostmärkischen Berufskameraden, stehen jetzt am Anfang der Durchführung dieses Gesetzeswerkes. Ich ergreife deshalb in dieser Stunde die Gelegenheit, um auf eine Reihe grundsätzlicher Gesichtspunkte für die Neugestaltung des ostmärkischen Gemeindelebens hinzuweisen:

1. Die deutsche Gemeindeordnung baut auf dem Grundsatz der Führung der Gemeinden durch eine Einzelpersön­lich kert, aber auch auf dem Grundsatz voller Verantwortung dieser Einzelpersönlichkeit auf. Die Geschicke der Gemeinde wer­den damit in die Entscheidung, aber auch in die Verantwortung eines Mannes gestellt. Bürgermeister kann nur der beste Mann sein, der für dieses Amt überhaupt zu finden ist. Ich will Ihnen mit aller Offenheit sagen, wie unser deutscher Bürgermeister be­schaffen sein muß. In ihm müssen sich unbedingte Hinzade an den nationalsozialistische« Staat und an die Idee der Bewegung, Berufensein zum Führer, charakterliche Unantastbarkeit, rrn un­bedingt vorbildlicherLebenswandel usd ei« H ö ch st- maß von Erfahrungen und sachlichem Könne« paaren. Unter keinem dieser Gesichtspunkte darf es Abstriche geben, soll der Bürgermeister wirklich das sein, was dir d«nsche Eemeindeordnung voraussetzt, der verantwortliche Führer »ad das Vorbild seiner Gemeinde. Die Parteidienststellen nnd di« staatlichen Behörden trifft damit die gleich schwere Verantwor­tung bei der ihnen zufallenden Auslese, den rechten Man» a» den rechten Platz zu stellen. Nicht anders steht es auch mit der Besetzung der Stellen der Beigeordneten und der Gemeinderäte. Es handelt sich hier auch in den kleinen Gemeinden nicht etwa darum, Ehrenämter zu verteile«, sonder« Stelle« M besetzen, die ein Höchstmaß von Leistung verlangen.

2. Ich richte mich nunmehr mit einem Wort an die Bür­ge r m e i st e r, die in diesen Wochen für die gesetzliche Amtszeit in ihr Amt gelangen. Der Bürgermeister ist der Führer sei» ner Gemeinde; er ist weder ei« Diktator noch ein Bürokrat. Er muß vielmehr allezeit im Volke stehen, mit ihm lebe« und mit ihm fühlen können.

3. Es ist ganz selbstverständlich, daß di« deutschen Gemeinde» nur nationalsozialistische Gemeinde» sein könne». Das bedeutet, daß es eine andere als eine nationalsozialistische Eemeindepolitik nicht geben kann. Aus diesen Gründen hat die deutsche Gemeindordnung den Beauftragten der NSDAP, ge­schaffen. Die Partei schlägt durch ihn vor, wer die in der Ge­meinde zusammengeschlosfene Gemeinschaft führen soll; sie beruft durch den Beauftragten die Volksgenossen, die den Führer ihrer Gemeinde zu beraten haben. Das kann aber nicht bedeuten, daß

Beginn der Manöver der französischen Kriegsmarine

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Paris, 17. Januar. Die Manöver der französischen Atlantik- j And Mittelmeergeschwader, die am Mittwoch beim Morgen- j grauen aus ihren Stützpunkten Brest bezw. Toulon auslaufen, > Am in den nordafrikanischen Küstengewässern und besonders in : der Meerenge von Gibraltar Hebungen größten Ausmaßes ab- - Anhalten, mißt man im französischen Admiralstab eineaußer- j ordentliche Bedeutung" zu. s

Trotz der üblichen Zurückhaltung hinsichtlich des Themas die- ! ftr Manöver der französischen Flotte verlautet, daß die beiden ' Se,chwader zunächst in der Meerenge von Gibraltar zusammen- - treffen werden, um mehrere Tage lang gewisse Uebungen durch- s zufuhren, denen sich auch die den Geschwadern zugeteilten Flug- ! zeugstaffeln anschließen werden, ehe sie nach Casablanca fahren, i wo kombinierte Uebungen Angriffe vom Meer her und ! Kustenverteidigung unter Beteiligung der marokkanischen Landstreitkräfte stattfinden. /

Wie bereits gemeldet, sind der Chef des französischen Gene- i kalstabes der Landesverteidigung, General Gamelin, und der '

Chef des Admiralstabes, Vizeadmiral Darlan, die schon im Okto­ber und während der Reise des Ministerpräsidenten die Vertei­digungsanlagen Tunesiens inspiziert hatten, unterwegs nach Marokko, um dort dieMeeresfront Marokkos" zu besichtigen.

Neben den französischen Landstreitkräften in Marokko werden insgesamt 80 Kriegsschiffe diese Uebungen mitmachen, und zwar drei Panzerkreuzer, mit der ,Dünkirchen" an der Spitze, vier schwere Kreuzer, sechs leichte Kreuzer, darunter derFoch" und Suffren", ferner sechs Torpedobootsjäger-Divisionen, zwei Tor­pedoboots-Flottillen, zwei U-Boots-Flottillen, der Flugzeug­trägerBsarn", der WasserflugzeugträgerCommandant Teste" und die den Atlantik- und Mittelmeergcschwadern zugehörigen Luftstreitkräfte.

Diese 80 Kriegsschiffe mit rund 25 OM Mann Besatzung wer­den erst am 17. Februar (Atlantikgeschwader) bezw. Anfang März (Mittelmeergeschwader) in ihre Heimathäfen zurückkehren. Auf der Rückreise werden die Einheiten des Mittelmeergtzschwa- ders der nordafrikanischen Küste bis nach Tunesien folgen und dabei in den meisten nordafrikanischen Häfen Marokkos, Algeriens und Tunesiens vor Anker gehen.