Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt Amtsblatt der Stadt Altensteig

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Nummer 4

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Emtgrantenoesasel als Reklameuntttlage für New Seal und mantworluag-losr- Wettrüsten

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Washington, 4. Januar. Die Jahresbotschaft Präsi­dent Roosevelts war unter das phantastische Zeichen eines nach seinen Worten Amerika von Seiten derDiktaturen" drohenden Kampfes um die Erhaltung demokratischer Freiheit gestellt. Diesenaggressiven" Absichten gegenüber rufe er nun Amerika zu nationaler Einigkeit aus. Dieser Aufruf gipfelte erwartungsgemäß in einer warmen Werbung für denneuen Plan", Roosevelts persönliches Steckenpferd, dessen Unvollkom­menheit dabei allerdings zugegeben wurde. Drei Riistungsfor- derungen und die angekündigte Revision der Neutralitätsakte fallen dabei besonders auf.

Bei seinem erstaunliche« Auftakt erschien es dem Redner immerhin notwendig zuzugeben, daß viele Amerikaner im totali­täre» System eine große Anzahl von Vorteilen sähen, insbeson­dere die volle Auswertung von Arbeitskraft und Kapital. Roosevelt räumte ein, daß dieDiktaturen" das Problem von Arbeit und Kapitalmindestens zeitweilig" gelöst hätten. Jedoch, so fuhr der Präsident der Vereinigten Staaten fort, habe dieser Erfolg einen Preis gekostet, den Amerika nicht zu zahlen bereit sei.

Nun folgte eine Aufzählung dessen, worin dieser Preis der totalitär geführten Völker bestehe. Diese Aufzählung Roosevelts bestand in einer Sammlung jenerArgumente", wie sie seit Jahren von der jüdischen Hetzpresse Amerikas kolportiert werden und deren Wirkung bekanntlich von dem Grad der Entfernung obhängt. Auch im Munde des Staatsoberhauptes änderten die üblichen Beschuldigungen des nationalsozialistischen Deutschlands und des faschistischen Italiens nicht ihren Charakter als außer­ordentlich alberne und schmutzige Unwahrheiten: Angeblicher Verzicht auf Religionsfreiheit, angebliche Beschlagnahme des privaten Kapitals, dieGefahr, ins Konzentrationslager ge­worfen zu werden", der Zwang,die Kinder nicht als freie stolze Menschen, sondern als von einer Maschine geformte und ver­sklavte Schachfiguren aufwachsen zu lassen". Als besondere Ver­brechen des nationalsozialistischen bezw. faschistischen Systems erachtete Roosevelt auch den Verzicht auf des demokratischen Amerikas geistige Werte und den Verzicht, alles sagen zu kön­nen, was man wolle. Die drei Ideale Amerikas, die Roosevelts Ansicht nach vom Auslande bedroht werden, sind Religion, Demokratie und internationale Ehrlichkeit. Die Zeit sei ge­kommen, wo Amerika rüsten müsse, nicht nur um seine Scholle, sondern auch diese Ideale zu verteidigen (!). Glücklicherweise drohe diese Gefahr nicht von Ländern auf der westlichen Halb­kugel, und die Vereinigten Staaten würden ihren Teil dazu beitragen,diesen glücklichen Zustand gegen anstürmende Ge­fahren aus irgend einer Himmelsgegend" zu schützen.

Keine Nation, so fuhr der Nachfolger Wilsons fort, sei in Sicherheit, solange irgend eine andere einzelne mächtige Nation sich weigere, ihre Wünsche und Beschwerden an den Verhand­lungstisch zu bringen. Es folgte folgende für Amerikas Prak­tiken bezeichnendes Geständnis: Die USA hätten gut ge­lernt (!!). daß lange vor offenen militärischen Maßnahmen der Angriff beginnt durch Vorgefechte in Form von Propaganda, subventionierter Durchdringung fremder Gebiete, Lockerung der Freundschaftsbeziehungen, Aufführung von Vorurteilen und durch die Aufforderung zur nationalen Uneinigkeit. Amerika habe gelernt, daß die fromm religiösen Demokratien die Ver­träge heilig hielten (?) und in ihren Beziehungen zu anderen Nationen ehrlich und anständig seien. Sie könnten es sich nicht leisten, fuhr Roosevelt in anmaßendem Tone fort, gegenüber internationaler Gesetzlosigkeit gleichgültig zu bleiben. Der Redner meinte drohend, es gebe dazu viele starke und wirksame Methoden nicht ausgesprochen kriegerischer Art. Roosevelt deutete sodann an, daß er die Revision des Neutralitätsgesetzes wünsche, weil die gegenwärtige starre Form des Gesetzes Amerika in Gefahr bringe, dem Angreifer Hilfe zu bringen und Liese dem Opfer zu versagen.

Während diese Ausführungen Roosevelts sämtlich als agita­torische Einleitung gewertet werden dürften, folgte dann end­lich die Hauptsache, nämlich die Werbung für seinen New Deal und die Aufstellung folgender Forderungen: 1. Eine genügend starke Wehrmacht mit entsprechenden Stützpunkten in strategischen Positionen; 2. Aufbau einer Organisation, die im Kriegsfälle alle Hilfsmittel sofort liefern und deren Lieferung auch noch steigern könne; 3. ein einiges Volk, frei von Klassenhaß, von Streit zwischen Kapital und Arbeit, von falscher Sparsamkeit und von anderen ungelösten sozialen Problemen.

Roosevelt zählte dann verschiedene nationale Projekte auf, die er seit 1933 durchgesetzt habe. Amerika könne, wenn es ge­wisse Unebenheiten und Unvollkommenheiten der New Deal-

Gesetze Verbessere, ein reiches und zufriedenes Volk mit einem jährlichen Nationaleinkommen von wenigstens 60 Milliarden Dollar werden. Er sei daher gegen den Abbau der Reformgesetze und gegen die Kürzung der Bundesausgaben. Wenn nun der Bundeskongreß die gegenwärtige Entwicklung durch unzeit­gemäße Sparmaßnahmen aufhalten wolle, so müsse der Bundes­kongreß allein die Verantwortung dafür übernehmen.

In Amerika wird die Ansicht vertreten, daß die mit Vor­stehendem abgeschlossene Rede Roosevelts als gemäßigt zu be­trachten sei. Es wird hervorgehoben, daß der Präsident im Gegensatz zu früher auf sämtliche Angriffe auf die Hochfinanz dabei verzichtet habe.

Oppositionen Wen und drüben

Uneinheitliche Aufnahme der Botschaft Roosevelts Der Verlauf der Kongreßsitzung Washington, 5. Januar. Vor Licht besetzten Tribünen haben die beiden Häuser des Bundeskongresses im großen Sitzungssaal des Capitols die Botschaft des Präsidenten Roosevelt entgegen­genommen. Auch zahlreiche Vertreter des Diplomatischen Korps waren erschienen.

Daß die USA-Regierung in wildem Tempo aufrüsten will, hatte man seit Wochen geflissentlich durchblicken lassen- Unklar­heit bestand bei Sitzungsbeginn nur über Las Ausmaß und die Motivierung. Wer jedoch im Zusammenhang mit der angekün- digten Wehrvorlage ein klar umrissenes außenpolitisches Pro­gramm erwartet hatte, wurde enttäuscht. Denn die Botschaft

des Präsidenten wiederholte nur die längst bekannten Gedanke», gänge Roosevelts und war im übrigen nur ein krampfhafte» Versuch, die Wählermassen über das Fehlschlagen seiner Re« Deal-Politik hinwegzutäuschen.

Während Roosevelt bei seinem Erscheinen vor dem Haus im Gegensatz zu den Mitgliedern seines Kabinetts durch Händeklatschen begrüßt wurde und auch einige seiner Ankündi­gungen, wie z. B., daß die Vereinigten Staaten gewillt seien, di« westliche Halbkugel gegen Angriffe jeder Art zu schützen, mit Beifall ausgenommen wurden, trat während der Verlesung de» Botschaft doch klar zutage, daß die bei den Novemberwahlen be­trächtlich angeschwollene Opposition die meisten seiner Matznah-, men, insbesondere auf innenpolitischem Gebiet, nicht mitzu­machen gewillt ist. Mit eisigem Schweigen, auch bei den Demo­kraten, wurde die Mitteilung entgegengenommen, Laß .verhält­nismäßig geringe" Steuererhöhungen vielleicht unumgänglich seien. Auf dem linken Flügel des Hauses rief natürlich die An­kündigung, daß der Präsident eine Aenderung der Neutralitäts­gesetzgebung mit dem Ziel größerer Handlungsfreiheit für sich erstrebe, Genugtuung hervor. Als Roosevelt auf die Notwen­digkeit eines Haushaltsausgleiches hinwies und bestritt, daß di« Regierung mehr verausgabe, als Amerika sich leisten können brachen die Republikaner in ironisches Gelächter aus. Immer­hin konnte man stimmungsmäßig den Eindruck gewinnen, daß Roosevelt trotz der phrasenhaften Begründung seiner Botschaft bei der Aufrüstung und den geplanten innenpolitischen Maßnah­men auf Anhängerschaft rechnen kann.

20 Millionen Dollar verschleudert

Washington, 5. Januar. Der republikanische KongrehaLge- ordnete Fish erklärt«, er werde eine Kongretzuntersuchnng über die Perwendung öffentlicher Gelder beantragen. Eine solche Untersuchung würde zwar 20 000 Dollar kosten, aber der Regi» rung jährlich 20 Millionen Dollar ersparen.

Das!i-Boot-Gefmilst

Was bezwecken die freundschaftlichen Flottenbesprechungen Berlin-London

Wer einem Partner vertragliche Rechte zubilligt, mutz da­mit rechnen, datz sie eines Tages auch in Anspruch genom­men werden. Das von allen Abkommen nach 1933 wohl am wenigsten kritisierte deutsch-englischeFlottenab- ko mmen gestand Deutschland u. a. das Recht auf gleiche U-Boot-Tonnage mit England zu. Es sah weiter vor, datz Deutschland trotz der Flottenabreden zwischen den Welt­mächten, bis 1942 keine schweren 10 000 Tonnen-Kreuzer zu bauen, fünf dieser Kreuzer noch nachträglich konstruieren dürfe. Wenn Deutschland entgegenkommenderweise sich frei­willig bereit erklärte, von diesen Rechten nur dann, wenn besondere Umstände dazu zwingen, praktischen Gebrauch zu machen, so dürste sich doch niemand der Illusion hingeöen, datz es den vierten und fünften schweren Kreuzer niemals auf Stapel legen und auch die bisherige Tonnage-Grenze für den U-Vootbau von 45 Prozent der englischen Tonnage nicht überschreiten werde. Dieser Illusion haben sich die ver­antwortlichen Marinestellen Englands auch niemals hinge­geben. Die freundschaftlichen Besprechungen, die seit dem 30. Dezember des Vorjahres nach den vertraglichen Bestim­mungen zwischen deutschen und englischen Delegationen stattfanden, haben diesen Eindruck praktischen und nüchter­nen Denkens von Seiten des englischen Partners aus be­stätigt.

Anrühmliche Ausnahmen von diesen Beweisen britischen Wirklichkeitssinnes machen allerdings einige englische Blätter. Sie machen es im Gefolge der vorsprechenden französischen Presse, die sich wieder einmal für die Englän­der den Kopf zerbricht. Beide, die englischen wie die fran­zösischen Stimmen, die sich in Schwarzseherei und gespensti­schen Voraussagen über die deutsche A-Boot-Politik erge­hen, wollen päpstlicher als der Papst sein. So ergietzen sich über die Welt gegenwärtig die üppigsten kombinatorischen Blüten über die wahren Ziele der deutschen Flottenbaupo­litik. Keine strategische, keine politische Ueberlegung, die jene Privatpolitiker Englands und Frankreichs etwa aus­gelassen hätten. Man hat den Lesern alles serviert, was nur einigermaßen auf diese wenig bekömmliche politische Speisekarte patzte.

Es fehlt nichts, weder die deutsche Absicht, das Mittel- meeraleichgewicht zu stören, noch in Spanien ungebührlichen Einfluß zu erwerben, noch gegen die Chamberlain-Reise nach Rom quer zu schießen, noch das Argument, auf Roose­velts Flottenmanöver im Atlantik eine Antwort zu ertei­len. Das Gewebe all dieser Kombinationen ist allerdings außerordentlich durchsichtig. Namentlich nachdem Frankreich die Spitze in der Eespensterseherei mit deutschen U-Booten hält. Ausgerechnet Frankreich, das die Weltgeschichte viel­leicht einmal dafür verantwortlich machen wird, daß Unter­seeboote noch weiterhin auf den Werften der großen Welt­mächte gebaut werden. Kein Zweifel, gewisse Stellen in Frankreich.und England beabsichtigen, aus der deutschen Jn-

f anspruchnahme bereits zugestandener Rechte wieder einmal j ungewöhnlich großes Kapital zu schlagen.

! Dabei liegt Deutschland gewiß nichts ferner, als den Rüstungswettlauf zu steigern, zu dem die Westmächte trotz des Münchener Abkommens und entgegen deutscher und ita­lienischer Warnungen Zuflucht genommen haben. Deutsch­land erachtet gegenwärtig die Umstände für gegeben, unter denen es bereits vor Jahren seinen Anspruch auf Gleich­heit der ll-Bootstärke mit England anmeldete. Es wird da­bei einzig und allein von dem Gedanken bestimmt, den Be­dürfnissen seiner Landesverteidigung und der Schutzpflicht für seine Seeverbindungen zu genügen. Weder hat es solch hochfliegende Pläne wie die Errichtung eines ll-Vootsperr- dienstes mit Italien im Mittelmeer oder im Atlantik, worüber französische Blätter Kombinationen anstellen. Noch plant Deutschland die Zerstörung des Gleichgewichtes im Mittelmeer, worüber sichSunday Times" verbreitet. Sol­che Pläne spuken lediglich in den Köpfen jener, die durch systematische Ereuelpropaganda und Verdächtigun­gen Deutschlands kopfscheu gemacht wurden.

Ein Vergleich zwischen den U-Bootstärken etwa der USA Englands, Frankreichs und Rußlands auf der einen und Deutschlands und Italiens auf der anderen Seite legt die Haltlosigkeit derartiger marinepolitischer Kombinationen schlagend bloß. Es hätte wahrlich weit mehr Grund für Deutschland und Italien bestanden, zu dem Zeitpunkt, als England und Amerika in nicht abreitzender Folge mit neuen Flottenrüstungsprogrammen herauskamen, Alarm zu schla­gen, als heute, da Deutschland, den Verträgen gemäß, über bereits zugestandene Rechte freundschaftliche Besprechungen führt. Es steht noch nicht einmal fest, wie weit Deutschland in der praktischen Anwendung dieser Rechte gehen wird.

Man halte fest, daß bereits eine Absicht Deutschlands. 50 Prozent der englischen U-Boot-Tonnage zu besitzen, die gegenwärtigen freundschaftlichen Besprechungen ebenso not­wendig macht wie der Wunsch, 100 Prozent der englischen Tonnage für U-Boote zu erbauen. Auch darüber, ob das Deutsche Reich sich entschließt, den vierten und fünften oder nur den vierten schweren Kreuzer auf Stapel zu legen, kann die Weltöffentlichkeit erst in einigen Tagen, d. h. nach Abschluß der Aussprache mit den Engländern orientiert wer­den. Es ist deshalb auch verfrüht, Prophezeiungen über die Größe der ll-Voote, die Deutschland nunmehr erbauen will, zu machen. Ob 1000 Tonnen statt der bisherigen 750 Ton­nen die Höchstgrenze für deutsche U-Boote sein werden oder ob Deutschland gleichfalls an derartige Riesentaucher, wie sie England mit 1500 Tonnen besitzt, denkt, das wird eben­falls in Kürze bekanntgegeben. In jedem Fall kann der jüngste Entschluß der deutschen Staatsführung der Bevöl­kerung bestätigen, daß alles Erforderliche für die Küsten- und Landesverteidigung getan wird.

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