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Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt — Amtsblatt der Stadt Altensteig
Anzeigenpreise: Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 5 Pfennig. Tert» Millimeterzeile 15 Pfennig. Bei Wiederholung oder Mengenabschluß Nachlaß nach Preisliste. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold.
Nummer 3
Altensteig, Mittwoch, deu 4. Januar 193S
82. Jahrs«»»
USA.-Mperiallsmus auf dem Bormarsch
30 neue Flottenstützpunkte angeblich für »normale Operationen" — Die pazifischen Inseln werde» befestigt
Washington, 4. Januar. Die Marine der Bereinigten Staaten ist jetzt mit der sensationellen Forderung nach Errichtung von SO neuen Flottenstützpunkten hervorgetreten. Dieser Plan ist eine logische Folge der gewaltigen Neubauvorhaben für Kriegsschiffe und sieht offenbar die restlose Beherrschung des Stillen Ozeans durch die USA-Flotte vor. Alle wichtigen Amerika gehörenden Inseln im nördlichen Pazifik und sogar an der Südküste Alaskas werden für diesen Zweck herangezogen. Selbstverständlich soll dieses imperialistische Ziel der durch kein Land der Welt in ihrem Besitz und ihrer Bewegungsfreiheit bedrohten Bereinigten Staaten durch die heuchlerische Behauptung verdeckt werden, die neuen Stützpunkte seien für die „normalen Operationen" (!) der amerikanischen Flotte erforderlich.
Der Bericht des Marinesonderausschusses, der die Stützpunkt- Ledürfnisse der USA-Flotte einer Prüfung unterzog, ist am Dienstag von Marineminister Swanson dem Abgeordnetenhaus des Kongresses zugeleitet worden. Die insgesamt 30 vom Marineministerium darin als notwendig bezeichneten Flottenstützpunkte sollen zur Stationierung von Flugzeugen, Unterseebooten, Zerstörern und Minenlegern dienen. Als die wichtigsten Projekte bezeichnet der Bericht Stützpunkte für Marineflugzeuge in der Kaneohe-Bay und auf der Midway-, Wake-, Johnfton- und Palmyra-Insel im mittleren Pazifik sowie auf Guam, ferner auf den zu Alaska gehörenden Kodiak- und Sitka-Jnfeln. Ein neuer Stützpunkt soll auch in San Juan auf Portorico errichtet werden. Schließlich wird unter den wichtigsten Vorhaben noch die
Erweiterung der Ausbildungseinrichtungen der Hauptfliegerschule in Pensacola (Florida) erwähnt.
8a «SA. wird das System der Demokratien bemvastrtrrt
Nothilfegelder für politische Wahlzwecke / ArLeitsminifterium für Großteil umstiirzlerischer Spionage und Agitation verantwortlich Washington, 3. Januar. Nachdem am Dienstag hier Wieder- znsammentritt erfolgte, ging beiden Kongretzhäusern ein wichtiger und aufsehenerregender Ausschutzbericht zu. Der Senats- ausschutz, der die Ausgaben für die Wahlkampagne untersuchte, erklärte in seinem Bericht an den Vundcssenat, daß in verschiedenen Bundesstaaten Nothilfegelder für politische Zwecke verwendet worden seien. Der Bericht enthält zwar keine besondere Kritik an dem bisherigen Leiter des Bundesbüros für produktive Arbeitslosensürsorge Harry Hopkins, einer umstrittenen Persönlichkeit, die kürzlich zum Handelsminister ernannt wurde, verlangt aber gesetzgeberische Maßnahmen, um weiter derartige Vorstöße in den Bundesstaaten unmöglich zu machen.
Dem Abgeordnetenhaus ging ferner ein Bericht des bekannten Dies-Ausschusses zu, in dem erklärt wird, daß das Arbeits- Ministerium für einen großen Teil der „umstiirzlerischen Spionagebetätigung und Agitation" in den Vereinigten Staaten verantwortlich sei.
Die deutsch-englischen Flottenverhandlungen
Falschmeldungen der englischen und französischen Presse
London, 3. Jan. Die gesamte englische Presse hat die deutschenglischen Flottenverhandlungen mit großem Interesse verfolgt und stellt schon seit Tagen allerlei Vermutungen über die Gründe an, die Deutschland bewogen haben könnten, von dem ihm vertraglich zustehenden Recht einer Vermehrung der Unterseeboote und der schweren Kreuzer Gebrauch zu machen. Daß dabei dem deutschen Schritt zum Teil durchaus abwegige Motive unterschoben werden, nimmt bei der Einstellung eines Teiles der englischen Presse nicht wunder. Einige Blätter versuchen auch, aus dem berechtigten und natürlichen Wunsch Deutschlands nach verstärktem Schutz seiner Küsten in irgend einer Weise politisches Kapital zu schlagen.
So nimmt der „Daily Telegraph" an, daß Deutschlands Entschluß, mehr Unterseeboote zu bauen, auf englischer Seite zu einem beschleunigten Bau von Zerstörern führen werde. Der marxistische „Daily Heral d", der natürlich für den deutschen Schritt kein Verständnis aufbrmgen kann, glaubt als Grund den angeblichen gewaltigen Ausbau der sowjetrussischen U-Voot- Flotte angeben zu können, während der konservative „Scots man" die starke Vergrößerung der amerikanischen Atlantik-Flotte und Luftwaffe anführt. Der Flottenkorrespondent der offiziösen „Sunday Times" weist darauf hin, daß Deutschland, wenn es weiterhin wie bisher kleine U-Boote baue, bei voller Ausnutzung der ihm zustehenden Tonnage zahlenmäßig eine doppelt so starke U-Boot-Wasfe wie England haben werde. An anderer Stelle glaubt das Blatt die Verstärkung der deutschen A-Voot- Flotte mit dem Mittelmeer-Problem in Verbindung bringen zu müssen. Deutschland wolle, so wird behauptet, mit seinen ll- Booten „aktive Mittelmeer-Politik" betreiben, worauf „Sunday Times" resigniert hinzufiigt, daß, wenn Deutschland direkt oder indirekt eine Seemacht im Mittelmeer werde, „viele Hoffnungen zerstört würden".
Paris, 3. Jan. Auch die französische Presse ergeht sich in Rätselraten über die Bedeutung der deutsch-englische» Flottenverhandlungen, wobei die Blätter sich offenbar dazu berufen fühlen, sich für England den Kopf zu zerbrechen und „warnende Ratschläge" zu erteilen. Der „Temps", der einen neuen Rüstungswettlauf zur See voraussteht, mutz zwar die Berechtigung der deutschen Forderung anerkennen, glaubt aber England vor allen möglichen furchtbaren Gefahren warnen zu müssen, die ihm von der deutschen Flotte drohen könnten. Der „Petit Parisien" spricht sogar von einer Bedrohung der „imperialen Wasserstraßen" Englands und Frankreichs, während der „Figaro" meint, daß Deutschland nicht ohne Grund ll-Boote baue. Diese Maßnahme versetze es in die Lage, zahlreiche Einheiten für die Nordsee und den Kanal zur Verfügung zu haben. Der sozialdemokratische „Populaire" schreibt in der üblichen Gehässigkeit.
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Gegenüber diesen Gerüchten und Gehässigkeiten in Paris und London muß darauf hingewiesen werden, daß das endgültige Ergebnis der Berliner Besprechungen noch gar nicht vorliegt. Daß aber Deutschland von dem ihm zustehenden Recht der Vergrößerung der ll-Voot-Tonnage und des Baues schwerer Kreuzer Gebrauch machen wird, ist ohne Zweifel. Dabei versucht Deutschland nicht einen Vorstoß
zum Wettrüsten zur See, vielmehr handelt es sich einfach um eine Frage d:r Landesverteidigung und Sicherung der Seewege. Das neue Zusatzabkommen ist gegen niemand gerichtet, auch nicht gegen Moskau, vielmehr nur die Ausnützung eines vertraglichen Rechtes.
Daß die Ansprüche der totalitären Staaten im übrigen die Rechte der angelsächsischen Mächte auf Seemacht in keiner Weise antasten, mag weiter ein Vergleich zwischen den in Dienst gestellten, in Bau begriffenen und geplanten Kriegsschiffen Deutschlands und Italiens auf der einen und England und Amerika auf der anderen Seite erweisen. An Schlachtschiffen fallen bei einem solchen Vergleich auf die Mächte der Achse zwölf, auf die Angelsachsen 46. Bei den Flugzeugträgern ist das Verhältnis mit 24:2 noch günstiger für die Angelsachsen. An Kreuzern stehen 126 angelsächsischen 32 „totalitäre" Kreuzer gegenüber, an Zerstörern 465 angelsächsischen 110 Zerstörer Deutschlands und Italiens gegenüber. An Unterseebooten schließlich besitzen USA. und Großbritannien 179, Deutschland und Italien 140. Es kann als sicher gelten, daß die Ergänzungen zum deutschenglischen Flottenabkommen den Rechten Deutschands auf Seemacht und Seegeltung ebenso Rechnung tragen wie die Verpflichtungen, die Großbritannien gegenüber seinem Empire eingegangen ist.
Daladier in Tunesien
Paris, 3. Jan. Ministerpräsident Daladier ist am Dienstag morgen an Bord des Kreuzers ,Soch" im Hafen von Bizerte eingetrofsen. An den Hafenanlagen hatten Ehrenkompagnie« der Marine-Infanterie Aufstellung genommen. Als der Ministerpräsident die Motorbarkasfe verließ, feuerten die im Hafen liegenden Kriegsschiffe Salutschüße ab. Der Generalrefident von Tunis, Eric Labonne, sowie ei« Vertreter des Beys von Tunis empfingen den Ministerpräsidenten und seine Begleitung in Gegenwart der Zivil- und Militärbehörden sowie Abordnungen der Eingeborenen.
Ministerpräsident Daladier begab sich nach der Ausschiffung z» den Befestigungen von Metline.
Daladier in Tunis
Nach der Besichtigung der Befestigungsanlagen von Metline begab sich Daladier mit seiner Begleitung nach Bardo, etwa 4 Kilometer von Tunis entfernt, wo sich das Palais des Bey von Tunis befindet. Der Bey empfing den Ministerpräsidenten, umgeben von seinen Ministern und Generälen, und führte ihn in den Thronsaal, wo Begrüßungserklärungen abgegeben wurden. Daladier betonte dabei, daß „die Verbundenheit zwischen Frankreich und Tunis täglich durch die Solidarität der gegenseitigen Dienste und den ständig wachsenden Wohlstand, zu dem sie führten, enger gestaltet würde". Nach dem Empfang beim Bey von Tunis hielt Daladier gegen 12.15 llhr seinen offiziellen Einzug iudie Stadt von Tunis, wo er ebenfalls herzlich von der Bevölkerung begrüßt wurde. Er begab sich zunächst zum Gesalleren-Denkmal, wo er einen Kranz niederlegte. Gegen 12.40 Ahr traf er dann im Palais des Generalresidenten ein, wo ihm zu Ehren ein Esten stattfand.
Modler sprach la AM
Paris, 4. Januar. Ministerpräsident Daladier ist nach der Truppenschau in Tunis, die über eine Stunde gedauert hat. in das „Maifon de France" zurückgekehrt, wo er Abordnungen der französischen und tunesischen Bevölkerung und der britischen Kolonie empfing.
Anläßlich des Festessens im Hotel „Majestic" in Tunis hielt der Ministerpräsident nach einer kurzen Ansprache des General- residenten Labonne eine durch Rundfunk übertragene Rede, i» der er auf die Beweise der Treue und der Loyalität zu Frankreich, die im Laufe der letzten Monate von Tunis, Algier und Marokko bekundet worden feien, einging und erklärte, daß das Mutterland ebenso fest an ihnen halte wie sie an Frankreich. Er überbringe ganz Nordafrika den Gruß Frankreichs. Von Tunis aus wüste diese Freundschaftsbotschaft ausgehen, weil Tunis wie Algerien und Marokko eine starke Wehr der französischen Repu. blik darftcllen.
Ministerpräsident Daladier wird Dienstagabend 22 llhr französischer Zeit Tunis verlassen, um sich nach Gabes zu begeben.
Erfolgreiche Grotzvveratlonen ln Spanten
Außerordentlich starke Verluste des Feindes
Bilbao, 3. Jan. Der nationalspanische Heeresbericht meldet, daß die Truppen General Francos in Katalonien weiter Vordringen. Im Nordabschnitt besetzten die Soldaten des Generals Munoz Grande die Orte Vall de Llebrera und Alentorn sowie Rubio de Abajo, Rubio de Arriba und Rubio de Enmedio. Im Siidabschnitt durchbrach General Solchaga die feindlichen Stellungen und eroberte Juncosa Torre del Espanol. Der Vormarsch dauert auch hier an. Die Verluste des Feindes übertrasen bei weitem die der Vortage. Es wurden 2624 Gefangene gemacht und über 100 Maschinengewehre erbeutet. Ferner fielen den nationalspanischen Truppen drei große Waffcnlager in die Hände. Die nationalspanische Luftwaffe bewarf die militärischen Ziele von Barcelona, Tarragona und Cartagena ausgiebig mit Bomben. Drei feindliche Jagdflugzeuge wurden abgeschoffen.
Artesa Segre nach heftigem Straßenkampf genommen 1100 Gefangene, 7 rote Jagdflugzeuge abgeschossen Bilbao» 4. Januar. An der Katalonien-Front wurden wieder große und erfolgreiche Operationen durchgeführt, die von dem linken Flügel der llrgel-Armee unter der Führung des Generals Munoz Grande gemeinsam mit der Maestrazgo-Armce General Moscardos vorgenommen wurden. Die nördlich des Segreflustes operierende llrgel-Armee stieß in südlicher Richtung bis zum rechten Segre-Ufer vor, während die Maestrazgo-Armee von Süden kommend, nördlich vorftietz und dabei das linke llfer des Segre erreichte. Es wurden sojort Ponton-Behelfsbrücken geschlagen und die Verbindung zwischen beiden Heeresgruppen her
gestellt. Vereint stießen nun die Truppen in östlicher Richtung vor und eroberten die stark befestigten roten Stellungen rings um den Knotenpunkt Artesa de Segre. Der Feind erlitt hierbei außerordentlich schwere Verluste. In den Abendstunden wurde der Ort Artesa de Segre nach heftigem Straßenkampf besetzt. Bei einem weiteren Vorstoß wurde westlich von Artesa der Ort Vernet besetzt.
Die auf dem rechten Flügel operierenden Formationen der Legionäre, deren Flanken von den Navarra-Brigaden gebildet werden, eroberten Cafteldans, 8 Kilometer südlich Borjas Biancas, den Hauptort der roten Verteidigung. In diesem Abschnitt wurden 1100 Gefangene gemacht.
Der nationalfpanischen Luftwaffe gelang es, in zwei Luft- kämpfen sieben rote Jagdflugzeuge abzuschießen.
lleber die Einnahme von Artesa de Segre berichtet der Frontberichterstatter des Deutschen Nachrichtenbüros, daß dieser Erfolg in militärischen Kreisen als der bedeutendste der bisherigen Offensive angesehen werde. Der Feind betrachtete Artesa als die Schlüsselstellung für die Verteidigung Kataloniens. Dies geht auch aus den außerordentlich starten Befestigungsanlagen hervor, die u. a. zahlreiche Reihen zementierter Schützengräben und Betonbunker aufwiesen.
Die nationalspanische Infanterie der Urgel- und Maestrazgo- Armee zeichnete sich durch verwegene Sturmangriffe aus, wobei sie zahlreiche Gefangene machte. Alle Operationen wurden von der Luftwaffe, die ununterbrochen die roten Linien bombardierte und mit Maschinengewehren beschoß, tatkräftig unterstützt.