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Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt — Amtsblatt der Stadt Altensteig
: Monatl. B. P«K ^t lLV »i»schl. 1» ^ BtfSrB.-GeB., z»z IS ^ Znstellnngsgeb.; d. Ag. >Z i.t» ei«fchl. 2V L A»»trt»erg«t.; Einzel«. IS ^ . Bei Richterschrin«« Brr Zeit. ins. höh. Gewalt ^ Ketrietrstör. Besteht tri« Ansprnch a»f Liefer»«>. Dr«htanfchrijt: Lnnnenblllttz / Fernruf S21.
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Altensteig, Dienstag, den 8. November 1938
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LegattonSrat von Rath durch Schüsse schwer verletzt — Mische Kreise verantwortlich
Paris» 7. Noo. Auf de« Legationssekretär au der deutschen Botschaft in Paris, oou Rath, wurde am Montag morgen i« seinem Dieustzimmer ein Reoolverattentat verübt. Als Täter wurde später der jüdische polnische Staatsangehörige Herschel Seibel Srynszpan festgestellt.
Im einzelnen spielte sich der Vorfall wie folgt ab: Der Täter «eldete sich bei einem Amtsgehilfen der Botschaft und verlangte einen der Legationssekretäre zu sprechen. Tr wurde darauf zu Legationssekretär von Rath geführt. Geich darauf fielen in dem Zimmer des Herrn von Rath Schüsse, und der soeben erst gemeldete Fremde versuchte zu flüchten. Der Amtsgehilfe der Botschaft veranlaßte daraufhin die sofortige Festnahme des Täters durch den vor dem Botschaftsgebäude stehenden französischen Polizeibeamten, der den Täter dem nächsten Polizeikommissariat zuführte. Bei der sofort durchgeführten Vernehmung erklärte der Täter, er habe das Attentat verübt, um seine jüdischen Rassegenossen zu rächen.
Die Botschaft hat beim französischen Außenministerium strengste Durchführung der Untersuchung verlangt und zugesagt erhalten. Legationssekretär von Rath ist in ein Krankenhaus übergeführt und in ärztliche Pflege genommen worden.
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Größtes Aufsehen der jüdischen Mordtat
Daladier übermittelt seine Anteilnahme
Paris, 7. Nov. Der feige Anschlag des jüdischen Mordbuben auf den Legationssekretär an der deutschen Botschaft in Paris, «v Rath, hat in Paris größtes Aufsehen erregt. Die Presse berichtet ausführlich über den Anschlag und die Verhaftung des Perbrechers.
Ministerpräsident Daladier hat dem deutschen Botschafter sewe persönliche Anteilnahme sowie die Anteilnahme der Regierung übermittelt. Desgleichen haben sich zahlreiche politische Persönlichkeiten auf der Botschaft nach dem Befinden des Le- gationssekretärs von Rath erkundigt. Der „Intranstgeant" schreibt, das bedauerliche Attentat habe in Paris große Erregung hervorgerufen. Es rolle aufs neue die Frage der unliebsamen Ausländer aus, die nach Frankreich kämen, um sich ihre» »»kontrollierbaren Machenschaften hinzugeben.
Zustand des Legationsrats sehr ernst
Paris, 7. Nov. Heber die Verletzungen, die Legationssekretär von Rath bei dem feigen jüdischen Revolverüberfall in der deutschen Botschaft in Paris erlitt, erfahren wir von zuständiger Stelle noch folgende Einzelheiten:
Eine der beiden Kugeln, die der Jude Erynszpan auf den deutschen Legationssekretär abschoß, streifte die Hand und drang in die Schulter ein. Die dadurch hervorgerufene Verletzung ist nicht gefährlich. Die zweite Kugel dagegen drang, in die Seite ein und durchschlug die Milz, weiter verletzte sie die Magenwand an zwei Stellen Glücklicherweise ist die Wirbelsäule nicht getroffen.
Die sofort vorgenommene Operation, die Professor Baumgartner von der Klinik d'Alma durchführte, dauerte bis kurz vor 14 llhr. Es erwies sich als notwendig, die Milz zu entfernen. Die Verwundungen am Magen wurden genäht. Die Operation war infolge der Art der Verletzungen außerordentlich schwierig, sie ist jedoch gut verlaufen. Der Zustand des Verletzten bleibt, ohne zu unmittelbaren Befürchtungen Anlaß zu geben, sehr ernst.
Das Verhör des jüdischen Mörders
Paris, 7. Nov. Der „Temps" berichtet zu dem feigen Mord- raschlag des Juden Erynszpan in der deutschen Botschaft in Paris, der Mörder habe beim Verhör erklärt, daß er von seinem
Parlamenlsauflösung in Belgien?
BrWA, 7. Nov. Ministerpräsident Spaak hielt am Montag auf dem sozialdemokratischen Parteikongreß eine große Verteidigungsrede für seine Innenpolitik. Er spielte dabei auf die Möglichkeit einer Kabinettskrise an, wenn er sagte: „Ich weiß kscht, ob meine Rede ein Schwanengesang sein wird. Me Ereignisse haben sich seit gestern schnell entwickelt. Ich wurde gester« in der Burgos-Frage geschlagen. Einige behaupten, daß ich in »er Innen- und Außenpolitik zu schwach sei, andere wieder erklären, daß die Regierung Spaak unersetzlich sei." Weiter drohte «paak mit der Möglichkeit einer Auflösung des Parlaments und der Ausschreibung von Neuwahlen. Die Leitung der Katholische» Partei und die liberale Kammergruppe treten am Dienstag vor» Mittag zusammen, um ihre Stellungnahme zu dem Beschluß des sozialdemokratischen Parteikongresses in der Burgos-Frage fest» Miezen.
Onkel Abrahm Erynszpan beherbergt worden sei. Ein Polizeibeamter habe dazu festgestellt, daß der Mörder wohl bei seinem Onkel gewohnt habe, daß er ihn aber am 15. August verlassen *mbe mit 3Ü00 Franc, die er von seinem Vater, der im August -us Frankreich ausgewiesen worden sei, erhalten habe. Eryn- fzpan habe sich geweigert, mitzuteilen, wo er sich vom 15. Augult bis zum Tage der Tat aufgehalten habe.
Grynszpan: „Ich bedaure, daß er nicht tot ist!"
Jüdische Kreise die Verantwortlichen
Paris, 7. Nov. Wie man in unterrichteten Kreisen zu der polizeilichen Untersuchung gegen den jüdischen Mordbuben Herschel Grynszpan erfährt, soll er schon nach Frankreich gekommen sein mit dem festen Vorsatz, einen Deutschen zu töten. Er soll sich im übrigen ain Montag früh schon längere Zeit vor der deutschen Botschaft Herumgetrieben haben.
Der „Petit Parisien" stellt nach einer eingehenden Darstellung des Lebenslaufes des jüdischen Mörders fest, daß er nicht aus eigener Initiative gehandelt habe, sondern zu dieser außerordentlich bedauerlichen Tat von interessierten jüdischen Kreisen angestiftet worden sei. Zynisch habe der Mörder erklärt, er könne nur bedauern, „daß er nicht tot ist".
Zustand des Legationssekretars von Rath weiter ernst
Paris, 8. November. In den späten Abendstunden erklärte man in Kreisen der deutschen Botschaft, daß nach Angabe der Arzte der Gesundheitszustand des Legationssekretärs von Rath weiterhin ernst sei.
Den demagogischen Höhepunkt erreicht
Zum 21. Jahrestag -er bolschewistischen Revolution
Moskau, 7. Nov. Aus Anlaß des 21. Jahrestages der bolschewistischen Revolution veröffentlicht die Moskauer Presse einen Armeebefehl des Kriegskommissars Woroschilow, in dem er sich besonders mit der Politik der Westmächte beschäftigt, wobei er ausführt, daß die letzten Reste der „Vourgeoisen-Demokratie" in Europa langsam liquidiert würden. Demgegenüber nennt Woroschilow die Sowjetunion den „granitenen Felsen", der „aus dem Friedensmeer des kapitalistischen Chaos" aufrage und für die ganze unterdrückte Menschheit die einzige Hoffnung darstelle".
Die Sowjetunion und vor allem die Rote Armee müßten diese Lage erkennen. Europa stelle im gegenwärtigen Augenblick nicht mehr ein „Pulvermagazin", sondern ein ganzes „S p r e n g st o ff- arsenal" dar. das jeden Moment vom ersten Funken in die Lust gesprengt werden könne.
Auch der neuernannte Marinekommissar Frinowski erläßt einen ähnlichen Befehl an die Kriegsflotte, worin er ebenfalls mit besonderem Nachdruck die Wichtigkeit der Ausmerzung des „inneren Feindes" unterstreicht. In einem neuen Weltkrieg sei es die Aufgabe der roten Flotte, „den Feind in seinen eigenen Gewässern zu ersäufen". Schließlich meldet sich noch rn einem sechs Spalten langen Artikel der „Prawda" der Leiter der Komintern, Dimitroff. Die Ausführungen Dimitroffs gipfeln in dem Vorschlag, „eine internationale Arbeiterkonserenz" einzuberufen (unter deren Tarnung vermutlich eine Art neuer Kominternkongreß in Erscheinung treten soll). Dimitroff schließt seine bombastischen Ausführungen mit dem Hinweis darauf, daß die Stunde der „Stunde dar Vergeltung" nahe und daß die vereinigten Kräfte des „Proletarias" den Faschismus vernichten würden.
KlmivslmslM gegen Zala-ler?
Frankreichs Sozialdemokraten mit den Kommunisten
Paris, 7. Nov. Auf der sozialdemokratischen Landesralstagung lehnten die meisten Redner die Marseiile: Rede des französischen Ministerpräsidenten gegen die Kommunisten ab. Falls die Regierung Daladier auf die Politik Lavals oder Doumergues zurückgreifen wolle, müsse die Sozialdemokratische Parte: nicht nur in die Opposition gehen, sondern Kampfstellung beziehen. Immer wieder setzten sich die Redner für die Aufrechterhaltung der Volksfront und gegen eine etwaige Trennug der Sozialdemokraten von den Kommunisten ein. Leon Blum berief sich auf den im März von der Sozialdemokratischen Partei aufgestellten Finanz- und Wirtschaftsplan, der weiterhin die Grundlage ihrer Arbeit im Parlament bleibe. Die Kammer müsse gleich bei Ablauf der Sondervollmachten, also am 15. November, zusammentreten. Der Landesrat müsse sich andererseits weigern, dem in Marseille ergangenen Aufruf zu einem „antikommunistischen Kreuzzug" Folge zu leisten. Vor allem müsse man sich vor jeder aggressiven Haltung den Kommunisten gegenüber hüten.
Der Landesrat nahm am Schluß seiner.Aussprache einen phrasenreichen Entschließungsentwurf des Vorsitzenden Leon Blum an, in dem die meisten der von den verschiedenen Rednern vorgebrachten Gesichtspunkte wiederholt werden. Pathetisch werden die Parteien und Organisationen der „Volksfront" aufgefordert, zur Aufrechterhaltung der Einigkeit Opfer zu bringen. Die „faschistische Reaktion" bedrohe wieder die republikanischen Einrichtungen, als deren einzig berufene Hüter sich die Sozialdemokraten aufspielen. Durch Ausmalung dieser „Gefahr" sollen die Radikalsozialen geködert werden. Die Kommunisten werden beschworen, „alles zur notwendigen Annäherung an die Formationen der Freiheit und der Demokratie M tun". Die Sozialdemokratische Partei könne die Idee eines antikommunistischen Kreuzzuges nicht zulassen. Wenn die Volksfront gebrochen werden sollte, indem eine Partei sich zurückziehe, so würden die Sozialdemokraten alles unternehmen, um den Zusammenschluß der „republikanischen Energien aller Art" aufrechtzuerhalten. Die Partei erkläre, eine Vertagung der Kammer-Einberufung nach Ablauf der der Regierung zugestandenen Sondervollmachten nicht zu billigen. Einen etwaigen Antrag auf Verlängerung der Vollmachten wolle sie nicht annehmen. Auch werde sie keiner Regierung ihr Vertrauen schenken, die einen Finanzplan vorbringe, der im Gegensatz stehe zu dem von der Volksfront-Regierung unter sozialdemokratischer Leitung eingebrachten Plan. Nu,r einer Regierung, die dieses Programm durchzuführen bereit sei, wolle die Partei ihre Unterstützung gewähren.
Die verklausulierten und im übrigen völlig theoretischen Auslassungen über eine eventuelle Beteiligung an einer Regierung, die sich zum Vollstrecker der marxistischen Wünsche macht, boten obendrein Anlaß zu einer Spaltung der Stimmen. Der Scharf
macher Zyrcmski verlangte nämlich, festzulegen, daß Daladier nicht auf Unterstützung der Sozialdemokraten rechnen könne, er forderte außerdem eine „Regierung zur Verteidigung der demokratischen Freiheiten gegen den inneren und äußeren Faschismus". Was Zyromski darunter versteht, gab er unumwunden bekannt: Offizielle Versorgung der spanischen Bolschewisten mit Waffen und Material!
In der Schlußsitzung des Landesrats der Sozialdemokratischen Partei erklärte Blum: Er sei zwar immer noch für eine internationale Zusammenarbeit auf dem Konferenzwege eingestellt, und er sei auch jetzt noch davon überzeugt, daß dieAbrüstung das Ziel jeder Politik sein müsse. Aber augenblicklich könne ma» an eine solche Abrüstung nicht denken. Die Lage sei schwierig und es sei unerläßlich, unter den gegenwärtige» Umständen aufzurüsten. Mit dieser Pflicht hätten sich die Sozialdemokraten in Frankreich abzufinden.
Die neue Tschechoslowakei
Nach der endgültigen Erenzregulierung mit Ungarn veröffentlichen tschechische Blätter nunmehr Uebersichten über den neuen Staat. Die Republik, die vor der Besetzung ein Flächenausmaß von 140 000 Quadratkilometer mit 15,3 Millionen Einwohnern umfaßte, verliert fast ein Drittel der Einwohner. Sie trat an Deutschland 28 200 Quadratkilometer mit 3,6 Millionen Einwohnern, an Polen 1000 Quadratkilometer mit 230 000 Einwohnern und an Ungarn 12 000 Quadratkilometer mit mehr als einer Million Einwohnern ab. Die Republik verlor also rund 41 000 Quadratkilometer und 4,85 Millionen Einwohner. Dies entspricht 31,5 v. H. der früheren Einwohnerzahl und 35,0 v. H. der Bodenfläche. Die Tschechoslowakei rückt damit von der neunten Stelle auf die zehnte Stelle in der Stufenreihe der europäischen Bevölkerungszahlen. Der neue Staat wird rund 100 000 Quadratkilometer mit 10,5 Millionen Einwohnern besitzen.
Ausstand in Fernost?
Unkontrollierbare Gerüchte
§ Dairen, 7. Nov. In der Mandschurei laufen zunächst unkon- trollierbare Gerüchte über einen Aufstand der Zivilbevölkerung in der Stadt Blagowe st schensk um, der gegen den Sowjetterror gerichtet sei und dem sich auch die lokale Garnison an- geschlossen habe. Aus Blagowestschensk in Charbin eingetroffene Flüchtlinge behaupten, der Ausstand sei am 1. November aus- gebrochen. Nachdem die dortige Garnison sich angeschlossen habe, seien für alle Fälle Frauen und Kinder über , den Amur nach Mandschukuo in Sicherheit gebracht worden.