«-«-w^izioälder Lageszeitung
Nr. 258
Irr ewige Wert des Mm AnArS
Reichsminister Dr. Goebbels eröffnet die Woche des deutschen Buches
. Dr. Goebbels fprsch zum Lemjcheu Dichter
> Bekenntnis zur Schönheit der deutschen Sprache
Weimar, 30. Okt. Die Eauhauptst t Weimar stand am Sonntag im Zeichen der Eröffnung der E,i::n Kroßdeutschen Buch- wcche. Vor Beginn des Staatsaktes nahmen der Oberbürgermeister und die Ratsherren der Stadt Gelegenheit, in festlicher Ratsherrensitzung im Ratshaus dem Reichsminister Dr. Goebbels die Ehrenbiirgerwürde der Stadtgemeinde anzutragen. Sichtlich erfreut nahm Reichsminister Dr. Goebbels die Ehrung an und dankte dem Oberbürgermeister und dem Reichsftatthalter durch Handschlag und nahm den Ehrenbürgerbrief entgegen.
Vom Rathaus aus begab sich Reichsministcr Dr. Goebbels nach der Fürstengrust. In der Halle begrüßte er eine Abordnung der zum Dichtertreffen in Weimar weilenden deutschen Dichter. Darauf legte er an den Särgen Goethes und Emillers in der Gruft große Lorbecrkränze nieder. Dan« fuhr Dr. Goebbels zur Weimar-Halle. Der bis auf den letzten Platz besetzte Saal bot ein festliches Bild. Die Ouvertüre zum „Kalis von Bagdad" von Cornelius, gespielt von der Weimarer Staatskapelle unter Leitung von Generalmusikdirektor Paul Sixr, leitete die Eröffnungskundgebung ein. Darauf sprach Reichsftatthalter und Gauleiter Sauckel herzliche Worte der Begrüßung. Anschließend sprach Reichsleiter Bo uhler. Er sprach über das deutsche Schrifttum und die nationalsozialistische Schristtumspolitik, die Verantwortlichkeit des Verlegers und die Schaffung einheitlicher Schul- und Lernbücher.
Als Reichsleiter Bouhler geendet hatte, klangen hell die Stimmen des HJ.-Chors auf. Er fang unter Begleitbno des Ee- bietsmusikzuges das Lied „Die Welt gehört den Führenden".
Stürmisch begrüßt, trat dann der Präsident der Reichskulturkammer, Reichsminister Dr. Goebbels, an das Rednerpult.
Reichsministcr Dr. Goebbels
führte in seiner Rede u. a. aus:
Meine Volksgenoffen und Volksgenossinnen! Die VüLcr sind unsere besten und vor allem unsere treuesten Freunde. Sie begleiten uns von frühester Kindheit an durch das ganze Leben, ohne uns jemals zu verlassen. 2n glücklichen und vor allem in schweren Stunden geben sie uns Trost, Aufmunterung, Erbauung und Entspannung; ja das eine oder das andere Buch ist manchmal für unser ganzes geistiges Dasein bestimmend und ausschlaggebend. Es ist nicht wahr, daß die Bücherfreunde die Außenseiter des Lebens seien, die für die praktische Arbeit nicht in Frage kommen könnten. Mir müssen hier einen scharfen Unterschied machen zwischen dem Bücherwurm und dem Bücherfreund. Der Bücherwurm ist jener Mensch, der sein Leben ausschließlich durch das Buch bestimmen läßt, ohne die Wirklichkeit des Tages und die Härte des Daseins zu sehen. Der Bücherfreund dagegen ist jener Mensch, der im Buch die wertvollste geistige Ergänzung seines Lebens sieht, der aus dem Buch Kraft schöpft für Beruf und Pflicht: Deshalb sind tätiges Leben und Freude am Buch keine Gegensätze, sondern Dinge, die sich ergänzen und gegenseitig unendlich bereichern. Man muß hier widerum einen scharfen Unterschied zwischen Büchern und Büchern machen. Es gibt Bücher, die wir flüchtig durchblättern, ohne aus ihnen irgend einen Gewinn für unser Leben oder für unsere geistige Existenz zu ziehen. Es gibt aber andere Bücher, die unsere Entwicklung und unser geistiges Dasein maßgeblich beeinflussen, ja bestimmen. Das gute Buch jedenfalls wird zu allen Zeiten seinen ewigen Wert behalten. In ihm lebt die eigentliche Quelle der geistigen Kraft einer Nation.
Das Buch ist nicht nur dazu bestimmt, die Menschen zu unterhalten; es soll die Menschen auch erziehen. Und da wirkt wohl meistens das geschriebene Wort viel dauerhafter und einprägsamer als das gesprochene.
Es ist oft das Wort des Führers zitiert worden, daß Revolutionen nicht vom geschriebenen, sondern vom gesprochenen Wort gemacht wurden, daß an ihrer Spitze also nicht die Schriftsteller sondern die Redner ständen. Das ist zweifellos richtig und wird wieder einmal aufs neue durch unsere eigene revolutionäre Entwicklung bewahrheitet. Andererseits aber darf auch nicht verkannt werden, daß die Grenzen zwischen Rede und Buch oft verschwimmen, daß es Reden gibt, die ebenso gut Schreiben sein könnten, und daß eine Sammlung interessanter Reden am Ende das beste Buch ausmachen können.
Die Rede steht am Anfang der Revolution. Die Zeitung begleitet sie unmittelbar referierend und darstellend. Den bleibenden Wert eines revolutionären Zeitalters aber skizziert das Buch. Seine Aufgabe ist es, den Gehalt der Zeit den spätere«! Generationen zu übermitteln und damit der Revolution Ewigkeit zu verleihen. Der Minister zeigte das am Erleben des Nationalsozialismus.
Für uns hat das Buch seinen bleibenden Wert als ein überaus wertvolles Mittel der Volksgestaltung und Volkserziehung. And darum wird auch die Arbeit, die wir zur Verbreitung des Buches in den Millionenmaffen unseres Volkes leisten, großzügig und unter Einsatz aller uns zur Verfügung stehenden organisatorischen Mittel angefaßt und durchgeführt. Hier wirken Partei und Staat einträchtig zusammen und schassen damit einen Zustand der systematischen, weit über das Literarische hinausreichenden Pflege und der festen Tradition unseres deutschen Bücherwesens.
Wieoerum sind die Absatzziffern unserer Verlage um ein bedeutendes gestiegen. Der wissenschaftliche Verlag hat im laufenden Jahr ein Mehr von 11,2 v. H. aufzuweisen gegenüber nur 5,6 v. H. im vorangegangenen Jahr. An dieser Steigerung ist der populärwissenschaftliche Verlag sogar mit 12 v. H. beteiligt. Aber auch der schöngeistige Verlag zeigt eine Absatzsteigerung von 4 v. H. Die Umsatzsteigerung im Sortiment für das erste Halbjahr 1938 beträgt gegenüber der gleichen Zeit des Jahres 1937 rund 7,5 v. H.
Daneben haben wir eine ungeahnte Leistungssteigerung auch im kulturellen Wert der erscheinenden Bücher zu verzeichnen.
Im ersten Halbjahr 1937 sind 2323 Werke neu aufgelegt worden, im ersten Halbjahr 1938 dagegen 8852 Werke; das bedeutet eine Steigerung um 65,8 v. H. Damit tritt also an die Stelle der literarischen Tagessensation der langjährige anhaltende und stetige Erfolg der wirklich gehaltvollen Werke.
Außerordentlich erfreulich ist die ständig wachsende Anteilnahme des deutschen Arbeiters am guten Buch. Das zeigt sich vor allem in dem rapiden Aufschwung der deutschen Werksbüchereien. Die größte Werksbücherei bei Siemens verfügt über einen Buchbestand von 56 4M Werken. 1932 wurden nur 312 VM Bände ausgegeben, 1937 dagegen 627 Mü Bänd«,
Insgesamt existieren in Deutschland ca. 4060 Werkbüchereien, s davon 500 bis 600 größere und auch für erhöhte Ansprüche in ! Betracht kommende. !
Außerordentlich befriedigend ist die Mitarbeit der Gemeinden i an der Durchsetzung des deutschen Buches im Volke selbst. Es l wurden mit ihren Mitteln in den letzten Jahren über 4 900 I Volksbüchereien errichtet. In der Woche des deutsche« ^ Buches werden in den nächsten Tagen allein 12M Volksbüche- l reien für die breiten Masten ihre Räume neu öffnen j
Ich habe nun der diesjährigen „Woche des deutschen Buches* ^ die Parole gegeben: s
„In jedes Haus eine Heimbücherei!" ^
Zum erstenmal wird in diesem Jahr die nationalsozialistische ? Volkswohlfahrt auf meine Weisung im Rahmen des Winter- < Hilfswerkes den von ihr betreuten Volksgenoffen zum Weih- - nachtsfest ein Hausbuch „Ewiges Deutschland" schen- - ken, das von der Schönheit, Größe und Kraft unseres national- s sozialistischen Vaterlandes erzählt. j
Ich habe angeordnet, daß die Frage derAltersversor- j
gung der deutschen Dichter und Schriftsteller über das hinaus, was wir bisher an sozialen Maßnahmen auf diesem Gebiete getroffen haben, beschleunigt in Angriff genommen wird. Ich verfolge dabei die Absicht, eine großzügige, umfassende und würdige Altersversorgung aufzubauen, die unseren Schriftstellern und Dichtern die Gewißheit eines sorgenfreien Alters und damit auch die nötige Bewegungsfreiheit für ihr geistiges Schaffen gibt.
Die deutsche Buchwoche hat auch diesmal wieder zu zeigen, daß ein Volk, das seine Bücher liebt, damit nur beweist, daß seine geistige Existenz in der Welt behaupten will.
Wie immer, so gilt auch hier unser dankbarer und ehrfurchsvoller Gruß dem Führer als dem Schöpfer eines neuen Deutschlands, in dem Geist und Kraft auf das wunderbarste gepaart sind. Er ist für uns gewissermaßen die Symbolisierung dieses neuen besseren Deutschlands. Buch und Schwert bilden heute über dem Leben unseres Volkes eine wunderbare Einheit. Als eine geistige Nation in Waffen treten wir, die neus junge Weltmacht, vor das Gesicht der anderen Völker. So sollen denn auch für die Zukunft Buch und Schwert die Symbole unseres nationalen Lebens sein und bleiben. Sie sind die Kraft, dis unser materielles und geistiges Leben bestimmt.
Weimar, 30. Okt. Bei dem Empfang, den Reichsstatthalter und Gauleiter Fritz Sauckel anläßlich der Anwesenheit des Reichspropagandaministers Dr. Goebbels zum ersten großdeutschen Dichtertreffen und zur Eröffnung der Woche des deutsche» Buches 1938 im Schloß zu Weimar gab, trug der Gauleiter dem Minister das Ehrenbürgerrecht Weimars an.
Reichsminister Dr. Goebbels machte sich zum Dolmetsch der Gäste. Er betoute, wie sehr er sich beglückt fühle, in diesem Kreise der bekanntesten Köpfe des deutschen Schrifttums weile» zu dürfen. Jeder von den Männern, die hier versammelt seien bedeute ja mit seinem Namen sozusagen ein literarisches Programm.
Unter stürmischem Beifall der deutschen Dichter und Schriftsteller legte Dr. Gobbels, selbst ein Meister des Wortes, ei» wundervolles Bekenntnis zur Schönheit der deut». schen Sprache ab. Er sagte: „Ich weiß, was es heißt, mit dem Wort umzugehen. Ich weiß, was es heißt, mit dem Stil z« ringen, welch eine ernsthafte Arbeit es ist, sich mit der eigenen Muttersprache auseinanderzusetzen und in Worte zu fasten, was die anderen nur dumpf fühlen, ahnen oder empfinden. Ich glaube, ein Gefühl für Sprachstil zu haben und zu wissen, daß das gerade auch unserem Volke not tut. Ich glaube, daß gerade wir die Aufgabe haben, unserem Volke zu zeigen, welch einen wunderbaren Schatz es in seiner Muttersprache besitzt. Jenen, die die deutsche Sprache im Vergleich zu anderen Sprachen plump fänden, könne er nur antworten: „Das Deutsche ist die schönste Sprache, wenn man sie nur beherrscht!" Gerade hier von Weimar aus wolle er die Mahnung erheben, sehr sorgsam und sehr sorgfältig mit der deutschen Sprache umzugehen. „Wir müssen uns das selbst wieder klar machen, und wir müssen das auch dem deutsche» Volke klar machen.
Dann wird aus dieser Zusammenkunft der literarisch führenden Köpfe unseres deutschen Volles ein wahrer Segen erspriehe« und wir werden einen wirklichen Nutzen für uns aus dieser Stadt mit nach Hause nehmen. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß unsere große politische Epoche auch eine ganz große Kulturepoche nach sich ziehen wird."
7; Ate bet -er BrmdkaWrophe in Mmsrille
Viele Millionen Franken Schade» — Eine amtliche Verlautbarnng
Paris, 29. Okt. Die Vrandkatast.ophe in Marseille, die eine Unterbrechung des radikalsozialen Parteikongresses zur Folge hatte, beherrscht das Bild der Samstag-Frühblätter. In spaltenlangen Berichten schildern die Zeitigen das entsetzliche Schauspiel. Zahlreiche Photos geben ein Bild von dem Umfang dieser Feuersbrunst, die ein ganzes Stadtviertel in Mitleidenschaft zog. In einer Reihe von Blättern wird begonnen, die Schuldfrage zu erörtern. Viele Zeitungen vermeiden allerdings in auffallender Weise, dieses Thema zu behandeln. Wenn es geschieht, beeilt man sich, Kurzschluß oder „Unvorsichiigkeit eines Rauchers" festzustellen. Das „Journal" allerdings versichert, daß in gewissen Unterhaltungen am Brandherd zweideutige Mitteilungen gemacht worden seien. Die Hypothese der Böswilligkeit müsse genau so wie die Annahme von Unvorsichtigkeit ins Auge gefaßt werden. Bestimmte Feststellungen und zahlreiche Zeugenaussagen wären merkwürdig vieldeutig. Während also die Meinung des Blattes unzweifelhaft auf Brand st iftung durch die kommunistische Unterwelt hinausgeht, ergeben sich aus anderen Blättern ähnliche Anhaltspunkte: Es handelt sich um die rätselhaft schnelle Bereitschaft des Pöbels, der bei Ausbruch do. Brandes sofort mit Plünderungen begann. Es ist, wie einige Blätter melden, sofort und dann die erste» Stunde» der Vrandkatastrophe hindurch massenhaft zu Räubereien gekommen. Die Unterwelt von Marseille hat nach diesen Meldungen die günstige Gelegenheit der Panik und des allgemeinen Durcheinanders benutzt, um ungestört z» plündern. Die Komm» nisten sind in die Wohnungen eingedrungen, haben gemäß bot schewistischer Tradition Möbel erbrochen, Geld und Schmuckstücke gestohlen. Etwa KV Personen, so meldet der „Figaro", seien Opfer der Gangster geworden. Sogar das „Oeuvre" hält mit Einzelheiten nicht hinter dem Berge. U. a. hätte« die Gangster, die sofort aus den Vorortsvierteln am llnglücksherd eiugetrofsen gewesen waren, die Büros der französische« Luftfahrtgesellschaft Air France und die Kaffe eines Restaurants ansgeraubt. Auch in dem Hotel Noailles, in dem der französische Ministerpräsident abgestiegen war, sei ei« übles Subjekt gerade in dem Augenblick von einem Polizeibeamten mit dem Spate» niedergeschlagen worden, als es eine Kaffe erbrach. Der Hotelportier habe einem -reisenden, der eilig herdeigelanfe« kam, «m seine Gepäckstücke zu retten, geantwortet, -aß es unnütz sei, den« die allgemeine
„In jeder Hinsicht Aebereinstimmung-
Alle gegenwärtigen außenpolitischen Probleme besprochen
Rom, 30. Okt. Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop begab sich am Samstag nachmittag noch einmal zu einer Besprechung zum italienischen Regierunsgchef Mussolini in den Palazzo Venezia. Die Unterredung, die eineinviertel Stunden dauerte, fand in Anwesenheit des italienische« Außenministers Graf Ciano statt.
Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop erklärte den deutschen Pressevertretern in Rom, daß die Aussprachen mit dem italienischen Regierungschef Mussolini und seinem Außenminister Graf Ciano, in denen alle gegenwärtigen aktuellen Probleme der europäischen Politik besprochen worden seien, imherzlich st en Einvernehmen stattgefunden haben. Sie haben erneut gezeigt, daß die gegenwärtig schwebenden politischen Probleme sowohl von Italien wie von Deutschland in dem der Achse Rom- Berlin eigenen Geiste der Freundschaft und engsten Zusammenarbeit eine in jeder Hinsicht übereinstimmende Beurteilung erfahren.
Reichsminister von Ribbentrop hat am Samstag abend Rom wieder verlassen, um sich zur Berichterstattung nach München und Berlin zuriickzubegeben. Die Verabschiedung war äußerst heimlich.
Plünderung habe bereits begonnen. 2» allen umliegende« Straßen, so berichtet das „Oeuvre" weiter, hätten Abteilungen der mobilen Garde und Polizeibeamte die Verbrecherwelt daran hindern wollen, die Türen eiuzudrücken und z« plündern. Aus zahlreichen Blättermeldungen ergibt sich so ein getreues Bild kommunistischer Verworfenheit, wie es bei ähnlichen Ereignissen seit dem Ende des Weltkrieges überall zu verfolgen war. So hatten die Lösch-, Rettungs- und Ordnungsmannschaften eine schwer« Aufgabe.
Erst nach Mitternacht gelang es den vereinten Anstrengungen -er zahlreichen Fellerwehrmannschaften, unterstützt von Marinr- truppen und Kolonialsoldaten, den Brand einzudämmeu und teilweise zu löschen. Der Schaden ist noch nicht abzuschätzeu. Er beträgt viele Millionen Franken. Neben dem völlig ausgebrannten Kaufhaus haben insgesamt zehn Gebäude, darunter drei Hotels und vor allem das Hotel Noailles, in dem Daladier und die französischen Minister avgestiegen waren, schwere Brandschäden erlitten. Die Zahl der Opfer ist noch nicht genau festgestellt.
Bisher werden fünf Tote und 35 Verletzte gemeldet. Von Letzteren wurden 15 mit mehr oder weniger schweren Brandwunden in die Krankenhäuser eingeliefert. Man befürchtet aber, daß noch zahlreiche Opfer unter den Trümmern eines gleichfalls eingeäscherten Krankenhauses liegen. Ein Blatt will auf Grund der Dermißtenmeldungen um Mitternacht melden können, daß mindestens 30 Personen, und zwar teils Angestellte, teils Kunden des Kaufhauses, sich nicht mehr aus dem brennenden Gebäude haben retten können. Die mit der Untersuchung betrau stellen ließen durchblicken, daß mit der Tatsache zu rechnen ,, daß diese Opfer noch unter den Trümmern begraben liegen. Von gewisser Seite werde sogar die Zahl 50 genannt.
Die Zahl der Vermißten und Todesopfer des Marseiller Brandunglücks hat sich auf i'5 erhöht. Es wird vermutet, daß eine Anzahl Angestellter und Kunden des Warenhauses sich in die Kellrrräume flüchteten und dort de» Erstickungstod gesunde« haben.
Die Annahme der Pariser Blätter, daß es sich um Brandstiftung der Kommunisten handle, wird durch eine amtliche Havas- Darstellung widerlegt. Die wahren Ursachen des Feuers sind nach wie vor unbekannt. Mit Sicherheit weiß man nur, daß der Brand im ersten Stockwerk des Warenhauses an einer Stelle ausgebrochen ist, an der gerade verschiedene llmbauarbeiten durchgeführt wurden.
Besonderes Aufsehen hat es erregt, daß schon kurz nach Ausbruch des Feuers die ganze Unterwelt von Marseille in der Nähe des Brandherdes umherstrich und wahre Plünderungsaktione« oorgenommer hatte. Eeldschränke wurden erbrochen, in de« Hotels wurden die Gepäckstücke der Reisenden gestohlen; in de« Kaffeehäusern wurde eingebrochen und zur nächtlichen Stunde sah man aus den verschiedenen Restaurants manche Gestalten mit großen Schinken und Würsten unter dem Arm herauskommen. In zahlreichen Privatwohnungen in der Nähe des Brandherdes erschienen diese Gesellen und erklärten, sie hätten aus Sicherheitsgründen von der Polijeipräfektur den Auftrag erhalten, die Wohnungen zu räumen. Mancher Mieter mußte voller Entsetzen sehen, wie all sein wertvoller Besitz auf die Straße getragen und auf Pferde- oder Lastkraftwagen gepackt wurde, die alsbald wohl für immer das Weite suchten. Der Schaden in drei großen Häuserblocks wird auf 30 Millionen geschätzt.