Die englischen Verluste bei Ppern.

Genf, 4. Mai. Die LondonerMorningpost" veröffentlicht einen vom Zensor zugelassenen nicht­amtlichen Bericht, wonach bei dem letzttägigen Vor­stoß der Deutschen am Pserkanal die englischen Ver­luste 560 Offiziere und 13 420 Mann an Toten, Ver­wundeten und Gefangenen betragen, haben.

Die englische Angst um Dover.

Kopenhagen, 4. Mai. DieTimes" schreiben, laut Meldung an dieDeutsche Tageszeitung", über die Beschießung von Dünkirchen, das; das in Betracht kommende Geschütz den österreichischen großen Ge­schützen gleich gewesen sein müsse. Der Knall sei durchaus ähnlich gewesen ebenso die Wirkung. Die Geschosse hätten tiefe Krater verursacht. Ganze Häu­ser seien wie Karten zusammengefallen. Eine einzige Bombe habe 4 Häuser weggefegt. Die Wirkung der Beschießung habe gezeigt, daß Dover verloren sein würde, wenn die Deutschen die Nordküste Frankreichs erreichten. Von Calais aus würden die Deutschen Herr über den Kanal sein; diese Gefahr drohe dem englischen Reiche.

Die französischen Offiziersverluste.

Rotterdam, 4. Mai. Aus guter Pariser Quelle wird, nach der .^Deutschen Tageszeitung", bestätigt, daß die französischen Osfiziersoerluste bis jetzt an­nähernd 30000 Tote, Verwundete und Gefangene betragen.

Die Albanier gegen Serbien.

Mailand, 5. Mai.Sera" meldet aus Valona: Ganz Albanien wird von Aufständischen durchzogen. Man erwartet für die nächste Zeit ihre Angriffe auf die serbisch-montenegrinffche Grenze.

Ein englisches D-Boot durch einen Zeppelin vernichtet.

(W.T.B.) Berlin. 4. Mai. (Amtlich.) Am 3 Mai hat ein deutsches Marineluftschisf in der Nord­see ein Gefecht mit mehreren englischen Untersee­booten gehabt. Es bewarf die Boote mit Bomben und brachte eines von ihnen zum Sinken. Die Unter­seeboote beschossen das Luftschiff mit Geschützen, ohne es zu treffen. Das Luftschiff ist wohlbehalten zurück- gekehrt.

Stellv. Chef des Admiralstabs: gez. Behncke.

Unsere ll-Boote.

(WTB.) London. 4. Mai. (Reuter.) Ein deut­sches Unterseeboot hat den norwegischen Dampfer American", ein Schiff von 6400 Tonnen, am Sams­tag in der Nordsee torpediert und versenkt. Der nor­wegische PostdampferSterling" rettete die Besatz­ung, die in New-Castle gelandet wurde. Am Sams­tag abend feuerte ein Unterseeboot zwei Torpedos auf dieSterling" ab und überholte den Dampfer, erlaubte ihm aber später, weiterzufahren.

(WTB.) Christiania. 4. Mai. Der Kapitän des nach London bestimmten norwegischen Dampfers Baldwin" telegraphierte:Baldwin" in Nordsee von deutschem Unterseeboot torpediert. Mannschaft in Leith gelandet.

(WTB.) Rotterdam, 4. Mai. DerNieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London: Der amerikanische DampferCulflight", von Port Ar­thur in Texas, der 15 Meilen von den Scilly-Jnseln von einem deutschen Unterseeboot, das gleich darauf im Nebel verschwand, torpediert worden war, wurde von zwei Patrouillenfahrzeugen gefunden. Die Cul­flight. die Oelladung führte, sank nicht und wurde nach einem guten Ankerplatz geschleppt. Der Kapi­tän ist an den Folgen des erlittenen Schreckens ge­storben. Zwei Mann waren über Bord gesprungen und ertranken.

(WTB.) London, 4. Mai.Daily Telegraph" meldet: Der FischdampferMercia", der am 20. März von Grimsby abgefahren ist. wird jetzt amtlich für verloren gegeben.

Unsere Feinde und der Krieg.

Die Wetten an der englischen Börse.

Berlin, 4. Mai. Aus Brüssel meldet dieDeut­sche Tageszeitung": Aus den zahlreichen und beträcht­lichen Wetten, die gegenwärtig an der Londoner Börse und bei Lloyds abgeschlossen werden, kann man deutlich sehen, daß die Engländer im allgemeinen bereits den deutschen Sieg als sicher ansehen, denn während alle Wetten auf die Kriegsdauer, auf die Eroberung Warschaus. Calais, Verduns und sogar Paris' durch die Deutschen lauten, ist keine einzige Wette auf die Vertreibung der Deutschen aus Frank-' reich und Belgien und noch weniger auf die erst vor kurzem in sichere Aussicht gestellte Invasion Deutsch-

Amtliche Bekanntmachungen.

Erlaß an die Ortspolizeibehörden, betr. Aus­stellung von Militärfahrscheinen an die zur Frühjahrsbestellung der Felder in die Heimat beurlaubten Mannschaften.

Den zur Frühjahrsbestellung in die Heimat beurlaubten Mannschaften vom Feldwebel abwärts können unter Be­lastung der Löhnung zur freien Hin- und Rückfahrt Militär- fahrscheine gewährt werden.

Die Ortspolizeibehörden erhalten nun höherer Weisung gemäß den Auftrag, den Feldbestellungsurlaubern nach Be­endigung des Urlaubs einen Ausweis darüber auszustellen, daß diese während ihres Aufenthalts am Urlaubsorte mit Feldarbeiten beschäftigt waren. Diesen Ausweis haben die Feldbestellungs-Urlauder bei der Lösung der Militärfahr, scheine abzugeben.

Talw, den 4. Mai 1915.

K. Oberamt: Binder.

K. Oberamt Calw.

Auf die imStaatsanzeiger" Nr. 102 erschienene Be- kanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 1. ds. Mts.,

betreffend den am 10. ds. Mts. in Saulgau stattfindenden Verkauf von trächtigen Stuten und von kriegsunbrauchbaren Militärpferden,

werden die beteiligten Kreise hiemit hingewiesen.

DerStaatsanzeiger" kann bei den Herren Ortsvorstehern eingesehrn werden.

Den 4 . Mai 1915.

Regierungsrat Binder.

K. Ev Bez.-Schulamt Nagold und Neuenbürg. An die Schulvorstände, ersten und einzigen Lehrer.

Die ausgegebenen statistischen Tabellen sind unter genauer Beachtung des Vordrucks ouszufüllen und bis 16. Mai unfehlbar vorzulegen.

Nagold-Neueubiirg, 4. Mai 1915.

Schott. Baumann.

lands durch die Heere der Verbündeten angemeldet. Dies beweist, daß die praktischen Engländer auf die schönen Zukunftslorbeeren von French und Kitchener keinen Schilling riskieren wollen.

Mehrere Millionen Russen an der Front".

(W.T.B.) Paris, 3. Mai. Der Petersburger Korrespondent desPetit Parisien" ist von dem rus­sischen Kriegsminister zu der Erklärung ermächtigt worden, daß der russische Generalstab die Zahl der Truppen an der Front nicht angeben könne, aber daß Rußland mehrere Millionen Soldaten bewaffnet habe, und daß es diese Zahl noch beträchtlich erhöhen könne.

Unruhen in Moskau.

(W.T.B.) Stockholm, 4. Mai. DiePetersburg. Tel.-Ag." meldet aus Moskau unter dem 23. April über die dortigen Unruhen: Der Hauptkommandie­rende der Stadt Moskau bringt zur allgemeinen Kenntnis, daß es am 18. April wegen der Teuerung für Lebensmittel auf dem Preobraschenski-Platz zu Ordnungswidrigksiten gekommen ist, die durch ein Polizeiaufgebot rasch unterdrückt worden sind. Am 21. und 22. April ist es nach 7 Uhr abends erneut zu Ordnungswidrigkeiten auf der Presnja gekommen, welche in keinerlei Zusammenhang mit der Produk- tenteuerung standen und ausschließlich den Charakter des Treibens von Hooligansmatten, sowohl was die Zusammensetzung der Menge anlangt, als auch ihre Tätigkeit, die im Werfen von Steinen und zerbroche­nen Flaschen auf die Polizeiorgane zum Ausdruck kam. Der Hauptkommandierende erinnert die Bevöl­kerung der Stadt Moskau daran, daß alle notwen­digen Maßnahmen zur Verbilligung der Preise für Produkte der ersten Notwendigkeit geschaffen werden, weshalb er auch hofft, daß die Bevölkerung der Hauptstadt völlige Ruhe bewahren wird, dessen ein­gedenk, daß jegliche Ordnungswidrigkeit innerhalb des Reiches, insbesondere im Herzen Rußlands, Mos­kau, ungünstig auf die Stimmung unserer glänzen­den Armee wirken und nur unseren Feinden zm Vor­teil gereichen kann. Der Hauptkommandierende wen­det sich an die gesunde Vernunft der Bevölkerung der ersten Hauptstadt und erläßt zu gleicher Zeit die Warnung, daß jegliche Ansammlungen auf der Straße verboten sind und gegen die Störer der Ord­nung die entschiedensten Maßnahmen ergriffen werden.

(W.T.B.) Moskau, 4. Mai. Mit den Unruhen in Moskau steht eine Verordnung des Moskauer Stadthauptmanns im Zusammenhang, die die Haus­besitzer verpflichtet, alle Zugänge von der Straße her von 9 Uhr abends bis 6 Ühr morgens unter Ver­schluß zu halten. Zuwiderhandelnden wird Geldstrafe bis zu 3000 Rubel oder Hast bis zu 3 Monaten an­gedroht.

Ein Hohn auf die menschliche Gesellschaft.

(WTB.) Petersburg, 4. Mai. (Petersb. Tel.- Agent.) Der Zar hat die Schaffung einer außer­ordentlichen Kommission zur Untersuchung der Ver­letzungen der Kriegsgesetze und Kriegsgebräuche durch die österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen genehmigt. Die Kommission umfaßt 7 Mitglieder. Unter ihnen ist ein Senator, ein Mitglied der Duma und ein Mitglied des Reichsrats. Ausgerechnet Rußland will Untersuchungen wegen Verletzung der Kriegsgesetze und -Gebräuche durch den Feind anstel­len. das Rußland, dessen Horden überall als Mord­brenner und Räuber sich benommen haben.

Clemencean greift seine Regierung an.

(WTB.) Paris, 4. Mai. Clemenceau veröffent­licht imHome Enchains" eine Reihe von Artikeln, in denen er heftige Angriffe gegen Poincare und das Ministerium Biviani richtet. Er wirft ihnen vor, daß sie in autokratischem Gelüst beabsichtigen, sich der Kontrolle des Parlamentes zu entziehen. Die dem Triumphirate Poincare, Millerand und Viviani nahestehende Presse habe mit allen Mitteln die Kon­trolle des Parlaments bekämpft und die Zensur habe allen Angriffen gegen das Parlament freien Lauf gelassen. Dagegen bestehe die Preßfreiheit für die­jenigen nicht, die die Verfassung der Republik gegen die diktatorischen Bestrebungen einiger Weniger verteidigen möchten. Jetzt beabsichtige'man anschei­nend wieder, das Parlament auszuschalten. Man werde den Kammern angeblich demnächst Vorschlä­gen, sich mit eigenen Händen zu erdrosseln. Man werd^ sich bereit erklären, von dem Vorrechte, die Parlamentssession für geschlossen zu erklären, keinen Gebrauch zu machen, sondern die Kammern lediglich zu vertagen, falls die Kammern sich verpflichten, keine Sitzungen abzuhalten. Dies würde bei der gegen­wärtigen inneren und äußeren Krise nichts anderes bedeuten, als der schlimmsten Katastrophe entgegen­zugehen. Die augenblickliche Regierung, die kaum ein inneres Gleichgewicht besitze, bedürfe umsomehr der Parlamentskontrolle, als die ganze Existenz Frankreichs auf dem Spiele stehe. Die vom Parla­ment und den Ausschüssen geübte Kontrolle sei von größtem Nutzen für die Wohlfahrt des Landes. Als Mitglied des Heeresausschusses des Senats sei er (Clemenceau) zu glauben berechtigt, daß die Mit­glieder der Ausschüsse über die meisten Fragen besser unterrichtet seien, als die Mehrzahl der Minister. Man müsse hoffen, daß die Minister eine solche Un­wissenheit nicht dazu benützen wollten, um später die Verantwortung mit der Angabe ablehnen zu kön­nen, sie hätten nichts gewußt. Wolle man unter sol­chen Umständen trotzdem die Sitzungen des Parla­ments verhindern, so komme dies einem Staatsstreich gegen Frankreich gleich.

Die französischen Kriegswohltätigkeitsvereine.

Genf, 4. Mai. Aus Paris wird gemeldet: Der Minister des Innern hat durch Eeneralverfllgung an die Präfekten sämtliche private Kriegs-Wohltätig­keitsvereine in Frankreich schließen lassen. Allein im Departement Seine sind 177 Wohltätigkeitsorgani­sation geschlossen. Der Generalsekretär derFran­zösischen Kriegshilfe" wurde wegen Fälschungen in Höhe von l.i /2 Millionen verhaftet.

Die Neutralen und der Krieg.

Italien.

GKE. Laxem barg, 4. Mai. DieLuxemburger Zeitung" meldet:Die italienische Gesandtschaft erteilte amtlich allen im Großherzogtam aufhältliche« Landsleuten den Rat, nach Italien zurückzukehren. Die Königliche Regierung wird den Dürftigen die Heimreise bezahlen."

Die Garibaldifeier.

(WTB.) Rom. 4. Mai. Die Blätter melden: Infolge des gestrigen Beschlusses des Ministerrats wird auch der König an der Enthüllung des Denk­mals für die Tausend in Quarto nicht teilnehmen.

(WTB.) Rom. 4. Mai. Die Nachricht von der Nichtteilnahme des Königs und der Minister an der Garibaldifeier in Quarto wird von den hiesigen Zeitungen im allgemeinen ruhig besprochen. Diese erblicken je nach der Parteischattierung als Inter­ventionisten oder Neutralisten darin das Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Verwickelung oder einer Besserung der Lage im friedlichen Sinne. Giornale d'Jtalia" undTribuna" wollen der Ab­sage der Regierung keine entscheidende Bedeutung beigelegt wissen und verlangen ruhiges Zuwarten gegenüber den künftigen Beschlüssen und Maßnah­men der Regierung, die mit allen Mächten in sehr lebhaften diplomatischen Verhandlungen stehe.