M. 103. Ämts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.

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Mittwoch, den 5. Mai ISIS.

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krosse keaeuiuilg des Sieges ln Aestgalirien. Hern beürobt.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.! Di- deutsch- amtliche Meldung.

- Der Sieg an der westgalizischen Front gewinnt! wohl mit jedem Tag größere Bedeutung, da es seit! dem am Sonntag begonnenen Durchbruch der öfter-^ reich-ungarischen und deutschen Truppen den Russen: bis jetzt noch nicht gelungen ist. selbst nicht in der^ zweiten vorbereiteten Stellung, Stand zu halten. > Man wird dem an dieB. Z." aus dem österreich-! ungarischen Kriegspressequartier gemeldeten Bericht, der mit dem Durchbruch in Westgalizien eine neue Phase der kriegerischen Entwicklung im Osten über­haupt ankündigt, einen großen Grad von Wahrschein­lichkeit nicht absprechen können. Es wird darauf hin­gewiesen, daß Rußland nicht immer wieder neue Armeen aus dem Boden stampfen könne. Die Mas­sen, die man vor Wochen im Anmarsch gegen Kra­kau gemeldet hatte, sind nicht eingetroffen, und die Przemysla-rmee von 100 000 Mann ist zusammen mit noch vielen Tausenden an den Karpathenwällen zerschellt. Allerdings darf man nun nicht annehmen, daß etwa dieser Sieg gleichbedeutend wäre mit der endgültigen Niederlage Rußlands, aber ein Blick auf die Gesamtlage zeigt uns doch, daß der westgali- zische Erfolg ein erster verheißungsvoller Schritt auf dem Wege zum entscheidenden Schlag werden kann. Durch ihn hat sich die gesamte militärische Situation auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz zu Gunsten der Verbündeten geändert und die Folgen werden wohl schon in den nächsten Wochen zu sehen sein. Da­zu kommt, daß unsere Truppen in Nordwestrußland weit vorgedrungen sind, daß also die Russen, wenn sie nicht ihre wichtigsten Verkehrswege aufgeben wol­len .gezwungen sind, auch an diesen bedrohten Teil der Front Verstärkungen zu werfen. Wir können mit den Frühjahrsoperationen unseres Ostheeres und unserer Verbündeten zufrieden sein.

lieber die Bedeutung des Erfolges von Wern schreibt dieFrkf. Ztg.":Der abziehende Feind steht unter dem Flankenfeuer unserer Batterien nördlich und südlich von Wern," Dieser Satz des deut­schen Tagesberichts ist so inhaltsschwer, daß er trotz des Riesenlärms der gigantischen Entscheidungs­schlacht im Osten gehört zu werden verdient und, der Jubel erwecken muß, wenn wir bedenken, wie hart und schwer um diesen letzten Rest des feindlichen Bo­dens von Flandern seit vielen Monaten gekämpft worden ist. Mit ihm wenn es uns gelingt, und der Tag scheint nun nicht mehr fern erringt sich unser Heer nicht nur den eigentlichen Stützpunkt der Feinde im ganzen flandrischen Küstenabschnitt, son­dern, wenn wir das Riesenheer werfen, das sich hier oben zusammenqeballt uns entgegenstemmt, dann kommen wir in die Flanke des ganzen linken Flügels der Feinde, denn dann stehen wir im Rücken der ge­waltigen Hügelgruppe von Kemmel und der gesam­ten Front der englischen Armee. Um diesen Preis stürmen unsere Regimenter bei Wern. Unser Sieg im Norden der Stadt trägt gute Früchte. Ihm ver­danken wir die Möglichkeit, durch die Beschießung des Etappenortes Poperinqhe und des Küstenplatzes Dünkirchen, den Nachschub von Verstärkungen und Kriegsmaterial der bei Wern bedrängten Feinde ernstlich zu erschweren, und durch jenen großen Er­folg ist es uns möglich geworden, die konzentrische Wirkung unserer im Halbkreis Wern einschließenden Artillerie auf großen Strecken des umstrittenen Rau­mes herbeizuführen. Wir haben wiederum beträcht­lich an Boden gewonnen. Die Orte, deren Erstür­mung der Tagesbericht meldet, liegen im Osten und Nordosten von Wern.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 4. Mai. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. In Flandern setz­ten wir unsere Angriffe von Norden und Osten mit großem Erfolg fort. Heute morgen sielen Zwenkote, Zonnebeke, Westhoek, Polygonwald, Nonne. Boschen, alles seit vielen Monaten umstrittene Orte in unsere Hand. Der abziehende Feind steht unter dem Flan­kenfeuer unserer Batterien nördlich und südlich von Wern. In den Argonnen versuchten die Franzosen nördlich von Le Four de Paris vergeblich, den von uns am 1. Mai eroberten Graben zurückzunehmen. Die Artilleriekämpfe zwischen Maas und Mosel nahmen auch gestern ihren Fortgang.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Zahl der in der Verfolgung auf Mitau gefangen genommenen Russen ist auf über 4VVV gestiegen. Erneute russische Angriffe südwestlich von Kalwarja wurden abgeschlagen. 17V Gefangene blieben in unserer Hand. Ebenso schei­terten russische Angriffe südöstlich von Augustow unter starken Verlusten für den Feind, der dort außerdem an Gefangenen 4 Offiziere, 42V Mann und 2 Ma­schinengewehre verlor. Auch bei Jedwabno, nord­östlich von Lomsha, wurde ein russischer Nachtangriff abgeschlagen.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 4. Mai. (Amt­lich.) Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Offensive zwischen Waldkarpathen und oberer Weichsel nahm guten Fortgang. Die Beute des ersten Tages beläuft sich auf 21 5V0 Gefangene, 16 Geschütze, 47 Maschinen­gewehre und zur Zeit noch unübersehbares Kriegs­gerät aller Art.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(MTV.) Wien, 4. Mai. mittags. In treuer Waffenbrüderschaft haben deutsche und österreichisch­ungarische verbündete Truppen einen neuen Sieg erfochten. Die seit dem Rückzug der Russen nach un-' serer siegreichen Schlacht bei Limanowa in West­galizien haltende, stark befestigte feindliche Front zwischen Weichsel und dem Karpathenhauptkamm! wurde in ihrer ganzen Ausdehnung erobert. In Fort­setzung des Angriffs haben die österreich-ungarischen und deutschen Streitkräfte auch gestern an der ganzen : Front unter den Augen des Armeeoberkommandie-! renden, Feldmarschall Erzherzog Friedrich, neu er- ! folgreich gekämpft. Sie sind unaufhaltsam weiter nach Osten vorgedrungen und haben starke russische Kräfte zum schleunigsten Rückzug gezwungen. Die Bedeutung des Eesamterfolgs läßt sich noch nicht an­nähernd übersehen. Die Zahl der bisher Gefangenen ist auf über 3V 00V Mann gestiegen und nimmt stünd­lich zu. In den zahlreich eroberten Stellungen wurde eine Unmenge Kriegsmaterial erbeutet und 64 Ma­schinengewehre sind bei der ersten Beute.

An allen übrigen Fronten ist die Situation im Großen unverändert.

Generalfeldmarschalleutnant v. Höfer.

Der große Sieg am Dunajec.

Berlin, 4. Mai. Der Berichterstatter desLokal- Anzeigers" meldet: Der Flankenschutz der russischen Karpäthensront ist durchbrochen. Nach einleitender Kanonade am 1. Mai begannen Sonntag früh Hun­derte von Feuerschlünden gegen die von den Russen mit allen Mitteln der Befestigungskunst verstärkten Stellungen am Dunajec, an der Biala und längs der Straße Gorlice-Zboro zu donnern. Der Eindruck der Kanonade war schon für den Zuschauer rein über­wältigend. Noch größer war die Wirkung, die sie auf i

den Feind ausllbte. In die total zerschossenen Draht­hindernisse und mit russischen Leichen aufgefüllten Deckungen drangen in den Vormittagsstunden un­aufhaltsame Angriffe der verbündeten Truppen auf dem mehr als 4 Kilometer breiten Abschnitte der rus­sischen Stellungen am Siidflllgel beiderseits Eorlice vor, alles vor sich niederwerfend, was dem Ansturm die Stirne zu bieten wagte. Der letzte Widerstand wurde gebrochen. Was sich nicht zur Flucht wandte, wurde niedergemacht oder gefangen genommen. Stehen gelassene Geschütze und Maschinengewehre, weggeworfene Waffen gaben Zeugnis von der Größe des errungenen Erfolges. Schon am Vorabend hatte auch auf dem linken Flügel eine österreichisch­ungarische Truppe den Uebergang über den Dunajec nahe der Mündung in die Weichsel eingeleitet. Auch dieses schwierige Unternehmen gelang. Die dortigen Stellungen der Russen wurden am Sonntag gestürmt und zahlreiche Gefangene gemacht, wobei sich die Uns- rigen jenseits des Flusses sestsetzten. Das Ergebnis beider Angriffe war eine Durchbrechung der von den Russen für unangreifbar gehaltenen Front, die ihnen Mittelgalizien sichern und vor allem die westliche Flanke ihrer in den Karpathen festgesetzten Haupt­kräfte schützen sollte. Gegenüber diesen Ereignissen verloren die Kämpfe an der Karpathenfront an Be­deutung, doch ist es erfreulich, sestzustellen, daß unsere Truppen auch hier schöne Erfolge zu verzeichnen hatten.

Wien, 4. Mai. Der Kriegsberichterstatter des Neuen Wiener Journals" schreibt: Der volle Er­folg der Verbündeten in Westgalizien läßt sich noch nicht überblicken. Es läßt sich auch noch nicht voraus­sehen, wie weit der Sieg der Verbündeten hinter die bisherigen russischen Fronten führen wird. Sicher ist aber bereits, daß die entscheidende Niederlage, die die Russen erlitten haben, den folgenden Kriegsereig­nissen ein völlig neues Gepräge geben wird und daß wir in einer absolut neuen Phase des Feldzuges stehen. Der Aufmarsch der deutschen und unserer Armee, dessen vollkommene Verschleierung gelungen ist, war vielleicht das größte Meisterstück, das in diesem Kriege geleistet wurde. Es überraschte die Russen vollkommen; unerwartet sah sich der Feind einer entscheidenden, insbesondere artilleristischen Uebermacht gegenüber. Die österreichisch-ungarischen und die deutschen Truppen stehen nun weit hinter der bisherigen Front der russischen Stellungen. Die Folgen für die europäische Eesamtlage sind unüber­sehbar.

Ein Kampf in den Lüften.

(WTB.) Wien, 5. Mai. DasNeue Wiener Tagebl." meldet aus Czernowitz: Am Freitag abend erschien ein russischer Flieger und belegte unsere Stel­lungen mit Bomben. Ein deutscher Doppeldecker nahm sofort die Verfolgung aus und zwang den rus­sischen Flieger zur Landung auf bessarabischem Boden. Während der Rückkehr des deutschen Fliegers stieg ein weiterer feindlicher Flieger aus. Der deutsche Doppeldecker nahm sofort die Verfolgung auf. Lange Zeit rangen beide Flieger miteinander. Schließlich gelang es dem deutschen Doppeldecker, den Russen zu überfliegen. Der Feind gab 10 vergebliche Pistolen­schüsse ab. Der Doppeldecker erwiderte mit 15 Kara­binerschüssen und traf das feindliche Flugzeug, das abstürzte. Der Apparat wurde zertrümmert, die In­sassen tödlich verwundet. Der in Czernowitz iveilende Erzherzog Leopold Salvator, der den Kampf beob­achtet hatte, beglückwünschte den siegreichen Flieger mit den Worten: Das war mein schönstes Erlebnis. Der Kampf spielte sich in einer Höhe von 2050 in ab.