Es werden Versammlungen in Japan abgehalten, in denen ganz energische Maßnahmen gegen China ge­fordert werden. Eine dahinlautende Petition ist dem Minister des Aeutzern überreicht worden; sie ver­langt eine kategorische Antwort an China.

Die Japaner in Mexiko.

Senf. 3. Mat.Herald" meldet aus Veracruz: In der Turtlebay haben die neu eingetroffenen zwei japanischen Kanonenboote wieder an 600 Mann ausgeschifft. Die Arbeiten zur Hebung des ge­sunkenen japanischen Kriegsschiffes ruhen seit 8 Tagen vollständig.

Unsere Feinde und der Krieg.

Der deutsche Geist im Urteil derTimes".

(W.T.B.) London, 3. Mai. DieTimes" schreibt in einem Leitartikel: Wir werden gut tun, uns daran zu erinnern, daß das, was wir militärisch in den letz­ten Kämpfen an der Westfront erreichten, nur eine negative Leistung war. Nur ein Teil des Geländes, das der Feind in der letzten Woche gewann, wurde ihm wieder entrissen und es wird keine schnell oder leicht zu lösende Aufgabe sein, unsere Linie, wie sie vor dem 22. April bestand, wieder herzustellen. Die Deutschen können, indem sie an einem halben Dutzend Punkte zwischen der Schweiz und der Nordsee gleich­zeitig die Offensive ergreifen, bei Ppern den beträcht­lichsten Eeländegewinn verzeichnen, der in den letz­ten fünf Monaten beiderseits -auf dem westlichen Kriegsschauplatz gemacht wurde Die Ereignisse der letzten zehn Tage liefern uns den klarsten Beweis, daß die Deutschen in jedem Augenblick im Westen mit großer Macht, unbändigem Mut. reichem Vorrat an Truppen und Geschützen und mit einem Geist, der vor nichts zurüüschreckt, die Offensive ergreifen kön­nen. Wir stehen einem Feind gegenüber, der mit einer Kraft und mit Hilfsmitteln, die sich in vieler Hinsicht in den Wintermonaten verstärkt haben, und mit dem Geist der Entschlossenheit kämpft, der sich täglich zu größerer Biterkeit verhärtet. Die deutsche Zuversicht nimmt nicht merklich ab. Die Deutschen sind geeint, wie nie seit 1870. Wenn der große Heer­führer recht hatte, der die nationale Stimmung über die materiellen Faktoren in Kriegszeiten stellte, sind die Deutschen bei weitem die stärkste Macht, der wir jemals gegenüberstanden. Trotzdem wird England siegen, aber nur, wenn die ganze Nation alle Stärke und Geisteskraft daran setzt.

Besteuerung der Kriegsgewinne in England.

T.U. Kopenhagen. 3. Mai.Berlinske Ttdende" erfährt aus London: In ministeriellen Kreisen ver­lautet, Lloyd George werde demnächst eine außer­ordentliche Besteuerung der durch den Krieg verdienten Beträge vorschlagen.

Die Angst vor der Wahrheit.

(W.T.B.) Basel, 4. Mai. DieNationalztg." erwähnt wiederholt, daß anscheinend die französischen Schwerverwundeten, die über Konstanz ausgetauscht worden sind, noch immer nicht zu ihren Angehörigen entlassen werden. Bei dem Lazarett in Konstanz sind in den letzten Tagen zahlreiche Briefe einge­laufen. in denen die Verwandten sich nach dem Be­finden von Invaliden erkundigen, die schön längst nach Frankreich ausaeliesert worden sind. Aus brief­lichen Nachrichten geht hervor, daß die Invaliden von Lyon aus nach Korsika gebracht worden sind.

Der Alkohol in Rußland.

(W.T.B.) Petersburg» 3. Mai. Nach dem Njetsch ergibt die Statistik, daß je schärfer das Altoholver­bot gehandhabt wird, die Anzahl der Todesfälle in­folge von Säuferwahnsinn umso mehr anwächst. Die Zahlen aus dem Februar 1915 sind fast dreimal so groß, wie diejenigen vom August 1914. Eine Unter­suchung darüber hat ergeben, daß alle Städte gleich­stark an diesem Anwachsen beteiligt sind. Daraus ist ersichtlich, daß das Alkoholverbot seinen Zweck nicht erreicht, daß die Bevölkerung sich an Ersatzstoffe, be­sonders an vergällten Spiritus, gewöhnt hat und daß andere Maßregeln ergriffen werden müssen, um die­ses nationale Laster auszurotten.

Vermischte Nachrichten.

Die Behandlung der englischen Kriegs­gefangenen in Deutschland.

(W.T.B.) Berlin. 2. Mai. Der Berliner Bot­schafter Gerard der Bereinigten Staaten hat, wie die Ä. Z." meldet, dem Vertreter derUnited Preß" Herrn Ackermann in einer Unterredung über die Lage der Kriegsgefangenen in Deutschland folgendes mitgeteilt: Seit dem 28. März habe ich oder einer meiner Beauftragten die meisten Orte in Deutschland besucht, in denen englische Kriegsgefangene sind. Mr. Jackson, einer meiner Beamten, der im Februar die Gefangenenlager in Deutschland besuchte, hat fest­

gestellt. daß die Lage der Gefangenen in Deutschland und England tatsächlich die gleiche ist. In Deutsch­land sind, sagt der Botschafter, gegenwärtig über 800 000 Kriegsgefangene von vielen verschiedenen Nationalitäten, Rassen, Farben und Religionen. Be­sondere Lager sind für Inder und Mohammedaner eingerichtet worden, während Militärgefangene, die der weißen Rasse angehören, Belgier. Briten, Fran­zosen und Russen zusammen interniert sind. Dies gilt nicht nur von Offizieren, sondern auch von Ge­meinen. So kommt es, daß sich manchmal Unbehag­lichkeiten infolge des gezwungenen Zusammenlebens von Leuten verschiedener Lebensgewohnheiten er­geben. Dieses Vorgehen wird jedoch als notwendig angesehen, damit nicht gesagt werden kann, es wür­den zu Gunsten oder Ungunsten der gefangenen Krie­ger einer Nationaliät Unterschiede gemacht. Daher ist der britische Gefangene überall in der Minderzahl und seinen besonderen Wünschen kann weniger Auf­merksamkeit geschenkt werden. Durch die Botschaft sind den britischen Gefangenen große Mengen Uni­formen. Schuhe, Unterkleider besorgt worden. Alle jedoch können das wirklich Notwendige von den deut­schen Behörden erhalten. Das Auswärtige Amt und das Preußische Kriegsministerium haben Anregun­gen zur Verbesserung der Baracken, in denen die Eng­länder untergebracht sind, bereitwillig angenommen und ausgeführt. Die Lage hat sich verbessert und ver­bessert sich weiter. Der Botschafter fuhr fort: Zweifel­los ist das Ergebnis dieser Besuche von großem Wert und es ist zu bedauern, daß die britische Regierung die erste gewesen ist, die die Bestimmung des darüber getroffenen Abkommens verletzt hat und dadurch seine Fortdauer gefährdet, indem sie einem Mitglied der amerikanischen Botschaft in London die Erlaub­nis zum Besuch der deutschen H-Bootgefangenen ver­sagte. Außer den von Jackerson besuchten Lagern hat Dr. Shneberg von der amerikanischen Marine 9 an­dere Lager besucht. Der Botschafter erklärte, er selbst habe die Lager von Döberitz. Eöttingen, Hannoverisch Münden, Burg und Magdeburg persönlich besucht und sei auch mehreremale in Ruhleben gewesen, dessen Leiter sich wöchentlich mit ihm besprachen. Auch die Arrestanstalten von Burg und Magdeburg habe er selbst besucht und mit 22 von den dort in Vergeltung für die Einsperrung der H-Bootmannschaften inter­nierten Offiziere gesprochen. Wenn auch in vielen Lagern, besonders Ruhleben, Hannoverisch Münden und Burg die sanitären Bedingungen noch nicht zu­friedenstellend seien, so habe die amerikanische Bot­schaft doch den Eindruck, daß die deutschen Behörden sich bestrebten, die Anstände zu beseitigen. Vielfach seien übertriebene Erzählungen über die Lage in Ruhleben und die ganzen Gefangenenverhältnisse in ausländischen Blättern erschiennen. So sei kürzlich behauptet worden, die englischen Gefangenen im Göt­tinger Lager würden schlecht behandelt. Zwei Tage vor Empfang dieses englischen Telegramms war ich, so sagte der Botschafter, im Göttinger Lager, um an der Einweihung des ersten Kriegsgefangenenhauses des Vereins christlicher junger Männer teilzunehmen. Dr. Ohnesorg und ich fanden die Lager in jeder Be­ziehung durchaus vorbildlich.

Neutrales Urteil über die Gasbomben.

Von der schweizer Grenze, 1. Mai. Zu den fran­zösischen Klagen über die Verwendung von Gasbom­ben durch die Deutschen bemerkt der militärische Mit­arbeiter derBasler Nachrichten" in seiner heutigen Wochenübersicht über die Kriegslage: Ohne irgend­wie ein Urteil über die von den Deutschen zur An­näherung an die feindlichen Stellungen angewand­ten Mittel abgeben zu wollen, halten wir es nicht für sehr wahrscheinlich, daß es möglich ist, eine solche dicke Qualmwolke in dieser Frontausdehnung durch den Wind vor sich Hertreiben zu lasten und sie selbst zum Angriff durchschreiten können. Die Deutschen haben jedenfalls bei der dem Angriff voraurqehen- den Beschießung durch die Artillerie vielleicht eine neue Füllung ihrer Geschosse angewandt, durch die vor die feindliche Stellung eine dicke Rauchwand ge­legt wurde, die als Hauptzweck hatte, die Annäherung der Angriffstruppen zu verdecken. Alle derartige Sprengmittel wirken betäubend. Das steht keines­wegs im Widerspruch zur zweiten Haager Dekla­ration von 1899. Zu allen Zeiten hat man es aber als zulässig erachtet, den Gegner auszuräuchern.

Der Verteidiger Przemysls.

Berlin, 3. Mai. Aus Stockholm meldet das Verl. Tageblatt"3: Wie derRußkoje Slovo" mit­teilt. war Feldmarschalleutnant Kusmanek, der Ver­teidiger von Przemysl, am 21. April auf seiner Durchreise nach Nischninowgorod in Moskau ange­kommen, wo sich eine Volksmasse auf dem Bahnhof versammelt hatte, um ihn zu sehen. General Kus­manek und sein Adjutant waren in Zivilkleidung. Ein Offizier war in ihrer Begleitung. General Kus­manek machte im Automobil eine Rundfahrt durch Moskau und besichtigte den Kreml. Abends reiste er nach Nischninowgorod weiter.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 4. Mai 1915.

Kaiserspende deutscher Frauen.

* Wir werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Sammlung für die Kaiserspende in unserer Stadt am 20. Mai abgeschlossen wird. Es wird sich also empfehlen, die zugedachten Beiträge so bald wie mög­lich einzuliefern. Die Spenden werden bekanntlich von Frag Regierungsrat Binder-Calw und Frau Finanzratv Völter-Hirsau entgegengenommen. Wir möchten noch daran erinnern, daß jede, auch die kleinste Gabe von 1V Pfg. an, willkommen ist.

Kriegsauszeichnung.

Der Gefreite Braß im Landw.-Jnf.-Regt. 120, Schutzmann in Calw, hat wegen tapferen Verhaltens vor dem Feind, die silberne Verdienstmedaille er­halten und ist zum Unteroffizier befördert worden.

Verlustliste des Oberamtsbezirks Calw.

(Amtliche wiirttembergischr Verlustliste Nr. 172, 173 und 174.)

Reseroe-Iufanterie-Regiment Nr. 246.

Ldwm. Gustav Blaich, Neu weil er, l. verw.

Infanterie-Regiment Nr. 180» Tübingen-Gmünd.

Musk. Friedrich Kübler, Breitenberg, l. verw.

Laudwehr-Iufanterie-Regiment Nr. 120.

Ldwm. Georg Weber, Oberkollbach, l. verw. Utffz. d. L. Georg Mast, Sommenhardt, verm. Ldwm. Michael Rentsch- ler, Schmieh, infolge Verwundung gestorben. Ldwm. Karl Otto Dürr, Ostelsheim, infolge Verwundung gestorben. Ldwm. Matthäus Dürr, Altburg, schwer verw. Ldwm. Johannes Kühnle, Simmozheim, l. verw. Ers.-Res. Karl Lutz, Siehdichfür, l.verw. Ldwm. Jakob Blaich, Liebels- berg, l. verw.

Berichtigungen.

Infanterie-Regiment Nr. 120, Alm.

Zu Verlustliste Nr. SS. Musk. Albert Kingeter, Calw, bisher verw., gestorben.

Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart.

Zu Verlustliste Nr. 105. Ers.-Res. Christian Auer, Alzen­berg, nicht gefallen, sondern verwundet und vermißt.

Reseroe-Iufanterie-Regiment Nr. 246.

Zu Verlustliste Nr. 71. Ldwm. Adam Hammann, Agen- bach, bisher vermißt, gefallen.

Zur Kriegsinvalidenfürsorge.

* Am 7. Mai wird Professor Dr. Hartmann aus Stuttgart, Mitglied des Landesausschusses für Kriegsinvalidenfürsorge, im Saal des Badischen Hofs einen öffentlichen Vortrag halten überDie sitt­liche und wirtschaftliche Bedeutung der Kriegsinva- lidenfiirsorge". Es gehört zu den ernstesten Aufgaben unserer Zeit, die tapferen Männer und Jünglinge, welche im Kampf fürs Vaterland ihre gesunden Glie­der darangegeben haben, wieder für das erwerbs­tätige Leben fähig und tüchtig zu machen. Darüber, welche Möglichkeiten es gibt, Dank der ärztlichen und orthopädischen Kunst, was für Berufsberatung und Berufsausbildung Kriegsverstümmelter schon in die Wege geleitet ist und weiterhin ausgebaut werden soll, darüber wird von berufener Seite geredet wer­den. Der Vortrag will für die große Sache, die eine Ehrenschuld und Dankespflicht unseres gesamten Vol­kes betrifft, aufklärend und werbend wirken. Alle Menschen- und Vaterlandsfreunde, insbesondere auch alle Arbeitgeber in großen und kleinen Betrieben und alle Ärbeitsgenossen unserer Kriegsinvaliden werden dem Vorträg das wärmste Interesse entgegen­bringen. Freiwillige Spenden, auch in kleinsten Be­trägen willkommen, werden gewiß auch hier gerne als erste Gabe für die gute Sache dargebracht werden.

Unterstützung erblindeter Krieger.

An alle diejenigen, die daheim geblieben sind, und die nicht ermessen können, was es bedeutet, im Eranatseuer zu stehen; an alle diejenigen, die im glücklichen Besitz ihres Augenlichtes sind, wird die Bitte gerichtet, mitzuhelfen an der Sammlung eines Kapitals für ganz erblindete Krieger des Landheeres und der Flotte. Diesen Unglücklichsten unter den Ver­wundeten, die mit ihrem Leben das Vaterland ver­teidigt und hierbei ihr Augenlicht auf dem Altar des Vaterlandes geopfert haben, eine däuernde Unter­stützung, sei es aus den Zinsen des zusammenkommen­den Kapitals oder durch dessen Verteilung zu ermög­lichen, wird beabsichtigt. Die Zahl der erblindeten Kriegsteilnehmer ist groß! Diese tief Bedauernswer­ten werden das Erwachen des deutschen Frühlings niemals wieder schauen. Es soll versucht werden, ihnen eine sorgenfreie Zukunft zu bereiten und ihren dunklen Lebensweg durch eine möglichst reiche Liebes­gabe zu erhellen! In Oesterreich sind bereits erheb­liche Summen, etwa 250 000 Kronen, für den glei­chen Zweck gesammelt worden. Freiwillige Bei­träge werden an das Bankhaus S. Bleichröder, Ber­lin IV., Behrenstraße 63, erbeten. Postscheckkonto Ber­lin No. 493. Die Expedition desCalwer Tag­blatt" erklärt sich ebenfalls gerne bereit, für diesen edlen Zweck Gaben in Empfang zu nehmen.