ostgalizien und in der Bukowina zeitweise Artilleriekampf. Südlich Zalcszczqki schätz eine unserer Batterien ein russisches Munitionsmagazin in Brand. Am südlichen Kriegsschauplatz autzer vereinzeltem Geschützfeuer entlang der Grenze während der letzten Zeit keine Ereignisse von Bedeutung. Oestlich Tre- binje wurden montenegrinische Kräfte, die sich zu weit vorgewagt, durch unser Artilleriefeuer zerstreut und ihre Unterkunft zerstört.
(W.T.B.) Wien. 2. Mai. Amtliche Mitteilung vom 2. Mai mittags: Zn Russisch-Polen wurde der Gegner in einigen Abschnitten aus den Vorstellungen zurückgeworfen. Unsere Truppen gelangten hierbei stellenweise bis an die Hindernisse der feindlichen Hauptstellungen. An der Front in Westgalizien und in den Karpathen lebhafter Eeschützkampf. Auf den Höhen zwischen dem Orawa- und dem Opor- tale warfen unsere Truppen neue heftige Angriffe zurück, machten 200 Mann zu Gefangenen, gingen schlietzlich zum Angriff über und eroberten nach hartem Kampfe einen starken russischen Stützpunkt östlich der Höhe Ostry. Mehrere hundert Russen wurden hierbei gefangen und Maschinengewehre erbeutet. In Südostgalizien und in der Bukowina keine Veränderung.
Die Bedeutung der Kämpfe auf dem linken Flügel der Ostfront.
Von der russischen Grenze, 1 . Mai. „Golos Moskwi" meldet aus Libau, daß im Verlaufe der letzten Tage mehrfach deutsche Seestreitkräfte an der russischen Küste bei Polangen gesichtet Word ensind und datz ein kleiner deutscher Kreuzer in der Nähe von Polangen in zwei Tagen die russischen Feldbefestigungen beschossen hat. Da die Russen nicht über grötzere Geschütze verfügen, konnten sie das Feuer des deutschen Kreuzers nicht wirkungsvoll erwidern. Mehrere russische Gehöfte wurden durch das Geschützfeuer des Kriegsschiffes zerstört. Das Blatt bemerkt ausdrücklich, datz dem deutschen Kreuzer anscheinend daran lag, die russischen Befestigungen bei Polangen zu zerstören, nicht einige Fischerdörfer in Brand zu schießen. Das Blatt schliefst laut Drahtbericht an die „National-Zeitung" aus verschiedenen Anzeichen, datz sich auf der Linie Memel-Polangen grötzere Unternehmungen entwickeln, an denen wahrscheinlich auch die deutsche Ostseeflotte erheblichen Anteil nehmen werde.
Wien, 1. Mai. Die „Rundschau" meldet, datz Petersburger Berichte den allgemeinen Angriff der Verbündeten auf den russischen rechten Flügel mit grotzen Massen schwerer Artillerie feststellen. Die Verbündeten stehen von Petrikau bis südlich Krakau in undurchdringlichen Drahtverhauen. Die Russen äutzern die Befürchtung, datz hier im Westen eine grotze Schlacht entbrennen könnte, ehe es den Russen gelinge, Verstärkung aus den Karpathen heranzuziehen. Hindenburg habe feine Truppenbeftände am Njemen nicht vermindert und hole anscheinend zu einem grotzen Schlag zwischen dem Njemen. Bobr und Narew aus. Uebereinstimmend heben die russischen Blätter hervor, datz im Mai eine neue Phase beginne und datz schwere Kämpfe in Vorbereitung seien.
Die Beschießung von Dpern und Dünkirchen.
Rotterdam, 1. Mai. Die Berichte der Londoner Blätter über die Beschickung Dünkirchens durch die Deutschen erregen in der Hauptstadt geradezu Entsetzen. „Daily News" melden darüber laut „Deutscher Tageszeitung" aus Nordfrankreich folgendes: Die Beschickung Dünkirchens begann um 11 Uhr vormittags und dauerte bis 3 Uhr nachmittags. Ungefähr sechzig 30,5-kalibrige Granaten wurden aus den deutschen Geschützen auf die Stadt geworfen. Namenloses Entsetzen ergriff die Stadtbewohner, die sich allgemein in die Keller flüchteten. Als dann die Be- schietzung vorüber war. begann die grotze Flucht nach Calais, wo gestern morgen 2000 Personen aus Dünkirchen ankamen. Sie erzählten über den Erfolg der Beschießung eine Menge von Einzelheiten, aus denen hervorgeht, datz das Bombardement durch die Deutschen sehr wirkungsvoll war. Die deutschen Geschosse richteten fürchterliche Verwüstungen an. Ungefähr 150 Einwohner von Dünkirchen wurden getötet oder verwundet. Eine Granate zertrümmerte ein Kasernendach. Vom Kap Grisnez bei Calais konnte der Berichterstatter der „Daily News" das Dröhnen der deutschen Geschütze, die Dünkirchen bombardierten, deutlich vernehmen.
Amsterdam, 1. Mai. Die „Times" melden laut „Voss. Ztg." aus Nordfrankreich: Ppern ist durch die letzte deutsche Beschießung völlig vom Erdboden verschwunden. Es steht nur noch ein einziges Haus. Die kritischen Tage waren Samstag und Sonntag. Die Deutschen brachten Haubitzen und schwere Artillerie in vorgeschobene Stellungen. Sie warfen Granaten und Bomben von großer Explosionskraft in die Stadt und bedeckten jeden Weg, auf dem englische Verstärkungen heranrllcken konnten, mit einem Feuerregen. Poperinghe hat schwer gelitten. Die Eisenbahnstation
Amtliche Bekanntmachungen.
Abgabe von Vrot ia Wirtschaft«,.
Es wird hiemit bekannt gegeben, daß in Wirtschaften Brot nicht ohne Gastmarke abgegeben werden darf und datz der Wirt für die Abgabe von Mehlspeisen ohne Brot eine Sastmarke oer» langen kann.
Jeder Wirt, der Brot ohne Gastmarken abgiebt, kann nach tz 44 der Bundesratsverordnung vom 25. Januar 19 l5 mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 15ÜV Mark bestraft werden.
Calw, den 1. Mai 1915.
K. Oberamt: Binder.
war das Hauptziel des deutschen Angriffs. Sie wurde in ein förmliches Schlachtfeld verwandelt. Die englischen Verwundeten mutzten anstatt in die Züge in Keller gebracht werden.
Genf, 1. Mai. Dem vollkommen geglückten Erkundigungsflug zweier Tauben, die knapp vor der Beschießung die Stadt Dünkirchen umkreisten und unversehrt wieder verschwanden, schreibt die französische Fachkritik einen wesentlichen Anteil an dem starken Prozentsatz wichtiger Treffer der 19 deutschen schweren Geschosse zu, die man als „38er" bezeichnet. Anfangs vermutete, wie dem „Lokalanzeiger" berichtet wird, l ' -on Panik ergriffene Bevölkerung ein Bom- bardemeur von der Seeseite, aber bald wurde es klar, daß der von den Deutschen erzielte Geländegewinn die wirksame Aufstellung der schweren Geschütze ermöglichte. Am Hafen von Dünkirchen und in der Nachbarschaft wurden die ernstesten Verheerungen angerichtet. Einzelne Geschosse durchdrangen die Kellergewölbe. Eine breite Bresche zeigte der Landungsquai. Die Zahl der zerstörten Häuser wird auf 15 angegeben. Die Brände dauerten, weil die Feuerwehr nicht überall rechtzeitig einqreifen konnte, noch gestern abend fort. Unter den Toten und Verwundeten, deren Gesamtzahl 100 übersteigt, befinden sich mehrere Engländer. Die Züge von Dünkirchen nach Paris sind überfüllt, auch viele Automobile sind unterwegs.
Die türkische Wacht vor den Dardanellen.
(W.T.B.) Konstantinopel, 3V. April. 8.25 abds. Das Hauptquartier teilt mit: Bei Kaba-Tete und Gallipoli versuchte der Feind Aktionen, um sich aus einen schmalen Landstreifen, wo er eingeschlossen war, frei zu machen. Aber wir wiesen diese Versuche zurück, zwangen den Feind bis auf 500 Meter vom Meeresufer entfernt zurückzuweichen und sich unter den Schutz des Feuers seiner Schiffe zu flüchten. Wir fügten ihm ungeheure Verluste zu. Den Landungsversuch, den der Feind unter dem Schutz eines Teils seiner Flotte im Golf von Saros machte, brachten wir vollständig zum Scheitern. Von den übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts von Bedeutung zu melden.
Die vergeblichen Angriffe auf die Dardanellen.
(W.T.B.) Konstantinopel. 1. Mai. (7.55 Uhr abends.) Das Hauptquartier teilt mit: Der linke feindliche Flügel, der durch unsere wiederholten Angriffe aus seinen Stellungen bei Kuba Tepe nach Norden in der Richtung auf Ari-Burnu zurückgeworfen wurde, versuchte gestern, vorzumarschieren, um sich dem wirksamen Flankenfeuer unserer Artillerie zu entziehen, wurde aber durch einen Bajonettsturm von neuem in seine alten Stellungen am Ufer getrieben. Bei dieser Gelegenheit erbeuteten wir zwei Maschinengewehre mit sämtlichem Material und der Munition. Der Feind, der bei Siddul Bahr an geschützten Uferstellen gelandet war und sich ge schützt hatte aufstellen können, befindet sich gegenwärtig infolge des Feuers unserer Batterien auf der anatolischen Küste in einer unhaltbaren Lage. Die feindlichen Schiffe, die durch das Feuer ihrer schweren Artillerie ihre Streitkräfte an Land schützen mutzten, haben keine Aktion gegen die Meerenge unternommen. Das australisch-englische Unterseeboot „Ae 2" wurde von unseren Kriegsschiffen vor einigen Tagen zum Sinken gebracht, als es in das Marmarameer einzudringen versuchte. Die Besatzung, aus 3 Offizieren und 29 Soldaten bestehend, wurde gefangen genommen.
(W.T.B.) Athen. 2. Mai. Aus Mytilene wird gedrahtet: Die französischen Truppen an der kleinasiatischen Dardanellenküste haben sich nach zweitägigen schweren Kämpfen an das Ufer zurückgezogen, von wo aus sie sich einschifften und fortfuhren, als die englischen Streitkräfte in Seddul Bahr landeten. Dadurch wird die türkische Nachricht, datz die kleinasiatische Küste von den Franzosen gesäubert sei, von einer der Entente nahestehenden Seite bestätigt. Bei den vier Bataillonen, die nach einer vorangegangenen Meldung aus Mytilene aufgerieben sind, han
delt es sich um die vier englischen Brigaden, die nach einer offiziellen türkischen Meldung ins Wasser getrieben und vernichtet wurden.
Der Kanal mit Ketten gesperrt?
(W.T.B.) Kopenhagen, 2. Mai. Der Korrespondent der „Berlingske Tidende" in Holland übermittelt seinem Blatte die Meldung holländischer Blätter, daß die Engländer das Fahrwasser des Kanals östlich des Feuerschiffs Galopper-Sandettiebank durch Ketten abgesperrt und den Schiffsverkehr von der Nordsee zum Kanal in die Gegend westlich des Feuerschiffes verwiesen hätten, und fügt hinzu, er habe persönlich Grund zu glauben, datz diese Nachricht wahr sei.
Unsere O-Boote.
(W.T.B.) London, 2. Mai. (Reuter.) Ein deutsches Unterseeboot hat den Dampfer „Edale", 15 000 Tonnen groß, von Südamerika unterwegs, torpediert. Die Besatzung wurde auf den Scilly-Jnseln gelandet. (Notiz des W.T.B.: Nach Lloyds Register hat der Dampfer „Edale" nur 3100 Tonnen.)
(W.T.B.) London. 2. Mai. Das Reutersche Bureau meldet: Der torpedierte russische Dampfer ist der Dampfer „Svoron", der von Port Talbot nach Archangelsk unterwegs war. Die Besatzung von 24 Mann hatte kaum Zeit, das Schiff zu verlassen, da die Deutschen feuerten. Der Dampfer sank in 12 Minuten.
Ein deutsches tl-Boot an der Westküste Irlands?
(W T.B.) London, 1. Mai. Reuter meldet: Ei» russischer Dampfer mit Stetnkohlenladung soll durch ein deutsches Unterseeboot bei den Blasketinseln an der Westküste Irlands in Grund gebohrt worden sein. Die Besatzung wurde gerettet und nach der Insel Valentia gebracht.
Unsere Feinde und der Krieg.
Goldabflutz der Bank von Frankreich nach Italien?
(W.T.B.) Zürich, 2. Mai. Der „Neuen Züricher Zeitung" wird aus Paris gemeldet: Auch in der abgelaufenen Woche war ein bedeutender Goldabflutz bei der Bank von Frankreich zu verzeichnen unter Erhöhung der ausländischen Guthaben im gleichen Betrage, ohne datz die Wechselkurse eine bemerkenswerte Veränderung erfuhren. Da die Goldbewegung Englands keinen Verkehr mit Frankreich anfweist, besteht Grund zu der Annahme, datz dieser Goldabflutz nach Italien gegangen ist, in Anbetracht möglicher Ereignisse und in Uebereinstimmung mit dem Abkommen der Notenbanken der Alliierten. Wiederum mutzte die Bank 40 Millionen französische Schatzwechsel für russische Rechnung diskontieren. Die Golddeckung der Noten ist seit Neujahr von 414/-- auf 38 V 2 gesunken.
Aegypten und die englische Gewaltherrschaft.
(W.T.B.) Berlin, 2. Mai. Die „Continental Times" veröffentlicht eine Unterredung ihres Wiener Vertreters mit dem zur Zeit in Wien weilenden Khedioen Abbas Hilmi Pascha. Auf die Flagg, ob der Khedive auf den ägyptischen Thron verzichtet habe, habe dieser energisch mit Nein geantwortet. Weder für sich noch für seine Kinder habe er einen solchen Verzicht ausgesprochen. Im gegenwärtigen Kriege stehe er fest zur Türkei. Das Recht, das England sich genommen habe, den ägyptischen Thron für erledigt zu erklären, sei lediglich ein Ausfluß der englischen Macht. Auch das ägyptische Volk wünsche begreiflicherweise seine Befreiung von fremder Herrschaft und habe diesem Gefühl Ausdruck verliehen. Aegypten habe seit 1882 die Kosten der britischen Okkupation bestritten.
Engländer und Franzosen.
Berlin, 2. Mai. Die „Rundschau" meldet aus Genf, datz dort ein in der „Humanite" veröffentlichter Brief eines Soldaten aus dem Felde Aufsehen erregt, worin gesagt wird, datz in der Armee ungeheurer Ekel und Müdigkeit herrschen. Die sogenannte „heilige Union" werde den Friedensschlutz nicht 8 Tage überdauern, da sie sich jetzt schon als Chimäre erwiesen habe. Nur der Feind halte Engländer und Franzosen noch künstlich zusammen.
Die Neutralen und der Krieg.
Die Verhandlungen Italiens.
Berlin. 2. Mai. Aus Zürich meldet die „Verl. Zeitung": Der klerikale „Corriere d'Jtalia" erklärt zu den Verhandlungen zwischen Italien und Oesterreich: Der österreichische Botschafter sah sich veranlaßt, neue Instruktionen in Wien einzuholen, welche er in kürzester Frist erwartet. Daraus erkläre sich.