daß in den letzten Tagen die Verhandlungen weniger lebhaft waren, als sonst. Mit dem Dreiverband sind Verhandlungen im Gange. Von einem wirklichen Abkommen ist aber nicht die Rede. Das könnte erst getroffen werden, wenn der neue russische Botschafter, von Giers. in Rom eingetroffen ist. — Der „Lokal- Anzeiger" meldet aus Rom: Im Ministerrat, welcher gestern um 12(4 Uhr zusammentrat und bis 7 Uhr tagte, wurde der Ministerpräsident beauftragt, mit dem Kammerpräsidenten die Tagesordnung der ersten Kammersitzung zu vereinbaren. Die Kammer wird demnach am 12. Mai zusammentreten.
Kartoffelausfuhrverbot in Italien.
Triest. 1. Mai. Zuverlässigen Nachrichten zufolge beabsichtigt die italienische Regierung, bei Beginn der Kartoffelreife ein Ausfuhrverbot für die Erstfrucht zu erlassen.
Die Neutralität der Schweiz.
Konstautinopel, 1. Mai. Ein Schweizer Korre- sondent richtete telegraphisch einen energischen Protest an den Schweizer Bundesrat gegen die parteiische und deutschfeindliche Haltung der französischen Schweizer Blätter und forderte den Bundesrat auf, weiteren Hetzereien energischer entgegenzutreten.
Die serbischen Greuel in Makedonien.
(W.T.B.) Sofia. 2. Mai. (Agence Vulgare.) Die Willkürherrschast in Neuserbien ist nach wie vor für die bulgarische Bevölkerung dieses Gebietes unerträglich. An zahlreichen Orten wurden durch serbisches Militär und Komitazzis die Bewohner drangsaliert und mit dem Tod bedroht, alles Viehes beraubt, jungen Mädchen Gewalt angetan und Greise, Frauen und Kinder niedergemacht.
Zum Konflikt zwischen Japan und China.
(W.T.B.) Petersburg, 2. Mai. „Rußkoje Slo- wo" schreibt: In russischen diplomatischen Kreisen besteht die Meinung, daß der Konflikt zwischen Japan und China eine friedliche Lösung finden werde. Höchstens werde Japan zur Okkupierung von Mukden oder Taku schreiten, dann werde China nachgeben. Die Ententemächte hätten gegen diese Pression auf China nichts einzuwenden. Dagegen zeige sich immer mehr, daß weniger Deutschland als Amerika China zum Widerstand reize; dieses gebe von Zeit zu Zeit freundschaftliche Vorschläge platonischen Charakters an China. Obwohl Amerika China nicht aktiv schützen könne, so spreche jede Note aus, daß China in der Lage sei, sich selbst zu schützen. Das erwecke in China immer den Eindruck, als ob die Vereinigten Staaten sich aktiv einmischen wollten. Diese dächten aber nicht ernstlich daran und beteiligten sich nicht einmal an der neuen Anleihe Chinas.
Die diplomatische Vorgeschichte des Krieges.
(W.T.B.) Berlin, 2. Mai. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Das Auswärtige Amt hat eine Neuausgabe des deutschen Weißbuches veranstaltet, in die außer der bekannten Denkschrift auch die späteren Veröffentlichungen der Regierung, soweit sie auf die diplomatische Vorgeschichte des Krieges Bezug haben, mit aufgenommen worden sind. In der Neuausgabe sind vor allem die seinerzeit in der „Nordd. Allg. Zeitung" veröffentlichten Schriftstücke zu dem politischen Meinungsaustausch zwischen Deutschland und England enthalten, aus denen klar hervorgeht, daß Deutschlands weitgehende Anerbieten an England zur Aufrechterhaltung des Friedens von der auf jeden Fall zum Kriege fest entschlossenen englischen Regierung schroff zurückgewiesen wurden. Ferner finden sich in der Neuausgabe die Berichte aus der Vorgeschichte des Krieges über das Zustandekommen der von Sir Edward Grey dem Parlament gegenüber stets abgeleugneten militärischen Abmachungen zwischen England und Frankreich. Wie sich aus dem englischen Weißbuch ergibt, sind es diese, dem englischen Volk absichtlich vorenthaltenen Vereinbarungen gewesen, auf die sich stützend die französische Regierung die Waffenhilfe der Engländer schließlich mit Erfolg in Anspruch genommen hat. Die Verhandlungen über ein rnssisch-englisches Marineabkommen, deren Darstellung diesen Berichten eingereiht ist. schließen den Ring der Machenschaften der Ententemächte, die letzten Endes die Vernichtung Deutschlands, seiner militärischen und wirtschaftlichen Machtstellung, zum Ziele haben sollten. Diesen Bestrebungen hat sich schließlich Belgien, dessen Neutralität infolge der Neigungen seiner Regierung und seiner regierenden Schichten für Frankreich und England allmählich wirklich ein sorap ot Paper geworden war, nicht mehr entziehen können und wollen. Dies zeigen als Schlußstück der Neuveröffentlichung die bekannten Brüsseler Dokumente, die trotz der Ausflüchte der belgischen Regierung jeden Zweifel darüber entfernen, daß zwischen Belgien und England weitgehende, bis auf die kleinsten technischen Einzel
heiten sich erstreckende Vorbereitungen eines gemeinsamen Zusammenwirkens gegen Deutschland stattgesunden hatten, die für Belgiens Stellung im gegenwärtigen Weltkrieg und für die Haltung Deutschlands ihm gegenüber entscheidend waren. Die Neuausgabe des deutschen Weißbuches wird demnächst im Buchhandel erscheinen.
Die zweite Kriegsanleihe.
(W.T.B.) Berlin, 1. Mai. In der gestrigen Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank führte der Reichsbankpräsident Dr. Haoenstein folgendes aus: Den letzten Wochenausweisen der Reichsbank gibt die 2. Kriegsanleihe überall das Gepräge. Diese Anleihe hat sich zu einer zweiten Großtat des deutschen Volkes auf finanziellem Gebiet, der größten, die je ein Volk vollbracht hat. ausgestaltet und hat mit eindrucksvoller Wucht von neuem den Beweis der unverrückbaren und einmütigen Entschlossenheit unseres Volkes erbracht, das ungeheure, uns aufgezwungene Ringen bis zum siegreichen Ende durchzukämpfen. 9103 Millionen Mark einschließlich der Feldzeichnungen hat das deutsche Volk dem Reich dargebracht. In allen Schichten und Berufsgruppen hat es sich gleichmäßig, wie draußen im Felde in die Reihen der Kämpfer gestellt. Ein wundervoller Ausdruck des das ganze Volk, wie sich von selbst versteht, durchdringenden Gefühls und Willens. Kaiser und Vaterland wie mit dem Blut, so auch mit dem Geld zu dienen! Dieser einmütige Wille kam auch in der hingebenden Zusammenarbeit aller an der Durchführung der Anleihebewegung beteiligten Faktoren zum Ausdruck, und ihnen allen möchte ich dafür ein Wort warmer Anerkennung und warmen Dankes sagen. Die gesamte deutsche Presse hat sich wiederum, wie bei der ersten Anleihe, unermüdlich in den Dienst der Sache gestellt, die Banken und Bankhäuser, die deutschen Sparkassen unter weitblickender Führung ihres Verbandes, die verschiedenen Organisationen der Kreditgenossenschaften unter der hingebenden Einwirkung unserer führenden Männer haben fast ausnahmslos weitherzig auf die satzungsmäßigen Kündigungsfristen verzichtet und damit zahllosen kleinen und größeren Sparern und Kapitalisten die Beteiligung an der Anleihe ermöglicht und bewiesen, daß sie sich ihrer volkswirtschaftlichen Aufgabe und Bedeutung bewußt geblieben und gerecht geworden sind. Fast 2 Milliarden Mark haben die deutschen Sparkassen, etwa 450 Mill. die Genossenschaften hergegeben und ebenso haben die deutschen Lebensversicherungsgesellschaften annähernd 400 Mill., fast das Doppelte ihrer Zeichnungen bei der ersten Anleihe, aus ihren Kreisen aufgebracht. Ein besonderer Dank gebührt auch der Reichspostverwaltung und ihren Beamten, die überall da eintraten, wo keine andere Vermittlungsstelle vorhanden war, und durch Sammlung gerade der ganz kleinen Weisungen die stattliche Summe von 112 Mill. Mark der Anleihe zu- führten.
Ebenso glänzend, wie die Zeichnung selbst, hat sich die Einzahlung entwickelt. Bis zum 28. April sind auf die Anleihe, während nach den Zeichnungsbedingungen 3368 Mill. gezahlt werden müßten, tatsächlich 6751, also das Doppelte gezahlt worden, gleich 74,16 Prozent der gesamten Anleihe. Von dieser gewaltigen Summe sind nur 521,2 Mill. Mark, also nur 7,7 Praz., mit Hilfe der Darlehenskaffen aufgebracht, und auch von diesen Darlehen waren bis zum 23. April bereits wieder 30 Mill. zurückbezahlt, so daß nur noch 491,8 Mill. ausstehen. Der Erfolg der beiden Kriegsanleihen des Reichs ist aber auch ein Zeichen dafür, daß unser Wirtschaftsleben und unser Geldmarkt auch während des schweren Krieges gesund und stark geblieben sind; nicht minder ein schlagender Beweis dafür, daß als Vorbedingung hierfür die Zahlungspflicht und Zahlungsleistung allgemein ausrecht erhalten werden mußte und ebenso dafür, daß die Liquidhaltung unserer gesamten Kreditorganisationen, die freiwillige, sowohl wie die seiner Zeit bei dem Sparkassengesetz durch gesetzlichen Zwang herbeigeführte, ein Gebot höherer Notwendigkeit für Deutschland war und bleiben muß. Diese ganz beispiellose Geldbeschaffung ist gleichwohl ohne jede Erschütterung des Geldmarktes vor sich gegangen, da er einerseits die Anleihe zu einem erheblichen Teil bereits im Laufe der letzten Monate in der Form der von der Reichsbank im offenen Markte gegebenen Schatzscheine ausgenommen und andererseits sich für die Einzahlungen sorgsam vorbereitet hate. Sie hat ihre Spuren auf dem Geldmärkte nur in einer sich in mäßigen Grenzen bewegenden Erhöhung der Zinssätze im freien Verkehr als Folge der Aufsaugung der z. Z. verfügbaren Gelder. Barguthaben, und brachliegenden Betriebskapitalien hinterlassen. Dagegen spiegeln sie die Wochenausweise der Reichsbank in so starken Sprüngen ihrer Ziffern wieder, wie sie auch nur annähernd noch niemals seit Bestehen der Reichsbank sich ergeben haben. Der Goldzufluß durch freiwillige Sammeltätigkeit des Goldes hält noch immer an, wenn er auch naturgemäß allmählich zu
rückgeht. Der März hat indes immer noch die beträchtliche Summe von 67 Millioenn und die ersten drei Aprilwochen die weitere ansehnliche Verstärkung von über 24 Millionen erbracht.
Vermischte Nachrichten.
Mißhandlung eines deutschen Arztes in Frankreich.
Berlin, 2. Mai. In einem Leitartikel des „Tag" erzählt Eugen Zimmermann heute das Folgende: Der Sohn eines hohen deutschen Offiziers, welcher als Militärarzt in französische Gefangenschaft geriet, wurde angespieen und schließlich von einem französischen Unteroffizier geohrfeigt. Ein englischer Offizier, welchen diese erbärmliche Art anwiderte, gab dem Unteroffizier einen Boxerschlag unter das Kinn, daß er hinschlug, sprach dem deutschen Arzt sein Bedauern aus, nicht helfen zu können und ging, um nicht Zeuge weiterer schimpflicher Szenen zu sein, fort. Zimmermann spricht die Erwartung aus. daß die deutsche Regierung zu dieser Skandalaffäre demnächst das Wort nehmen werde.
Tapfere Deutsche.
(W.T.B.) Berlin. 1. Mai. Aus Mailand wird dem „Berl. Tagebl." gemeldet: An der sizilianischen Küste unweit Palermo sind in den letzten Tagen zwei kleine Segler gelandet, auf denen sich 27 Deutsche befanden, die bei Kriegsausbruch aus Frankreich nach Barcelona entkommen waren und jetzt nach 14täg- iger Seefahrt nach Sizilien gelangten. Den Deutschen wurde die Heimreise über Messina gestattet.
Eine 2. österreichisch-ungarische Kriegsanleihe.
(W.T.B.) Ofenpest, 2. Mai. Unter dem Vorsitz des Finanzministers fand gestern nachmittag im Finanzministerium eine Konferenz in der Angelegenheit der Emission der zweiten Kriegsanleihe statt, an der Vertreter aller jener Geldinstitute teilnahmen, die bei der Emission der ersten Kriegsanleihe die offiziellen Subskriptionsstellen waren. Sämtliche Mitglieder der Konferenz fanden sowohl den Zeitpunkt wie auch die heutige Lage des Geldmarktes zur Emission der zweiten Kriegsanleihe günstig, und so wird voraussichtlich ein Aufruf zur Zeichnung in den allernächsten Tagen erfolgen. Hinsichtlich des Typus und des Zinsfußes der Titres wie auch des Emissionskurses wird die zu emittierende zweite Kriegsanleihe der ersten Kriegsanleihe völlig gleichen.
Raubmord.
Hatigen a. Ruhr, 30. April. Heute morgen wurde an den hochbetagten Eheleuten Moses-Löwenstein ein Raubmord verübt. Die Frau ist tot; der Mann, der ebenfalls Erdrosselungsmerkmale aufweist und einige Rippen gebrochen hat, lebt noch. Als der Tat verdächtig wurden drei Italiener verhaftet.
Großfeuer.
(W.T.B.) Innsbruck, 30. April. Ein Großfeuer äscherte 50 Häuser der Ortschaft Breguzzo bei Tione in SLdtirol ein. 120 Familien sind obdachlos. Der Schaden wird aus 600000 Kronen geschätzt. Der Brand ist wahrscheinlich auf Unvorsichtigkeit zurück- zufllhren.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 3. Mai 1915.
Vom Rathaus.
Oeffentliche Sitzung des Eemeinderats unter dem Vorsitz von G.-R. Dreitz am Freitag, den 30. April, nachmittags 5'/- Uhr. Anwesend waren 8 Mitglieder. Dekoriert wurden die Ausmarschierten Franz Mann und Malermeister Kirchherr, zu deren Ehrung sich die Eemeinderäte erhoben.
Zur Beratung kamen Gesuche um Reichsunterstützungen, Befürwortungen von Urlaubsgesuchen, ein Gesuch von Fuhrmann Schelling um Erhöhung des Fuhrlohnes, ein Vertrag der Straßenbau- Inspektion Calw, mit der Stadtgemeinde Calw, betreffs Einlegung von Easröhren auf dem Gehweg der Nagoldbrücke in Hirsau. — Die Hundesteuer auf 1. April 1914/15 ergab den Betrag von 3327^; versteuerbare Hunde waren es 200. Zur Verteilung an Arme kommen 55 Mark aus der Zahn'schen Stiftung. In das Bürgerrecht wurden im Jahr 1914 8 Personen ausgenommen. Schluß der Sitzung um 7 Uhr.
Das Eiserne Kreuz.
Der Gefreite Ernst Maier, im Jnf.-Regt. 125, Sohn des Karl Maier, Bauer in Gechingen. erhielt das Eiserne Kreuz unter gleichzeitiger Beförderung zum Unteroffizier.