Die Verluste der Kanadier.

Berlin, 30. April. Aus dem Haag wird der Täyl. Rundschau" gemeldet: In Kanada herrscht tiefe Bewegung über die großen Verluste, die die kanadischen Truppenverbände in der vorigen Woche an der Hier erlitten haben. Amtliche Angaben über die Höhe der Verluste sind bisher noch nicht veröffent­licht worden. Gerüchtweise verlautet, daß über KVW an Toten, Verwundeten und Gefangenen im kanadi­schen Kontingent zu beklagen seien.

Russische Niederlage in der Bukowina.

Bukarest, 30. April. Aus der Bukowina einge­tragene Nachrichten besagen, daß es den Russen nach längerem Bemühen gelang, in der Gegend von Kryszsztek eine Brücke über den Dnjestr zu schlagen, ohne von den österreichischen Truppen behelligt zu werden. Diese erwarteten versteckt in ausgezeichne­ter Stellung den Uebergang der Russen. Als dieser begann, griffen die Oesterreicher an und brachten den Russen große Verluste bei. Die Brücke wurde voll­ständig zerstört. In der Gegend von Okna fanden für die Oesterreicher siegreiche Kämpfe statt. Die Russen verloren mehrere tausend Gefangene und einige Ma­schinengewehre.

Galizien unter den Russen.

Berlin. 30. April. Von der russischen Grenze wird derNationalzeitung" gemeldet, daß in Lem­berg und in anderen Gegenden Galiziens seit einiger Zeit Epidemien wüten, die schon erhebliche Opfer gefordert haben. In Lemberg und in weiteren grö­ßeren Städten sind deshalb Sanitätskommissionen gebildet worden, die sich mit der Bekämpfung der ge­fährlichen Seuchen befassen sollen. In den letzten Tagen war in Galizien der gesamte Bahnverkehr für Privatzwecke gesperrt, da umfangreiche Verschiebun­gen hinter der Front stattgsfunden haben.

Deutsche Luftschiffe über England.

(W.T.B.) London, 30. April. (Reuter.) Ein Luftschiff oder Flugzeug warf heute früh Brandbom­ben über Ipswich und Whitton ab. Drei Häuser wurden zerstört. Menschen sind nicht umgekommen.

(W.T.B.) London, 30. April. (Reuter.) Ein deutsches Luftschiff überflog Bury St. Edmunds bei London und warf mehrere Bomben ab, wodurch zwei Häuser in Brand gerieten.

Unsere V-Boote.

(W.T.B.) London. 30. April. Reuter meldet: Der TrawlerLilly Dale" wurde in der Nähe des Tyne von einem deutschen Unterseeboot versenkt. Die Besatzung ist gerettet. Der KohlendampferMobile" wurde bei den Hebriden von einem deutschen Unter­seeboot versenkt. Die Besatzung wurde nach Storno- way gebracht.

Unsere Feinde und der Krieg.

Kein Ernteurlaub in Frankreich.

Genf. 30. April. (Priv.-Dr.) Nach einer Havas- meldung hat der französische Kriegsminister verordnet, daß Beurlaubungen eingezvgener Mannschaften zur diesjährigen Ernte in keinem Fall genehmigt werden können. Der PariserMatin" fügt der Ankündigung hinzu, sie beweise, daß der große Offenfiooorstoß (!) gegen die Deutschen nnnmehr unmittelbar beoorstehe und der letzte Mann des Heeres zu seiner Durch­führung bereitgehalten werden müsse.

Die gefangenen deutschen l^-Bootmannschasten.

(W.T.B.) London, 30. April. (Reuter.) Im Unterhaus beantwortete Mac Namara eine Anfrage betreffend die Gefangenen von deutschen Untersee­booten. Bis die Festung, die ihnen als Ort ihrer Haft angewiesen werden sollte, hergerichtet sei. be­finden sich die Gefangenen in Kasernenhaft in Cha- tam und Devonport. Sie seien nicht in Einzelhaft, dürften sich zusammen zwischen Frühstück und Mit­tagessen Bewegung machen; während gewisser Stun­den sei ihnen das Rauchen gestattet. Die Offiziere dürften die Turnhalle benutzen, die als Rauchsaal eingerichtet sei. Die Verpflegung bestehe in der von der Regierung für gewöhnliche Kriegsgefangene vor­geschriebenen Kost. Es sei den Gefangenen gestattet, diese innerhalb gewisser Grenzen durch Käufe aus Mitteln, die ihnen von Freunden geschickt würden, aufzubessern. Die Offiziere erhielten zwei Shilling sechs Pence täglich, dürften Briefe schreiben und em­pfangen und Pakete in den dafür festgesetzten Zeit­abschnitten entgegennehmen. Den Gefangenen sei die Möglichkeit gegeben, sich deutsche und englische Bücher zu verschaffen. Sie brauchten nicht zu arbeiten, könn­ten es aber, wenn sie es wünschten. Den Mannschaf­ten ist gestattet, die Offiziere zu bedienen und ihre Räume zu reinigen. Die Gefangenen von Untersee­booten würden von den anderen Gefangenen getrennt gehalten.

Bon der russischen Ostseeflotte.

Petersburg, 30. April. In Petersburg spricht inan in geheimnisvoller Art von besonderen Vor­fällen. die sich in den letzten Tagen in der russischen Ostseeflotte zugetragen haben sollen. Nach diesen Ge­rüchten soll es auf zwei Panzerkreuzern geheimnis­volle Kessekexplosionen gegeben haben. Dabei ist nach den Gerüchten eine Anzahl von Offizieren und Mann­schaften ums Leben gekommen. Trotzdem sofort eine Untersuchung in dieser Angelegenheit eingeleitet wor­den sei, konnte nicht festgestellt werden, welche Ur­sachen die Kesselexplosion herbeigeführt haben. Man spricht von einer Meuterei einer Anzahl Matrosen, die die Maschinenanlagen der beiden Schiffe beschä­digt haben sollen, aber wiederum auch von einem geheimnisvollen nächtlichen Abenteuer auf der Reede von Kronstadt. Die russischen Behörden hüllen sich diesen Gerüchten gegenüber in Stillschweigen. Tat­sache ist, nach einer Meldung an dieNationalztg.", daß in letzter Zeit einige Marineoffiziere als tot be­zeichnet werden, trotzdem keinerlei Gefechte in der Ostsee stattgefunden haben.

Die Neutralen und der Krieg.

Bulgarien Griechenland und Serbien.

Wien, 30. April. Nach derPolit. Korrespond." verlauft, wie eine Meldung an dieVoss. Zeitung" besagt, ' bulgarischen Reaisrungskreisen. daß Mi­nisterpräsident Rudoslawow bei seiner letzten Be­gegnung mit dem serbischen und dem griechischen Ge­sandten erklärte, die fortsetzung der serbisch-griech­ischen Truppenansammlungen an der bulgarischen Grenze würde Bulgarien zu Gegenmaßnahmen zwin­gen. Der Regierung nahestehende Blätter wollen außerdem erfahren haben, daß Radoslawow jede Ab­tretung serbisch-mazedonischen Bodens an Griechen­land dem Dreiverbandsgesandten gegenüber als Kriegsfall bezeichnete, doch glaubt man in Sofia nicht, daß Griechenland oder Serbien einen öffent­lichen Konflikt mit Bulgarien heraufbeschwören werden.

Zusammenschluß der südamerikanischen Staaten.

W.T.B. Paris, 30. April. Aus Rio de Janeiro erfährt derTemps": Der brasilianische Minister des Aeußern, Lauro Miller, hat eine Rundreise nach Uruguay, Argentinien und Chile angetreten, um mit den Ministern des Auswärtigen dieser Republiken einen engeren Zusammenschluß der südamerikanischen Staaten zu besprechen Die Notwendigkeit hierzu war anläßlich des mexikanisch-amerikanischen Kon­flikts zutage getreten.

Vermischte Nachrichten.

Dernburg über das deutsche Ziel.

Berlin, 30. April. Aus New-Pork wird der Deutschen Tageszeitung" gemeldet: Der ehemalige s Kolonialstaatssekretär Dernburg hat im Universi­tätsklub in Brooklyn eine längere Rede über die augenblickliche Kriegslage gehalten. Dernburg wies^ zunächst darauf hin, daß die deutschen Truppen nicht allein Belgien, sondern auch eines der fruchtbarsten Teile Frankreichs besetzt halten und erklärte es für unmöglich daß die Verbündeten die Deutschen jemals mit Waffengewalt hier wieder herausbekommen wür­den. Die Deutschen würden diese Gebiete wohl nur unter einer Bedingung wieder freiwillig räumen und diese ist: Freigabe des Weltmeeres und Freiheit für Deutschland, sich über die Grenzen Europas hin­aus auszudehnen. Weiterhin erklärte Dernburg: Es kann solange keinen definitiven Frieden geben, als bis die Deutschen dasselbe Recht errungen haben, sich auszudehnen, wie es die übrigen Nationen be­sitzen. Die Freiheit des Meeres ist von Gott nicht England zum Geschenk gemacht worden, damit die Engländer diese Freiheit nachher sozusagen den an­deren Nationen, die sie erringen wollen, mietweise überlassen. In Europa beherrscht England den Ka­nal und einen Teil der Nordsee, durch den Besitz der Shetlondsinseln und der Orkade. Dieser Umstand bildet eine dauernde Bedrohung des Weltfriedens.

General v. Auffenberg unter Anklage.

(W.T.B.) Wien. 30. April. Wie amtlich mit­geteilt wird, ist gegen den General der Infanterie Ritter von Auffenberg zur Klärung einer wider ihn erstatteten, in allerletzter Zeit hervorgekommenen Anschuldigung wegen pflichtwidriger Amtsführung eine Untersuchung eingeleitet worden. Der Gegen­stand der Anschuldigung betrifft durchweg Vorgänge aus dem I. 1912 und steht mit dem gegenwärtigen Krieg in keinem wie immer gearteten Zusammen­hang. !

Aus Stadt und Land.

Calw, den 1. Mai 1915.

* Der neue Sommerfahrplan tritt mit dem heutigen Tage in Kraft. Da die Ausgabe erst heute in unseren Besitz gelangt ist, so können wir den Lokalfahrplan erst am nächsten Montag unserer Zeitung beilegen.

Kriegsauszeichnung.

Ernst Haller aus Ealw hat die Tapferkeits­medaille erhalten. Eottlieb Echroth, Werkführer in der Marmorsäge Teinachtal die silberne Verdienst. Medaille.

Schulanfang.

* Unsere Kleinen, die dieses Jahr in das schul­pflichtige Alter eingetreten sind, haben heute das erste Mal ihren Weg zur Schule gemacht. Für die Eltern wie für die Kinder ist dieser Tag ein bedeu­tungsvolles Ereignis; es ist der erste selbständige Schritt ins Leben für die kleinen Erdenbürger, die bisher auf Schritt und Tritt daheim treu behütet wurden, und nun auf einmalallein in die Welt hinaus" treten. Groß und ängstlich werden da wohl zuerst die Hellen Kinderaugen dem Neuen, das sich ihnen bietet, entgegenstaunen, aber auch hier wird die Zeit Wunder tun, die kleinen Füßchen werden bald so froh und wohlgemut zur Schule trippeln, wie die andern, dieGroßen" auch. Ein herrlicher Mai­tag hat die Kleinen heute zur Schule geleitet; möge der strahlende Himmel ihnen eine gute Vorbedeu­tung sein, daß während ihrer Jugend- und Schulzeit Sonnenstrahl und Frühlingslust nie ganz aus dem jungen Herzen verbannt sein mögen. Das neue Schuljahr wurde würdig und schön mit einem Gottes­dienst begonnen.

Dom Bezirkskrankenhaus.

Das Bezirkskrankenhaus beherbergt zur Zeit 99 verwundet^ Soldaten. Fast ausnahmslos gefällt es ihnen hier sehr gut und sie haben auch allen Grund dazu. Sie alle rühmen die prächtige, geradezu ideale Lage des Krankenhauses und die sichere Kunst des leitenden Arztes Dr. Auten riet der unter den schwierigsten Verhältnissen seines Amtes waltet. (Außer den Bezirkskranken hat er noch sämtliche Ver­wundete allein zu behandeln; während an manchen Reservelazaretten bei kleinerem Krankenstand 3 Aerzte tätig sind.) Auch die Schwestern sind ihrer neuen Aufgabe vollauf gerecht geworden, voran die Oberschwester, die als wackere Hausmutter ihres zur Zeit schweren Amtes waltet, unterstützt von ihren Mitschwestern und freiwilligen Helferinnen. So konnte ein vor einigen Wochen das Krankenhaus in­spizierender Oberstabsarzt lobend anerkennen, daß dieses mustergültig eingerichtet und geleitet werde. Schreiber dieses, der als Bezirkskranker schon manche Woche hier weilt, hatte Gelegenheit wahrzunehmen, wie die Soldaten gut verpflegt wurden und sich ganz wohl fühlten. Namentlich war die Beköstigung im­mer reichlich und gut. Letztere macht allerdings der Verwaltung manche Sorge, denn das vom Roten Kreuz gereichte Verpflegungsgeld von 3 Mk. pro Tag für den Mann will bei den teuren Lebensmittel­preisen kaum reichen, zumal bei den 3 Mk. Verband­zeug eingerechnet ist und bei Schwerverletzten oft für 35 Mk. Verbandzeug nötig waren. Hier eröffnet sich der privaten Liebestätigkeit noch ein weites Feld auf das hinzuweisen der Zweck dieser Zeilen ist. In der ersten Zeit des Krieges flößen die Spenden reich­lich; leider ist aber die Liebesgabenquelle fast ganz versiegt. Nur die Gemeinden Zwerenberg und Mar­tinsmoos blieben treu, auch traf soeben ein Korb mit Eiern von Dackitel ein. Den Gebern aus-den be­treffenden Gemeinden, die ihren Nachbargemeinden ein gutes Vorbild sein mögen, sei herzlich gedankt. Es wird doch hoffentlich nicht buchstäblich wahr sein, was ein vom Felde zurückgekehrter Krieger schrieb. Er meint, die Begeisterung kenne man nur aus der Zeitung, denn wenn man heimkehre, sei man viel­fach enttäuscht. Nein, soweit ist es noch nicht und soll es nicht kommen! Mit Recht kann der Vater- landsverteidiger sagen:Das tat ich für Dich, was tust Du für mich?" Hätten unsere Soldaten nicht gesiegt, so hätten wir ein französisches Krankenhaus hier, wie dies leider früher öfters der Fall war. z. B. im Winter 1801, wo zudem ein ganzes französisches Jägerregiment hier im Quartier lag und die kranken Soldaten allerlei ansteckende Krankheiten mitbrach­ten, die unter der Zivilbevölkerung, besonders unter der Kinderwelt,das große Sterben" verursachten. Hätten die Franzosen vom Krankenhaus Besitz er­griffen, so hätten sie die Bezirkskranken einfach hin­ausgeworfen.

Briefe ins neutrale England.

Bei den Postanstalten lagern zahlreiche Briefe in das neutrale Ausland, die. weil sie verschlossen und ohne nähere Bezeichnung des Absenders einge-