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Nr. 96. Amts- Md Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.

08jch«tnungLweis«: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Amvderamls- voynk Talw für dt« einspaltige vorgtSzeile 10 Pfg., außerhalb derselben 12 Pfg., s2<Ä«rn«n 25 Pfg. Gchluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.

Dienstag, den 27. April ISIS.

Bezugspreis: In der Stadt mit Lrägerlohn Mk. 1.25 vierteljührlich. P KezugSpreiS für den Orts- und NachbarottSverkebr Mk. 1.20, im Fernverk Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg.. in Bayern und Reich 42 ff

Me Meldungen llllll der Westfront und den Karpathen.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 26. April. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Ypern dauerten die Kämpfe an. Auf dem westlichen Kanal­ufer ist die Ferme, die die Franzosen wieder genom­men zu haben behaupten, in unserem Besitz. Auch öst­lich des Kanals wurde das eroberte Gelände behaup­tet. Die Zahl der eroberten Geschütze stieg auf 45, -worunter sich nach wie vor die 4 englischen schweren Geschütze befinden. Nordwestlich Zonnebeke setzten wir unsere Angriffe fort und machten dabei mehr als 1060 Kanadier zu Gefangenen. Die Gesamtzahl der Gefangenen erhöht sich damit auf 5660.

Ein sonderbares Völkergemisch Senegalneger, Engländer. Turkos, Inder. Franzosen, Kanadier, Zuaven, Algerier fanden sich hier auf verhältnis­mäßig kleinem Raum zusammen.

In der Champagne schlugen wir nördlich von Beausijour zwei französische Nachtangriffe ab. Auf den Maashöhen machten unsere Angriffe gute Fort­schritte. Mehrere Bergrücken hintereinander bis zur Höhe von Les Esparges wurden im Sturm ge­nommen. Mehrere 1VÜ Franzosen, einige Maschinen­gewehre fielen in unsere Hand.

Zm Aillywald scheiterten feindliche Vorstöße. In den Vogesen führte unser Angriff zur Wieder­erlangung des Hartmannsweilerkopfes. Die Sieges­beute betrug hier 11 Offiziere. 749 Franzosen, 6 Mi­nenwerfer und 4 Maschinengewehre.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Einige schwache rus­sische Nachtangriffe in der Gegend nordwestlich von Ciechanow wurden abgewiesen. Die Lage ist unver­ändert.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(W.T.B.) Wien, 26. April. Amtlich wird ver­lautbart vom 26. April mittags: An der Karpathen­front dauern die Kämpfe im Abschnitt östlich des Uz- sokerpasses fort. Eine unserer Angriffsgruppen er­oberte gestern südöstlich von Koziowa einen neuen Stützpunkt des Feindes und machte 7 Offiziere und über 1VV0 Mann zu Gefangenen. Um die verlorenen Höhen zurückzuerobern, begannen nun die Russen mehrere heftige Gegenangriffe und versuchten auch in den Nachbarabschnitten vereinzelte Vorstöße. Der Hauptangriff des Feindes richtete sich gegen die Höhe von Ostry und die östlich anschließende Stellung. Nach längerem Kampfe war dieser Ansturm unter schwersten Verlusten der Russen zurückgeschlagen. Zwei Bataillone des Gegners wurden hierbei fast gänzlich vernichtet: einige Hundert Mann gefangen. Die so­fort einsetzende Verfolgungsaktion brachte uns in den Besitz von 26 Schützengräben und vielem Kriegsmate­rial. Auch in den übrigen Abschnitten wurden die Nachtangriffe des Feindes blutig abgewiesen. Vor den Stellungen des Uzsoker Passes ging der Gegner nach abgeschlagenem Angriff fluchtartig zurück. Zn den gestrigen Kämpfen wurde das bisher gewonnene Gebiet trotz verzweifelter Gegenangriffe der Russen nicht nur behauptet, sondern südöstlich von Koziowa noch erweitert. An der Front westlich des Uzsoker Passes in Galizien und Polen, sowie auch am Dnjestr und in der Bukowina Geschützkiimpfe. Sonst Ruhe.

* Die Kämpfe am Merkanal stehen andauernd günstig für unsere Truppen. Bei Ypern sind sie wei­ter vorwärts gekommen, sodaß diese für unsere Feinde sehr wichtige befestigte Stellung immer mehr in den

Verei chder deutschen Operationen gerät. Aber auch ziffernmäßig ist der bisherige Erfolg sehr achtbar. Man weiß, daß gerade am Kanal gegen die Englän­der der Kampf mit großer beiderseitiger Erbitterung geführt wird. Wenn nun die Zahl der Gefangenen bei diesen Kämpfen auf 5000 angegeben wird, so kann man sich denken, wie groß erst die Verluste un­serer Feinde an Toten und Verwundeten gewesen sein müssen. Köstlich ist auch wieder die feine Ironie unseres Generalstabsberichts, (auf die wir schon wie­derholt hingewiesen haben) wie sie die hohe Kultur­stufe derzivilisiertesten" Westmächte kennzeichnet durch Erwähnung des Mischmaschs von wilden, halb­wilden und versklavten Völkerschaften, die diese Staaten gegen das deutsche Volksheer aufbieten. Wenn Deutschland solche Horden ins Feld geführt hätte, ryäre das in aller Welt als neuestes Zeichen des deutschen Barbarentums gekennzeichnet worden, da es aber die weltbefreienden Engländer und Fran­zosen tun, hält sich kein Mensch drüber auf. Es würde den Herren der Zivilisation vielleicht etwas von ihrem Koller nehmen, wenn man die gefangenen Bundesgenossen" nicht nur auf dem Papier ohne Rücksicht auf ihren Kulturstand und unter Hintan­setzung des ordnenden Farbensinnes zusammenfassen würde, sondern auch aus moralischem Gefühl heraus dieKameraden" ebenso gemischt in den Gefangenen­lagern unterbringen würde, damit beide Teile ihre Kenntnisse gegenseitig erweitern und sich auch viel­leicht näher verstehen lernen würden.

Noch zwei weitere bedeutsame Operationen von günstigem Ausgang werden von der Westfront ge­meldet. Die deutschen Angriffe auf den Maashöhen an denen sich die Franzosen gehörige Beulen geholt hatten, schreiten fort. Das ist die beste Antwort auf die französische Offensive im Bereich von Maas und Mosel. Auch hier wurde eine wesentliche Schlacht­beute erzielt. Ebenso wichtig wie der gewonnene Ee- ländegewinn bei Les Eparges ist die Wiedererobe­rung des Hartmannsweilerkopfes, der als beherr­schende Stellung bei den Kämpfen in den Vogesen für die Franzosen große strategische Bedeutung ge­habt hat. Wir haben allen Anlaß, unfern braven deutschen Truppen an der Westfront für diese Taten dankbar zu sein. Die schönen Erfolge zeigen, daß auch hier deutscher Mut und Ausdauer, deutsche Gewandt­heit und Organisation der Uebermacht sich gewachsen zeigen.

Die Lage im Osten charakterisiert sich immer noch durch beinahe vollständigen Stillstand der Ope­rationen auf dem linken Flügel und im Zentrum. Die Anzeichen sprechen zwar dafür, als solle es auch hier bald wieder los gehen. Bis jetzt werden jedoch die Hauptkräfte der kriegführenden Armeen wohl durch die Karpathenschlacht gebunden, deren Entwick­lung für die verbündeten Heere sich von Tag zu Tag glücklicher gestaltet. Die Verbündeten setzen ihre Offensive kräftig fort und haben auch nach dem heu­tigen Bericht wichtigen Eeländegewinn gemacht. Außerdem haben sie den Russen auch schwere Verluste beigebracht. Die Situation wird für das russische Heer immer gefährlicher, da unsere neuerlichen Er­folge die Gefahr eines Durchbruchs immer naher rücken lassen.

Der Ernst der deutschen Offensive am Kanal.

Rotterdam. 26. April. Aus Rotterdam wird ge­meldet: WieDaily Telegraph" aus Boulogne be richtet, trafen dort zwei englische Lazarettzüge mit verwundeten Franzosen und Engländern aus der Schlacht bei Ypern ein. Nach ihren Angaben war,

wie derVoss. Zeitg." gemeldet wird, dieser Kampf der furchtbarste, den sie seit Beginn des Krieges er­lebt hatten.

Gens, 26. April. Durch.die jüngsten Kämpfe in Flandern zur Neuorganisation seiner zusammenge- geschmolzenen Truppen, insbesondere zum Ersatz der dezimierten kanadischen Abteilungen genötigt, traf General French, wie demLokalanzeiger" berichtet wird, mit dem französischen kommandierenden Gene­ral Foch Vereinbarungen im Hinblick auf die erwar­tete Fortsetzung der deutschen Offensive, deren ernster Charakter den Ton der Pariser und Londoner Presse heute noch stärker beeinflußt als gestern. Vorläufig, bis French Ersatz erhalte, sollen französische Abtei­lungen einem andern Abschnitt entliehen und nach Flandern vorgeschoben werden.

(W.T.B.) London, 26. April. DieMorning Post" meldet aus Nordfrankreich: Der Kampf zwi­schen der Lys und der See ist nun allgemein. Die bei­den Hauptereignisse zwischen Freitag abend und Sonntag früh waren die Kämpfe bei La Bassee und längs des Kanals zwischen Ypern und Bixschoote. Bei La Bassee unternahm die Armee des Kronprin­zen von Bayern einen sehr heftigen Vorstoß in der Richtung auf Givenchy und Gambrai, so daß hier ein teilweise! Vorteil errungen wurde. Die britischen Linien sind aber nicht durchbrochen worden und lei­sten der Uebermacht Widerstand. DieMorning Post" erfährt weiter, daß die Truppen, die nördlich von Ypern zum Zurückgehen gezwungen wurden, aus Zuaven, Marinesoldaten und belgischen Kara­biners bestanden. Unter dem den Deutschen abgenom­menen Kriegsmaterial befindet sich ein neuer Appa­rat. um Bomben zu werfen, eine Gabel aus Stahl, die im Boden befestigt wird und die wie ein Kata­pult arbeitet. Es wurden damit Bomben bis zur Größe eines Fußballs bis 3VV Meter weit geschleu­dert.

Die Erstickungsbomben.

(W.T.B.) Berlin, 26. April. Die Blätter ver­öffentlichen die Berichte von Augenzeugen über das letzte deutsche Mittel, eine Art erstickenden Dampf, den die Deutschen von ihren Schützengräben gegen die französischen Linien richten. Die Franzosen hatten bemerkt, daß hinter der Brustwehr der deutschen Schützengräben etwas Außergewöhnliches vor sich ging. Es waren dort mehrere Oeffnungen hergerich­tet worden. Die Deutschen warteten einen günstigen Wind ab, um aus den Behältern unter Druck steh­ende Dämpfe herauszuschleudern. Die Dämpfe wur­den als Chlordämpse festgestellt. Die französischen Soldaten sahen mit Erstaunen sehr dichten schwärz­lichen Rauch auf sich zukommen, während die Deut­schen, die augenblickliche Bestürzung der Franzosen ausnützend, vom Artilleriefeuer unterstützt, ihre chützengräben verließen. Die vordersten deutschen Soldaten hatten ihr Gesicht mit einer Maske bedeckt, wodurch es ihnen möglich wurde, ungefährdet die ver­pestete Zone zu beschreiten. Die ganze französische Presse bespricht die Anwendung erstickender Gase durch die deutsche Armee und erklärt, nur die Wir­kung dieser Gase habe die Alliierten zum Rückzug veranlaßt. Es sei den Alliierten jedoch gelungen, das Verlorene wieder gutzumachen, sodaß die Deut­schen keinen Erfolg zu verzeichnen hätten. Die An­wendung solcher Mittel sei ein neuer Beweis für die barbarische (!) Kriegführung Deutschlands. Außer­dem widerspreche sie allen Kriegsgesetzen und sei, wie eine Havasnote ausführt, durch die Haager Erklä­rungen, die von den Regierungen in Berlin und Wien ratifiziert worden seien, formell untersagt.