verfügen. Es sei wahrscheinlich ein grober Angriff auf die Küste von Nordengland geplant.

Whisky- und Cognacverbot in England.

Berlin, 20. April. Wie demBerliner Lokal- Anzeiger" aus Kopenhagen berichtet wird, teilt dieTimes" mit, daß die Entscheidung der eng­lischen Regierung dahin gehe, von einem Alkolhol, Monopol des Staates abzusehen und nur eine sehr scharfe Kontrolle aller Ausschankstätten einzuführen und ein vollständiges Verbot des Verkaufs von Whisky und Cognac zu erlassen. Beide Spiritus- Arten dürfen nur gegen Rezept verabfolgt werden. Der den Wirten dadurch entstehende Schaden wird ersetzt.

Conan Doyle über die Behandlung der deutschen Gefangenen.

Berlin, 20. April. Canon Doyle läßt sich, wie dieKöln. Ztg." berichtet, in derTimes" vom 13. April über die deutschen Kriegsgefangenen wie folgt vernehmen: Es ist schwierig zu entscheiden, wie man sich europäischen roten Indianern, die ihre Gefan­genen martern, gegenüber verhalten soll, da wir solche weder anspucken noch stoßen, schlagen, verhun­gern und erfrieren lassen können. Jeder Apell an menschliche Gefühle ist unnütz, denn der Durchschnitts­deutsche versteht soviel von Etzelmut wie eine Kuh von Mathematik. Deswegen ist er auch außerstande, die englische Haltung zu begreifen, wenn wir freund­lich von Müller, Weddigen oder einem unserer an­dern Gegner sprechen, die wenigstens einen kleinen Anflug von Anständigkeit bewiesen. Die Bücher dieses Großfabrikanten der englischen Schundlitera­tur werden in Deutschland zu Hunderttausenden von Exemplaren gekauft!!!

Alle wehrfähigen Franzosen!

Genf» 20. April. Der Kriegsminister forderte die Armeekommission der französischen Kammer auf, vor Monatsende sich grundsätzlich über den Vorschlag des Abgeordneten Dalbiez zu äußern, wonach alle wehr­fähigen Franzosen ohne Altersgrenze ihre Wehr­pflicht erfüllen sollen, d. h. auf Verlangen der Be­hörden zu irgendwelchen persönlichen Dienstleist­ungen heranzuziehen wären. Die Mehrheit der Kom­mission bemängelt, nach einer Meldung an denLo­kalanzeiger", die Allgemeinheit dieser Fassung und verlangt eine Altersgrenze von 55 Jahren und Rück­sichtnahme auf Eltern, von denen mindestens zwei Söhne an der Front stehen. Nebst Millerand werden Viviani und Delcasso in der Kommission diesen Vor­schlag befürworten.

Vermischtes.

Hat der Krieg den Winter gemildert?

In dem jetzigenZustand allgemetnerBeränderung aller unserer Verhältnisse ist es vielleicht vielen nicht bewußt geworden, daß die Witterung desKriegswinters erheblich vondernormalenadwich, daß sie außergewöhnlich mild war: starker Frost hat gefehlt, statt des Schnees ist meistens Regen gefallen, die Temperaturen lagen ständig um den Gefrierpunkt herum, und ein ewiger Wechsel von Frost und Taumelt», von Schnee und Regen herrschte; unsere Heere wissen ein Lied davon zu singen. Ist nun diese Abweichung von dem sonstigen Wtnterkltma ein Zufall oder hat sie mit den kriegerischen Ereignissen zu tun? Diese letzter« Ansicht vertritt Dr. A. Nippoldt und bringt in derNaturwissenschaftlichen Wochenschrift« eine Anzahl von Gründen dafür, daß der milde Winter wirklich eine Folge des Krieges war. Die Bolksmeinung ist, wie be» kann«, der Ansicht, baß das Schieße» mit Pulver Regen Hervorrufe; anstelle des Schnees müßte nach ihr Regen ent. standen sein. Da bei der Verdichtung des Wasserdampfes zu Tropfen viel Wärm« frei wird, erwärmt sich die Luft; sie setzt den wetterändernden Kräften, insoweit sie zum Frost »reiben wollen, ein größeres Hindernis entgegen als die schneebildende Lust. Außerdem verhindert die Wolkenbildung zugleich die nächtliche Ausstrahlung der Wärme gegen den Himmel und damit die wirksamste Ursache der Ianuarfröste, die sonst für unseren Winter typisch sind. Gelingt es also die regenbildende Wirkung des Schießens nachzuweisen, so ist damit der außer- gewöhnliche Winter als Folge der kriegerischen Vorgänge bereits so gut wie erklärt. Daß das Schießen eine Ver­minderung der Gewitter heroorrust, ist sich» festgestellt. Das Metorologische Institut zu Berlin hat gelegentlich großer Schießübungen in Deutschland gemeinsam mit den Militär, behörden die Frage untersucht. Prof. Lachmaun, der das gesamte Material bearbeitet hat, fand heraus, daß in der Tat an den Schießplätzen geg-nüber ihren Nachbarorten eine erhebliche Verringerung der Gewittertage im Mittel von 23 Prozenl eintrat Mithin ist wenigstens für ein Witlnungselement der Einfluß des Schießens festgestellt. Für die physikalische Erklärung des Einflusses, den das Schießen auf das Wetter hat, kommen die mit dem Schüsse ausgeschleuderten Gase als maßgebend in Betracht. Regen- Kopsen bilden sich in der Atmosphäre immer um einen Kondensationskern« herum. Vielfach spielen feine Staub» «ornchen die Rollen dieses Kerns; doch haben feine physikalische Messungen gezeiat. daß auch in staubfreier Luft di« Ver» Dichtung des Wafserdampfes zu Tröpfchen um Kondensations- kern« herum stallfindet und daß diese Kerne die äußerst kleinen elektrisch geladenen Teilchen sind, die der Physiker

Der Lieferungsskandal in Frankreich.

Paris, 20. April. DerMatin" erfährt aus Marseille: In der Affaire Coupil ist nunmehr auch der Großkaufmann uud Zeltfabrikant Busserel ver­haftet worden. Busserel hatte durch Schmiergelder große Aufträge zu günstigen Bedingungen von Toupil erhalten. Bisher find 6 Personen verhaftet worden.

Die Neutralen und der Krieg.

England und die griechischen Inseln.

Mailand. 20. April. DieItalia" berichtet aus Athen: Die englische Regierung hat die griechischen Beschwerden wegen Besetzung von Tenedos durch die englisch-französische Flotte bisher nicht beantwortet. Dem auf Tenedos eingetroffenen griechischen Wachkommando wurden keine Hinder­nisse durch die Flottenkommandanten in den Weg gelegt, nur wurde die Besetzung des Telegraphen- Amts verweigert. Inzwischen find, der Athener Embros" zufolge, auch die zwischen Myttlene und Tenedos gelegenen Inseln von den Engländern be­setzt worden.

Chinesische Handelsboykottierung Japans.

Petersburg, 20. April. Der Rajetsch meldet aus Irkutsk: In Schanghai hielten chinesische Kauf­leute eine sehr ernste und bedeutsame Versammlung ab, in der beschlossen wurde, den gesamten kauf­männischen Verkehr mit den Japanern aufzugebe« und strengste Boykottierung sämtlicher japanischer Waren, Banken und Schiffahrtsunternehmungen durchzuführsn. Dem Beschluß wird große Bedeutung und der Bedrohung des japanischen Handels werden die ernstesten Folgen beigemessen.

Die Wirren in Mexiko.

(W.T.B.) London, 20. April. Das mexikanische Konsulat empfing folgende Nachricht aus Veracruz vom 16. April: Die Streitkräfte des Generals Obre- gon brachten heute Villas Truppen eine neue große Niederlage bei North-Calara bei. Villa und 42 seiner Generale hatten die Führung. Die gegner­ischen Truppen verloren 30 Geschütze, 5000 Mauser- gervehre und eine Menge Munition, sowie 14000 Mann. Villa entkam mit dem Rest seiner Leute nach Norden.

Amerika zu den japanischen Forderungen.

(W.T.B.) Peking, 24. April. (Reuter.) Die Vereinigten Staaten haben dem amerikanischen De­

als Ionen bezeichnet. Die atmosphärische Lust enthält stets Ionen, sodaß der Regenbildung auch ohne Staub jederzeit Kondensationskerne zur Verfügung stehen. Daß Flammen Ionen erzeugen, weiß man längst. Es liegt nun nahe, als das Regenbildende beim Schüsse die gewaltige Menge von Ionen anzusehen, die durch die Munitionsflammen entstehen: dazu kämen noch die reinen Rauchgase; auch die Flammen brennender Dörfer und Ortschaften auf den Kriegsschauplätzen müssen natürlich eine Rolle spielen. Bedenkt man, wie lang die Echlachtltnten sind und daß dauernd geschossen wird, so wären nach dieser Theorie alle Bedingungen für die Ent» stehung des Regens durch den Krieg gegeben.

Die deutschen Universitäten im Krieg.

Es ist nicht uninteressant, zu beobachten, wie die deutschen Universitäten und ihre Studierenden sich am Krieg beteiligen. Nach den in verschiedenen Ta­geszeitungen erschienenen Uebersichien beteiligten sich am Krieg von je IM Studenten in Königsberg 84, Tübingen 77, Gießen 74, Kiel 74, Marburg 70, Ro­stock 69, Greifswald 68. Freiburg 68, Halle 66. Göt­tingen 61, Erlangen 61, Heidelberg 60, Jena 57, Leipzig 57, München 56. Berlin 54, Würzburg 52, Straßburg 46, Breslau 46, Bonn 42, Münster 35, Frankfurt 11. Die gute Stelle, die unsere württem- bergische Landeshochschule in dieser Aufstellung ein­nimmt, ist sehr bemerkenswert.

Die Weddigengedächtnisstiftung.

Berlin, 21. April. LautVojfischer Zeitung" erzielte bis jetzt die von dem Ullfteinverlag ein­geleitete Weddigengedächtnisstiftung ein Gesamt­ergebnis von 447000 Mark.

Eine rasche militärische Laufbahn

hat. derPosener Zeitung" zufolge, der Kaufmann Kurt Iausly aus Bromberg zurllckgelegt. Er trat bei Kriegsbeginn als Kriegsfreiwilliger ins Heer, was mit einigen Schwierigkeiten verbunden war. da er früher bei der Musterung wegen Ohrenleidens i nicht zum Militär genommen worden war. Ende! September kam Iausly, der im Alter von 24 Jahren steht, ins Feld, und zeichnete sich nun hier so aus, daß er bereits Anfang November zum Gefreiten beför­dert wurde. Im Dezember erhielt er das Eiserne Kreuz und im Januar beförderte man ihn zum Vize­

sandten in Peking eine Note geschickt, worin der chi­nesischen Regierung mitgeteilt wird, daß die Ber­einigten Staaten auf der Einhaltung einiger (!) Verträge zwischen den Vereinigten Staaten und China zu bestehen gedenken..

(W.T.B.) Petersburg. 20. April. DemRjetsch" wird aus Washington gemeldet: Die Regierung hat in Tokio nach dem Grund für die Entsendung japa­nischer Truppenmassen nach China gefragt. Eine Ant­wort ist bisher nicht gegeben worden.

Aus Stadt und Land.

^ ^ Calw, den 21. April 1915.

Stadtschultheiß Conz

ist, wie wir erfahren, gestern zu kurzem Erholungs­aufenthalt hier eingetroffen. Aus diesem freudigen Anlaß trägt heute das Rathaus Flaggenschmuck. Wir begrüßen mit aufrichtiger Freude unfern tapferen Stadtvorstand in der Heimat, und erlauben uns. im Namen der ganzen Bürgerschaft, dem herzlichen Wunsch Ausdruck zu geben, sein Urlaub möge ihm die verdiente Erholung bringen, damit er wieder gesund und gekräftigt ins Feld ziehen, und, so Gott will, wenn Frieden ist, von der Spitze seines Bataillons weg mit demselben frohen Mut dann an die Spitze seiner Stadtverwaltung treten kann. _

Zum Abschied von Dekan Roos.

Am Montag Nachmittag versammelten sich die Geistlichen des Bezirks Calw mit ihren Frauen und einigen Gästen imBadischen Hof" fast vollzäh­lig um das Haupt der Diözese, Dekan Roos, und seine Familie, der im Anfang der nächsten Woche nach 18(4jähriger Wirksamkeit aus seinem Amte scheiden und in den Ruhestand übertreten wird. Es galt, weil nun einmal geschieden sein muß, feinen Abschied zu begehen. Wie es für den Scheidenden selbst und die Seinigen eine wehmütige Feier war, so auch für die um ihn Versammelten, die seit Jahren gewohnt waren, zu ihm mit vollem Vertrauen und Verehrung aufzufchauen. Schon die ungewöhnlich stattliche Zahl der Anwesenden gab Zeugnis für die Gefühle, noch mehr aber die Worte, welche dem Scheidenden gewid­met wurden. Natürlich und warm kam noch einmal zum Ausdruck ein reiches Matz von aufrichtigem Dank und Liebe, von Wertschätzung und Verehrung für den wohlwollenden und milden, gerne fördernden und herzlich mitfühlenden und mittragenden Vorgesetzten, für den unermüdlichen und gefchäftsgewandten Mit­

wachtmeister. Nach Verlauf von nur drei Wochen wurde er Leutnant der Reserve in seinem Regiment.

Englische Aufrichtigkeit.

In der schweizerischen HalbmonatsschriftWis­sen und Leben" hat vor kurzem Richard Bllhler auf einen Abschnitt aus der englischen ZeitschriftThe United Service Institution" vom Jahre 1909 auf­merksam gemacht, der der Preisarbeit eines englischen Marineoffiziers entnommen ist und in seiner er­quickenden Offenheit und Selbsterkenntnis ein außer­ordentlich grelles und darum um so willkommeneres Streiflicht auf England und seine Beweggründe zum Weltkrieg wirft. Der Wortlaut der angeführten Stelle ist folgender:Wir (Engländer) ziehen nicht aus sentimentalen Gründen in den Krieg. Ich be­zweifle, daß wir das jemals taten. Krieg ist das Er­gebnis von Handelsstreitigkeiten; sein Ziel ist. un­seren Gegnern mit dem Schwerte diejenigen wirt­schaftlichen Bedingungen aufzuzwingen, welche wir für notwendig erachten, um uns kommerzielle Vor­teile zu schaffen. Wir bedienen uns aller denkbaren Vorwände und Anlässe für den Krieg. Ob als Anlaß die Verteidigung oder Erringung einer strategischen Stellung vorgegeben wird, ob der Bruch von Ver­trägen. oder was sonst noch, alle diese Anlässe und Vorwände begründen sich letzten Endes auf dem Han­del aus dem einfachen und maßgebenden Grunde, daß der Handel für uns das Lebensblut bedeutet."

Die deutsche und österreichisch-ungarische Sozialdemokratie.

(W.T.B.) Berlin, 20. April. DerVorwärts" meldet: Der sozialdemokratische Parteivorstand teilt als Ergebnis einer in Wien stattgefundenen Konfe­renz mit, daß die Vertreter der Sozialdemokratie Deutschlands, Oesterreichs und Ungarns am 12. und 13. April eine Aussprache gehabt haben, bei der sich eine volle Uebereinstimmung in ihrer Auffassung er­gab, die Völker in allen Ländern seien unbeugsam entschlossen, mit aller Kraft ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu verteidigen. Es sei aber nur ein Friede möglich, der kein Volk demütige, um das dau­ernde Zusammenarbeiten aller Kulturvölker zu ge­währleisten.