licher Genossenschaften in Württemberg, e. D., Urbanstraß« 12, Stuttgart, bestimmt. 2. Bei der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft wird eine aus fünf Mitgliedern bestehende ,Landesverteilungsstelle für Futtermittel" (Sitz in Stuttgart, Landesgewerbemuseum) eingerichtet. Die Landesverteilungs- stelle regelt die Abgabe der Futtermittel innerhalb des Landes und verteilt die zur Verfügung stehenden Mengen auf die Amtskörperschaften. Borfitzender der Landungsoerteilungs­stelle ist der Vorstand der Zentralstelle für die Landwirtschaft, der im Behinderungsfall vom Berichterstatter der Zentralstelle vertreten wird. Die vier weiteren Mitglieder der Landes­verteilungsstelle werden vom Ministerium des Innern je zur Hälfte aus landwirtschaftlichen und gewerblichen Kreisen be- rufen werden. Die Landesoerteilungsstelle regelt ihren Ge­schäftsgang durch eine Geschäftsordnung, welche der Genehmig­ung der Ministeriums des Innern bedarf. Sie kann vom Ministerium des Innern oder von der Zentralstelle für die Landwirtschaft auch mit Aufgaben bei der Verteilung zucke» haltiger Futtermittel und von Kleie betraut werden. 3 Die Unteroerteilunq derjenigen Mengen von Futtermitteln, welche den Amtskörperschaften zugewiesen werden, kommt den Ober­ämtern zu. Die Berteilungsbehörden haben sich wegen des Bezugs der Futtermittel ausschließlich an die Kaufstelle des Verbands landwirtschaftlicher Genossenschaften zu wenden. 4. Für die gemäß § 6 der Bundesraisverordnung zu treffenden Entscheidungen ist die Zentralstelle für Gewerbe und Handel zuständig. 5. Die Erlassung weiterer Ausfübrungsbestimm- ungen und Anordnungen kommt der Landesoeiteilungsstelle (Ziffer 2), in dringenden Fällen ihrem Vorsitzenden zu.

Calw, den 20 April 1915.

K. Oberamt: Binder.

Bezug von Zuckerrüben.

Die Bezugsvereinigung der Deutschen Land« wirte in Berlin gibt bekannt, dass sie in der Lage sei, in nächster Zeit grössere Mengen frischer Zucker­rüben aus Frankreich und Belgien direkt an Ver­braucher abzugeben.

Der Preis stellt sich auf 60 Pfennige für den Zentner frei Waggon deutsch-französische oder deutsch­belgische Grenze.

Die Ortsdehorden werden ersucht, dies in ihren Gemeinden bekannt machen zu lassen, etwaige Be­stellungen entgegen zu nehmen und dieselben spätestens bis 3V. April an die Oberamtspflege einzusenden.

Calw, den 20. April 1915.

K. Oberamt: Binder.

Fohlenversteigerung.

Am Montag, den 26. April d. I, von vormittags 9 Uhr an, und. jojern der Verkauf an diesem Tag nicht beendet werden kann, am Dienstag, den 27. April d. I., werden in Nlm a. D. im Hofe der Zeughauskaserne 200 aus den französischen Ardennen stammende, der Zentralstelle von dem Generalintendanten des Feldheeres überwiesene Fohlen meistbietend (ohne Rückerstattung des Uebererlöses) ver­steigert.

Calw, den 20. April 1915.

K. Oberamt: Binder.

Amtliche Bekanntmachungen.

Sicherung der Ackerbestellung.

Die Herren Ortsvorsteher werden höherer Anordnung zufolge angewiesen, sich davon zu über­zeugen, ob die anbauwürdigen Grundstücke ihrer Gemeinden nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft bestellt werden und, sofern Anlaß zu der Annahme vorliegt, dass solche Grundstücke unbestellt bleiben könnten, dem Oberamt unverzüglich Anzeige zu erstatten. (Zu vergl. oberamtlichen Erlass vom 16. ds. Mts. im Talwer Tagblatt Nr. 89.)

Calw, den 20. April 1915.

K. Oberamt: Binder.

Verkehr mit Futtermitteln (Körnerfutter, Abfälle der Müllerei, Abfälle der Zucker- und Stärkefabrikation, sowie der Gärungsgewerbe,Oelkuchen.Oelmehle.tierische Produkte und Abfälle, Hilfsstoffe).

Zu der (teilweise im Calwer Tagblatt Nr. 81 bekannt gegebenen) Bundesratsoerordnung vom 31. vor. Mts. hat das K. Ministerium des Innern lautStaatsanzeiger" Nr. 89 unter dem 16. ds. Mts. folgende

Ausführungsbestimmungen getroffen: 1. Kommunaloerband im Sinne der Bundesrats» vrrordnung ist das Königreich Württemberg. Als Landes- bezugsstelle wird die Kausstelle des Verbands landwirtschaft­

stärkungen an die Front bringen werde, oder daß es eine andere bedeutende Aktion plane.

Amsterdam, 20. April. Die Blätter melden aus Vlisfingen, daß der Passagierverkehr mit den Postschiffen der Seelandgesellschaft von und nach England von heute ab für eine Woche eingestellt wird. Dies geschieht im Aufträge der britischen Admiralität. Mit dem DampferPrinceß Juliana" find heute die letzten Passagiere nach England ab­gefahren.

Unsere ll-Boote.

(W.T.V.) London, 20. April. (Reuter.) Der Kapitän des FischdampfersFermo" teilte heute bei seiner Ankunft in Erimsby mit, dass der Fischdam­pferBanilla" gestern früh durch ein deutsches Un­terseeboot torpediert worden sei. DieBanilla" wurde in Stücke gerissen und sank sofort. Der Dam­pferFermo". der sich 300 Pards entfernt befand, wollte zu Hilfe kommen, um die Besatzung des Dam­pfersBanilla" zu retten. Das Unterseeboot hinderte ihn jedoch daran, Beistand zu leisten, indem es einen Torpedo abfeuerte, der aber fehl ging.Fermo" dampfte dann mit voller Kraft heimwärts. (Selbstverständlich sind die Tatsachen hier wieder nach der bei den Engländern geübten Praxis völlig verdreht worden. Der richtige Hergang ist aber trotz­dem deutlich erkennbar, denn die Lüge ist ausseror­dentlich plump gemacht. In Wahrheit hat natürlich der Fischdampfer das Unterseeboot rammen wollen, und so war es ein Gebot der Selbsterhaltung, dass es dem Angriff zuvor kam. Nachdem die Absicht des Fermo" misslungen war, wird sie jetzt scheinheilig als verhindertes Rettungswerk dargestellt. Echt englisch!)

Feindliche O-Boote in der Ostsee.

Berlin, 21. April. Nach demBerliner Lokal­anzeiger" wurde der schwedische SchonerGenius" mit einer Knochenladung auf der Fahrt von Däne­mark «ach Stockholm vorgestern abend ausserhalb des Hafens von Stockholm von einem unbekannten Unterseeboot angehalten, das nicht den deutschen Unterseebooten glich. Der Schoner beantwortete die Frage nach der Beschaffenheit der Ladung und zeigte die schwedische Flagge. Der Führer des Unterseebootes sprach sekr schlecht deutsch. Der Schoner erhielt die Erlaubnis zur Weiterfahrt.

Truppenlandung an den Dardanellen.

Berlin, 20. April. DieDeutsche Tageszeitung" meldet. 28 688 Engländer und Franzosen find an der türkischen Küste bei Enos gelandet. Die Landung wurde durch Kriegsschiffe unterstützt. Die Landungs­truppen und die Schiffe wurden von den türkischen Batterien beschossen.

Dom Kaukasus und den Dardanellen.

(W.T.B.) Konstantinopel, 20. April. Das Große Hauptquartier gibt bekannt: Die Kämpfe an der kaukasischen Front dauern seit 34 Tagen an. In der Nähe der Grenze endeten sie in der Umgebung von Milo zu unseren Gunsten. Der Feind wurde nach der Grenze zurückgeworfen. Gestern versuchte eine Flottille von feindlichen Torpedobooten, sich den Dardanellen zu nähern. Durch unser Feuer wurden sicher zwei feindliche Torpedoboote getroffen. Da­raufhin zog sich die Flottille zurück. Ein türkischer Flieger warf bei einem Erkundungsflug über Tenedos

mit Erf^g Bomben auf die feindlichen Schiffe und kehrte trotz des auf ihn eröffneten Feuers heil zurück. Das türkische TorpedobootTimur Hissar" griff am 14. April mit vielem Erfolg das englische Transport­schiffManitou" im Aegäischen Meere an. Die eng­lische Admiralität gibt zu, dass 100 englische Soldaten dieses Transportes ertranken. Darauf wurde unser Torpedoboot bis nach Chios von englischen Kreuzern und Torpedobootszerstörern verfolgt. Die Besatzung desTimur Hissar" sprengte das Schiff, um es nicht in feindliche Hände fallen zu lassen, in die Lust. Die Besatzung wurde von den griechischen Behörden sehr freundschaftlich ausgenommen. Auf den übrigen Fron­ten hat sich nichts Wichtiges ereignet.

(W.T.B.) Konstantinopel. 20. April. DasHaupt- quartier teilt mit: Nachträglich haben wir Sicher­heit darüber, daß unter den 6 feindlichen Torpedo­booten. die vorgestern nacht in die Dardanellen ein­zudringen versuchten, sich auch 4 Minensuchboote be­funden haben und dass zwei von diesen feindlichen Booten, die durch unsere Granaten getroffen worden waren, in der Meerenge gesunken sind. Von den an­deren Kriegsschauplätzen ist nichts von Bedeutung zu melden.

Die Lage in Ostafrika.

(W.T.B.) Berlin, 19. April. Zur Kriegslage in Deutsch-Ostafrika wird weiter amtlich gemeldet: An einzelnen Kriegsereignissen ist hervorzuheben: Bei Wanga fand ein Patrouillengefecht statt, in dem der Schütze Bossart schwer verwundet wurde. Fort Schirati-Abteilung war am 17. Januar erfolgreich. Die feindlichen Verluste betrugen 4 Europäer, 2 As- kari tot und 9 Europäer, sowie eine unbekannte An­zahl von Askari verwundet. Erbeutet wurden 8 Maultiere, viele Patronen und Lasten. Am 22. Januar beschoss der englische KreuzerAstraea" das Zollhaus auf der Insel Kroate mit 21 Schuss, am 1. Februar den Ort Kiwindje mit 27 Schuss, ohne etwas zu treffen. Am 6. Februar beschoss ein englischer Kreuzer Kisiwani. Der seiner Zeit von den Eng­ländern gekaperte DampferAdjutant" wurde am 6. Februar früh bei einer Erkundungssahrt an der Rufidjemündung nach heftigem Gefecht manöverier- unfähig gemacht und ist gestrandet. Die Besatzung, 1 Offizier, 21 Mann und 2 Farbige wurden gefan­gen; aufAdjutant" 1 Mann tot, einer schwer ver­wundet. Auf deutscher Seite keine Verluste, trotz schweren Bombardements durchHyacinth". Nach Privatnachrichten fielen 4 10,2 und 2 4,7 Centimoter- Geschütze nebst einigen anderen in unsere Hände. DieHyacinth" wurde auch getroffen und rückte mit Volldampf aus. Nördlich Kifumbiro wurde eine 40 Mann starke englische Abteilung durch Abteilung Boch (von Bock?) überfallen. Der Gegner floh nach kurzem Widerstand. Er verlor 17 Tote, darunter 5 Inder. Auf deutscher Seite keine Verluste. Die Engländer haben nach Vernichtung der Gebäude Schiratis die von ihnen stark befestigte Boma-Schi- rati am 3. Februar geräumt und sind nach Maringu gefahren. Schirati ist durch unsere Truppen wie­der besetzt.

Der Kolonialkrieg.

Kapstadt, 20. April. (Reuter.) Die Truppen der Südafrikanischen Union besetzten am Sonntag Seeheim, einen Eisenbahnknotenpunkt in Deutsch- Südwest-Afrika.

Unsere Feinde und der Krieg.

Rußland vor der Revolution?

Berlin, 20. April. Unter dem TitelRusslands Sorgen und Nöte im Spiegel der russischen Presse" ; veröffentlicht dieKreuzzeitung" verschiedene Mit- ! teilungen aus demRusskoje Slowo", demNowoje Wremja" und demRjetsch" in der Zeit vom 1. bis 5. April, woraus die verzweifelte wirtschaftliche Lage hervorgeht, in der sich Russland befindet. Es wird dargelegt, dass Rußland alle nur erdenklichen An­strengungen mache, um in seiner verzweifelten Lage angesichts eines allmählichen wirtschaftlichen Erstick­ungstods Lust zu bekommen. Die Spekulation hat die Lebensmittelpreise auf eine schwindelnde Höhe Hinaufgetrieben. In Kiew kam es zu Ausschreitun­gen wegen des Lebensmittelmangels. In Tiflis musste der Polizeimeister gegen die Habgier der Händ­ler einschreiten. Es herrscht furchtbare Kohlennot, ferner in Kursk eine sehr ernstliche Typhusepidemie, und dazu kommt eine völlige Korruption bis in den Generalstab hinauf, so dass man sich, wieRjetsch" unterm 3. April berichtet, zu einer offiziellen Ver­öffentlichung der peinlichen Angelegenheit der Hoch­verratsgeschichte gezwungen sah. Der Artikel schließt: Was aber in Wirklichkeit in den Tiefen des unge­heuren Reiches vor sich geht, dringt nicht an die Ober­fläche der Presse." Folgende kurze Notiz, die wir im Rjetsch" vom 3 April fanden, wirft ein grelles Licht auf die Lage:Die allrussische Literaturgesellschaft, 1912 gegründet, ist für die Zeit des Krieges auf ad­ministrative Verfügung hin geschlossen worden, eben­so die Gesellschaft russischer Schriftsteller; von ähn­lichen Vereinen existiert augenblicklich in Peteresburg nur noch die Gesellschaft russischer Schriftsteller zur Hilfe für die Opfer des Krieges .... Und während die russischen Heeresmassen zu Hunderttausenden in den Karpathen verbluten, dröhnt schon der Boden dumpf unter dem Tritt unsichtbarer Gewalten: Die Revolution ist im Anmarsch."

Die ahnungsvolleTimes".

(W.T.B.) Berlin. 21. April. DasBerl. Tage­blatt" meldet aus Amsterdam: Der militärische Mit­arbeiter derTimes" schreibt. England müsse ent­schieden sein Augenmerk auf die Verteidigung der Insel richten. Die rege Tätigkeit der deutschen Lust­fahrer deute auf die Absicht der deutschen Flotte hin, etwas zu unternehmen. Es sei schwerlich anzunehmen, dass der Krieg ohne ernsthaften Angriff der deutschen Flotte endigen werde. Darauf müsse man sich durch Vermehrung und Ausgestaltung der Territorials vor­bereiten. Zweifellos werde England diesen Sommer 1 Million Mann auf dem Hanptkriegsschauplatz ha­ben und müsse dazu mehr als 1 Million daheim in Reserve haben. Ist es nicht köstlich, dass immer und immer wieder auf die Möglichkeit eines Angriffs der deutschen Flotte hingewiesen wird gegen Englands Rissenflotte.

Die Zeppelinfurcht in England.

Kopenhagen, 20. April. Der Korrespondent des Daily Express" berichtet, lautDeutscher Tageszei­tung", dass die Deutschen grosse Tätigkeit entwickeln, neue Luftschiffe in Belgien zu bauen. Sie stellen ausserdem grosse Mengen von Brandbomben für die Zeppeline her. Auch seien bereits drei ungeheure Luftschiffhallen erstellt worden, und Deutschland werde jetzt über eine grosse Anzahl von Luftschiffen