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Aus Stadt und Las-

MtensteiK, den 22. Dezember 1937.

Mittwoch Winterbeginu

So steht im Kalender, und schon glitzert es von allen Telephon­drähten, an den Fensterscheiben blühen des Winters eiskalte, kristallene Blumen, und die Hausfrauen bestreuen vereiste Bür­gersteige mit Asche, Viehsalz oder Sägmehl. In der Morgen­frühe auf dem Schulweg versuchen jubelnd die Kinder ihren erstenSchliff". An den Vogelfutterstellen der Fenster geht es lebhaft zu, da klopft neben pickenden, graziösen Meisen aller Art der buntfarbenp Specht mit hartem Schnabel das Fett aus den Nutzschalen. Die Geschäftsleute freuen sich, denn ein rechter Win­ter,kernfest und auf die Dauer", verbürgt auch einen guten Gang der Geschäft. Warme Mäntel, Kleider, Schlittschuhe, Ski- Ausrüstungen, auch Holz und Kohlen, sind dann plötzlich be­gehrte Artikel, und manch einer, der vorher nicht recht wutzte, was er zu Weihnachten schenken solle, greift nun nachWinter­artikeln". Am schönsten aber sind jetzt die Nächte, in denen die Kälte die Erde berührt, die die kleinen Wasser und einzelnen Tropfen zu klingenden Instrumenten werden läßt, auf denen der Winter seine Melodien spielt.

Die nächtliche Ausstrahlung zum Dienstag hatte zur Folge, das; einzelne Teile des Landes Temperaturen hatten, die erheb­lich unter dem langjährigen Mittel liegen. Das gilt diesmal überraschenderweise nicht einmal so sehr für die Hochlagen als vielmehr für Gegenden, deren tiefere Lage gewöhnlich höhere Temperaturen garantiert. Das deutlichste Beispiel dafür ist Stuttgart, das es auf rund 10 Grad Kälte brachte, und damit die Alb und, mit Ausnahme von Freudenstadt, den Echwarzwald an Kälte übertraf. In Münsingen auf der Alb wurden beispielsweise 9,5, in Wildbad 8, in Freudenstadt aller­dings 11,5 Grad Kälte gemessen. Diesem letzteren Wert kam Friedrichshafen mit minus 11 Grad ziemlich nahe. Die tiefste Temperatur in der Nacht zum Dienstag hatte Böblingen mit minus 13 Grad. München, Frankfurt a. M. und Karlsruhe minus 7 Grad, nördlich des Mains Temperaturen von 0 bis minus 3 Grad. Eine Verschärfung der Kälte ist wenig wahr­scheinlich. Es ist eher damit zu rechnen, datz das Wetter langsam milder wird.

Kirchliche Feiertage, an denen gearbeitet werden kann. Nach einem Erlag des württ. Innenministers an die Kreis- und Lrtspolizeibehörden über den Schutz kirchlicher Feiertage ist es rn Erweiterung eines früheren Erlasses insbesondere mit Rück­sicht auf die Erfordernisse des Vierjahesplanes nicht zu beanstan­den, wenn am Erscheinungsfest sowie in den Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung an Mariä Himmelfahrt und an Allerheiligen gearbeitet wird. Unberührt davon bleibt vie Vorschrift der Verordnung, wonach während der ortsüblichen Zeit des Hauptgottesdienstes namentlich öffentliche, den Eottes- oienst unmittelbar störende Versammlungen sowie Auf- und Um­züge verboten sind.

Vorsicht bei der Forstarbeit. Wenn der Winter mit Schnee und Eis naht, wird es lebendig im deutschen Wald. Viele flei­ßige Hände gehen ans Werk, für die Volkswirtschaft zu nutzen, was die Ahnen einst gepflanzt haben: das deutsche Holz. Doch viel Gefahren lauern auf den unerfahrenen Holzarbeiter; auch der in harter Waldarbeit ausgewachsene Volksgenosse darf die Gefahren nie unterschätzen. Unfallverhütung ist notwendiger denn je, die vielen Tausende von Unfällen, gerade auch im Forst, beweisen es. Deutschland kann keinen Mann entbehren, keine Arbeitskraft vermissen! Darum lautet das Gebot der Stunde: Macht Euch vertraut mit allen einschlägigen Bestimmungen; sachverständige Aufseher und Vorarbeiter sind mit Ernst und Hingabe Vorbild, Mahner und Berater der Unerfahrenen!

Wenn der Baumriese durch harte Schläge zu Tode getroffen wankt, ist es zu spät, eine im Fallbereich arbeitende Gruppe zu warnen. Deshalb arbeitet nie im Fallbereich eines Baumes! Das Warnsignal wird meist überhört, die Fallrichtung des Baumes ändert sich oft im letzten Augenblick. Schwere Unfälle ereignen sich auch beim Ausasten, beim Entrinden, Zersägen, Zerspalten und Abrollen von Hölzern. Hier hilft nur eigene Vorsicht und genaue Beachtung der llnfallverhütungsvorschriften. Die Landw. Berufsgenossenschaft steht zu jeder sachdienlichen Auskunft gern zur Verfügung.

Rattenbekämpfungsaktion im Kreis Calw. Ratten können die Maul- und Klauenseuche von einem Hofe zum andern tragen. Besonders dann ist diese Uebertragung möglich, wenn ein Hof desinfiziert wird. Die Ratten ver­lassen daraufhin gern den Hof und wandern in einen benachbarten. Es ist deshalb dringend notwendig, daß den ohnehin schädlichen Ratten schärfster Kampf angeordnet wird. Durch Verfügung des Württ. Innenministers vom 8. 12. d. I. ist daher in den nachstehenden Kreisen eine gemeinsame Rattenbekämpfung angeordnet worden: Back­nang, Böblingen, Calw, Crailsheim, Eßlingen, Freu- denftadt, Hall, Heilbronn, Leonberg, Ludwigsburg, Mergentheim, Oehringen, Stuttgart-Amt, Vaihingen-Enz, Waiblingen. Die Durchführung der Dekämpfungsaktion liegt in den Händen der Landräte, in Zusammenarbeit mit der Reichsarbeitsgemeinschaft Schadenverhütung und der Landesbauernschaft. Die Beschaffung und Auslegung der Meerzwiebelpräparate obliegt den Hof- und Hausbesitzern, bzw. Pächtern selbst.

Hallwangen, 22. Dez. (lleberführung der sterblichen Reste des Dichters Schäff nach Stuttgart.) Gestern er­folgte die lleberführung der sterblichen Reste des aus so tragische Weise ums Leben gekommenen Dichters Heinrich Schäff. Im Fangelsbachfriedhof in Stuttgart, wo seine Großeltern ruhen, wird er zur Erde bestattet. Die Ge­meinde Hallwangen ehrte ihren Dichter und Ehrenbürger bei einer Abschiedsfeier in würdiger Weise. Und nun wer­den seine Reste in Stuttgarts Erde ruhen. Auch Stuttgart hatte seinem bedeutenden Sohn das Bürgerrecht verliehen und wollte ihn deshalb auch dort beerdigt haben.

Wildbad, 21. Dez. Verhaftet und ins Amtsgefäng­nis Neuenbürg eingeliefert wurde eine hier bedienstet ge­wesene Köchin wegen Betrügereien. Das Mädchen hatte es verstanden, unter allerlei Vorbringen von hiesigen Geschäftsleuten kleinere und größere Darlehen herauszu­locken, ohne an eine Rückzahlung zu denken.

Stuttgart, 22. Dez. (Straßenwetterdienst.) Reichs­autobahnen GießenFrankfurt a. M.Karlsruhe und StuttgartUlmLimbach, sowie sämtliche Reichsstraßen: Festgefahrene Schneedecken, stellenweise Glatteis; es wird Gestreut; Verkehr kaum behindert.

Schwarzwälder Tageszeitung"

Nürtingen, 21. Dez. (Turn- und Festhalte.) Der Bürgermeister teilte in der Sitzung der Ratsherren mit, daß für den im nächsten Jahr geplanten Neubau einer Turn- und Festhalle ein Wettbewerb ausgeschrieben werden soll. Zugelassen sind hiesige Architekten und fünf Architekten aus Stuttgart, die bis 15. März Entwürfe einzureichen haben. Das Bauprogramm sieht einen Festsaal mit 1200 Sitz­plätzen mit anschließendem kleinen Saal mit 300 Sitzplätzen vor.

Vodelshausen, Kr. Rottsnburg, 21. Dez. (Brand in einer Brauerei.) Am Dienstag früh brach in der Bierbrauerei und GastwirtschaftZur Linde" ein Feuer aus, das von der Scheune sehr rasch auf das daneben lie­gende Wohn- und Wirtschaftsgebäude Übergriff. Das Brau­haus blieb von dem Brand verschont, dagegen fanden die Flammen in der mit Erntevorräten angefüllten Scheuer reiche Nahrung. Da auch das Wirtschaftsgebäude von dem Brande stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist der Ge­samtschaden sehr beträchtlich.

Unterhäuser!, Kr. Reutlingen, 21. Dez. kW ildfrevler am Werk.) Im Wald stieß der Jagdpächter bei einem Pirschgang auf zwei Wildschlingen, in denen sich ein Reh und ein Hase verfangen hatten. Obwohl man den Wild­frevlern auf die Spur gekommen ist, war es bisher noch nicht möglich, ihrer habhaft zu werden.

Trossingen, 21. Dez. (Noch eine Goldene Me» daillefürHohner.) Der von der Firma Matth. Hüh­ner AG. geschaffene FilmLiebe zur Harmonika" ist vom Internationalen Preisgericht der Pariser Weltausstellung mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet worden. Bekannt­lich hat die Firma für ihre Jnstrumenten-Ausstellung auch einen Grand Prix erhalten.

Tailfingen» 21. Dez. (Richtfest.) Am Sonntag ver­sammelten sich nach dem Hauptgottesdienst recht zahlreich die Mitglieder der hiesigen Evangelischen Kirchengemeinde am Neubau des Evang. Gemeindehauses an der Unteren Bachstraße, um das Richtfest dieses Hauses zu begehen. Der Posaunenchor des Ev. Jungmännervereins leitete die Feier mit einem Choral ein. Hierauf sprach Stadtpfarrer Mül­ler Eebetsworte und richtete ein; Ansprache an die Ge­meinde. Darauf folgten die Richtsprüche der Bauarbeiter.

Mm, 21. Dez. (Todesfall.) Nach schwerem Leiden starb im Alter von 53 Jahren SA.-Brigadeführer Stadtrat Georg Schwäble. Er wurde 1884 in Königsbronn, Kr. Hei­denheim, geboren, diente vier Jahre bei den Almer Kö­nigsgrenadieren und wurde später Steueraufsichtsbeamter im württembergischen Finanzdienst. Im Krieg, in dem er als Frontkämpfer bis zum Feldwebelleutnant aufrückte, holte er sich den Typhus und Malaria, wodurch sein Ge­sundheitszustand stark beeinträchtigt wurde. Dennoch hat er sich mit Einsatz seiner ganzen Kraft schon von 1923 ab in den Dienst der nationalsozialistischen Bewegung gestellt und gründete noch im gleichen Jahr die Ortsgruppe Weingar­ten-Ravensburg der NSDAP. Nach Ulm versetzt, trat Schwäble 1929 in die SA ein und wurde 1932 zum Stan­dartenführer, 1933 zum Oberführer und 1935 zum Brigade­führer befördert. Im gleichen Jahr übernahm er den ver­antwortlichen Posten des zweiten Beigeordneten der Stadt­verwaltung lllm, zugleich als Referent für das Polizei- und Wohlfahrtswesen und Leiter des Sportamts der Stadt lllm

Merrieden, Kr. Lauphsim, 21. Dez. (Marder im H ü h n e r st a l l.) In den Hühnerstall des Landwirts Fritz Gugler hier hat sich dieser Tage ein Marder eingeschlichen, der 17 Junghennen und einem Hahn die Kehle durchbiß.

Vom Allgäu, 21. Dez. (Neues Sportheim.) Das neue Wintersportheim des Polizeisportvereins Stuttgart bei Hirschegg im Walsertal wurde am Sonntag eingeweiht. Es liegt in der Oberau beim Schwarzwasser in der Nähe der Fuchsfarm unterhalb des Hohen-Jfen. Zur Einweihung war eine stattliche Zahl begeisterter Schneeschuhläufer er­schienen. Nach der Flaggenhissung begrüßte der Architekt des Baues, Dr. Zoller-Stuttgart, die Anwesenden und schil­derte das Zustandekommen des Gebäudes. Die Last der Fi­nanzierung trug lange Zeit der frühere Nereinsführer, Po­lizeirat Walther. Es sollte eine gute, gediegene Hütte, ein Sportheim erstellt werden, kein Hotel. Das ist dem Erbauer gelungen. Der Architekt konnte sich der alten Bautradition des Walsertals anschließen und das Haus in die Landschaft einbetten.

NiedUngen, 21. Dez. (Schadenfeuer.) Nachdem erst am Donnerstagabend der größte Teil des Henauhofes bei Buchau durch ein Schadenfeuer eingeäschert worden war. wurde in der Nacht zum Samstag das Anwesen des Säge­werksbesitzers Thurner in Riedlingen von einem Brand« heimgesucht. Die große Scheune brannte vollständig nieder. An den Rettungsarbeiten beteiligten sich tatkräftig di« Mitglieder eines Gesangvereins, die in einem nahen Gast­haus zu einer geselligen Veranstaltung versammelt waren. Es gelang ihnen, das gesamte Vieh in Sicherheit zu brin­gen. Der Brandschaden ist beträchtlich. Man vermutet Brandstiftung.

Bon der bayerischen Grenze, 21. Dez. (Flammentod einer Greisin.) Als sich die annähernd 80 Jahre alte Regina Schwaiger aus Waidhofen am Ofen zu schaffen machte, fingen ihre Kleider Feuer. Im Nu stand die alte Frau in Hellen Flammen. Da zur Hilfeleistung niemand in der Nähe war, erlitt die Greisin schwere Brandwunden, die nach wenigen Stunden zum Tode führten.

Schwere Bluttat iu Aalen

Hauptwachtmeister uiedergeschosse« Der Täter eutleibt sich selbst

Aale», 21. Dez. Am Dienstag früh gegen S.30 Uhr wurde der hiesig« Polizei-Hauptwachtmeister Wilhelm Sommer i« einer Bahnuntersiihruug von einem hiesige« Mann durch fiint Revolverschüsse niedergestreckt. Sommer wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliesert, wo er kurz darnach starb. Der Täter hat sich durch einen Schuß in die Schläfe selbst entleibt. Die Beweggründe zu dieser schweren Bluttat und ihr näherer Hergang sind bi» jetzt «och unbekannt. Die gerichtliche Untersuchung hierüber ist im Gange. Der ermordete Hauptwacht­meister stand i« 4L Lebensjahr und hinterlaßt eine Fra« mit vier Kindern.

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PslichtfammelbezirLe für M- au- Abfallstoffe

Die im Rahmen des Virrjahresplanes durchzusührenden Maß­nahmen zur vollständigen Erfassung und Verwertung aller in D-'»tschIand anfallenden Alt- und Abfallstoffe baden eine strafst und zielbewußte Leitung des Rohproduktengeuerbes erforder­lich gemacht. Mit der Leitung der Fachgruppe Alt- und Abfall- stoffe ist der bisherige Leiter der Wirtschaftsgruppe ambulante» Gewerbe, Hans Heck, beauftragt worden. Durch die Eaubeaus- tragten für Altmaterialerfassung der NSDAP werden de» Händlern und Sammlern des Rohproduktengewerbes Pflichtsam­melbezirke zugewiefen, in denen sie regelmäßig mindestens ein­mal im Monat jede einzelne Haushaltung aufzusuchen habe«. Durch den gleichen Erlaß ist der Geltungsbereich der Wanderge- werbefcheine aus einen Umkreis von 50 Kilometer des Ortes der gewerblichen Niederlassung eines Robproduktenhändlers, oder, falls dieser keine gewerbliche Niederlassung besitzt, seines Wohn­ortes beschränkt. Weiterhin ist künftig verboten, Jugendliche bi» zu 16 Jahren zur Heranschaffung von Altmaterial gegen Zusiche­rung des Erhalts von Spielzeug oder anderen Waren aufzufor­dern. Nach erfolgter Einteilung von Pslichtsammelbezirken wird die regelmäßige Absammlung aller Haushaltungen laufend nachgepriift.

Tarifordnung für den Güterfernverkehr

Am 1. Januar 1937 ist die Reichstarifordnung für die ia Güterfernverkehr beschäftigten Eefolgschaftsmitglieder vom IS. Oktober 1936 in Kraft getreten. In der Zwischenzeit vorgenom­mene Kontrollen haben ergeben, daß die Bestimmungen dieser Tarifordnung nicht durchweg eingehalten wurden. Insbesondere wurden Ueberschreitungen der höchstzulässigen Arbeitszeit fest­gestellt, außerdem wurden die vorgeschriebenen Arbeitsschichten­bücher nicht überall und nicht vollständig geführt. Die restlose Beachtung der Bestimmungen der genannten Tarifordnung liegt im Interesse aller Beteiligten und dient zugleich der Erhöhung der Verkehrssicherheit. Verstöße gegen die Bestimmungen der Tarifordnung werden daher mit Nachdruck verfolgt.

Weihnachten in allen Bauernregeln

Eine Reihe von Bauernsprüchen gibt der Zufriedenheit über eine günstige Witterungslage um die Weihnachtszeit Ausdruck. Einige davon lauten: Weihnachten klar, gutes Weinjahr. Sind Weihnachten die Bäume weiß von Schnee, so sind sie im Frühjahr weiß von Blüten. Ist Weihnachten kalt, kommt der Winter hart and bald. Weihnachten Schnee, Ostern Klee. Besser die Weihnachten knistern, als daß sie flüstern (d. h. al» daß laue Winde wehen). Wenn zu Weihnachten Eis an den Weiden, kann man zu Ostern Palmen schneiden. Wenn es zu Weihnachten flockt und stürmt auf allen Wegen, das bringt den Feldern Segen.

Man sieht, der Bauer begrüßt den Schnee um Weihnachten ebenso wie der Wintersportfreund, wenn auch aus anderen Grün­den. Von schneeloser, grüner Weihnacht hält er nicht viel: Sind die Weihnachten grün, kann man zu Ostern den Pelz anziehn. Weihnachten feucht und naß, gibt leeren Speicher und leere» Faß. Hat Weihnachten Fliegen, so hat Ostern Eisschollen. Grüne Weihnachtsfeier bedeckt mit Schnee die Ostereier. Datz auch dem Menschen grüne Weihnachten nicht günstig sind, sagt er in dem Spruch: Grüne Weihnachten, fetter Kirchhof. Dem Zunehmen des Lichtes nach der Wintersonnenwende wird in drolliger Weise in folgendem Reim Ausdruck gegeben: Am Weihnachtstag wächst der Tag, soweit die Mücke gehen mag; am Neujahrstag soweit der Hahn tratschen mag; am Dreikönigstag soweit der Hirsch springen mag.

seuersgefayr um oeu Tanneuvaum

Es ist nun einmal so, datz der Weihnachtsbaum sehr leicht brennt, wenn man nicht achtgibt. Er wird ja meist schon Tage vor dem Heiligen Abend gekauft und vor dem Kauf hat er ja auch schon mindestens eine Woche beim Groß- und Kleinhändler hinter sich. Die warme Zimmerluft trocknet ihn dann sehr schnell aus. Sobald die ersten Nadeln fallen, ist der Zeitpunkt für eine besondere Aufmerksamkeit gekommen.

Ein paar selbstverständliche und doch sehr einleuchtende Re­geln werden immer wieder außer acht gelassen. Erstens einmal muß man die Kerzen so befestigen, daß über der Flamme keine Zweige in Brand geraten können. Die Kerzenhalter müssen so fest an den Zweigen stecken, daß sie nicht ins Rutschen gerate» und abgleiten können. Darüber hinaus sollte man Kerzen nnr in einer Höhe anbringen, die man ohne besondere Vorkehrungen ohne weiteres erreichen kann. Man soll also nicht erst auf Stühle steigen müssen, um eine Kerze zu löschen.

Beim Anzünden der Kerzen mutz man Lei den obersten Kerze« beginnen. Gerade dagegen wird oft gesündigt, mit dem Ergeb­nis, daß die Kleider in Brand geraten, oder zumindest Schaden erleiden. Sobald eine Kerze bis auf die Kerzenhalter-Fassang niedergebrannt ist, muß man sie unverzüglich auslöschen. Beim Aufstellen des Baumes muß selbstverständlich darauf geachtet werden, oaß er nicht in der Nähe von Vorhängen und andere» leicht entflammbaren Gegenständen steht. Ebenso wenig gehört er auf einen Teppich wegen der fast unvermeidlichen Wach»- tropfen, die man nur schwer wieder herauskriegt.

Es ist wirklich kein Zeichen übertriebener und pedantischer Vorsicht, wenn man in der Nähe eines Weihnachtsbaumes stet» einen Kübel mit Wasser bereithält. Ein Kübel Wasser zur rech­ten Zeit erspart oft das Herbeirufen der Feuerwehr.

Aber auch der Wasserkübel kann nichts nutzen, wenn ihn nie­mand bedient. Das will heißen, daß immer ein Erwachsener im Zimmer sein muß, wenn der Weihnachtsbaum im Lichte der Kerzen erstrahlt. Niemals lasse man die Kinder allein mit de« Baum, niemals gar lasse man den Baum mit brennenden Ker­zen im Zimmer, wenn alle hinausgehen. Wenn die Kerze» ausgepustet werden, dann warte man noch ein paar Minuten, bis auch wirklich kein Funke mehr irgendwo versteckt glimme» kann.

Der Brauch, den Weihnachtsbaum noch an mehreren Abende« nach der Thristnacht zu entzünden, ist fast allgemein, lleberall aber, wo man seststellen muß, daß der Baum ganz besonders stark nadelt", sollte man lieber davon absehen. Denn die Gefahr, daß der Baum in Brand gerät, ist durch herabfallende Nadel» noch größer und man begeht mitunter eine schwer wieder gut zu machende Fahrlässigkeit.

Senkt an die

hungernden Bösel!